Das Wort „Relegation“ löst beim österreichischen Fußballfan meistens eine negative Reaktion aus, denkt er dabei doch sofort an die Barrage der Meister der Regionalligen,... Groundhopper’s Diary | Die Erfolgsgeschichte der Relegation im Unterhaus – Teil 1: Oberösterreich

Oberösterreich LandeswappenDas Wort „Relegation“ löst beim österreichischen Fußballfan meistens eine negative Reaktion aus, denkt er dabei doch sofort an die Barrage der Meister der Regionalligen, um einen freien Platz in der zweihöchsten Spielklasse. Doch da sich die Bundesligisten bei einer Lösung dieser nicht wirklich gerechten Aufstiegsregelung quer legen und die Regionalligisten eine Einführung einer landesweiten dritten Liga kategorisch ablehnen, wird man wohl noch länger diese ungeliebten Relegationsspiele zu sehen bekommen.

Doch in diesem Artikel soll es nicht um den verwehrten Direktaufstieg der Regionalligameister gehen, sondern um eine Idee des oberösterreichischen Fußballverbandes, der nach dem Saisonfinale 2012 erstmals Relegationsspiele im gesamten Landesverband stattfinden ließ.

Drei Jahre später kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich diese Idee zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Zu der vierten Auflage der Relegation in Oberösterreich kamen bei 28 Spielen insgesamt 15.460 Fans auf die Sportplätze. Dies ist gleichbedeutend mit einem neuen Zuschauerrekord bei den Relegationsspielen. Somit zog jede Partie im Schnitt 552 Zuschauern an, was ein absolut toller Wert ist, bedenkt man, dass sich in den unteren Klassen zu einem Heimspiel bestenfalls eine geringe dreistellige Zahl auf dem Sportplatz einfindet.

Das Erfolgsmodell der Relegation wird mittlerweile auch in Vorarlberg, Tirol, Kärnten und der Steiermark angewandt, wobei die Steiermark ebenfalls eine Relegation im gesamten Landesverband einführte. Hierbei wurden die Relegationsduelle nach regionalen Gesichtspunkten ermittelt (der Gegner stammt aus der Liga, in die der höherklassige Verein absteigen könnte, während in Oberösterreich der punktebeste Zweiplatzierte der unteren Klasse ins Relegationsduell darf).

Für abseits.at waren Sportplatzbesuche in der Relegationswoche natürlich ein Muss und so wurden drei Partien in Oberösterreich und vier Partien in der Steiermark vor Ort mitverfolgt. Während der steirischen Relegation ein eigener Artikel gewidmet wird, folgen hier die Eindrücke der oberösterreichischen Spiele:

DSG Union Pichling – Union St. Florian Juniors 2:0 (0:0)

Unglücklich rutschte Pichling am letzten Spieltag der Landesliga Ost auf den Relegationsplatz, denn der SK Admira Linz hatte aufgrund einen 5:1-Sieges, wobei das letzte Tor der Admiraner in der Schlussminute fiel, in der Endabrechnung bei Punktegleichheit die um einen Treffer bessere Tordifferenz vorzuweisen. Somit musste Union Pichling die Saison verlängern und ins Relegationsduell gegen die St. Florians Juniors, der zweiten Mannschaft des Regionalligisten Union St. Florian. Da der Linzer Stadtteil Pichling und St. Florian nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen und es somit zu einem Nachbarschaftsduell kam, könnte man fast meinen, dass Pichling Glück im Unglück gehabt hatte, zumal die Aufgabe auch sportlich machbar schien. Diese Annahme bestätigte auch der 1:0-Auswärtssieg Pichlings im Hinspiel.

750 Besucher fanden zum Rückspiel den Weg ins Horst Lauß Stadion, wobei die Tribüne sehr gut besucht war und sich auch auf der Gegenseite und hinter dem Tor Zuschauer aufhielten. Lange Zeit gab es in dieser Partie Leerlauf, zumal Pichling nicht das Spiel machen musste. Zur Pause stand es noch 0:0, doch zumindest die Zuschauer waren hungrig auf mehr. Apropos Hunger. Wollte man sich in der Halbzeit etwas zum Essen kaufen, dann brauchte man etwas Geduld, denn der Bosna-Stand war völlig unterbesetzt und so dauert es mindestens 25 Minuten bis man seinen Snack in den Händen halten konnte. Diese schlechte Organisation ist angesichts des zu erwartenden Zuschaueransturmes bei diesem Spiel jedenfalls nicht nachvollziehbar gewesen.

Die Union Pichling besann sich Mitte der zweiten 45 Minuten auch wieder mehr auf das Fußballspielen und konnte gegen müder werdende Gäste zwei Treffer erzielen. Somit wurde der Klassenerhalt im Relegationsspiel in souveräner Manier geschafft. Bevor aber die Pichlinger Feierlichkeiten begannen, gratulierte der Platzsprecher St. Florian noch zum Vizemeistertitel in der Bezirksliga Ost. Das war zwar etwas provokant, aber auch wieder einzigartig. Solche Geschichten schreibt eben nur die Relegation.

Union Neuhofen/Krems – Union Buchkirchen 1:0 (0:0)

Nachdem mit den St. Florian Juniors bereits ein Spiel eines Relegationsteilnehmer aus der Bezirksliga Ost besucht wurde, stand mit der Union Neuhofen an der Krems ein weiterer Teilnehmer aus dieser Liga auf dem Programm. Als Tabellenzwölfter muss man ins Relegationsduell mit Union Buchkirchen, die ihrerseits Zweiter in der 1. Klasse Mitte-West wurde. Die Gäste aus dem Bezirk Wels-Land kamen mit einem 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel nach Neuhofen und wollten diese den Aufstieg bedeutende Führung natürlich so gut wie möglich verteidigen. 600 Besucher sorgten für eine tolle Kulisse, denn die Tribüne war rappelvoll und so mussten zahlreiche Besucher auf der Laufbahn Platz nehmen.

Spielerisch merkte man beiden Teams die Bedeutung dieses Spieles an. Torchancen waren bei diesem ausgeglichenen Spiel Mangelware. So spielte Buchkirchen mit dem Vorsprung im Rücken auf Zeit und Neuhofen würde den Abstieg wohl nur mehr durch einen „lucky punch“ verhindern können.

Fünf Minuten vor dem Spielende kam es zu diesem, denn ein umstrittener Handelfmeter führte zum 1:0 für die Gastgeber. Das Stadion stand Kopf und jubelte mit der Mannschaft. Doch der Jubel schwang bald in ein Zittern über, denn inklusiver der Nachspielzeit mussten noch einige bange Minuten überstanden werden. Aber da kein weiteres Tor mehr fallen sollte, sicherte die Auswärtstorregel der Union Neuhofen den glücklichen Klassenerhalt.

Sportunion Schweinbach – ASV Hagenberg 3:1 (0:1)

Zum Abschluss des Relegationswochenendes in Oberösterreich ging es in das Stadion Lodabach, der Heimstätte der Sportunion Schweinbach. Die aus Engerwitzdorf stammende Sportunion fiel in der letzten Runde auf den Relegationsplatz der 1. Liga Nord-Ost zurück und hatte dadurch noch ein Relegationsduell mit dem ASV Hagenberg, seinerseits Zweiter der 2. Liga Nord-Ost, zu bestreiten. Nachdem Schweinbach beim 1:1 im Hinspiel kurz vor Schluss den Ausgleich hinnehmen musste, begann auch das Rückspiel für die Schweinbacher erdenklich schlecht, denn Hagenberg ging gleich in der Anfangsphase in Führung. Vor 800 Zuschauern hätten die Gäste mit einem Elfmeter in Minute 35 alles klar machen können, doch Schweinbachs Torhüter parierte den Schuss.

Dies war wohl die Initialzündung für das Schweinbacher Spiel. Spätestens mit dem Ausgleichstreffer kurz nach dem Seitenwechsel war man wieder mittendrin im Geschäft. Da auch Hagenbergs Kräfte von Minute zu Minute schwanden, war der zweite Treffer Schweinbachs nur mehr eine Frage der Zeit. Dieser fiel zu Beginn der Schlussviertelstunde durch einen Elfmeter und war eine Erlösung für alle, die der Union Schweinbach die Daumen drückten. Wenig später legten die Hausherren noch einen weiteren Treffer nach, womit das Relegationsduell endgültig entschieden war. Nach dem Spielende feierte Schweinbach triumphal den Klassenerhalt, während die Hagenberger Fans es sportlich nahmen und mit dem Satz „dann schaffen wir es halt nächstes Jahr“ die Heimreise antraten.

 

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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