Nachdem es auf abseits.at schon zahlreiche Berichte über das Unterhaus im Süden und Westen der Republik gab, sollten auch dem Osten Österreichs einmal ein paar Zeilen gewidmet werden. Zwar gibt hier meist nicht das Bergpanorama, welches der Westen zu bieten hat, aber dafür gibt es andere Spezialitäten, die es sich lohnen, dass sie dem Leser nähergebracht werden. Diesmal richtete sich der Fokus auf das Südburgenland, das neben fußballerischen Leckerbissen, insbesondere durch kulinarische Spezialitäten überzeugen kann.
SV Ollersdorf – ASK Goberling 3:1 (1:0)
Für den Feiertag zu Christi Himmelfahrt gab es zahlreiche Programme auf diversen Sportplätzen, wobei die mäßigen Wetterprognosen für die Obersteiermark und das Vormittagsspiel in Ollersdorf zur ersten Planänderung führten. So sollte es – nachdem die Fahrt in die Steiermark abgesagt wurde – anfangs nur für dieses Spiel in den Süden gehen und danach wieder zurück in heimische Gefilde. Immerhin empfing uns im Südburgenland die Sonne, womit es von dieser Warte aus betrachtet auf jeden Fall die richtige Entscheidung war, diese Partie zu besuchen. Es ging ohne große Erwartungen zu dieser Matinee des SV Ollersdorf gegen den ASK Goberling in der burgenländischen 1.Klasse Süd. Die Gastgeber steckten noch mitten im Abstiegskampf und benötigten daher dringend Punkte. 130 Besucher kamen auf den Sportplatz und sahen die baldige Führung Ollersdorfs. Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Gastgeber auf 2:0, doch Goberling erzielte 20 Minuten vor dem Ende noch den Anschlusstreffer. In der Schlussminute konnte Ollersdorf mit dem dritten Treffer diese wichtigen drei Punkte aber endgültig einsacken.
Die wahren Highlights spielten sich aber abseits des Platzes ab. So erfuhren wir, dass der Storch nicht nur das Wappentier des Vereins ist, sondern auch, dass tatsächlich ein Exemplar am Platz nistet, dass Goberling heute kaum Leute mitbrachte, weil dort alle in der Kirche sind und dass im Vorjahr der Bach hinter dem Platz (und nicht die Strem) den Sportplatz zur Gänze überflutete.
Auch beim Getränkestand ist es hier etwas anders als sonst, sodass wir bei der Auswahl vor einigen Rätseln stehen. Was sind etwa „Bonanza“ und die „Dreiermischung“? Die nette Frau hinter der Theke bringt Licht ins Dunkel, denn Bonanza ist Rotwein mit Cola und das Dreiergemisch ist hingegen – Dank eines Drittel Almdudlers – was Leichtes. Wir bleiben trotz dieser Aufklärung bei der normalen Mischung, also dem weißen Spritzer. Einem Klassiker, bei dem man nie etwas falsch machen kann, schon gar nicht im Südburgenland.
ASVÖ Tobaj/Hasendorf – SV Wallendorf 0:2 (0:1)
Da das Wetter ausgezeichnet war und man sowieso bereits im Südburgenland war, wurde spontan die Idee geboren, hier zu bleiben und zu verlängern. Weitere Spiele sollte es über den Nachmittag verteilt geben und so wurde Dank der Zeitung – in diesem Fall war die Burgenland-Krone am vertrauenswürdigsten – die weiteren Nachmittagspartien geplant. Unweit von Ollersdorf fand es bereits um 15.00 Uhr in Tobaj ein Spiel der 2.Klasse Süd B statt. Das perfekte Vorprogramm für die Abschlusspartie um 17.00 Uhr.
Doch da niemand Verpflegung für den Tag mitgenommen hat, ging es vorerst nach Güssing weiter, um ein Restaurant zu finden. Für den kleinen Hunger empfiehlt dort der Koch einen Toastlangos. Dieses Angebot konnten wir natürlich nicht ausschlagen, denn abseits einiger Plätze im Südburgenland, bekommt man diese Spezialität, in der Schinken und Käse in einem Langosteig eingewickelt sind, leider nirgendwo zu kaufen.
Nach dem Essen wurde noch die Burg Güssing besichtigt, aber dann ging es schon die wenigen Kilometer zurück nach Tobaj, wo sich bereits 90 Zuschauer eingefunden haben und die beiden Teams zum Einlaufen bereitgestanden sind. Auch hier wird bei der reizenden Kantinendame ein weißer Spritzer bestellt und noch vor dem Anpfiff fällt unter zwei Besuchern das Zitat des Tages: „Am Vormittog Schnopsn und am Nochmittog Fuasboi schaun, du kriagst boid a Burn-Out„.
Der ASVÖ Tobaj/Hasendorf ist zurzeit Fünfter der 2. Klasse Süd B, während der Gegner SV Wallendorf auf Platz zehn rangiert. Ein Niveauunterschied zwischen diesen beiden Teams ist allerdings nicht festzustellen. Der Sportplatz wirkt schon beim ersten Hinschauen einzigartig. Ein auffälliger Blickfang ist die Kaiserlinde gegenüber dem Hauptgebäude. Unter ihr befinden sich auf der Böschung Sitzbänke, die quasi die Gegentribüne darstellen. Aber auch die Riesensilos auf dem benachbarten Bauernhof geben diesem Sportplatz einen einmaligen Charakter.
In dieser hart geführten Partie gingen die Gäste aus Wallendorf bereits in der ersten Halbzeit in Führung. Nach dem Seitenwechsel verteidigte Wallendorf dieses Ergebnis geschickt und konnte in der Schlussminute sogar noch einen zweiten Treffer erzielen.
SV Olbendorf – SV Mischendorf 2:0 (1:0)
Der Schlusspunkt dieses ereignisreichen Tages im Südburgenland sollte auf dem Sportplatz in Olbendorf gesetzt werden. In einem Spiel der 1.Klasse Süd traf der SV Olbendorf auf den SV Mischendorf. Entsprechend dem Tabellenstand ist auch der Spielverlauf. Olbendorf ist die bessere Mannschaft und so steht es zur Pause verdient 1:0. Allerdings hatten auch die Gäste einige gute Möglichkeiten, jedoch führte keine diese Chancen zu einem Treffer.
In der Halbzeit nahmen wir uns die russische Weisheit, dass „man auf einem Bein nicht stehen kann“ zu Herzen und bestellten einen weiteren Toastlangos. Da der Kantinenchef die Langos frisch frittiert, war dies mit einer gewissen Wartezeit verbunden. Ein älterer Herr drängte schon vehement auf seine Mahlzeit, was seitens des Frittiermeister nach der Übergabe der Speise kopfschüttelnd zu folgender trockenen Meldung führt: „Der Oide muas an Hunger hom, bist du Moped!“
Unser Hunger wurde nach diesem Lacher ebenfalls gestillt und Olbendorf machte wenig später mit dem zweiten Treffer in dieser Partie alles klar. Fußball, Speis und Trank wussten auch auf diesem weitläufigen Platz zu überzeugen. Aber selbst mit dem Schlusspfiff war der Tag im Südburgenland noch nicht zur Gänze vorbei, zumal noch die Ziehung der Gewinner bei der Tombola stattfand. Aufgrund der kuriosen Preise, wie etwa einem Plan(t)schbecken und einem Zangenset waren wir natürlich mit von der Partie. Allerdings konnten wir keinen dieser Preise abstauben, aber vielleicht kommt ja der eine oder andere beim Lesen dieses Berichts auch auf den Geschmack des Unterhausfußballs im Südburgenland und hat dann auch mehr Glück, um einen dieser Preise zu gewinnen.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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