Solange sich der Fußball in Mitteleuropa noch im Winterschlaf befindet, bieten sich die Destinationen in Südeuropa an, um einerseits der Kälte zu entfliehen und... Groundhopper’s Diary | Athen – Ein Streifzug durch Griechenlands Ligafußball

Fußball in GriechenlandSolange sich der Fußball in Mitteleuropa noch im Winterschlaf befindet, bieten sich die Destinationen in Südeuropa an, um einerseits der Kälte zu entfliehen und andererseits noch einige Spiele besuchen zu können. So wurde bereits im vergangenen Herbst das erste Wochenende im Februar auserkoren, um der griechischen Hauptstadt Athen einen Besuch abzustatten, zumal zu diesem Termin auch ein Heimspiel von Panathinaikos im altehrwürdigen Apóstolos Nikolaidis Stadion in der griechischen Super League angesetzt wurde. Die weiteren Partien wären ebenfalls nicht zu verachten gewesen, denn mit Atromitos gegen OFI Kreta sollten wir eine weitere Partie der Super League sehen und am Montag stand das Zweitligaderby Apollon Smyrnis gegen AEK Athen auf dem Programm. Kurz vor unserer Abreise erfuhren wir, dass OFI Kreta aus finanziellen Gründen nicht zu dem für Sonntagabend geplanten Erstligaspiel gegen Atromitos nach Athen reisen wird. Aber guter Rat muss nicht immer teuer sein, wenn man weiß, wie man sich ein Ersatzspiel organisieren kann.

Atromitos FC Ladies – PAOK Saloniki WS 0:3 (0:3)

Bei der Suche nach einem Ersatzspiel fanden wir sogar zwei Optionen. So hatten wir die die Wahl zwischen der Panionios U20 und den Atromitos Damen. Da Atromitos unsere Anfrage bezüglich des Spielortes beantwortete und wir aufgrund des späteren Spielbeginns auch eine Stunde länger Zeit hatten, um die Akropolis zu besichtigen, fiel die Wahl auf das Damenspiel. Dass Atromitos den Tabellenführer PAOK Saloniki W.S. (= Women Soccer) zu Gast hatte, war ein weiterer Grund, um uns auf den Weg ins Ethniko Athlitiko Kentro Peristeriou zu machen, das auch den Namen Gipedo Ifestou trägt. Der Kunstrasenplatz verfügt übrigens über eine steile Tribüne, die sich aber bloß über ein Hälfte der Längsseite erstreckt und 600 Zuschauern Platz bietet.

In Stadion wurden wir mit einem Kaffee von der Vereinsoffiziellen empfangen, denn aufgrund unserer Anfrage nach dem Spielort, sprach sich bereits im ganzen Verein unser Kommen herum. Nach dieser Stärkung warteten wir mit rund 100 weiteren Besuchern auf den Anpfiff, der sich um rund 20 Minuten verzögerte. Warum dem so war, konnten wir nicht eruieren. Die Gastmannschaft verspätete sich – trotz einer Anreise aus dem über 500 Kilometer entfernten Thessaloniki – jedenfalls nicht.

Die Damen vom Atromitos FC begannen überraschend stark und hatten wenige Augenblicke nach dem Anpfiff bereits die erste große Torchance dieses Spiel. Doch nach der Anfangsoffensive der Gastgeberinnen, übernahm der Favorit aus Saloniki das Kommando und erzielte die Tore. Mit einem verdienten 3:0 für die Gäste gingen die Mannschaften in die Pause, die auch um einige Minuten überzogen wurde.

In einer für ein Damenspiel äußert hart geführten Partie verwaltete PAOK in den zweiten 45 Minuten das Ergebnis sicher. Mit diesem Sieg baute PAOK seinen Vorsprung auf den amtierenden Meister, die Amazones Dramas, die im Vorjahr die Meisterserie der PAOK Damen beenden konnten, auf fünf Punkte aus.

Panathinaikos FC – AO Platanias 3:0 (1:0)

Vom Damenspiel gab es einen fliegenden Wechsel ins Stadio Apóstolos Nikolaidis, der Heimstätte von Panathinaikos FC. Dank der Wirtschaftskrise ist dieses Stadion in der Nähe des Stadtzentrums wieder in Betrieb genommen worden. Einerseits waren dem Verein die Mietkosten des Athener Olympiastadions zu hoch, andererseits gerieten die Pläne eines Stadionneubaus im westlichen Athener Stadtteil Votanikos immer mehr ins Stocken.

An diesem Sonntag empfing PAO vor 6.059 Zuschauern die aus Kreta stammende Elf des AO Platanias. Dass die Gäste, die vor einigen Jahren noch viertklassig spielten, solch einen Höhenflug hingelegt haben, verdanken sie dem schärfsten Rivalen von Panathinaikos, nämlich Olympiakos Piräus. Dank einer Kooperation mit Platanias, parkt der griechische Serienmeister zahlreiche Talente auf der Ferieninsel und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klatsche. Die Talente bekommen einerseits Spielpraxis und andererseits können sichere sechs Punkte gegen Platanias eingeplant werden.

Panathinaikos plante aber an diesem Nachmittag ebenfalls fix drei Punkte gegen Platanias ein. Dieses Unterfangen schien auch ohne große Mühen zu gelingen, denn bereits nach sieben Minuten traf Mladen Petrić für die Grün-Weißen. Jedoch wollten in der ersten Hälfte keine weiteren Treffer mehr fallen. Auch nicht in der ersten Minute der Nachspielzeit, in der sich der Schwede Marcus Berg den Luxus leistete, einen Elfmeter zu vergeben. Da aber der Abwehrverband rund um Gordon Schildenfeld an diesem Nachmittag, aber wenig bis gar nicht gefordert wurde, blieb dieser Fauxpas ohne Folgen.

Nach dem Seitenwechsel besann sich PAO wieder aufs Tore schießen. Zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff traf Triandafillopulos nach einem Gestocher zum 2:0. In der 78. Minute erzielte Klonaridis den dritten Treffer PAOs, das einen ungefährdeten Sieg einfahren konnte. Mit diesen drei Punkten versöhnte man sich auch wieder mit den Fans, die nach dem Ausscheiden im Pokal unter der Woche gegen Xanthi, mit einem Spruchband gegen diese „Unleistung“ protestierten. Einige Fans vom berühmt berüchtigten Gate 13 drückten ihr Missfallen durch ein Fernbleiben in den ersten 45 Minuten aus. Aber selbst diese waren durch die ansprechende Leistung ihrer Mannschaft nach 90 Minuten wieder zufriedengestellt.

GS Apollon Smyrnis – AEK FC 1:1 (1:0)

Am Montagabend gab es in der zweitklassigen Football League das Athener Stadtderby zwischen GS Apollon Smyrnis und AEK Athen. Auf den ersten Blick lässt dieses Spiel noch keine große Brisanz erkennen, jedoch zeigt ein Blick auf die Tabelle, dass der auf dem dritten Rang liegende Erstligaabsteiger Apollon eine makellose Heimbilanz aufweist und AEK – nach Konkurs und einem Jahr Drittklassigkeit – als bislang ungeschlagener Tabellenführer ins Stadio Georgios Kamaras kam. Da beide Vereine ihre Wurzeln im Nordwesten Athens haben und es kein Gästeverbot gab, kamen 4.000 Besucher zu diesem Spiel, das richtungsweisend für den Durchmarsch oder Wiederaufstieg in die Super League ist.

AEK nahm von Beginn an das Heft in die Hand, jedoch wurden zwei Treffer aufgrund von fragwürdigen Abseitsstellungen aberkannt. Nach einer harten Gelb-Roten Karte gegen die Gäste, ging Apollon mit der ersten guten Aktion und wider den Spielverlauf in Führung. Aufgrund dessen begann es auf den Rängen bei den AEK-Fans zu rumoren und die ersten Wurfgeschosse flogen gegen Spieler von Apollon und das Schiedsrichtergespann auf den Rasen.

In der zweiten Halbzeit plätscherte das Spiel dahin und es sah so aus, als könnte Apollon den Vorsprung über die Zeit bringen. Dies schien auch der Schiedsrichter bemerkt zu haben, sodass er in der 81. Minute spielentscheidend eingriff. Er pfiff nämlich einen sehr fragwürdigen Elfmeter für AEK, womit er auch den Rest des Stadions aufbrachte. Nach minutenlangen Diskussionen verwertete Mandalos diesen Strafstoß sicher. Kurz vor dem Schlusspfiff sah der Torschütze noch Gelb-Rot, sodass AEK diese Partie nur mehr zu neunt beendete. Aber das Spielgeschehen auf dem Rasen war schon längst nicht mehr interessant. Einige AEK-Fans nutzen die Unaufmerksamkeit des Ordnerdienstes und begaben sich auf die Haupttribüne, wo sie sich nach dem Ende des Spiels mit der Fangruppe von Apollon prügelten. Die Polizei war währenddessen mit dem Beschützen des Schiedsrichters beschäftigt, zumal dieser beim Abgang von den Offiziellen beider Seiten angefeindet wurde.

Leider endete unser fußballerisches Programm in Athen mit diesen unschönen Szenen, obgleich dieses Zweitligaderby zuvor sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen ein wahrer Leckerbissen war.

 

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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