Costa Rica, da war doch was…? Richtig, das kleine mittelamerikanische Land war DIE  Überraschung des Turniers bei der WM 2014 in Brasilien. In der... WM-Analyse Costa Rica: Nicht mehr dasselbe Niveau wie 2014

Costa Rica, da war doch was…? Richtig, das kleine mittelamerikanische Land war DIE  Überraschung des Turniers bei der WM 2014 in Brasilien. In der Todesgruppe mit England, Italien und Uruguay gestartet, galt man gemeinhin als krasser Underdog und nicht mal die kühnsten Optimisten rechneten sich ernsthafte Chancen auf ein Weiterkommen aus. Doch wie heißt es so schön, wenn man keine Chance hat, dann nutzt man sie eben und so beendete Costa Rica als Gruppensieger (!) die Vorrunde. Man schaffte es sogar bis ins Viertelfinale, ehe man im Elfmeterschießen gegen die Niederlande denkbar knapp am Halbfinale vorbeischrammte. Seither sind jedoch vier Jahre vergangen und mittlerweile mit Oscar Ramirez ein neuer Trainer an Bord. Können die Mittelamerikaner diese Leistung nochmal wiederholen?

Zumindest an der Spielanlage von Costa Rica hat sich nichts geändert. Dank der nahezu herausragenden Defensive gelang beinahe der Sprung ins Halbfinale und wurde man die Überraschungsmannschaft des Turniers 2014. Auch 2018 trifft man nach wie vor in einem 5-4-1 auf und rührt in der Defensive den Beton an, um dann via Umschaltspiel vorne zuzuschlagen. Zwar sind die gruppentaktischen Bewegungen nicht mehr ganz so auf dem Niveau von 2014, doch Costa Rica wird auch in diesem Turnier mit seiner guten Defensive den Gegnern das Leben so schwer wie möglich machen.

Ein Volksheld zwischen den Pfosten

Unumstrittene Nummer Eins, Kapitän, Volksheld und Champions-League-Sieger:  Keylor Navas ist das Gesicht seiner Nationalmannschaft und ein sicherer Rückhalt. Bereits 2014 war er einer der entscheidenden Faktoren für das Weiterkommen seines Teams und zeigte immer wieder spektakuläre Paraden, was ihm letztlich die Tür zu Real Madrid öffnete. Für Moreira und Pemberton heißt das natürlich wiederum, dass man es sich auf der Bank gemütlich machen kann. Und das ist wohl auch besser so, denn beide sind noch in der heimischen Liga tätig, was bereits einiges aussagt.

Die Betonmischer stehen bereit

Dass die Defensive das Prunkstück von Costa Rica ist, kommt nicht von ungefähr. Von allen Mannschaftsteilen ist man hier wohl am besten bestückt. In der Innenverteidigung gelten die Legionäre Oscar Duarte (Espanyol) und Giancarlo Gonzales (Bologna) als gesetzt, während die Position neben ihnen noch offen ist. Mit Acosta (Rionegro Aguilas/COL), Waston (Vancouver/MLS) und Calvo (Minnesota/MLS) stehen drei Optionen zur Verfügung, die sich gegenseitig nicht viel nehmen. Die besten Chancen dürfte dabei Acosta haben.

Die Wing-Backs von der Insel

Die beiden Flügelverteidiger-Positionen sind ebenso bereits fest vergeben. Bryan Oviedo( Sunderland) ist nach seiner schweren Verletzung rechtzeitig fit geworden und wird auf links gesetzt sein. Sein Pendant auf der rechten Seite Cristian Gamboa von Celtic ist ebenso ein Fixstarter und mit seiner Laufstärke ein unermüdlicher Arbeiter. Als Ersatz stehen Rónald Matarrita (New York FC) und der junge Ian Smith (Norrköping) bereit, die im Notfall einspringen können.

Blindes Verständnis im Zentrum

Der Kampf um den Stammplatz im zentralen Mittelfeld ist in Wirklichkeit keiner, denn die beiden Positionen sind fix besetzt. Mit Celso Borges von Deportivo La Coruna und David Guzman von den Portland Timbers gibt es bereits ein eigespieltes Duo, welches sich nahezu blind versteht – beide sind wichtige Stützen ihrer Mannschaft. Speziell Borges ist prägend für das Umschaltspiel von Costa Rica. Dahinter hätte man mit Yeltsin Tejeda (Lausanne) und Randall Azofeifa (Herediano/CR) zwei Ergänzungen zur Verfügung, die qualitativ jedoch deutlich zurückfallen.

Ein Schlüsselspieler in der Offensive

Auf den Außenpositionen gilt des weiteren Bryan Ruiz von Sporting Lissabon als gesetzt. Der Offensivspieler ist der entscheidende Ausgangspunkt der Angriffsbemühungen und lenkt das Spiel seiner Mannschaft. Auf der anderen Seite ist das Rennen dagegen noch offen. Zur Verfügung stünden der dribbelstarke Joel Campbell (Betis Sevilla) der eher spielmachende Routinier Christian Bolanos (Saprissa/CR), Daniel Colindres (Saprissa/CR)  und Rodney Wallace (New York FC), also reichlich Optionen für Trainer Ramirez. Der mittlerweile 34-Jährige Bolanos dürfte dabei die besten Karten haben, aber auch Campbell, dessen Karriere insgesamt nicht so verläuft, wie man es vom früheren Ausnahmetalent erwartete, ist ein heißer Tipp.

Flaute im Sturmzentrum

Die Optionen im Sturm sind rar gesät. Als unumstrittener Stammspieler wird der 28-jährige Marcos Ureña von Los Angeles FC ins Turnier gehen. Der US-Legionär ist ein beweglicher Stürmer, der technisch recht sauber agiert, allerdings im Torabschluss so seine Probleme hat. Als Ergänzung stünde Johan Venegas bereit, der in der Heimat bei Saprissa tätig ist und ein athletischer Stürmertyp ist. Notfalls könnte auch Bryan Ruiz auf dieser Position zum Einsatz kommen – dieser wird aber aufgrund seiner Wichtigkeit für den Spielfluss mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Etappe tiefer agieren.

Kann Ramirez den Erfolg seines Vorgängers wiederholen?

Mit Oscar Ramirez tritt ein unbekanntes Gesicht auf die internationale Bühne, der nun vor der Weltöffentlichkeit beweisen kann, dass er auf diesem Niveau bestehen kann. Der 53-Jährige war nämlich sowohl als Spieler, als auch als Trainer ausschließlich in seiner Heimat tätig und feierte bislang nur innerhalb der Grenzen seines Landes seine Erfolge. Er sollte die gute Arbeit seines Vorgängers Jorge Pinto fortführen, was er bislang auch tat und sich daher auch relativ souverän für die Weltmeisterschaft in Russland qualifizieren konnte. Zwar ist die gruppentaktische Arbeit von Ramirez nicht auf dem Niveau seines Vorgängers, doch nach wie vor sind die Costa Ricaner nur schwer zu biegen und erhalten zumeist wenige Gegentore.

Die abseits.at-Einschätzung

Kommt es zu einer Wiederholung des Märchens von 2014? Eher unwahrscheinlich. Costa Rica befindet sich defensiv nicht mehr auf demselben hohen gruppentaktischen Niveau, wie es noch 2014 der Fall war. Zwar ist man nach wie vor ein unangenehmer Gegner und kann auch dem Kontrahenten das Leben schwer machen, jedoch sind die Abläufe nicht mehr ganz so sauber und die Lücken wesentlich größer, als noch vor vier Jahren. Daher startet man auch erneut als großer Underdog in eine Gruppe, in der die Qualität der Gegner durchwegs deutlich höher ist, als die der „Ticos“. Aber das hieß es vor dem letzten Turnier auch…

Dalibor Babic

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