Die Stadt Steyr und deren fußballerisches Aushängeschild, der SK Vorwärts, sind vielen Leuten ein Begriff. Vor kurzem hat sich der SK Vorwärts Steyr mit dem Aufstieg in die neue 2.Liga wieder zurück in Köpfe der österreichischen Fußballfans gebracht, und spielt ab Sommer 2018 das erste Mal seit langer Zeit wieder in einer bundesweiten Liga.
Aber die mit fast 40.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Oberösterreichs hat fußballerisch noch einiges mehr zu bieten. Unter anderem die beiden Traditionsvereine ASV Bewegung Steyr und SK Amateure Steyr. Nachdem insbesondere der SK Amateure auf eine höherklassige Historie zurückblicken kann, sind beide Vereine nun schon seit Jahren im oberösterreichischen Unterhaus engagiert. Der ASV Bewegung spielt seinerseits in der sechstklassigen Bezirksliga Ost, während der SK Amateure noch eine Spielklasse weiter unten, in der 1.Klasse Ost, antreten muss.
Da der ASV Bewegung aber fast abgestiegen wäre, aber sich gerade noch auf den Relegationsplatz retten konnte und der SK Amateure punktebester Zweiter der beiden 1.Klassen der oberösterreichischen Ostregion war, kam es bei der diesjährigen Relegation zu einem Steyrer Stadtderby.
ASV Bewegung Steyr – SK Amateure Steyr 1:2 (1:2)
Der Donnerstag ist der Hauptspieltag der Unterhausrelegation in Oberösterreich. Heuer mussten wir nicht langen überlegen, welche Begegnung wir anfahren werden, denn das Steyrer Stadtderby zwischen ASV Bewegung und SK Amateure ist wohl an Brisanz kaum zu überbieten.
Die Amateure wollen in die Bezirksliga aufsteigen und den Platz von Bewegung einnehmen. Die Kulisse ist mit 550 Besuchern auch sehr gut, aber es sind noch nicht einmal alle Zuschauer am Ennsleitn Park eingetroffen, da steht es schon 1:0 für die Gäste. Horvát bringt bereits in der dritten Minute seine Amateure in Führung.
Der ASV Bewegung zeigt sich dadurch aber nicht geschockt. Der frühe Rückstand wird gut weggesteckt und so erzielt Scherhammer bereits zehn Minuten später den verdienten Ausgleich für die Gastgeber. Danach ist es Zeit für die Fotorunde. Neben der Anzeigetafel haben zwei ältere Kiebitze ihren Stammplatz. Sie überblicken von dieser sich in der Ecke befindlichen Anhöhe einfach alles und so werde ich gefragt: „Woher seids es denn… Ihr drei Fotografen… Solange ihr ned von der Kriminalpolizei seid, is es mia eh egal… Bei denen stehen wir nämlich auf der Listn!“ Ich kläre auf und erhalte ein positives Feedback der beiden. Auf meine Antwort, „ob es gut ist, dass ich weiß, dass die Polizei nach ihnen sucht“ bringt das Eis endgültig zum Schmelzen und wir unterhalten uns ein wenig. Mit der Verabschiedung „Am Sunntag samma eh a obn (gemeint ist der Amateure-Platz), da segn ma uns wieda!“ wird meine Fotorunde fortgesetzt.
Als alle Bilder im Kasten sind, neigt sich die erste Spielhälfte dem Ende entgegen und, ohne übertreiben zu müssen, bekommt man hier das Highlight an diesem Abend zu sehen, denn Rama verwertet einen Abpraller von einer Entfernung von über zehn Meter mit einem Fallrückzieher aus dem Lehrbuch zur erneuten Führung der Gäste. Mit einem 2:1 für die Amateure geht es also in die Pause.
Auf dem Weg zu einer Leberkäsesemmel laufe ich brucki und Andi wieder über den Weg. Wir beginnen zu plaudern und so verrinnen die Minuten, ehe die Pause vorbei ist und die gut portionierte Leberkäsesemmel dann doch nicht probiert werden kann.
Das Spiel ist nach dem Seitenwechsel arm an weiteren Höhepunkten, sodass brucki mit seiner eindeutig zweideutigen Antwort auf die Frage, was er den heute Abend macht: „Ich mache Bewegung!“ für die beste Unterhaltung sorgt. Dass aber auf dem Rasen nichts mehr passiert, stört uns nicht, denn dieses Ergebnis lässt den Ausgang der Relegation am Sonntag noch offen.
SK Amateure Steyr – ASV Bewegung Steyr 0:6 (0:2)
Zum Abschluss der Relegationswoche ging es erneut nach Steyr. Nachdem im Steyrer Stadtderby zwischen dem ASV Bewegung und dem SK Amateure am Donnerstag der blau-weiße Traditionsverein, der in den Nachkriegsjahren seine Blütezeit hatte, das Hinspiel für sich entschieden hat, war der ASV Bewegung heute am SK Amateure-Platz unter Zugzwang. Ein Sieg musste her, um den Abstieg aus der sechstklassigen Bezirksliga Ost noch verhindern zu können.
So wie schon am Donnerstag der Ennsleitn Park ist auch der Amateure-Platz ein toller Sportplatz, bei dem sich der städtische Charme mit der grünen Umgebung ideal ergänzt. Außerdem hat der Amateure-Platz noch eine tolle Tribüne, die sich fast über die gesamte Längsseite erstreckt und seit den 1960er fast unverändert das Herzstück dieses Sportplatzes ist.
Die alten Auswechselbänke befinden sich ebenfalls noch vor dieser Tribüne. Sie sind heute aber nicht mehr in Verwendung, wobei ich heute sie in der Anfangsphase des Spiels benütze um einige Aufnahmen zu machen.
Unter den wachsamen Augen der adretten Schiedsrichterassistentin Barbara Wenigwieser machen die Gastgeber vor offiziellen 470 Zuschauern in der Anfangsphase das Spiel. Ein Tor gelingt der Amateure-Elf allerdings nicht. Der ASV Bewegung Steyr kommt nur zu einigen Entlastungsangriffen und in der 30.Minute völlig überraschend zur Führung. Bei einem Klärungsversuch der Amateure-Verteidigung an der Strafraumgrenze wird Ulas angeschossen und der Ball prallt von seinem Bein unhaltbar ins Amateure-Tor.
Damit reißt der Faden im Spiel der Amateure völlig und der ASV Bewegung bekommt nur die Oberhand. Als Ulas in der 40.Minute ein weiteres Mal trifft, ist diese Relegationsbegegnung bereits gedreht. Nun hätte der ASV Bewegung den Klassenerhalt gesichert.
Die Pause kommt jetzt für den SK Amateure genau richtig. Die Heimfans fragen sich, ob der Trainer sein Team noch einmal motivieren kann, denn ein Treffer würde die Amateure zumindest in die Verlängerung bringen.
Bis zur 64.Minute verläuft diese Partie auch wieder ausgeglichen, aber dann trifft Sipeki zum 3:0 für die Gäste. Dies ist nur der Todesstoß für alle Aufstiegshoffnungen der Amateure, die auf einmal drei Treffer benötigen, um diese Relegationsbegegnung für sich zu entscheiden.
Der ASV Bewegung spielt sich nun in einen Rausch und so erhöhen Sipeki und Ulas auf 5:0. Arvai setzt in der 87.Minute mit einem wunderschönen Heber den Schlusspunkt zum 6:0 für den ASV Bewegung. Zu diesem Zeitpunkt sind die Amateure-Spieler nur mehr körperlich auf dem Rasen anwesend.
Ein Amateure-Fan meint schlicht: „Was für eine Hinrichtung!“ Auch der Platzsprecher hält sich kurz. Mit den Worten „Wir gratulieren Bewegung zum Klassenerhalt und wünschen einen schönen Sonntag“ beendet er seinen Arbeitstag.
Auf Seiten der Bewegung beginnt nun das ausgiebige Feiern mit den Fans. Zwei von ihnen haben sogar ihren Segelurlaub früher beendet: „Fritz, mei oida Segelkamerad, des hot sie jetzt wiakli auszoit, dass ma friha hamgfoahn san!“ Die beiden haben, so wie wir bei unserer Auswahl der Relegationspartien, wohl alles richtig gemacht.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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