Deutschland ist mit nur 19 Prozent der Internetnutzer, die nach eigenen Angaben die Plattform Twitter nutzen, relativ gesehen Schlusslicht und absolut mit 3,87 Mio.... Die Twitter-Aktivitäten in der deutschen Bundesliga

Deutschland ist mit nur 19 Prozent der Internetnutzer, die nach eigenen Angaben die Plattform Twitter nutzen, relativ gesehen Schlusslicht und absolut mit 3,87 Mio. monatlich aktiven Nutzern im Januar 2019 (Anzahl der Menschen, die laut Twitter mit Werbeanzeigen erreicht werden) nur vor Italien im Vergleich zu den anderen vier großen europäischen Ländern (Frankreich, Italien, Spanien, UK). Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Blick auf die Nutzung in der höchsten deutschen Spielklasse.

Auch wenn jeder Klub bis auf Freiburg, Union Berlin und Paderborn jeder Klub mindestens einen zusätzlichen fremdsprachigen Account hat, wurden nur die deutschsprachigen Accounts betrachtet. Wie sich später jedoch noch herausstellen wird, posten diese Accounts außer der Reihe auch mal fremdsprachig und dies ist dann auch äußerst erfolgreich, weil durch die Verwendung von Mentions und Hashtags nicht nur die Followerschaft aus dem deutschsprachigen Raum darauf aufmerksam wird.
Alle Tabellen sind für jede Spalte sortierbar.


Auf den ersten drei Plätzen in Bezug auf Favorisierungen und Retweets sind die Drei, die dort zu erwarten gewesen sind. Schalke hat es also selbst ohne internationale Spiele geschafft, sich dort zu platzieren. Frankfurt und Gladbach spielten in der EL, wodurch sie mehr Spiele hatten und deshalb eventuell etwas weiter vorne liegen, als denkbar gewesen wäre. Bremen muss trotz der sportlich schlechten Zeit für die gute Platzierung erwähnt werden. Die Werksklubs Leverkusen und Wolfsburg erzielten trotz CL- bzw. EL-Teilnahme nicht so starke Werte. Ansonsten hält die untere Hälfte keine Überraschungen bereit. Die anderen drei Spalten sollen erst später bei den relativen Werten interpretiert und die absoluten Werten dienen hier nur der Übersicht.


Bis auf Schalke, Bremen und Hertha sind die ersten neun Plätze mit Europapokalteilnehmern belegt und diese haben bekanntlich mehr Spiele, was zu mehr Tweets führt. Wolfsburg ist dagegen trotz EL-Teilnahme abgeschlagen. Außerdem haben die größeren Klubs auch größere Medienabteilungen, was ein Grund für die vielen Tweets sein könnte und so auch Schalke, Bremen und Hertha viel posten, ohne international zu spielen.

Für den Bild- und Videoeinsatz (wie viel Prozent der Tweets enthalten mindestens ein Bild bzw. ein Video) zeichnet sich ein gemischtes Bild, sind die größeren Klubs zum großen Teil doch eher sehr verteilt. Bayern hat beispielsweise nur einen Videoeinsatz von 13 Prozent, der FC Augsburg dagegen 23 und der BVB 20 Prozent. In Bezug auf die Bilder gilt Ähnliches, ist doch Hoffenheim mit 63 Prozent führend, Frankfurt hingegen mit 30 Prozent Letzter, wohingegen Bremen und Gladbach mit 54 Prozent im vorderen Bereich zu finden sind.

Hier sind große Diskrepanzen zu erkennen. Machen Retweets bei Bayern und dem BVB fast jeden fünften Tweet aus, gibt es bei Freiburg, Mainz und Bremen kaum welche. Generell ist die Tendenz auszumachen, dass je größer der Klub ist, desto mehr Retweets produziert er. Augsburg, Gladbach und Bremen stellen Ausnahmen dar. Für die Quotes ist die Tendenz sogar etwas stärker. Dies könnte daran liegen, dass die größeren Klubs mehr Personal haben, welches andere Tweets sichten kann, wohingegen die kleineren Klubs mit einer begrenzten Anzahl an Angestellten sich vornehmlich nur auf das Verfassen eigener Tweets kümmern.

Für die URLs (wie viel Prozent der Tweets enthalten mindestens eine URL) ist kein Schema erkennbar, nur die große Differenz von 40 Prozent (Union Berlin) zu 17 Prozent (Mainz) erstaunt. Bei den Mentions hingegen sind bis auf Union Berlin in der ersten Hälfte nur größere Klubs vorzufinden. Dies spricht wieder für die eben genannten These, wonach mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, um andere Accounts einzubinden. Die Nutzung von Hashtags ist wiederum nicht so eindeutig, tendenziell aber so, dass größere Klubs weniger Hashtags benutzen, weil sie es aufgrund einer größeren Followerschaft nicht unbedingt nötig haben, durch Hashtags Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Top 10 Tweets und Top Tweet jedes Klubs
Abschließend werden zunächst die Top 10 der Tweets insgesamt abgebildet, bevor anschließend der Top Tweet jedes Klubs betrachtet wird und diese in der Folge kategorisiert werden.

Es finden sich nur die drei populärsten Klubs + Leipzig im ersten Ranking. Auf den ersten drei Plätzen sieht man einen starken internationalen Einfluss. Bayern gratuliert Rafinha zum Gewinn der Copa Libertadores und dürfte durch den verwendeten Hashtag #CopaLibertadores2019 und die Mentions der Accounts von Rafinha und Flamengo viele Brasilianer angezogen haben. Schalke schaffte es mit dem Tweet, welcher den Sololauf von Kabak im DFB-Pokalachtelfinale gegen Hertha als Video enthält, direkt dahinter. Dabei wurde türkische Sprache benutzt und der Account von Kabak als Mention benutzt. Auf dem dritten Platz gilt Ähnliches für Dortmund, welches Klopp gratulierte und dabei die Hashtags #UCLfinal #TOTLFC #YNWA anwendete.



Folgende Kategorien ergeben sich:

Glückwünsche: Bayern an Ex-Spieler Rafinha, Dortmund an Ex-Trainer Klopp, Bremen und Wolfsburg gratulieren Ex-Spieler Diego zum Geburtstag, Hoffenheim an Adams zum Geburtstag

Häme: Schalke nach dem Derbysieg im April 2019 mit einem Video, in welchem ein BVB-Pinguin von einem S04-Pinguin ins Wasser gestoßen wird

Lobpreisung eines (Ex-)Spielers/Trainers: Kabak von Schalke, Gladbach zur Nominierung für den #BallondOr von terStegen, Frankfurt an Kovac, Mainz an Klopp zum Welttrainer

Sportlicher Erfolg: Aufstieg von Paderborn, Union Berlin und Köln, Einzug von Bremen in das Pokalviertelfinale

Abseits vom Sport: Hopp äußert sich zum Impfstoff gegen das Corona-Virus

Spielerverpflichtungen/-abgänge: Haaland zu Dortmund, Palacios zu Leverkusen, Piątek zu Hertha, Iago zu Augsburg, Jovic von Frankfurt zu Real Madrid, Lichtsteiner zu Augsburg
Es wird deutlich, dass insbesondere bei den südamerikanischen Spielern Rafinha, Palacio, Diego und Iago die Tweets so gestaltet wurden, dass möglichst viele Leute aus der Heimat aufmerksam werden und so zum Erfolg des Tweets beitragen.


Christoph Trompeter