Seit Sommer diesen Jahres trägt Türkgücü München seine Heimspiele in der Regionalliga Bayern doch in einer gewissen Regelmäßigkeit im Städtischen Stadion an der Dantestraße... Das Münchner Dantestadion: Eine Perle, die keine kalt lässt

Seit Sommer diesen Jahres trägt Türkgücü München seine Heimspiele in der Regionalliga Bayern doch in einer gewissen Regelmäßigkeit im Städtischen Stadion an der Dantestraße aus. Diese 1928 eröffnete und 12.000 Zuschauern Platz bietenden Perle sollte man daher auf jeden Fall gesehen haben, ist sie doch sehr geschichtsträchtig. Bis zum Bau des Münchner Olympiastadions war es eigentlich der Plan der Stadt, dass an diesem Ort das Münchener Großstadion stehen sollte und dieses einmal sogar 32.000 Besuchern Platz bieten sollte.

Türkgücü München – SpVgg Ansbach 2:2 (1:2)

Fußball würde hier in den bald letzten hundert Jahren aber nur sehr selten gespielt. Neben der Beheimatung von Wacker München von den Jahren 1963 bis 1972 fanden hier nur sporadisch Veranstaltungen statt, bei denen dem runden Leder nachgejagt wurde. Dem Eierlaberl wird hier aber bei weitem öfters nachgejagt, ist das Dantestadion, wie es in der Kurzform genannt wird, aktuell die Heimstätte der American Football Teams Munich Cowboys und München Rangers.

Um einmal hier ein Fußballspiel zu sehen, fahre ich nach München und komme mehr als zeitgerecht in den Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg. Dort betrete ich nach einem kleinen Spaziergang samt Einkaufsbummel das seit 2022 unter Denkmalschutz stehende Stadion. Ich bin bei Weitem nicht der einzige Stadionsammler hier, denn aufgrund der Länderspielpause sind zahlreiche Hopper aus allen Ecken der Bundesrepublik Deutschland nach München gekommen und so verfolgen heute 470 Besucher die Begegnung von Türkgücü München gegen die SpVgg Ansbach. Unter den 470 Zuschauern finde sich auch bekannte Gesichter aus der Heimat und so kann ich während des Spiels mit zwei ebenfalls aus Österreich angereisten Hoppern ein wenig plaudern.

Tabellarisch liegen die Gastgeber am Ende des Klassements der Regionalliga und haben in der bisherigen Saison erst zwei Punkte geholt. Damit hat man die rote Laterne ziemlich einzementiert. Der heutige Gegner, der Aufsteiger aus Ansbach, befindet zwar ebenfalls in der unteren Tabellenhälfte, hält aber punktemäßig Schritt mit den anderen Teams im Tabellenkeller, sodass man auch nicht auf einem Abstiegsplatz liegt.

Das Stadion ist derzeit bloß zur Hälfte renoviert, sodass die Stehstufen auf der Gegengerade und die daran anschließenden Stehplatzbereiche in den Kurven für die Besucher nicht zugänglich sind. Die anderen beiden Hälften der Kurven, die sich hauttribünenseitig befinden, sind renoviert und mit Sitzbänken versehen, ebenso wie der unüberdachte Längsseitenbereich. Über diesem thront die vom Rest des Stadions baulich getrennte und überdachte Sitzplatztribüne, die diesem Stadion seine einzigartige, fast schon nostalgisch anmutende Note verleiht.

Auf dem Rasen setzen die Gäste aus Ansbach das erste Ausrufezeichen, denn Weeger bringt den Favoriten aus Franken bereits in der 18.Minute in Führung. Doch die aus der Metropolregion Nürnberg stammenden Gäste können sich nicht lange über diese Führung freuen, denn Bekaj erzielt in der 24.Minute den Ausgleich für Türkgücü. Vier Minuten später machen sich die aus Ansbach mitgereisten Anhänger lautstark bemerkbar, denn Sperr bringt die Gastmannschaft erneut in Führung. Es sind gar nicht einmal so wenige Besucher aus Ansbach hier, aber einen organisierten Support gibt es heute leider nicht.

Nach dem Seitenwechsel verflacht diese Begegnung etwas und es kommt zu weit weniger Torraumszenen, als noch vor der Pause. Ansbach ist darauf bedacht diese Führung über die Zeit zu bringen und dies scheint auch zu gelingen. Türkgücü ist im Angriffsdrittel zu harmlos und so fühlt sich Ansbach schon wie der sichere Sieger. Doch Türkgücü startet in der Schlussphase noch ein unerwartetes Offensivfeuerwerk, sodass der Ausgleich durch Gerstmayer in der 88.Minute nicht einmal unverdient ist.

Die Münchner wissen aufgrund ihrer Tabellensituation aber genau, dass ihnen dieser Punkt nicht sehr viel bringt und so versucht man in der Nachspielzeit noch den dritten Treffer nachzulegen. Ansbach ist nun natürlich verwundbar, aber sich auch bewusst, dass man dieses Spiel nicht völlig aus der Hand geben will. Somit beschränkt man sich bis zum Schlusspfiff auf die Defensive und nimmt immerhin einen Punkt mit nach Hause. Türkgücü spielte heute aber sehr motiviert und zeigte wirklich Moral. Solche Leistungen wird man in Zukunft jedoch dauerhaft brauche, um zumindest Siege gegen die direkten Konkurrenten einfahren zu können. Dies ist notwendig, will man sich nicht aus der Viertklassigkeit verabschieden.

Für mich geht es nach dem Schlusspfiff schnell aus dem ehrwürdigen Dantestadion hinaus, denn es sollte um 17.00 Uhr in der Kreisklasse München heute noch ein weiteres Spiel auf dem Programm stehen.

TSV Steinhöring – TSV Grafing 1:0 (0:0)

Von München ging es wieder zurück in Richtung Osten, wo an der Grenze zum Kreis Inn/Salzach noch in der Kreisklasse München in der Gruppe 6 gespielt wurde. Die Kreisklasse ist die neunte Spielklasse und daher auch schon eine Liga, die eher selten besucht wird und wenn, dann meistens in Kombination mit einer anderen Begegnung. Das war auch heute so der Fall.

Kurz vor Spielbeginn um 17.00 Uhr wird die zum Kreis Ebersberg gehörende Gemeinde erreicht und ich geselle mich zu den 100 Zuschauern, die gerade auf die beiden Mannschaften warten, die sich ihrerseits zum in Kürze stattfindenden Einlauf bereit machen. In der Sportanlage am Maximiliansee findet das Gipfeltreffen der Liga statt, denn der Tabellenführer vom TSV Steinhöring trifft auch die Nachbarn vom TSV Grafing, die ihrerseits am zweiten Tabellenplatz der Kreisklasse 6 im Kreis München des BFV liegen.

Die Sportanlage verfügt zwar über keine Tribüne, jedoch hat man an den Längsseiten Möglichkeiten sich aufzuhalten und auf der Gegengeraden, die an den doch recht beschaulichen Maximiliansee grenzt, auch einige Sitzbänke. Die Hintertorseite in Richtung Nordwesten verfügt sogar über eine Kurve, auf der man es sich an der Anhöhe bequem machen und das Spielfeld gut überblicken kann. Dennoch bevorzugen die meisten Besucher den Stehplatzbereich vor dem Klubhaus und dem Durchgang zu einem griechischen Restaurant, das während des Spiels die Versorgung der Zuschauer übernimmt. Erwähnenswert ist auch noch der auf dem Kabinengebäude aufgemalte Schriftzug „TSV Steinhöring“ samt ebenfalls aufgemaltem Wappen darunter.

Spielerisch bekommt man in der ersten 45 Minuten eine Kost serviert, die man sich erwartet, wenn man sich Kreisklassenfußball anschaut. Beide Teams sind zwar bemüht, aber Tore fallen auch keine. Dies sollte sich nach dem Seitenwechsel ändern, denn zwei Minuten nach dem Wiederbeginn sorgt der gerade eingewechselte Lechner für den Steinhöringer Führungstreffer. Dieser ist durchaus verdient, war man doch bis dato die aktivere Mannschaft.

Auch nach dem Gegentreffer hat man das Gefühl, dass Steinhöring das bessere Team ist, aber Grafing zeigt sich auch bemüht. Klare Torchancen sind hingegen Mangelware und so läuft Grafing hier die Zeit davon, um noch etwas Zählbares mitnehmen zu können. Während hier doch einige Gesichter, die ich schon zuvor im Dantestadion gesehen habe, noch die Schlussminuten verfolgen, mache ich mich schon auf den Wag mach Wasserburg, wo noch ein Spiel um 19.00 Uhr angesetzt ist.

Als ich dort beim Stadion ankomme, stehe ich zwar nicht vor verschlossenen Toren, aber alleine und in Dunkeln im Innenraum des Stadions. Das Spiel wurde aufgrund der Platzverhältnisse kurzfristig abgesagt. Etwas verwunderlich, hat es hier doch vor zwei Tagen das letzte Mal geregnet und hat die erste Mannschaft des TSV Wasserburg doch am Freitagabend, sogar auf einem anderen Platz, spielen können. Als Österreicher würde man diese Absage als Frotzelei bezeichnen, zumal ja auch in Steinhöring gespielt wurde. Dort habe ich immerhin nichts mehr verpasst, denn es blieb beim 1:0 für den TSV Steinhöring. Auch trotz dieser Absage war der Ausflug nach Bayern ein toller Erfolg und wer einmal in der Münchner Gegend ist, dem kann ich nur einen Besuch im Städtischen Stadion an der Dantestraße ans Herz legen.

Es folgen einige Impressionen, die sich per Klick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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