Während in Österreich die Pflichtspielsaison noch nicht begonnen hat, rollt in Europa schon wieder der Ball. Durch die guten internationalen Ergebnisse der vergangenen Jahre ersparen sich die österreichischen Vertreter heuer auch einige Qualifikationsrunden. Bis es für sie dann so richtig ernst wird, müssen allerdings viele andere Länder bereits in der ersten Qualifikationsrunde ran, unter ihnen auch die Vereine aus Polen und der Slowakei. Dadurch kam es zum Aufeinandertreffen zweier Vereine aus diesen Ländern, in dem der slowakische Vertreter, FC DAC 1904 Dunajská Streda, der sich als Vizemeister für diesen Bewerb qualifizierte, auf den polnischen Starter MKS Cracovia Kraków traf.
FC DAC 1904 Dunajská Streda – MKS Cracovia Kraków 1:1 (1:1)
Dunajská Streda liegt zwar in der Slowakei, und hier auch nur wenige Kilometer hinter Bratislava, aber hier existiert die Slowakei nur noch auf dem Papier, zumal viele der rund 500.000 Magyaren in der Slowakei entlang der Donau leben. Zwar findet man Angehörige der ungarischen Minderheit entlang der gesamten Südgrenze unseres nordöstlichen Nachbarlandes, jedoch befindet sich deren Zentrum eindeutig im Südwesten, entlang der Großen Schüttinsel, wo mehr als ¾ der Bewohner Ungarisch als Muttersprache haben. Hierbei ist die Stadt Dunajská Streda mit fast 80% Anteil der ungarischen Minderheitsbevölkerung, die Stadt mit der dritthöchsten Quote in der gesamten Slowakei und mit über 22.000 Einwohner bei weitem die größte Stadt in dieser Region, weshalb man hier auch von der Hauptstadt der ungarischen Minderheit sprechen kann. Dies merkt man auch beim Vereinsnamen. Hierbei allerdings erst auf den zweiten Blick, denn hinter dem Namen FC DAC 1904 Dunajská Streada verbirgt sich in den Abkürzungen der ungarische Gründungsname „Dunaszerdahelyi Atlétikai Club“. Aber auch das „FC“ ist das Kürzel der ungarischen Schreibweise, denn im Slowakischen würde man den Verein mit „FK“ (= Futbalový Klub) abkürzen.
Der Verein spielte in der damaligen Tschechoslowakei nur eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 1985 schaffte man erstmals den Aufstieg in die höchste Spielklasse des Landes und zwei Jahre später feierte man mit dem Gewinn des slowakischen und tschechoslowakischen Pokals den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Bei den darauffolgenden und mehrmaligen Europapokalteilnahmen spielte man in der Saison 1993/94 auch gegen den SV Austria Salzburg. Allerdings schied man gegen den späteren Finalisten bereits in der ersten Runde aus. Von diesem denkwürdigen und für lange Zeit letzten internationalen Auftritt des Vereins, kann man auch einige Reliquien in einem kleinen Museum sehen, das in den Fanshop im Stadion integriert wurde.
Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei hatte der Verein einen schweren Stand. 1998 stieg man das erste Mal aus der ersten slowakischen Liga ab und man wurde erst wieder 2008 ein fester Bestandteil der höchsten Spielklasse des Landes. Nur in der Saison 2012/13 musste man für ein Jahr zurück in die Zweitklassigkeit und ungefähr zur selben Zeit begann auch die Einflussnahme der ungarischen Politik in das Vereinsleben. Für die nationalistische FIDESZ rund um Ministerpräsident Viktor Orbán war der Verein ein Pilotprojekt der Förderung von Fußballvereinen in den ehemals zu Ungarn gehörigen Gebieten, die 1920 im Zuge des im Vertrags von Trianon verloren wurden. Weitere Projekte dieser Art gibt es auch im rumänischen Sfântu Gheorghe (Sepsi OFK) und im serbischen Bačka Topola. Da auch im Kernland dieser nach dem ersten Weltkrieg entstandene Vertrag bei einem Großteil der Bevölkerung des Landes als inakzeptabel angesehen wird, hält sich dort auch der Ärger über die Ausgaben von ungarischem Steuergeld in Nachbarländern in Grenzen, zumal dies quasi im Sinne aller Ungarn ist. Neben dem Investieren in schlagfertige Mannschaft wurde auch zwischen 2016 und 2019 in mehreren Bauabschnitten ein neues Stadion errichtet. Zur Veranschaulichung wer diesen 22 Millionen teuren Umbau finanziert hat, reicht ein Blick darauf, dass die slowakische Regierung lediglich zwei Millionen Euro beisteuerte, während die Arena zu 25% im Eigentum des ungarischen Mineralölkonzerns MOL steht. Dieser ist auch der Namensgeber der 12.700 Zuschauer fassenden Arena.
Zum heutigen Spiel gegen MKS Cracovia Kraków kommen 9.860 Besucher. Damit ist die Arena nahezu ausverkauft, zumal einige Plätze als Pufferbereich zum Auswärtssektor leer bleiben müssen. Diese Sektorentrennung wäre eigentlich nicht notwendig gewesen, verbindet doch Ungarn und Polen eine langjährige, schon seit dem Mittelalter andauernde Freundschaft. Diese resultiert aus der gegenseitigen militärischen Unterstützung und beschränkt sich heutzutage allerdings nur mehr auf das gemeinsame Trinken. Nichtsdestotrotz gibt es zu Spielbeginn eine tolle gemeinsame Choreographie beider Seiten. Während Cracovia mit Zetteln die ungarische Fahne darstellt, wird im Block gegenüber die polnische Flagge, samt einem polnisch-ungarischen Wappen als Überziehfahne, gezeigt. Zu erwähnen ist hier noch, dass die Gegengerade Zetteln in den blau-gelben Vereinsfarben hochhält. Untermalt wird dies auch durch Sprechchöre. Während die Heimfans des Öfteren „Polska, Polska“ anstimmen, ertönt aus dem Gästesektor mehrmals „Ria, Ria, Hungaria“.
Auf dem Rasen sehen die Zuschauer eine ausgeglichene Partie. Der vom ehemaligen Sturmtrainer Peter Hyballa trainierte FC DAC hat etwas mehr vom Spiel, doch es sind die Gäste aus Krakau, die in der 40.Minute in Führung gehen. Dies geschieht durch ein Eigentor von Verteidiger Kružliak, der einen Schuss der Polen unfreiwillig und unhaltbar ins eigene Tor abfälscht. Der Platzsprecher ist mit seiner dreisprachigen Durchsage (Anm.: Slowakisch, Ungarisch und Englisch) noch nicht fertig, als Dunajská Streda schon wieder im Strafraum der Gäste ist und nach einem Getümmel im Strafraum den Ausgleich erzielt. Es ist der junge Kroate Divković, der in der 44.Minute aus kurzer Distanz überlegt einnetzt und für den Pausenstand von 1:1 sorgt.
Die zweiten 45 Minuten sind dann leider arm an Höhepunkten. Dunajská Streda findet zwar die etwas besseren Möglichkeiten vor, um sich in eine bessere Ausgangsposition für das eine Woche später in Polen stattfindende Rückspiel zu bringen, allerdings will auf beiden Seiten kein Treffer mehr fallen. Auf den Rängen geht diese Spielhälfte jedenfalls an die Polen, die Mitte der zweiten Halbzeit noch eine schöne Fahnenchoreo zur Schau stellen.
Mit einem gerechten Remis endet diese Begegnung und bevor beide Teams in die Katakomben verschwinden, verabschieden sich beide Mannschaften von ihren Fans gebührend. Ein friedlicher und ungewohnt freundschaftlicher Europacupabend findet hier sein Ende. Wer hier ein Spiel in hitziger Atmosphäre sehen möchte, dem sei ein Besuch der MOL-Aréna in der Meisterschaft gegen Slovan Bratislava ans Herz gelegt.
Heffridge, abseits.at
Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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