Die Vereins-Philosophie des FC Bayern ist seit unzähligen Jahren von dem bajuwarischen Bonmot „Mia san Mia“ geprägt, was soviel bedeuten soll, wie „Wir sind der FC Bayern, wir gehen unseren Weg und niemand bringt uns davon ab!“. Das hat in den 00er-Jahren bis auf die aus Bayern-Sicht blasphemischen Endungen 02 (ein Team aus Westfalen, das die falschen Investmentberater hatte), 04 (ein Team aus dem Norden, dessen damaliger „Kugelblitz“ bis vor kurzem für den FC Dschungelcamp stürmte), 07 (der Emporkömmling aus Schwaben, der danach im Mittelmaß landete) und 09 (als Magath noch wusste, dass man Fußball nur mit elf Mann spielen darf) auch gut funktioniert.
Diese Anordnung der Jahreszahlen weist nicht umsonst ein paar Lücken auf: nach diesen kurzen Unregelmäßigkeiten in den Meisterschaftsplanungen des FC Bayern, konnte man direkt die natürliche Ordnung im Naturschutzgebiet Bundesliga wieder herstellen. Im neuen Jahrzehnt bekommt der FC Bayern bisher noch kein Bein auf den Boden (sieht man mal von 2010 ab, wo aber auch längst nicht alles so großartig lief, wie man es im Nachhinein darstellte) – woran die „Mia san Mia“-Philosophie wohl nicht ganz unschuldig ist.
Der FC Bayern des neuen Jahrzehnts scheint festgefahren in den (Wahn)Vorstellungen der eigenen Dominanz oder wie man es auf gut deutsch auch ausdrücken kann: man schmorrt in München im eigenen Saft – indem man langsam zu ertrinken droht. Das Adjektiv „langsam“ trifft dabei, was das eigene Spiel betrifft, den Nagel auf den Kopf: Das Spiel der Bayern ist seit Louis van Gaal viel zu statisch und unflexibel angelegt. Man verlässt sich in der Spielgestaltung zu sehr auf Bastian Schweinsteiger (der zugegebener Maßen noch nicht fit ist), Franck Ribery, Arjen Robben und den eigenen Ballbesitz.
Auf das Spiel von Robben scheint sich nun auch der letzte Bundesligaverteidiger eingestellt zu haben, was wohl auch daran liegt, dass der Holländer in dieser Saison nur ein Schatten seiner selbst ist, der das Spiel des FCB eher zu hemmen scheint, als im Impulse zu geben. Zudem scheint man in München vergessen zu haben, dass im Fußball derjenige gewinnt, der am Ende mehr Tore als der Gegner erzielt – nicht die Mannschaft mit dem meisten Ballbesitz. Ein Trugschluss, dem man schon seit zwei Jahren erliegt. Falls der Gegner aus einer geordneten Defensive heraus agiert – siehe Gladbach – fällt der Mannschaft einfach keine passende Lösung ein, was man mit dem ganzen Ballbesitz den nun am besten anstellt und ergibt sich der eigenen Lethargie.
Diese fehlenden Alternativen ergeben sich nicht nur ein aus einem taktischen Defizit, sondern beschreiben auch ein personelles Dilemma, was zu einem der Kernprobleme der Münchner der letzten Jahre führt: die Transferpolitik der Führungsriege um Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Christian Nerlinger. Man muss deutlich sagen, dass in diesem Bereich seit Jahre die falschen Entscheidungen getroffen werden, man zu spät oder gar nicht reagiert. Während der Konkurrent aus Dortmund unter Jürgen Klopp seit dessen Amtsantritt eine konsequente und durchdachte Transferpolitik verfolgt, fehlt bei den Bayern jeglicher Ansatz einer ganzheitlichen Philosophie bei den Transfers; die taktische Ausrichtung, sowie Flexibilität scheint in diesem Punkt keine Rolle zu spielen. Adäquater Ersatz für „Robbery“ fehlt genauso wie eine Alternative zu Schweinsteiger und Philipp Lahm. Auch in der Abwehr sind die Münchner mehr als dünn besetzt. Von den Neuzugängen konnte sich bisher – bis auf Manuel Neuer – keiner durchsetzen. Ein Armutszeugnis!
Natürlich meckert man, wenn es um den FC Bayern geht, auf hohem Niveau – man steht in Champions League-Achtelfinale und hat hier gute Chancen sich gegen den FC Basel durchzusetzen, ist im Pokal-Halbfinale und in der Liga nur zwei Punkte hinter Dortmund. Nur, diese Aussichten haben den Machern in München schon oft den Verstand benebelt.
Ral, www.abseits.at
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