In nicht einmal zweijähriger Bauzeit wurde unter dem Motto „Alte Heimat – Neues Zuhause“ am Platz des alten Gerhard Hanappi-Stadions die neue Heimstätte des SK Rapid Wien, das Allianz Stadion, errichtet und am 16.07.2016 mit dem Spiel gegen den Chelsea FC offiziell eröffnet. Die von den Fans ausschließlich als Weststadion bezeichnete Arena bietet 28.345 Besuchern Platz, bei internationalen Spielen stehen 24.288 Sitzplätze zur Verfügung.
Die Eröffnungsfeier
Bereits um 15.00 Uhr begann das Vorprogramm. Nach einem Spiel der Special Needs Team vom SK Rapid Wien und Chelsea FC und einer Bikerparade präsentierten zahlreiche Vereinslegenden alle Wappen der Geschichte des SK Rapid. Eine große Bandbreite von der Klassik bis Moderne gab es bei der musikalischen Untermalung an diesem Nachmittag. So sorgten unter anderem Wiener Sängerknaben, Alkbottle oder der Ostbahn-Kurti für Stimmung. Am meisten rockte das Stadion aber, als Alfred Körner inbrünstig das Rapid-Lied zu seinem Besten gab.
Aber auch die Politprominenz gab sich ein Stelldichein. Während Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil und Altbundespräsident Heinz Fischer Applaus spendiert bekamen, wurde Stadträtin Renate Brauner mit Buh-Rufen bedacht. Nachdem das Stadion mit dem Durchschneiden eines grünen Bandes feierlich eröffnet wurde, rollte der sich nun auf der Südseite des Stadion befindliche Block West ein großes Transparent mit der Aufschrift „Weststadion“ aus und schwenkte dazu ober und unter diesem Fähnchen in den Vereinsfarben. In der Melodie der italienischen Hymne wurde minutenlang „Weststadion in Hütteldorf“ skandiert.
Rapid Wien – Chelsea FC 2:0 (1:0)
Rapid hatte bereits kurz nach dem Anpfiff die erste Chance. Chelseas Schlussmann Begovic konnte einen Flachschuss nur zur Seite abprallen lassen, aber Hofmanns Nachschuss wurde von Verteidiger Djilobodji geblockt. In der achten Minute fiel dann der erste Treffer für Rapid. Joelinton wurde ideal bedient und umkurvte Begovic, sodass er ungehindert ins leere Tor einschieben konnte. Diesen idealen Beginn feierte der Block West mit viel Rauch und zahlreichen Fangesängen. Von Chelsea war in der Anfangsphase nicht viel zu sehen. Erst nach 15 Minuten kam der Verein aus London erstmals vor das Tor Rapids.
Die Gastgeber machten in der ersten Halbzeit viel Druck über die linke Seite und kamen in der 35. Minute zu einer weiteren guten Möglichkeit, nachdem Begovic eine gefangene Flanke nicht unter Kontrolle bekam und wieder aus den Händen gleiten ließ. Im Gegenzug hatte Chelsea mit einem Flachschuss die erste gefährliche Torchance, doch Rapid zeigte sich davon unbeeindruckt und hatte nach einem Angriff über rechts durch Hofmann die nächste Möglichkeit auf den zweiten Treffer. Der Deutsche traf aber nur das Außennetz. Auch wenn Rapid ein zweites Tor vor der Pause verwehrt blieb, sahen die 28.600 Besucher eine beherzt aufspielende Elf der Grün-Weißen, die Chelsea im Griff hatte.
Zu Wiederbeginn sorgte der Block West für eine schöne Choreographie mit bengalischen Feuern. Durch zahlreiche Wechsel verflachte die Partie aber etwas. Erst Mitte der zweiten Spielhälfte gab es nennenswerte Chancen auf beiden Seiten. Zuerst fand Schaub per Weitschuss eine gute Tormöglichkeit vor und im Gegenzug wurde der für Novota eingewechselte Strebinger nach einem Distanzschuss der Londoner zu einer Glanzparade gezwungen.
Auf den Rängen wurde die Rapid-Viertelstunde eingeklatscht und dies wurde vom Block West mit zahlreichen bengalischen Feuern untermalt. Das Stadion war noch nebelverhangen als Ania für Chelsea zur größten Chance des Spiels kam. Er zog von der linken Seite ab, wobei sein Schuss nur den Pfosten traf. Hier hatte Rapid großes Glück, denn Strebinger wäre bereits geschlagen gewesen. In der 82. Minute gab es aber dann doch einen weiteren Torjubel. Allerdings nicht beim Gast aus London, sondern bei Rapid. Begovic könnte nach einem Angriff über rechts einen Schuss von Murg nur mehr zur Mitte abwehren, wo bereits Tomi in der Manier einer Strafraumkobra lauerte und den Ball im zweiten Versuch über die Linie drücken könnte.
Der zweite Treffer an diesem Tag war auch der letzte Höhepunkt in diesem Spiel. Eine unterhaltsame Partie ging mit einem für die Fans zufriedenstellenden Ergebnis zu Ende. Mit der Eröffnungsfeier zusammen gesehen, hatten die meisten von ihnen einen perfekten Nachmittag. Abgesehen davon, dass für den Block West zu viele Karten behördlich bewilligt und verkauft wurden, gab es sonst kaum gröbere Zwischenfälle bei der Abwicklung dieser Eröffnung. Die kleineren Vorfälle – wie etwa Wartezeiten bei Bierausschank – wird man bei den kommenden Spielen sicher in den Griff bekommen.
Das von den Kritikern als Zweckbau abgetane Stadion ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Stadionlandschaft Österreich und der Abschluss einer längst fälligen Modernisierungsphase des SK Rapid, damit der Verein auch weiterhin auf internationaler Ebene konkurrenzfähig bleiben kann.
Abschließend meinte Chelsea-Trainer Antonio Conte noch, dass man dieses Spiel nicht überbewerten dürfe. Rapid stünde kurz vor dem Saisonstart und Chelsea erst am Beginn der Vorbereitung. Natürlich verliert aber niemand ein Spiel gerne. Zum Stadion äußerte sich Conte pragmatisch. Es sei schön und es gab eine gute Atmosphäre, aber für ihn sei es nichts Besonderes, weil er in England an jedem Wochenende in solchen Arenen an der Seitenlinie stehen würde.
Mike Büskens schlug bezüglich des Spiels in dieselbe Kerbe wie Conte. Dieser Prestigeerfolg sei zwar schön, aber es zählen eben nur die Punkte in der Meisterschaft und daher gilt es weiterhin konzentriert auf das erste Meisterschaftsspiel gegen die SV Ried hinzuarbeiten. Joelinton und Tamás Szántó erhielten ein Extralob für ihre gute Leistung an diesem Nachmittag. Mit den Neuzugängen Traustason und Mocinic werde das Spiel aber noch variabler werden und das neue Stadion wird dank der hervorragenden Stimmung auch helfen, den einen oder anderen Punkt mehr zu holen. Der ehemalige Schalker versteht sich als ein moderner und aufgeschlossener Trainer, der jedoch nicht die persönliche Komponente zu den Spielern keineswegs außer Acht lassen möchte.
Es scheint so, als hätte Rapid mit der Stadioneröffnung und der Trainerbestellung von Mike Büskens einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Dennoch ist klar, dass man gerade in dieser Saison den Hype um das neue Stadion ausnützen muss und daher sofort Ergebnisse geliefert werden müssen.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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