Bis zur 118. Minute haben sich die Eidgenossen tapfer gewehrt. Der „Engel“ mit dem Gesicht einer Ratte, Angel Di María, und nicht etwa der global-verehrte Messi(as) hat seine „Gauchos“ letztendlich aber doch ins Viertelfinale geschossen. Damit endet für die „Nati“ aus unserem bergigen Nachbarland eine durchaus erfolgreiche WM-Endrunde 2014. Argentinien darf weiter hoffen – doch sind die Träume vom Weltmeistertitel nicht viel eher Phantasiegespinste?
Bei der „Albiceleste“ setzt man alle Hoffnungen in den viermaligen Weltfußballer Lionel Messi. Die Mannschaft selbst funktioniert als (Offensiv-)Kollektiv (noch) nicht optimal: Agüero, Higuaín, Lavezzi und Di María strahlten bisher nicht genügend Gefahr vor dem gegnerischen Tor aus. Messi dagegen hat bei dieser WM-Endrunde schon so oft getroffen, wie er die Wahl zum Weltfußballer gewonnen hat: Mit seinen vier Toren entschied er fast alle bisherigen Spielen durch „Genieblitze“. Ob er seine Mannschaft auch bis ganz nach oben führen kann, ist jedoch mehr als zweifelhaft.
The king of the world
Es gibt nur zwei Spieler, die seit Jahren abwechselnd als „bester Spieler der Welt“ bezeichnet werden. Suarez, Ibrahimovic, Ribéry, Neymar und Co. – sie alle kann man de facto als „Weltklasse“ bezeichnen, den kompletten Fußballer verkörpern aber – wenn auch in ungleichen Ausprägungen – nur Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. In fachlicher Hinsicht kann man den Argentinier mit dem Portugiesen schwer vergleichen. „Äpfel mit Birnen“ – eh schon wissen! Jedes weitere Wort über ihre unterschiedliche Spielweise, ihre ungleichen körperlichen Voraussetzungen wurde bereits „verloren“ und ist hier vergeudete Zeit. Belassen wir es beim „einfachsten Nenner“: Leo ist einfach anders als Cristiano.
Ebenso wie am Spielfeld positionieren sich die beiden Kicker von Gottes Gnaden auch außerhalb desselben unterschiedlich. Die Öffentlichkeit hat ein klares Image von ihnen: Messi wird als sanfter „Floh“ aus Rosario präsentiert, Ronaldo ist für viele ein arroganter Narziss mit genialen Fähigkeiten. Obwohl die Mysterien der zwei Profifußballer vielfach untersucht worden sind, scheinen sich diese Stereotypen bei einem Großteil der Fußballfans weltweit eingeprägt zu haben.
Klar, ich begebe mich hiermit auf unsicheres Terrain: Ich kenne weder Messi noch CR7 persönlich und kann daher keine analytische Charakterstudie von diesen erstellen. Es liegt mir auch fern, mich in dieser Hinsicht meinungsbildend zu äußern, aber ich frage mich schon seit einiger Zeit, warum man von diesen beiden genialen Kickern so unterschiedliche Eindrücke hat?
Die Gerüchteküche brodelt, wenn es um Spitzenfußballer geht. Das ist bei Messi und Ronaldo nicht anders. Zu Beginn der WM erzählte man sich, dass „Maradonas Erbe“ nicht im argentinischen Mannschaftsquartier wohnen würde, sondern mit Kind und Kegel ein luxuriöses Privatgemach bezogen hätte. Messi genieße außerdem die Freiheit in die Spielaufstellung einzugreifen. Er soll beim Match gegen den WM-Debütanten Bosnien-Herzegowina in der Pause eine Systemumstellung gefordert haben. Der 27-jährige habe sich außerdem bereits im Vorfeld der Endrunde gegen eine Teilnahme von Carlos Tévez ausgesprochen. Der Italien-Legionär blieb somit zuhause.
Auch Zlatan Ibrahimovic ließ vor einiger Zeit verlautbaren, dass seine Zeit in Barcelona ebenfalls aufgrund der „Sonderwünsche“ des Doppelstaatsbürgers geendet hätte: Messi wollte lieber in der Mitte als auf der Außenbahn kicken, diesem Wunsch beugte sich der Verein. Die Nummer Zehn soll nicht gerade ein anspruchsloser Teamplayer sein: Messi stelle den Anspruch, dass seine Mitspieler vor allem ihn im Auge hätten, hörte man munkeln.
Eindeutig bewiesen ist nirgendwo nichts, einige „hard facts“ werfen aber weitere Fragen auf: Messi stand wegen Steuerbetruges vor Gericht, sein Bruder Matias geriet ebenfalls schon mit dem Gesetz in Konflikt. Wegen Raub, Drohung und Einschüchterung wurde gegen den heute 32-Jährigen bereits ermittelt. Zudem soll er Kontakte zur Mafia pflegen, ebenso wie Vater Jorge. Bis jetzt gibt es für diese Vermutungen weder eine stichhaltige Beglaubigung noch einen einleuchtenden Gegenbeweis. Alles ist möglich – aber nix is‘ fix. Ein schaler Beigeschmack bleibt trotzdem.
Lässt man sich vom tugendhaften Aussehen und den verschämten Interviews eines Lionel Messi so blenden, dass man es gar nicht in Erwägung zieht, welch‘ anderer Charakter unter der braven Schale stecken könnte?
„Die Oberfläche ist wichtig – sie ist das einzige, das Sie sehen.“
Fakt ist, dass Cristiano Ronaldo sein Image als überheblicher Profi durch Eigenaussagen teilweise selbst gezimmert hat. Kostprobe? „Die Leute beneiden mich, weil ich reich, schön und ein guter Fußballer bin.“ oder „Wenn mich jemand als den Besten der Welt bezeichnen würde, würde mich das nicht überraschen.“ Von Kollegen oder Trainer hat man aber nur wenig Schlechtes über den Kicker von der Blumeninsel im Atlantik gehört. Im Gegenteil. Ex-Real-Spieler Rafael van der Vaart bezeichnet ihn als „netten Typen“: „In der Kabine ist er eigentlich ganz ruhig und auch ein bisschen schüchtern. Ein lieber Kerl.“ Auch Özil und Bale erzählten, wie hilfsbereit sich der portugiesische Superstar um sie gekümmert hätte: Ihm läge der Erfolg der Mannschaft am Herzen, also sorge er sich auch um deren Mitglieder.
Seine Eigenaussagen, die exponierte Körpersprache und auch der gepflegte Leib haben dazu geführt, dass Ronaldo das Renommee eines „Arroganzlers“ weg hat. Doch für all diese Dinge könnte es simple Erklärungen geben: CR7 ist ein ehrgeiziger Siegertyp.
Dumm ist er auch nicht, er weiß, welche Posen er einnehmen muss um gegnerische Spieler einzuschüchtern. Sein ritueller Anlauf und der breitbeinige Stand vor einem ruhenden Ball verunsichern seine Kontrahenten und machen ihm selbst genügend Mut um erfolgreich sein zu können. Sein durchtrainierter Körper (1,86 Meter lang) ist das Werkzeug eines Model-Athleten, der auch physisch auf Topniveau sein möchte. Die perfekt symmetrischen Kotletten, die kreative Frisur und der sündteure Ohrschmuck – privates Interesse, das auf Charaktereigenschaften schließen lassen soll? Offensichtlich schon.
Ein Lionel Messi, der mit seinen halblangen Haaren einst jahrelang aussah, wie ein halbwüchsiger Möchtegern-Hippie, stellt sich nicht so in die Auslage. Mit dem freundlichen, kleinen „Floh“ werden Attribute wie Bodenständigkeit und Uneigennützigkeit assoziiert: Er sorge für seine Großfamilie, könne sich nicht von seinem (ärmlichen) Elternhaus in Rosario trennen, verehre seine Mutter, usw. Messi war zunächst ein „Che“ (Kumpel) mit treuherzigem Blick und dem Instinkt des Spaßfussballers.
Sein biederes Aussehen und seine Vorsicht im Umgang mit der Öffentlichkeit haben dazu geführt, dass die Karten zwischen ihm und Cristiano Ronaldo dementsprechend verteilt wurden. Selbst diverse „halbgare“ Gerüchte (siehe oben) können diesem Bild nichts anhaben. Der erste Eindruck zählt offensichtlich.
Lange Rede – kurzer Sinn. Wie es wirklich um die beiden Ausnahmepersönlichkeiten steht, wissen nur die Wenigsten. Ihre „inneren Werte“ interessieren die Liebhaber des Fußballsportes ohnehin nicht sonderlich, es geht um schöne Tore und interessante Spiele. Eines sollte man jedoch stets beachten: Der Schein trügt. Oft.
Marie Samstag, abseits.at
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