Das Dreiergespann aus Mexiko, USA und Kanada setzen sich bei der Abstimmung gegen den Konkurrenten aus Marokko durch. Die Entscheidung ist eine Fifa-typische, hat sie doch vor allem den eigenen monetären Vorteil im Blick.
Man muss sich Gianni Infantino als glücklichen Menschen vorstellen. Der Präsident der Fifa konnte in der Vergangenheit nur eher mittelprächtig verhehlen, welchen der Kandidaten – Marokko oder Mexiko, USA und Kanada – er bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2026 bevorzugt. Kleiner Tipp: Es ist nicht Marokko.
Zwar sollte jemand in Infantinos Position den Bewerbungen neutral gegenüberstehen – aber der Schweizer ist ja für seine Flexibilität in diesen Dingen bekannt. Beim Fifa-Kongress am vergangenen Mittwoch setzte sich dann auch das favorisierte Dreiergespann aus Mexiko, den USA sowie Kanada durch. Von 203 wahlberechtigten Mitgliedsländern der Fifa stimmten 134 für deren Bewerbung, Konkurrent Marokko kam dabei auf 65 Stimmen.
„Heute sitzt ein glücklicher Präsident vor Ihnen“, sagte Infantino dann auch am Ende der Wahlprozedur. Kein Wunder, rechnen die Fifa und ihr Präsident bei einer WM auf dem amerikanischen Kontinent mit Einnahmen von 14,3 Milliarden Dollar – und damit fast doppelt so viel, wie es beim Austragungsort Marokko gewesen wäre. Zudem sind in den drei Ländern bereits die benötigten Stadien vorhanden, im nordafrikanischen Land hätten sie zum Großteil noch errichtet werden müssen. Dass sich die drei gemeinsamen Bewerber derzeit alles andere als freundschaftlich gesinnt sind – egal.
Die WM 2026 wird damit auch ein Turnier der Premieren. Zum ersten Mal richten drei Länder gemeinsam eine Weltmeisterschaft aus; zum ersten Mal ist Kanada Gastgeber (die USA zum zweiten, Mexiko bereits zum dritten Mal); und zum ersten Mal nehmen 48 statt bisher 32 Länder teil. Auch ein Grund dafür, warum die Fifa mit deutlichen Mehreinnahmen rechnet. Infantino wollte die Aufstockung des Teilnehmerfeldes bereits für die WM 2022 in Katar vornehmen, konnte sich mit dem Vorhaben aber nicht durchsetzen.
Nicht nur durch diesen, letztlich gescheiterten, verfrühten Vorstoß wurde offensichtlich, dass Infantino nur die Erhöhung der Einnahmen im Sinn hat. Damit steht er in der Tradition seines Vorgängers und Schweizer Landsmann Sepp Blatter.
Dass der 48-Jährige in den letzten Monaten fast schon verzweifelt nach Quellen für zusätzlich Erlöse suchte, liegt daran, dass noch nicht abzusehen ist, welche Auswirkungen die Korruptionsprozesse in den USA und sowie der Schweiz haben werden; und das auch vermehrt Sponsoren nichts mehr mit der Fifa zu tun haben wollen. Infantinos einziges Versprechen im Zuge seiner Wahl 2016 befindet sich somit in akuter Gefahr: mehr Geld für alle.
Um genau dieses Ziel umzusetzen, schließlich will Infantino 2019 wiedergewählt werden, ist ihm fast jedes Mittel recht. Unliebsame Kritiker wie der ehemalige Chef der Ethikkommission, Hans – Joachim Eckert, dessen Chefankläger Cornel Borbely oder Compliance-Kontrolleur Miguel Maduro wurden von Infantino entmachtet. Und dass mit durchaus zweifelhaften Begründungen. Auch die Bewerbung von Marokko sollte ihm Vorfeld verhindert werden.
Und da wäre noch der Fall Donald Trump. Der US-Präsident hatte all jenen Fifa-Ländern mit Konsequenzen gedroht, die nicht für die Bewerbung von Mexiko den USA und Kanada stimmen würden. Eine derart öffentliche und offensive Einmischung eines hochrangigen Politikers in den Wahlprozess gab es bislang nicht oft. Eigentlich ein absolutes No-go; doch die Flexibilität von Infantino in gewissen Punkten fand ja bereits Erwähnung.
Ral, abseits.at
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