Von Charleville-Mézières ist es rund eine Stunde, die man auf der mautfreien Autobahn Richtung Süden zurücklegt, um nach Reims zu gelangen. Man verlässt das Département Ardennes, wobei man mit dem größten Wildschwein der Welt in das Département Marne verabschiedet wird. Das Wildschwein ist allerdings bloß eine überdimensionierte Skulptur, die den Namen „Woinic“ trägt.
Stade de Reims II – FCSR Haguenau 2:1 (1:0)
Doch nun genug von unnützem Wissen, denn es sollte ja nach Reims gehen, wobei Reims eigentlich gleich wieder verlassen wurde, denn das Trainingszentrum des Stade de Reims befindet sich in Bétheny, einem Ort der im Norden an die Stadt Reims grenzt. Neben zahlreichen Trainingsplätzen findet man dort auch das Internat des Vereins, weshalb man dieses Gelände auch nicht betreten kann. Lediglich ein Außenplatz dieser Anlage wurde mit einer kleinen Tribüne versehen und trägt den Namen Stade Louis Blériot. Dieser Platz dient als Heimstätte der in der viertklassigen National 2 engagierten zweiten Mannschaft von Stade de Reims. Diese Leistungsstufe Frankreichs ist übrigens in vier Gruppen unterteilt.
Bevor das Spiel gegen den FCSR Haguenau beginnt, staunen wir nicht schlecht, als sich ein Auto mit österreichischem Kennzeichen aus dem Bezirk Graz-Umgebung gegenüber von uns einparkt. Es scheint so, als hätte Dario Maresic heute Besuch von seinen Eltern erhalten. Der frühere Sturm-Spieler hat noch Anpassungsprobleme im sehr taktisch und technisch geprägten französischen Fußball und so wird er derzeit in der zweiten Mannschaft für höhere Aufgaben vorbereitet.
Das Spiel gegen den Tabellenletzten aus dem Elsass beginnt vor rund 100 Besuchern erwartungsgemäß. Bereits nach vier Minuten steht es durch Nkada 1:0 für die Gastgeber, doch nur drei Minuten danach verliert Maresic seinen Nebenmann in der Innenverteidigung. Valentim sieht nach einer Notbremse glatt Rot und so muss Maresic von nun an die Abwehr alleine zusammenhalten. Dies macht er mit Bravour, denn die Gäste aus Haguenau (phonetisch: Agno) kommen trotz Überzahl nur zu wenigen Chancen. Reims II verteidigt die Führung geschickt und kommt immer wieder zu guten Kontermöglichkeiten.
In der 74. Minute erhöht Hamza Khida auf 2:0 und somit ist diese Begegnung auch entschieden. Haguenau verkürzt kurz vor Schluss durch Nigel noch auch 1:2, aber auch dieser Treffer kann den vollen Erfolg der Gastgeber auch nicht mehr gefährden. Die Punkte bleiben in der Champagne und Haguenau, das wenige Kilometer nördlich von Strasbourg liegt, muss sich wohl über kurz oder lang mit dem Thema National 3 auseinandersetzen. Für uns geht es wieder zurück nach Reims, wo am Abend die erste Mannschaft noch auf Girondins Bordeaux treffen sollte.
Stade de Reims – Girondins de Bordeaux 1:1 (0:1)
Vom Spiel in Bétheny ging es nur wenige Kilometer ins Zentrum der Stadt Reims, wo wir das Glück hatten, dass wir genau eine Parkmöglichkeit zwischen dem Stadion und der Kathedrale fanden, sodass wir vor dem Spiel noch der Cathédrale Notre-Dame de Reims einen kurzen Besuch abstatteten. Sie ist architektonisch eine der bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs und seit 1991 auch ein UNESCO-Welterbe. Jahrhundertelang war dies auch der Krönungsort der französischen Könige.
Das Stade Auguste Delaune kann auf eine weniger lange Geschichte zurückblicken, wurde dieses doch erst 2008 eröffnet. Allerdings stand auf demselben Platz davor auch das Stade Auguste Delaune, das ab 1931 als kombiniertes Rad- und Fußballstadion erbaut wurde. Im Vorgängermodell des heutigen Stadions feierte Stade de Reims auch seine größten Erfolge. Der Traditionsverein, der 1910 gegründet wurde und 1931 seinen heutigen Namen erhielt, dominierte nach dem zweiten Weltkrieg den französischen Fußball. Mit sechs Meistertiteln und zwei Pokalsiegen war der Klub aus der Champagne auch außerhalb der Landesgrenzen wohl bekannt. So prägten zahlreiche Spieler von Stade de Reims das Gerüst der französischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden und man drang in dieser zeit im Europapokal der Landesmeister auch zweimal ins Endspiel vor.
Danach folgte der Niedergang des Vereins, der 1979 aus der Ligue 1 abstieg und erst 33 Jahre lang später wieder in die höchste französische Spielklasse zurückkehrte. Zwischenzeitlich erfolgten sogar eine Neugründung und ein Wiederbeginn in der sechsten Liga. Vier Jahre nach der Rückkehr in die Ligue 1 stieg man 2016 erneut ab, gehört dieser aber wieder seit 2018 an. Seither spielt man dort ziemlich erfolgreich und platziert durchgehend sich im Mittelfeld der Tabelle. Der heute Gegner, FC Girondins Bordeaux ist ebenfalls in der oberen Tabellenhälfte platziert, sodass 12.949 Besucher das Stadion, das 2019 auch ein Austragungsort bei der Fußballweltmeisterschaft gewesen ist, zu etwas mehr als die Hälfte füllen. Gut gefüllt ist jedenfalls der Gästesektor. Die Fans aus Bordeaux machen zu Beginn des Spiels mit einer Fähnchenchoreographie auf sich aufmerksam. Sie geben aber auch danach im Stadion lautstark den Ton an.
Auf dem Rasen gibt allerdings Stade de Reims das Tempo vor. Die Gastgeber bieten Fußball auch hohem technischem Niveau und erspielen sich einige Möglichkeiten. Allerdings ist die Leistung der Gäste ebenfalls nicht zu schmälern, denn Girondins steht in der Abwehr felsenfest. Offensiv ist man allerdings kaum vorhanden. In der 27.Minute kommt man das erste Mal vor das Tor von Reims. Tchouaméni tankt sich auf der rechten Seite durch und spielt den Ball in der Rückraum, wo der ungedeckte Josh Maja die Hereingabe verwertet. Dies machte er noch dazu äußerst sehenswert mit der Ferse. Reims trifft kurze Zeit später auch erstmals, jedoch wird deren Tor vom Schiedsrichter wegen einer vorangegangen Abseitsposition die Anerkennung verweigert.
Auch nach dem Seitenwechsel ändert sich nichts am Spielverlauf. Reims bleibt tonangebend, doch es gibt bei Bordeaux` Defensive einfach kein Durchkommen. Als Romao binnen kurzer Zeit zweimal verwarnt wird, ist Reims ab der 72.Minute nur mehr zu zehnt. Dies macht das Unterfangen eines Punktgewinns noch schwieriger, zumal es nicht den Anschein hat, als würde Bordeaux in der Schlussphase noch eine Unachtsamkeit passieren. Doch diese sollte in der dritten Minute der Nachspielzeit tatsächlich noch geben. Der eingewechselte Suk bringt von der linken Seite den Ball flach und scharf in den Strafraum, wo Stürmer Dia einen Sekundenbruchteil vor dem Verteidiger am Ball ist und diesen zum Ausgleich im Tor unterbringt.
Der Jubel bei Reims ist über diesen vom Spielverlauf her gesehen doch unerwarteten Punktgewinn riesig. In einem technisch hochklassigen Spiel wurden schließlich die Punkte geteilt. Der Spielstil des Fußballs in Frankreich wusste jedenfalls zu überzeugen, sodass weitere Besuche von Begegnungen in den oberen Ligen der Grand Nation keineswegs ausgeschlossen sind.
Heffridge, abseits.at
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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