In den vergangenen Tagen war das Burgenland durch den Bankenskandal und die folgende Auflösung des SV Mattersburg auch in fußballerischer Hinsicht ausschließlich negativ in... Der SC Eisenstadt ist wieder zu Hause!

In den vergangenen Tagen war das Burgenland durch den Bankenskandal und die folgende Auflösung des SV Mattersburg auch in fußballerischer Hinsicht ausschließlich negativ in den Medien vertreten. Von den 28 Vereinen in den beiden höchsten österreichischen Fußballligen der Männer kommt somit kein einziger Verein mehr aus dem einwohnerärmsten Bundesland. Mitten in diese negativen Nachrichten hinein folgte allerdings aus der Landeshauptstadt ein gewaltiges Lebenszeichen, denn der SC Eisenstadt kehrt nach 13 Jahren wieder in die eigene Stadt zurück. Grund genug um diesem Ereignis einen Besuch abzustatten.

Große Bundesligazeiten im Lindenstadion

Insgesamt 13 Saisonen verbrachte der SCE mit Unterbrechungen im Zeitraum von 1968 bis 1987 in der Bundesliga. Der Höhepunkt dieser Zeit gelang aber auf der internationalen Fußballbühne mit dem Gewinn des Mitropacups 1984. Die Heimstätte des Vereins war dabei das 14.700 Zuschauer fassende Lindenstadion, bei dem wir vor dem heutigen Spiel genauso wie beim Schloss Esterházy noch vorbeischauten. 2007 wurde das Stadion für baufällig erklärt und der damalige Regionalligist musste auf Sportanlagen in der Umgebung ausweichen. Heute finden sich hier mit den Stufen der ehemaligen Tribüne, dem Vereinshaus sowie dem Eingangsbereich noch schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten. Jedem Liebhaber von Stadionnostalgie sei ein Besuch hier ans Herz gelegt.

Der Absturz des 1907 gegründeten Vereins begann bereits weit vor dem Ende des Lindenstadions, das dann allerdings das endgültige Aus des jahrelangen fußballerischen Aushängeschildes des Burgenlandes besiegelte. Die Saison 2007/08 sollte die Letzte des SCE werden und es dauerte anschließend bis ins Jahr 2016, ehe es zur Neugründung kam, die zunächst allerdings alles andere als von Erfolg geprägt war. Zur Saison 2018/19 war es dann allerdings tatsächlich endlich wieder soweit und der SC Eisenstadt stieg in der 2. Klasse des burgenländischen Fußballverbandes ein.

Sportclub Eisenstadt – SC Neusiedl am See 1-3

8.8.2020, Leichtathletikarena Eisenstadt, BFV-Cup 1. Runde, 310 Zuschauer

Nachdem die vergangenen 1 ½ Saisonen in Schützen am Gebirge eine vorübergehende Heimat gefunden wurde, ergab sich auch diesbezüglich jetzt endlich wieder ein Licht am Ende des Tunnels und es konnte sich auf eine Nutzung der erst im Mai 2020 eröffneten Leichtathletikarena in Eisenstadt geeinigt werden. Dass zum ersten Spiel hier dann ausgerechnet der SC Neusiedl am See gastierte verleiht dem Ganzen noch einen zusätzlichen sehr schönen Nebeneffekt, denn immerhin kommt es somit zur Neuauflage des „Kaffeederbys“.

Warum Kaffeederby? Diese durchaus kuriose Bezeichnung findet ihren Ursprung in den Bundesligasaisonen 1982/83 und 1983/84, in denen der SC Eduscho Eisenstadt auf den SC Alvorada Neusiedl traf. Bei brütender Hitze war die Zuschauerzahl durch die COVID19-Auflagen in der Leichtathletikarena auf 310 Besucher begrenzt, die am Ende auch vollständig ausgeschöpft wurde. Da es hier zumindest aktuell noch keine Sitzplatztribüne gibt, wurde das Konzept mit Markierungen auf den aufgestellten Bänken umgesetzt. Immerhin verfügt die Längsseite aber über eine Überdachung und vielleicht lässt sich mit kleineren Adaptierungen hier noch etwas mehr Heimspielatmosphäre erzeugen.

Vorerst überwog aber sowieso mal die Freude endlich wieder in der eigenen Stadt eine Partie austragen zu können. Gegen den Regionalligisten aus Neusiedl startete der SCE nach einigen Eröffnungsreden natürlich als klarer Außenseiter in diese erste Runde des burgenländischen Landescups und nach einem frühen Elfmetertor der Gäste schien sich die Begegnung auch genau in diese Richtung zu entwickeln. Die Eisenstädter Elf machte zunächst den Klassenunterschied durch viel Leidenschaft allerdings gut wett und so gelang nur einige Minuten später durch einen Kopfball-Treffer von Thomas Barilich sogar der doch überraschende und vielumjubelte Ausgleich. Mit dem ersten Treffer des SCE seit 13 Jahren in Eisenstadt war das somit auch ein historischer Moment.

Obwohl Eisenstadt anschließend defensiv kompakt stand und wenig zuließ, gelang dem NSC im ersten Durchgang doch noch der neuerliche Führungstreffer. Auch nach Wiederbeginn zeigte sich ein ähnlicher Spielverlauf und mit dem 1-3 in der 56. Spielminute schien die Partie entschieden. Ob der drückenden Hitze schwanden dann langsam auch die Kräfte etwas, dennoch gelang es dem Team aus der Landeshautstadt dank einer engagierten Leistung eine höhere Niederlage zu verhindern und so blieb es letztlich bei diesem Ergebnis.

Fazit

Trotz dieser Niederlage darf der SC Eisenstadt durchaus stolz auf die Leistung gegen den Regionalligisten aus Neusiedl sein und mit solchen Auftritten gehört der SCE in der 2. Klasse sicherlich zu den Aufstiegsanwärtern. Auch das Rundherum in der Leichtathletikarena darf insgesamt als sehr gelungen bezeichnet werden. Jetzt heißt es mit kontinuierlicher Arbeit sowohl sportlich als auch infrastrukturell die nächsten Schritte zu gehen um diesen Traditionsverein wieder weiter nach oben zu bringen. Es würde nicht nur dem Sportclub Eisenstadt, sondern dem ganzen Burgenland guttun.

Andreas Maukner, abseits.at

Andreas Maukner