Ziemlich genau drei Jahre nach unserer letzten Serbien-Reise ging es wieder einmal zurück in den Balkanstaat. Schon vor der endgültigen Fixierung der Spiele der höchstklassigen Superliga war klar, dass es entweder in den Raum Belgrad oder in die Region Morava im Südwesten der Republik gehen würde. Wider Erwarten waren die Ansetzungen für beide Gegenden ausgezeichnet, wobei wir uns aber für den Südwesten entschieden, wodurch wir zwar weniger Spiele, jedoch alle drei fehlenden Erstligisten aus dieser Region sahen. So nahmen wir – so wie bei der letzten Tour im November 2014 – ein Quartier in Čačak, der größten Stadt in dieser Region.
FK Mladost Lučani – FK Radnički Niš 2:2 (1:2)
Bis es jedoch dorthin gehen sollte, dauerte es noch ein wenig. Zuvor hätten wir den Plan entweder eine Halbzeit beim Zweitligakick in Inđija mitzunehmen oder gleich zum Unterligaspiel nach Guča zu fahren, das wegen des jährlichen Trompetenfestivals vielen Leuten ein Begriff ist und sich in unmittelbarer Nähe zu Lučani, dem Austragungsort des Abendspiels, befindet. Wir kommen zügig voran, denn Martin ist dank seiner hinter der Grenze erstandenen Balkan-Pop-CD so richtig in Fahrt. So erreichen wir Guča in Zeit und genehmigen uns nach einer Stadtrunde eine Portion Ćevapčići. Doch als es dann zum Stadion geht, müssen wir leider feststellen, dass das Spiel den Witterungsbedingungen zum Opfer gefallen ist.
So ging es zurück nach Lučani, wo im Vorort Djlin ebenfalls gespielt werden sollte. Da wir dort im Vorfeld keine Spielfläche ausmachen konnten, bestätigte sich dieses bei unserem Lokalaugenschein und wir steuern das Stadion Mladost in Lučani an. Dort machen wir einige Aufnahmen bei Tageslicht und treffen auf einen Bus mit englischen Groundhoppern um die 50, die am Wochenende eine geführte Tour durch Serbien machen. Man muss nicht alles verstehen, aber durch diese Fügung stoßen wir auf den PR-Manager des Heimvereins, der zwar vorgibt arbeiten zu müssen, uns aber sehr lange in die Geschichte des Vereins einweiht.
Der FK Mladost Lučani wurde 1952 gegründet und spielt seit 1972 mindestens drittklassig. Seit der Unabhängigkeit Serbiens war der Verein zumindest immer zweitklassig und im Vorjahr erreichte man mit Platz vier in der Liga die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Dies führte zur erstmaligen Teilnahme auf dem internationalen Parkett, wo man allerdings viel Lehrgeld zahlen musste und gleich mit einem Gesamtscore von 0:5 an Inter Baku aus Aserbaidschan scheiterte.
Die Kleinstadt Lučani, die eine große Munitionsfabrik beherbergt, hat ansonsten nicht sehr viel zu bieten, sodass wir die Zeit bis zum Anpfiff im Kaffeehaus verbringen, ehe es dann auf die eigens für uns aufgesperrte Tribüne zum Spiel gegen den FK Radnički Niš geht. Nur 300 Besucher verfolgen dieses Spiel im Stadion mit. Wie wir erfahren haben, sind die Gründe dafür vielfältig, zumal das Wetter schlecht, der Termin nicht beliebt und zusätzlich noch ein Ikonenfeiertag ist.
Die ins Stadion gekommenen Besucher, unter ihnen auch 20 Fans aus Niš, sollten ihr Kommen aber nicht bereuen. Mladost Lučani geht bereits in der siebenten Minute durch ein Eigentor in Führung, jedoch schaffen die Gäste aus Südserbien zwölf Minuten später den Ausgleich. In Minute 33 geht Radnički Niš durch einen Foulelfmeter sogar in Führung und mit dem Spielstand von 1:2 werden auch die Seiten gewechselt. Nach der Pause kommt Lučani wieder auf und drängt auf den Ausgleich. Dieser fällt dann in der 75.Minute durch den Stürmer Trifunović. In der Schlussphase haben die Gäste aus Niš noch einige gute Möglichkeiten, es bleibt aber beim leistungsgerechten Unentschieden. Dieses hilft den Gästen weit mehr, denn sie festigen damit ihren Play-Off-Platz gegen einen direkten Konkurrenten.
Für uns geht es nun endlich nach Čačak, wo wir beim vor drei Jahren entdeckten Grill unseres Vertrauens diesen ereignisreichen Tag ausklingen lassen.
FK Sloga Kraljevo – FK Sloboda Čačak 5:0 (1:0)
Am Samstag sollten wir gegen Osten ziehen, wo die Stadt Kruševac mit einem Spiel des Erstligisten FK Napredak das Ziel sein sollte. Doch auf der Strecke von Čačak nach Kruševac befindet sich eine weitere Stadt, die mit einem Traditionsverein aufwarten kann und weil dieser bereits um 13.00 Uhr sein Heimspiel austrug, war unser erster Stopp am heutigen Tag Kraljevo.
Kraljevo ist mit seinen 66.000 Einwohnern sogar eine ziemlich große Stadt in dieser Region und liegt am Fluss Ibar, der wenige Kilometer hinter Kraljevo in die westliche Morava mündet. Wir stärken uns bei Nieselregen in einer Bäckerei mit einem Burek und schlendern noch durch die Innenstadt, in der am Hauptplatz das Denkmal der Serbischen Soldaten zu finden ist. Doch als sich keine Wetterbesserung einstellt, befürchten wir schon das Schlimmste, aber als wir bei unserer Ankunft am Gradski Stadion in Kraljevo einen Ordner und einen Mannschaftsbus erspähen können, sind wir wieder beruhigt.
Der in diesem Stadion beheimatete FK Sloga Kraljevo war bis 2015 ein fixer Bestandteil der Prva Liga, der zweiten serbischen Spielklasse. Doch mit dem 15.Platz in der Saison 2014/15 musste der Gang in die Drittklassigkeit angetreten werden, wo in der Folgesaison ebenfalls nur der 15.Platz herausschaute. Dies führte zu einem erneuten Abstieg in die viertklassige Zona (Gruppe Morava). Letzte Saison war man in der Zona Morava mit Platz sieben aber auch sehr weit weg von einem Aufstieg. Dies ist heuer ganz anders, denn man ist Tabellenführer. Da aber Takovo Gornij Milanovac nach 13 Runden allerdings punktegleich mit Kraljevo ist, musste gegen den heutigen Gegner, dem FK Sloboda Čačak, wohl ein Sieg her, um weiterhin an der Tabellenspitze bleiben zu können.
Der Besuch ist schütter, aber immerhin finden 200 Besucher bei freiem Eintritt den Weg ins Stadion. Die meisten von ihnen nehmen unter dem kleinen überdachten Bereich in der Mitte der Längsseite Platz. Zuschauer, die zu spät kommen, verpassen gleich den ersten Treffer der Gastgeber, denn dieser fällt bereits nach wenigen Sekunden. Der Rest der ersten Spielhälfte verläuft auf dem Rasen ereignislos. Für die einzige Aufregung sorgen wir, als wir uns kurz vor dem Pausenpfiff über ein offenes Tor unter der Haupttribüne über den Innenraum auf die gesperrte Gegengerade begeben. Dies gefällt dem Herrn Präsidenten aber gar nicht, sodass er uns höchstpersönlich und flankiert von zwei Exekutivbeamten in der Halbzeit über den Rasen zurück auf die Haupttribüne eskortiert.
Von dort aus schauen wir uns dann, abgesehen von einer „Fotorunde“ auf die allgemein zugänglichen Bereiche im Stadion, den Rest des Spiels an. Sloga gelingt erneut ein schneller Treffer und mit Fortdauer des Spiels können die Gäste aus Čačak auf dem tiefen Boden für immer weniger Gegenwehr sorgen.
Nach 90 Minuten steht es 5:0, sodass Sloga Kraljevo die Tabellenführung eindrucksvoll verteidigt. Für Sloboda Čačak ist diese hohe Niederlage allerdings kein Beinbruch, denn man befindet sich weiterhin im gesicherten Mittelfeld.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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