Nachdem das Heimspiel von Leganés am Samstag und das von Atlético am Sonntag angesetzt wurde, war ein Saisonauftakt in Madrid ernsthaft in Erwägung gezogen worden. Da auch die Preise für Flug, Quartier und Mietauto im unteren Bereich lagen, zögerten Martin und ich nicht besonders lange und so ging es am Samstag bei Wind und Schneedecke zeitig in der Früh zum Flughafen. Drei Stunden später empfing uns die spanische Hauptstadt mit Sonnenschein, doch auch hier waren die Temperaturen noch frisch, was sich im Laufe des Tages aber ändern sollte.
CD Leganés – SD Huesca 1:0 (0:0)
Vom Flughafen Barajas sind es rund 30 Kilometer über die Stadtautobahnen, um Leganés zu erreichen. Die zur Region Madrid gehörende Stadt hat rund 188.000 Einwohner und ist eher arm an Sehenswürdigkeiten. Daher ist der CD Leganés auch ein Aushängeschild und wohl der größte Botschafter, um dieser „Vorstadt“ im In- und Ausland zu Bekanntheit zu verschaffen.
Mehr als zwei Stunden vor Spielbeginn erreichen wir das Estadio Municipal Butarque, in dem man seit der Saison 2016/17 spanischen Erstligafußball sehen kann. Da bis zum Ankick um 13.00 Uhr noch etwas Zeit bleibt, besuchen wir das nahe Einkaufszentrum und decken uns mit den wichtigsten Lebensmitteln für die nächsten beiden Tage ein. Doch da selbst nach dem Einkauf noch etwas Zeit bleibt umrunden wir das Stadion und bereuen dies nicht, denn wir treffen dabei auf das Maskottchen der Heimelf, das etwas unorthodox eine Gurke ist. Gut, als Hintergrundwissen ist hier hilfreich, dass der Spitzname des Vereins ist „Los Pepineros“ ist, was übersetzt, die Gurkenbauer bedeutet.
10.341 Zuschauer sind zu Spielbeginn im Stadion, unter ihnen auch Tommy, der mich auf der Tribüne schon fast sehnsüchtig in Empfang nimmt. Dass das Stadion heute nahe an seine Kapazitätsgrenze gelangt, ist keineswegs selbstverständlich, denn es ist der Aufsteiger und Tabellenletzte SD Huesca aus der Region Aragon zu Gast. Für die bereits etwas abgeschlagenen Gäste ist dieses Spiel wohl die letzte Chance, um die Hoffnungen auf einen möglichen Klassenerhalt zu wahren, während Leganés noch knapp über der Abstiegszone steht. Dementsprechend Verhalten ist die Begegnung auch in den ersten 45 Minuten, in denen der für spanische Verhältnisse gute Support der Leganés-Ultras wohl für die besten Aktionen sorgt.
Nach dem Seitenwechsel ist Leganés aber eindeutig besser und erspielt sich ein Chancenplus. Huescas Hintermannschaft hält tapfer dagegen. Die Null steht und eventuell gelingt ja der Lucky Punch, um drei Punkte aus der Hauptstadt mitnehmen zu können. Die 73.Minute macht aber all diese Hoffnungen zu Nichte, denn in dieser trifft der Marokkaner En-Nesyri zum verdienten Führungstreffer für die Gastgeber, die es wenige Augenblicke später verpassen den Sack endgültig zuzumachen.
So muss man aufgrund der langen Nachspielzeit, doch noch zittern, bis die drei Punkte im Trockenen sind. Leganés verschafft sich nun etwas Luft im Abstiegskampf, während Huesca jetzt wohl endgültig wieder für die Segunda División planen kann. Sollte der Traditionsklub Real Zaragoza dort den Klassenerhalt schaffen, dann würde es wieder ein direktes Duell um die Nummer eins in der Region Aragon geben.
La Rozas CF – Esc. Fut. Barrio Pilar 4:0 (2:0)
Schon vor dem Spielbeginn in Leganés war klar, dass der ursprüngliche Plan nicht mehr Bestand hat. Da das Spiel des Madrid CFF in der Primera División Femenino schon auf Samstag 11.00 Uhr vorverlegt wurde, konnte nicht nur der Ground in San Sebastián de los Reyes nicht angefahren werden, sondern fielen wir auch um das Spiel des Nachwuchses von Real Madrid, das zeitlich und örtlich in der Nähe des Damenspiels gewesen wäre.
Unsere Option war danach ein Spiel des höchsten Jugendteams des Las Rosas CF, das in der Primera División Autonomica Juvenil (Grupo 1), der dritthöchsten spanischen Spielklasse im Juniorenbereich, aktiv ist. Der Weg nach Las Rozas ist außerdem für uns kaum ein Umweg zu unserem Quartier, das wir danach ebenfalls in der westlichen Peripherie Madrids beziehen werden. Im schmucken Estadio Dehesa de Navalcarbón kämpft auch die erste Mannschaft um Punkte, und dies macht sie gar nicht einmal so unerfolgreich, denn man ist Tabellenführer der Gruppe 7 der viertklassigen Tercera Divisón.
Der Nachwuchs der Gastgeber ist heute gegen die Escuelar Fútbol Barrio Pilar klarer Favorit, denn die Gäste liegen nur an vorletzter Stelle, während man sich selbst im oberen Tabellendrittel befindet. Doch es dauert eine lange Zeit bis Las Rozas in der untergehenden Abendsonne etwas Zählbares anschreiben kann. In der 30.Minute gelingt vor rund 60 Zuschauern der verdiente Führungstreffer. Kurz vor der Pause erhöht Las Rozas den Spielstand zu einer komfortablen Pausenführung von 2:0.
Nach dem Seitenwechsel sind Gäste allerdings wie ausgewechselt und erspielen sich zahlreiche Möglichkeiten. Doch diese werden allesamt entweder von der Verteidigung entschärft oder man scheitert selbst am eigenen Unvermögen. In der 64.Minute ist diese Partie dann endgültig entschieden, denn Las Rozas kommt mit der ersten Möglichkeit im zweiten Durchgang zu seinem dritten Treffer. Danach ist aus der Partie die Luft raus, allerdings setzten die Hausherrn vier Minuten vor dem Schlusspfiff mit ihrem Tor zum 4:0 den Schlusspunkt am heutigen Abend.
Für uns ist der Abend in Las Rozas aber noch nicht vorbei, denn bevor wir in unserem Quartier einchecken, statten wir der örtlichen Brauerei „La Virgen“, die ihre Produkte auch direkt in einem zur Brauerei gehörigen Lokal anbietet, noch einen Besuch ab. So endete der Tag dann auch wirklich anders als erwartet.
Esc. Fut. Los Pinos de Moratalaz – Amisport CF 2:4 (0:3)
Am Sonntag hieß es erneut zeitig aufstehen, denn von unserem Quartier in Boadilla des Monte musste man wieder die Stadtautobahnen Madrids in Richtung Osten nehmen, um in die Nähe des Estadio Wanda Metropolitano zu gelangen, wo um 12.00 Uhr Atlético auf Levante treffen sollte. Doch bevor es zur Primera División ging, wurde in unmittelbarer Nähe noch ein Spiel um 09.00 Uhr entdeckt.
Escuelar Futbol Los Pinos de Moratalaz traf auf den Amisport CF. Diese Vereine sind wohl den wenigstens ein Begriff, denn hier befinden wir uns in der Seconda Regional, Grupo 3, des Madrider Fußballverbandes. Siebentklassig und daher in der vorletzten Stufe des spanischen Ligensystems.
Eintritt gibt es hier im Centro Polideportivo Municipal La Elipa keinen, dafür sieht man die Ruine eines Baseballstadions und kann auch anderen Sportlern, wie Tennisspielern oder Schwimmern bei der Ausübung ihres Sportes zuschauen. Zusammen mit 30 anderen Besuchern sind wir aber wegen des Fußballs hier. Während die meisten der Zuschauer auf der Seite der Trainerbänke Platz nehmen, gehen wir auf die die gegenüberliegende Seite, wo sich eine mächtige Stehplatztribüne befindet, von der man einen tollen Ausblick auf Madrid, dessen Fernsehturm und die im Hintergrund befindliche Sierra hat.
In der Früh sind die Temperaturen in der spanischen Hauptstadt noch um den Gefrierpunkt und so ist sogar das Kunstrasenspielfeld mit einer kleinen Eisschicht des Morgentaus bedeckt, den die aufgehende Sonne aber im Laufe der Begegnung zum Schmelzen bringt. Bis es so weit ist, geht es aber schon dem Kunstrasen heiß her. Der Favorit Amisport geht gegen Moratalaz, dem Bezirk, in dem wir uns derzeit befinden, schon nach wenigen Minuten in Führung. Der Pausenstand von 2:0 ist ebenfalls hochverdient. In der Halbzeit schauen wir den Tennisspielern zu. Man könnte fast meinen wir sehen auch Österreichs Aushängeschild am Platz, zumal ein Spieler fällt durch Wutausbrüche und unzählige Eigenfehler auf.
Nach dem Wiederbeginn entscheidet Amisport diese Begegnung mit seinem dritten Treffer. Moratalaz trifft zur Freude der heimischen Anhänger in der 60.Minute auch das erste Mal. Spannung kommt aber nur kurz auf, den Amisport schafft nur zehn Minuten später den vierten Treffer. Auch wenn Moratalaz noch Augenblicke später einen zweiten Treffer nachlegen kann, plätschert danach diese Partie bis zum Ende nur mehr vor sich hin. Der Favorit setzt sich hier somit ungefährdet durch. Wir sind ob der tollen Motive auch sehr zufrieden und machen uns auf den rund fünf Kilometer langen Weg zum Estadio Wanda Metropolitano.
Hier einige Impressionen:
Heffridge, abseits.at
Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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