Gegen Jahresende sind Spiele in der nahen Umgebung schon eine Seltenheit geworden. Also kann man entweder das Jahr abschließen, denn die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr gehört dann der Familie oder man recherchiert noch ein wenig und findet ein tolles Angebot, dass man einfach nicht ausschlagen kann. Die Wochenendflüge nach Mailand waren sehr günstig und in Kombination des Spielplanes, der es ermöglichte, fünf Spiele zu sehen, war es ziemlich klar, dass der diesjährige Saisonabschluss in der Lombardei und Venetien stattfinden wird.
US Inveruno – US Sestri Levante 1919 2:2 (2:1)
Rund 40 Kilometer muss man von Monza zurücklegen, um nach Inveruno zu gelangen. Eigentlich durchquert man Mailand und dessen Umland von Osten nach Westen, um in den rund 9.000 Einwohner zählenden Vorort der lombardischen Hauptstadt zu gelangen. Der US Inveruno spielt in der viertklassigen Serie D, Girone A, wo der italienische Fußball nur mehr semiprofessionell geführt wird. Nichtsdestotrotz gibt es in dieser Spielklasse auch zahlreiche große Namen vergangener Tage, so wie etwa Bari, Messina oder Taranto. In der Gruppe A, die sich von der französischen Grenze über die ligurische Küste bis zum Schweizer Tessin erstreckt, ist wohl Lecco der am klingenste Name.
Inveruno zählt zu den kleineren Teams der Liga und somit ist man schon im Vorfeld über unser Kommen erfreut. Der Verein hat etwa 2.500 Fans auf Facebook, 500 Follower auf Instagram mehr als 200 Subscribes auf Youtube. Diese Zahlen zeigen aber, dass der Verein bemüht in den sozialen Netzwerken aktiv ist und bestrebt ist weiter zu wachsen.
Die Heimspiele finden im Stadio Comunale Luigino Garavaglia am Ortsrand Inverunos statt. Es hat eine erhöhte Tribüne, die über eine Längsseite geht und in Mitte überdacht ist. Abgesehen von der Bar, die sich bei Eingangsbereich befindet, sind alle übrigens Vereinsräumlichkeiten unter der Tribüne.
Da wir über Inveruno auf abseits.at berichten und den Verein hierzulande bekannt machen, dürfen wir das Spiel sogar aus der beheizten Sprecherkabine verfolgen. Man erzählt hierbei uns einiges über den Club. Die Mannschaft ist zwar jung, aber über die Jahre eingespielt, sodass man auch mit geringen finanziellen Mitteln in der Liga eine gute Rolle spielt und man derzeit auch einen Play Off-Platz belegt.
Man ist in der Tabelle auch weit vor dem Rivalen, dem Milano City FC, der im Nachbartort Busto Garolfo beheimatet ist. So fiebert man hier schon auf das nächstwöchige Derby hin, doch zuvor steht noch das heutige Spiel gegen US Sestri Levante auf dem Programm.
Rund 200 Besucher kommen heute ins Stadion, unter ihnen sind auch rund zehn Fans aus Sestri Levante, das etwas mehr als 200 Kilometer von Inveruno entfernt an der ligurischen Küste zwischen Genua und La Spezia liegt. In der Anfangsphase des Spiels sind Gäste klar unterlegen, haben danach aber die große Führungschance, als der Tormann Inverunos beim Herauslaufen ausrutscht, der Stürmer aber Ball nur an die Innenstange setzt, von welcher er wieder zurück ins Feld springt.
Danach folgt aber die Zeit der Gastgeber, denn Stronati erzielt mit einem schönen Lupfer in der 30.Minute die verdiente Führung für Inveruno, die in der 41.Minute durch Romanini mit einem Flachschuss in kurze Eck sogar noch auf 2:0 erhöht wird. Doch da sich die Gäste immer wieder gefährliche Möglichkeiten erspielen, werden sie in der 45.Minute noch durch den Anschlusstreffer durch Cuneo belohnt.
Nach dem Seitenwechsel sieht man einen ähnlichen Spielverlauf. Inveruno erspielt sich zahlreiche Möglichkeiten, die leider nichts Zählbares einbringen. So hätte der Sack bereits längst zu sein müssen, als Croci in der Schlussphase den Ball aus kurzer Distanz per Kopf zum schmeichelhaften Ausgleich für Sestri Levante im Tor versenkt. Das Leben ist meist nicht gerecht und der Fußball ist es schon gar nicht. Inveruno wird diesen Rückschlag aber mit Sicherheit wegstecken und wieder auf die Siegerstraße kommen und wer weiß, eventuell reicht es für die Play Off-Teilnahme des sympathischen Vereins aus der Nähe Mailands.
Aurora Pro Patria 1919 – US Alessandria Calcio 1912 0:0
Rund 15 Kilometer muss man von Inveruno nach Busto Arsizio zurücklegen, wo am späten Nachmittag Aurora Pro Patria 1919 auf US Alessandria Calcio 1912 traf. Hierbei handelt es sich um ein Spiel der drittklassigen Serie C, Girone A. Während die Girone B den Ostteil des Landes und die Girone C den Südteil des Landes umfasst, spielen in der Girone A die Vereine aus dem Westen Italiens.
Busto Arsizio ist eine Stadt mit 83.000 Einwohnern und liegt zwischen Mailand und dem Flughafen Malpensa. Sie gehört bereits zur Provinz Varese und eine der wenigen Städten Italiens, in denen Fußball nicht die populärste Sportart ist. Die Stadt hat einen Topklub in der Serie A des Damenvolleyballs, das in Italien einen sehr hohen Zuspruch genießt, beheimatet. So fasst die Halle des Damenvolleyballteams in Busto Arsizio auch mehr Zuschauer als das Stadio Carlo Speroni, die Heimat von Aurora Pro Patria 1919.
Das Stadion ist mit einer Kapazität von 4.627 Plätzen nicht besonders groß, dafür aber ein Stückwerk älterer Bauart, das man leider immer weniger zu Gesicht bekommt. Es gibt eine überdachte Haupttribüne und eine kleinere Tribüne auf der Gegenseite, die ebenfalls überdacht ist. Neben dieser befinden sich noch zwei baulich getrennte Nebentribünen, von denen eine als Sektor für die Heimfans fungiert, während der Gästebereich hinter einem Tor angesiedelt ist. Ursprünglich waren die Seiten hinter dem Tor völlig unbebaut, ehe man kleines Stahlrohrungetüm auf eine Seite platzierte, wo sich heute die rund 50 Fans aus Alessandria einfinden.
Während der Anhang Alessandrias nur Transparente und Fahnen dabeihaben, hat der Anhang von Pro Patria eine Choreographie vorbereitet, vor dem Spiel gezeigt wird. Man feiert die 20-jährige Freundschaft mit Triestina und stellt neben einem Transparent auch noch die italienische Flagge mit Luftballons dar.
Zu Spielbeginn sind dann 846 Zuschauer im Stadion und sie sehen eine Heimelf, die über weite Strecken den Ton angibt. Torchancen sind allerdings Mangelware. Während Pro Patria im Tabellemittelfeld ist, ist Alessandria ein paar Plätze dahinter, aber noch vor den Abstiegsrängen.
Beide Vereine spielten in den letzten Runden oftmals Unentschieden, wobei in ihren Begegnungen bedeutend wenig Tore fielen. Somit ist der logische Pausenstand auch ein 0:0. Nach dem Seitenwechsel probiert Pro Patria, das unter Woche immerhin bei Virtus Entella gewann, einen erneuten Sieg einzufahren. Man erarbeitet sich einige sehr gute Möglichkeiten, aber der Ball will an diesem Nachmittag einfach nicht über die Torlinie.
Nach der Drangperiode der Gastgeber macht Alessandria in der Schlussphase hinten dicht und bringt diesen Punkte dann doch noch sicher ins Ziel. Pro Patria weint hingegen zwei Punkten nach, denn die Chancen, einen Sieg einzufahren, waren da. Es gibt aber eben solche Tage, an denen man stundenlang spielen kann und trotzdem keinen Treffer erzielt.
Somit endet für mich das Fußballjahr 2018 zwar mit einem torlosen Unentschieden, dafür hatte man aber insgesamt ein ereignisreiches Wochenende in der Lombardei und Venetien, das Lust auf weitere Begegnungen in Italien im nächsten Jahr gemacht hat.
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Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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