Anekdote zum Sonntag (12) – Of mice and men
Fankurve 14.Dezember.2014 Marie Samstag 0
Damir Grloci war in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren einer von zwei Profis bei Sturm Graz. So benahm er sich auch. Besonders professionell waren sein Schmäh, sein Bierkonsum und sein Zigarettenverbrauch. Unter einem Krügerl nach dem Match ging nichts. Ob er auch schon vor dem Anpfiff Hopfen und Malz getankt hat? Es wäre nicht erstaunlich. Viel erstaunlicher ist, dass Grloci nach eigenen Aussagen vor jedem Spiel so nervös war, dass er von Trainer Springer eine Beruhigungstablette verabreicht bekam. Beruhigt hat diese ihn aber nicht wirklich: Es kam vor, dass der nach Eigenlob „bestes (sic!) Tormann weit und breit“ den Strafraum auf Händen durchwanderte, Zuschauer mit Schneebällen beschoss und gegnerischen Stürmern nach Angriffsversuchen durch Applaus Respekt zollte. „Ich wollte die Menschen am Platz dauernd unterhalten und das ist mir, glaube ich, auch gelungen.“, erzählt der Kult-Torhüter Jahre später.
Grlocis Fähigkeiten sind mehr als durchschnittlich: Einmal köpft der Slowene einen gegnerischen Schuss an die Latte und fängt den Ball dann hinter seinem Rücken. Ähnlich wie Ernst Happel, der gewisse Flanken gerne mit seinem Allerwertesten herunterholte. Auch seine Erscheinung ist originell: Mit Tweed-Kappe auf dem Scheitel und Bier in der Hand betritt er das Spielfeld. Ehe er 1968 seinen Humpen hinter einer Jakomini-Torstange parkt, ist der 1940 Geborene für seinen Stammverein, den NK Maribor, aktiv. Als Wunschspieler des Kärntner Sturmtrainers Gerd Springer wechselt er an die Mur und küsst dort mit Mitspielern wie Heinz Schilcher oder dem Sturmduo Robert Kaiser und Alfred Murlasits die schwarz-weiße Fußballkultur wach. Bei Heimspielen ist die „Gruabn“ oft randvoll, die Mannschaft spielt tollen Fußball. 1968/1969 kann Sturm erstmals um die Tabellenspitze in der höchsten österreichischen Spielklasse mitkämpfen. Auch ein Jahr später duellieren sich die Grazer mit dem Wiener Sportklub, der Austria, Rapid und Wacker Innsbruck um den Meistertitel. Noch werden sie undankbarer Dritter und ihr Trainer wird 1970 durch den Ungarn János Szép ersetzt.
Ein Spiel wird dem konditionsaffinen Übungsleiter Springer aber besonders in Erinnerung geblieben sein: Sturm Graz gegen Rapid Wien. Damir Grloci langweilt sich. Die starke Viererkette mit Heinz Russ, Wilhelm Huberts, Franz und Manfred Reiter hält jegliche Beschäftigung von ihm fern. Es regnet, es ist kalt, er ist arbeitslos. Da erblickt er im Sechzehner ein herumirrendes Nagetier und lässt sich auf ein Duell Mann gegen Maus ein. Mit seiner Tweed-Kappe gelingt es ihm das Tier zu fangen, während seine Kollegen gerade einen Angriffsversuch nach dem anderen gegen das Rapid-Tor laufen. Grloci zeigt die gefangene Maus den verdutzten Zuschauern und reicht sie dann durch den Zaun an die erste Reihe weiter. Sein bayerischer Kollege Sepp Maier wurde zum „Nachahmer“ und machte Jahre später einmal Jagd auf eine verirrte Ente. Im Gegensatz zu Grloci blieb Maier bei seinem „fishing for compliments“ aber erfolglos. Später behaupteten so manche, der Slowene hätte die Maus bereits als Leiche auf das Spielfeld gebracht. Wahrheit oder Lüge? Es wäre dem Clown jedenfalls zuzutrauen.
Marie Samstag, abseits.at
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