Etwas gewöhnungsbedürftig war es schon, dass der ÖFB die erste Cuprunde vor dem Meisterschaftsbeginn der Bundesliga spielen ließ. Jedoch sieht man dadurch, dass sich der Verband endlich auch Gedanken über den zumeist stiefmütterlich behandelten Cupbewerb macht und er versucht, diesen den Fußballinteressierten des Landes näher zu bringen. Vorrangige Ziele dabei sind es einerseits mehr Zuschauer in die Stadien und auf die Sportplätze zu locken und andererseits eine bessere Medienpräsenz zu erhalten. Nicht zuletzt können so auch neue Sponsoren gewonnen werden.
Auch wenn die unterklassigen Vereine im Gegensatz zu den Bundesligisten noch am Beginn der Vorbereitung standen und sie dadurch einen weiteren sportlichen Nachteil wettmachen mussten, war die Medienpräsenz mangels anderer laufender Bewerbe für diese jedenfalls viel höher als in den Jahren zuvor. Besonders innovativ zeigte sich der Ostligavertreter FAC, der sein Spiel gegen den Erstligisten Altach bereits auf Donnerstag vorverlegte und daher zur offiziellen Saisoneröffnung des Landes nach Floridsdorf lud. Dank der Monopolstellung an diesem Tag kamen auch noch 1.000 Zuschauer zu diesem Spiel. Das Vorhaben der Verantwortlichen ging somit voll auf. Ein offizielles Saisoneröffnungsspiel im Rahmen der ersten Cuprunde ist auf jeden Fall eine gute Idee gewesen, die in den nächsten Jahren noch perfektioniert werden könnte.
Immerhin war Fortuna bei der Auslosung zu dieser Runde auch den Fernsehanstalten hold, denn sowohl Red Bull Salzburg als auch Austria Wien mussten zu Traditionsvereinen der Regionalliga Ost reisen. Dass das Fernsehen nicht unbedingt die Zuschauer vom Stadionbesuch abhält, bewies das Spiel des Wiener Sportklubs gegen den amtierenden österreichischen Meister und Cupsieger aus Salzburg. Trotz ORF-Live-Übertragung gab es bei dem am Freitagabend stattgefundenen Pokalduell am Sportclubplatz mit 4.700 Besuchern die höchste Zuschauerzahl bei einem Spiel der ersten Runde. Das am Samstag folgende ATV-Livespiel des SV Oberwart gegen die Wiener Austria glänzte mit 2.100 Zuschauern nicht mehr ganz so durch seine Zuschauerzahl, jedoch hielten die schlechten Wetterbedingungen sicher auch einige Leute im Südburgenland vom Stadionbesuch ab.
Es darf an dieser Stelle aber nicht vergessen werden, dass es in Ermangelung von Bundesligisten und Fanmagneten leider auch zahlreiche Spiele unterklassiger Vereine gegeben hat, die nicht so gut besucht waren. Eine regionale Setzung in der ersten Runde könnte durch Lokalduelle wieder mehr Zuschauer anlocken, ist aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn diese hätte neben dem Spiel WSK – RB Salzburg auch das eine oder andere in der Meisterschaft nicht mögliche Duell zwischen Traditionsmannschaften (so wie etwa das vom GAK gegen die Vienna) verhindert. Faktum bleibt aber auch, dass manch einer die Sinnhaftigkeit bestreitet, wenn Reutte nach Stegersbach oder die Wiener Viktoria nach Micheldorf fahren muss. Bei diesen Szenarien bleibt einzig positiv festzuhalten, dass sich die Amateurspieler für diese Partien keinen zusätzlichen Urlaubstag nehmen mussten und sich für den Sieger einer solchen Partie immerhin die Hoffnung auf ein attraktiveres Los in der zweiten Runde bietet.
Eines der attraktivsten Lose hatte der SV Heiligenkreuz aus dem Südburgenland mit dem Rekordmeister SK Rapid Wien gezogen. Der Verein aus dem Grenzort im Bezirk Jennersdorf konnte sich über den „BFV Burgenland Cup“ für den ÖFB-Cup qualifizieren, wobei der Austragungsmodus dieses Landescups schon fast eine Wissenschaft für sich ist. Hierbei werden die teilnehmenden Vereine in vier Regionen (Nord, Mitte, Süd A und Süd B) unterteilt, wobei die Cuprunden ganz normal gespielt werden bis nur mehr vier Teilnehmer in jeder Region übrig sind. Dann trägt einer der vier Semifinalisten auf seinem Sportplatz an einem Nachmittag das regionale Finalturnier aus. Die Semifinalpartien und die Finalpartie werden hierbei auf 60 Minuten gekürzt (2x 30 Minuten) und Platz 3 wird im Elfmeterschießen vor dem Finale ermittelt. Von den vier Finalisten wird dann auf der Anlage eines Finalisten der Sieger der Landescups ermittelt. Dies erfolgt nach demselben Modus wie bei den Halbfinalturnieren. Da der SV Heiligenkreuz in der Saison 2011/12 neben dem regionalen auch das landesweite Finalturnier gewann, erhielt er einen Startplatz im ÖFB-Cup in der kommenden Saison. Da der Verein außerdem 2012 noch von der 1. Klasse Süd B in die 2. Landesliga aufgestiegen ist, kann man sagen, dass er derzeit auf einer Erfolgswelle schwimmt.
Am Tag des Cupspiels gegen Rapid ging eine Stunde vor dem Anpfiff vor dem Waldstadion in Heiligenkreuz gar nichts mehr. Die Parkplätze waren bereits voll und jeder ankommende Besucher wurde auf den Feldweg umgeleitet, wo man das Auto direkt neben dem Maisfeld abstellen konnte. Zahlreiche ankommende Autofahrer brachten die aushelfenden Mitarbeiter der Feuerwehr nahezu zur Verzweiflung. Alles in allem fand dann selbst in diesem Chaos doch jeder einen Stellplatz. Im Heiligenkreuzer Waldstadion, das seit 2009 eine Tribüne mit integrierter Kantine besitzt, herrschte hingegen überhaupt kein Chaos. Auch wenn einige der freiwilligen Helfer wohl noch nie so einen Ansturm bei einem Fußballspiel in Heiligenkreuz zu bewältigen hatten, klappte bei den Eingängen die Sektorentrennung problemlos und falls etwas nicht ganz nach Plan lief, wurde prompt improvisiert und schnell geholfen. Dies muss auch deshalb erwähnt werden, weil eine solche Vorgehensweise bei Fußballspielen in der heutigen Zeit leider nicht mehr so selbstverständlich ist. Heiligenkreuz war ein gutes Beispiel, dass aber auch solche Spiele noch ohne diese Überregulierung friedlich ausgetragen werden können. Zwar war auch die Exekutive vor Ort, fiel aber in der Masse der Besucher nicht auf.
Zum Anpfiff hatten dann alle ihren Platz gefunden. Die Haupttribüne war natürlich schnell gefüllt und wer kein VIP war oder keinen Platz ergattern konnte, musste sich auf dem Wall neben dieser einfinden oder sich hinter das Tor stellen. Die Fans aus Wien hatten den Stehbereich hinter dem anderen Tor und noch zusätzlich ein Drittel der Gegengerade. Daran anschließend befand sich zwischen den Spielerbänken der Bereich für die Medienvertreter, der zugegebenermaßen mit von Sonnenschirmen überdeckten Heurigenbänken nur provisorisch errichtet wurde. Das übrige Drittel der Gegengerade diente noch als Stehplatzbereich für die neutralen Zuschauer.
Bevor es nun aber wirklich losgehen konnte lächelte die burgenländische Politprominenz (Landeshauptmann Niessl und Verteidigungsminister Darabos) noch in die Kamera und alle erhoben sich zur burgenländischen Landeshymne von ihren Sitzen. Vor 3.500 Zuschauern spielten die südburgenländischen Gastgeber beherzt mit und wehrten sich tapfer gegen einen Rückstand. Rapid hatte zwar zahlreiche Chancen, jedoch mangelte es meistens an der Konzentration beim Abschluss. So fiel der erste Treffer der Gäste auch nicht aus dem Spiel, sondern durch einen verwerteten Handelfmeter von Steffen Hofmann. Dieser Treffer sollte auch der einzige in der ersten Spielhälfte bleiben. Nach dem Seitenwechsel zollte Heiligenkreuz aber dem hohen Tempo Tribut und kassierte noch vier weitere Treffer. Grozurek und Burgstaller trafen jeweils im Doppelpack.
Auch wenn die große Cupsensation ausblieb, waren die meisten Besucher mit der Veranstaltung zufrieden. Am allermeisten freuten sich dennoch die Kinder, die sich nach dem Abpfiff noch das eine oder andere Autogramm von ihren Lieblingen holen konnten. Der Verein hat jedenfalls auch alles toll organisiert und sicher willkommene Einnahmen für den Ligaalltag lukriert. Jedenfalls war das volle Stadion eine Werbung für diesen oftmals gescholtenen Wettbewerb. Leider wird es in dieser Cupsaison auf den unterklassigen Plätzen wohl kaum mehr so eine Stimmung geben. Dies liegt aber nicht daran, dass keine unterklassigen Vereine mehr im Bewerb vertreten sind (es wären ja noch ausreichend Teams vorhanden), vielmehr liegt es daran, dass alle weiteren Cuprunden unter der Woche ausgetragen werden. Auch wenn es der enge Terminplan nur schwer zulassen wird, hätte sich der ÖFB-Cup im Sinne der unterklassigen Vereine auch in der zweiten Runde einen Wochenendtermin verdient. Für solche Fußballfeste wie am Sportklubplatz oder in Heiligenkreuz wollen sicher die meisten Fans ganz bestimmt ein „da capo“!
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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