Fankurve | 2000 km für ein 2:6 – ein Fanbericht aus Gelsenkirchen
Fankurve 5.September.2011 Daniel Mandl 0
Einen Fanbericht der etwas anderen Art bekamen wir von einem User des Austrian Soccer Board zugeschickt. Thomas Köhler ist nämlich Deutscher – supportet jedoch die österreichische Nationalmannschaft und folgte ihr mit etwa 3.500 weiteren Fans nach Gelsenkirchen, um Joachim Lows DFB-Elf verlieren zu sehen… hier sein Bericht!
Im Februar entstand im Austrian Soccer Board unter den Fans die Idee, neben den Dreier-Heimabos auch für die Auswärtsaufgabe in Deutschland eine gemeinsame Fahrt mit dem ÖFB-Bus zu organisieren. Dies gelang im Endeffekt nicht ganz, aber immerhin zum Teil und so trafen sich die ersten kurz nach 20 Uhr in einem Beisl am Südtiroler Platz, um der Abfahrt am 1.9. entgegenzufiebern. Die fand knappe zwei Stunden später dann auch statt, mit zwei Bussen und „I am from Austria“ im Radio ging es in Richtung Gelsenkirchen. Der Mob war relativ gut gemischt besetzt, vom informierten Fußballfan, den gelegentlichen Fußballschauer, hin zu den 30-Jährigen, die mal von der Frau weg sind um zu saufen – bis zum Fan, der sich über die einzelnen Marktwerte der Spieler unterhält war eigentlich alles vertreten.
So war es zunächst auch eine sehr lange Nacht, zumal der Großraumbus sich für Schlaf als ungeeignet herausstellte. Doch trotz zahlreicher Pausen auf denen nur noch mehr Alkohol besorgt und konsumiert wurde, kam man gegen 13 Uhr tatsächlich vor der Veltins-Arena an. Nicht nur die warmen Temperaturen setzten einigen Mitfahrern zu, auch einige mit recht schweren Gang waren zu diesem Zeitpunkt darunter. Jetzt ging es wie vom ÖFB (und der Exekutive Deutschlands) empfohlen nach Buer. Der relativ umständliche Marsch dahin endete an einer Bimstation, mit der es doch wesentlich schneller zu einem kleinen Fest in dem Gelsenkirchener Stadtteil ging. Dort fingen allerdings auch die ersten Österreicher an zu provozieren, wobei diese schnell Probleme von eigener Seite bekamen, die wollten, dass man sich im Ausland zu benehmen wusste. Das war auch ein Grund, warum sich die Gruppe jetzt aufteilte. So waren wir die ersten Kunden an einem Stand, wo es nur sehr kleine Biere gab. Die Nahrungssuche stand dann auch auf dem Plan und uns wurde kurze Zeit später von einem einheimischen die beste Pizza der Stadt versprochen, nebenbei wollte er uns gleich auf einen Wein in der Pizzeria einladen (bei 33 Euro die Flasche).
Doch zu guter Letzt landeten wir nach einer Pizza eben wieder auf dem Fest, wo sich nun einige Österreicher eingefunden hatten und für entsprechende Stimmung sorgten, so wurden sämtliche Leute in DFB-Trikots standesgemäß ausgepfiffen, sich mit den altbekannten Schlachtgesängen warmgesungen und der Sänger auf dem Fest hatte wohl einen Auftritt den er nicht wieder vergessen wird, weil er nur mit Provokationen zumindest kurzzeitig die Aufmerksamkeit erhalten konnte. Nun war es an der Zeit sich in Richtung Stadion aufzumachen. Mit der BIM war man doch recht schnell an Ort und Stelle und nun wurde sich auch die „Knappenkarte“ zugelegt, damit man auch im Stadion an die wichtigsten Getränke kommt, auch wenn es eine unnötige Sache ist. Aber je besser der Fußball, desto schlechter das drum herum, wie wir feststellten.
Da wir rechtzeitig im Stadion waren, haben wir uns kurzfristig für Reihe eins im oberen Rang entschieden, da wir der Meinung waren, dass in einem Fansektor freie Platzwahl war. Da auch die eigentlichen Kartenbesitzer dafür Verständnis hatten, war es nicht die schlechteste Stelle, da man auch teilweise die Gesänge aus dem ersten Rang gut hören konnte. Während sich die die restlichen Plätze in der Arena füllten stieg eigentlich jetzt die Vorfreude auf eine Fußballschlacht, immer in der Hoffnung auf einen guten Ausgang. Die Choreographie der deutschen Fans war nicht schlecht, jedoch auch schon vor dem Spiel deutlich zu erkennen, dafür war sie zu dem Zeitpunkt, wo eine zu sehen sein sollte nicht mehr vorhanden – ansonsten waren auf deutscher Seite Klatschelemente verteilt. Zum Anpfiff kamen die einzigen Gesänge aus dem Gästeblock, was eigentlich verwunderlich war, jedoch lief das Spiel genau umgekehrt zur Fanleistung und Deutschland übernahm die Kontrolle, wohingegen Österreich den Ball nicht in der gegnerischen Hälfte einmal unter Kontrolle hatte und die Hoffnung auf längerfristige Ausgeglichenheit war auch schnell über den Haufen geworfen als einige Deutsche jubelnd Richtung Gästeblock liefen. Doch der Stimmung tat dies keinen Abbruch, nur wenige Sekunden nach dem Torjubel war man wieder anders als die Deutschen stimmkräftig, was aber bei 3.500 Leuten in so einer Arena auch nicht perfekt auf dem Rasen ankommt, zumindest wurden die Rot-Weißen dadurch nicht spürbar gepusht, die fingen sich gemütlich weiter Tore, ohne auch nur den Ansatz von Einsatz zu zeigen. Beim 0:3 jubelte der in Trikot und Deutschlandfahne gehüllte Fan drei Reihen hinter uns (der sich offenbar im Sektor geirrt hatte) natürlich als einziger – in einem Moment wie diesem eine Provokation, die jemand (Gerüchten zu Folge der Autor) nicht hinnehmen konnte und stellte diesen zur Rede, so dass er von den Ordnern aus dem Stadion begleitet wurde.
Doch die Stimmung im Block war auf dem Nullpunkt, auch die „Trainer raus“-Rufe wurden nicht mehrheitlich mitgetragen und so war es im Stadion still, dies änderte sich erst mit dem Anschlusstreffer, der doch wieder etwas Mut machte. In der Pause gab es zu unserer Überraschung dann keine Wechsel und Sekunden später gab es den nächsten Stimmungskiller mit einem Özil-Tor keine zwei Minuten nach Wiederanpfiff. Ein Teil der Fans gab jetzt „I am from austria“ von sich, der wenigstens etwas Mut machte. Tatsächlich gab es danach wieder etwas Jubel, als aus dem nichts das zweite Tor für die Rot-Weiß-Roten fiel. Was allerdings weiter erschreckend war: Die monotone Langeweile der Heimfans. Irgendwann, zumeist nach den Toren gab es Deutschland-Gesänge und in den letzten Minuten auch laute Klatscheinlagen, zu wenig eigentlich für den in den Medien so hochgelobten „Fanclub Deutsche Nationalmannschaft“.
Doch auf der anderen Seite war es für die 3.500 Mitgereisten eine herbe Klatsche, gefühlt mehr als für einige der Spieler, wenn man ohne Karte aus so einem Spiel geht. 30 Minuten nach dem Abpfiff hatten sich dann (fast) alle am Bus zur Nachbesprechung, wobei davon gegen 100% der Meinung waren, dass Didi Constantini nicht mehr Trainer bleiben dürfe. Allein die nicht durchgeführten Wechsel sorgten für Unmut, eine andere Gegebenheit wurde auch noch ausdiskutiert, warum der Autor so spräche wie Martin Harnik 😀 . ansonsten blieb es eine doch recht zurückhaltende Stimmung im Bus auf dem Weg zurück, also auch mit weniger Alkohol. Die meisten versuchten es mit Schlaf und nachdem man wieder in Österreich war, funktionierte die Informationspolitik auch wieder besser, und man stellte entsetzt fest, dass der Nationaltrainer noch im Amt war. So begab sich die Bilanz für 130 Euro Fixkosten + etwa 70 Euro für sonstige Verpflegung, 2000 Km in 27 Stunden im Bus, und das alles für ein 2:6. Da bleibt nur: Auf ein Neues zur nächsten Quali…
Thomas Köhler, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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