Betritt man in Dänemark Trafiken oder Ticketverkaufsstellen der Bahn fühlt man sich für einen kurzen Moment unweigerlich an langwierige Aufenthalte in österreichischen Magistraten und... Abenteuer U21-Europameisterschaft: Ein Fanbericht – Teil 2

Betritt man in Dänemark Trafiken oder Ticketverkaufsstellen der Bahn fühlt man sich für einen kurzen Moment unweigerlich an langwierige Aufenthalte in österreichischen Magistraten und damit einhergehenden Parteienverkehr erinnert. Für den Erwerb von Zigaretten und Fahrkarten muss man eine Nummer ziehen und artig warten, bis endlich die gewünschte Ziffer am Display aufleuchtet.

Mit den gewünschten Tickets ausgerüstet ging es dann mit dem Zug ins 75 Kilometer entfernte Viborg. Diese kleine Stadt mit 36.000 Einwohnern liegt ziemlich genau in der Mitte der restlichen Austragungsorte und hielt es aufgrund seiner Größe wohl nicht für sonderlich angebracht, den Weg zum Stadion ausreichend zu kennzeichnen. Vom Stadion weg findet man noch ein Schild, danach gab es nur noch Tafeln auf denen ein Kreis zu sehen war – keine weitere Information. Die beiden Wiener interpretierten das Symbol als Stadion und entschieden sich gleich bei der ersten Kreuzung für die falsche Abzweigung, womit umgehend die gesamte Stadt inklusive Fanzone freiwillig unfreiwillig samt wundervollem Ambiente an einem großen See bewundert werden konnte.

NICHT WEITLÄUFIG ABER GEWOHNT TEUER

Die Fanzone ist wie schon in Aarhus klein aber fein und befindet sich jeweils im Stadtzentrum, umgeben von mehreren wundervollen Gebäuden wie einem Museum und dem städtischen Rathaus. Die Stimmung vor den Leinwänden war stets sehr entspannt und gemütlich und neben musikalischer Unterhaltung konnte man seine eigenen Fußballkünste unter Beweis stellen, oder Nachrichten für die anderen Fans auf den aufgestellten Tafeln hinterlassen. Zu bestimmten Zeiten gab es in den Fanzonen auch noch Gesprächsrunden mit ehemaligen Fußballstars, die während unserer Anwesenheit mit mäßigem Interesse verfolgt wurden. Die Preise waren natürlich, wie schon bei der EM in Wien und unter UEFA Regentschaft im höheren Segment angesiedelt.

TOP-PERIPHERIEBEDINGUNGEN IN VIBORG

Nachdem also die Stadt besichtigt wurde und das Kreissymbol als Zeichen für einen Kreisverkehr identifiziert werden konnte, kamen wir beim Schmuckkästchen in Viborg an. Das Gelände besticht durch eine benachbarte Veranstaltungshalle und großen, an das Stadion angeschlossenen Räumlichkeiten, wovon einige Klubs in der heimischen Bundesliga nur träumen können.
Das Stadion war beide Male rund zur Hälfte gefüllt und bot eine äußerst gemütliche Atmosphäre für die Beobachtung zweier Fußballspiele. An dieser Stelle sollte auch noch ein negativer Punkt besprochen werden: Mit dem Schlusspfiff gab es weder in Aarhus, noch in Viborg im Stadion die Möglichkeit, sich an den Imbissständen zu stärken. Diese Vorgabe kam wahrscheinlich von der UEFA, jedoch sollte man die daraus resultierende Gewinnreduktion nicht unerwähnt lassen.

HALBZEIT-SHOW VON SPANIENS U21

Die Fans der tschechischen Nationalmannschaft waren beide Male verhältnismäßig stark vertreten, wobei während der zweiten Partie eher die spanischen Fans den Ton angaben – die heimische Bevölkerung konnte offenbar dem Ruf der Furia Roja nicht widerstehen und vor allem junge Mädchen machten keinen Hehl aus ihrer Zuneigung zu Barcelona-Jungstar Bojan Krkic. Dieser kam zwar nicht zum Einsatz, sorgte allerdings gemeinsam mit seinen Kollegen für eine sehr unterhaltsame Pausenshow mit vielen technischen Gustostückerln beim „Aufwärmen“, das eher als Stolzieren der spanischen Talente zu bezeichnen war. Die Torhüter zauberten am Feld und ein Feldspieler mimte den segelfreudigen Torhüter – wenn sich die Gelegenheit bot, ließ er sich ebenfalls nicht die Möglichkeit nehmen per Fallrückzieher abzuschließen.

AUCH ÖSTERREICH WAR DABEI!

Zum Abschluss möchte ich noch zwei österreichische Verbindungen zur U21-Europameisterschaft in Dänemark herstellen:
1.) Lars Söndergaard, der die Wiener Austria unter Anderem ins Viertelfinale des UEFA-Cups geführt hat, ist aktueller Trainer von Viborg FF.
2.) Robert Schörgenhofer ist einer von sechs EM-Schiedsrichtern und pfiff das letzte Spiel, das wir uns im Zuge unserer Reise ansehen konnte, Spanien gegen Tschechien. Er zeigte dem spanischen Spielmacher Juan Mata und Kapitän Javi Martinez wegen Reklamierens in einer Aktion die gelbe Karte, spätestens hier war klar: Ja, das ist unser Robert.

Nach der Partie hieß es noch ein letztes Mal die dänische Gastfreundlichkeit und die extrem langen Tage genießen (dunkel wird es gegen 23 Uhr), bevor es nach vier Partien, sechs Tagen und unzählbaren neuen und wertvollen Erfahrungen wieder nach Wien zurückging. Dänemark ist in jedem Fall eine Reise wert, jedoch sollte man sich auch stets über die hohen Kosten in allen Bereichen im Klaren sein.

Daniel Walter, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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