Viele Nationalverbände der UEFA sind nicht mehr offen und so wurde es auch einmal Zeit, sich mit den Visabestimmungen der Russischen Föderation auseinanderzusetzen. Nachdem Mitte Juli der Flug, die Einladung und die Versicherung besorgt waren, musste noch der Visumsantrag ausgefüllt werden und danach hieß der letzte Schritt ab zur Botschaft. Nach zwei Stunden Wartezeit war auch diese Hürde bewältigt, sodass ich wenige Tage später meinen Reisepass samt Visum abholen konnte. Bis die Reise dann tatsächlich losging, vergingen auch wieder rund drei Wochen.
Da die Heimspiele der Moskauer Vereine an diesem Wochenende allesamt auf Sonntag gelegt wurden und auch im Unterhaus keine passenden Partien gefunden werden konnten, gab es zuvor auseichend Zeit um die größte Stadt Europas zu besichtigen.
Der Sonntag gehörte dann aber ganz dem Fußball. Das Heimspiel von CSKA Moskau gegen Kuban Krasnodar fand zur Mittagszeit in der Arena Khimki statt. Dieses Stadion liegt bereits außerhalb der Grenzen Moskaus und fungiert derzeit sowohl für CSKA als auch Dinamo Moskau als Heimstätte, zumal sich deren Stadien im Umbau befinden.
Mit dem System der öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt war ich bereits bestens vertraut. Also ging es einmal per Bus zur Metro, wo mich die Ringline zur grünen Linie brachte. Diese musste dann bis zur Endstation „Rechnoy Voksal“ genommen werden. Dort angelangt folgt man den zahlreichen Fans zur richtigen Mashrutka –
dem in Russland populären Sammeltaxi – und für 35 Rubel (ca. 80 Cent) wird man direkt vor den Eingang der modernen Arena gebracht.
Das Stadion wurde im Jahr 2008 eröffnet und vom FK Khimki, der damals in der russischen Premjer Liga spielte genutzt. Mittlerweile befindet dieser Verein in der Drittklassigkeit und trägt seine Heimspiele in einem kleineren Stadion aus. Bis die Stadien von CSKA und Dinamo, die für die WM 2018 neu errichtet werden, wieder einsatzbereit sind, wird die 18.636 Zuschauer fassende Arena Khimki jedoch noch an jedem Spieltag der Premjer Liga genutzt werden.
PFC CSKA Moskau – FK Kuban Krasnodar 1:0 (1:0)
In Europa ist der Verein CSKA – der vollständige Name ist übrigens „Professional Football Club Central Sports Club of Army“ – unter dieser Abkürzung bekannt. Im deutschen Sprachraum ist aber für den amtierenden russischen Meister logischerweise auch die Abkürzung ZSKA sehr verbreitet.
Der Spitzname des Klubs ist übrigens „die Pferde“. Dies resultiert daraus, dass der Verein seine ersten Trainingsmöglichkeiten in den Stallungen von Prinz Yusupov vorfand.
Vor 9.000 Besuchern begann das Spiel ziemlich ruhig. Für meine Verhältnisse sogar zu ruhig. In den ersten fünf Minuten fühlte man sich wie in einer Oper oder in einem Theater und es gab nur vereinzelt Applaus von den Rängen. Doch aber der sechsten Minute beendeten die beiden CSKA-Fankurven ihr Schweigen und unterstützten ihr Team lautstark. Meistens auch in einem tollen Wechselgesang.
Kuban Krasnodar hatte auch Fanunterstützung, jedoch wurden die etwa 300 mitgereisten Schlachtenbummler vom Moskauer Fananhang meistens übertönt.
Insbesondere in der elften Minute als sich Ahmed Musa durchtankt und aus 16 Metern mit einem Linksschuss flach ins rechte Eck trifft. Da CSKA die Anfangsphase klar dominierte ging dieser Führungstreffer auch mehr als in Ordnung.
Nach dem Gegentreffer wird Kuban aktiver und kommt zu den ersten Tormöglichkeiten. Kurz vor der Pause hatte Krasnodar nicht nur mehr Spielanteile, sondern auch wirklich gute Chancen auf den Ausgleich. Allerdings fand man in Nationaltorwart Akinfeev immer seinen Meister.
CSKA enttäuschte danach über weite Strecken, konnte dieses Ergebnis aber halten und so blieb nach 90 Minuten die Erkenntnis, dass auf dem Weg zur Titelverteidigung auch eine schlechte Leistung drei wichtige Punkte bringen kann.
Von Khimki ging es nun weiter in den Osten Moskaus. Rein in die Mashrutka, dann wieder die grüne Linie bis zur Ringlinie nehmen und danach zur roten Linie umsteigen. Die war zu diesem Zeitpunkt sogar mehr rot als ihr lieb war, denn die Spartak-Fans pilgerten allesamt zur Station „Cherkisovskya“. Dies machen sie normalerweise nur bei einem Auswärtsspiel, denn dort befindet sich das Stadion vom Lokalrivalen Lokomotiv Moskau. Da jedoch die eigene Heimstätte, das Luzhniki-Stadion, durch die Leichtathletik-WM von Ursain Bolt und seinen Kollegen belegt war, fand ausgerechnet das Schlagerspiel gegen Rubin Kasan im Stadion Lokomotiv statt.
FK Spartak Moskau – FK Rubin Kazan 0:0
Trotz teurer Ticketpreise – die billigste Karte kostete 1.200 Rubel (ca. 30 Euro) – war das Stadion mit 24.300 Zuschauern sehr gut gefüllt. 30.075 Plätze fasst dieses im Jahr 2002 renovierte Elitestadion und an diesem Nachmittag waren größtenteils nur die Sitzplatzbereiche rund um den Gästebock frei.
Während Rubin Kazan auf die Unterstützung von rund 300 Fans zurückgreifen konnte, bekam Spartak Support von einer zweirangigen Hintertortribüne, die wie eine rote Wand aussah. Dementsprechend lautstark war diese Kurve, sodass im Stadion eine beeindruckende Stimmung herrschte. Neben dem Gesang wurde in der Mitte der ersten Halbzeit auch noch eine tolle Choreographie mit Fähnchen gemacht.
Auch auf dem Rasen war Spartak Moskau tonangebend. In der 22. Minute hatte das Stadion bereits den Torschrei auf den Lippen, doch der Schuss von Glushakov springt von der Innenstange wieder ins Feld zurück.
Spartak bestimmte das Spiel über weite Strecken, fand aber kein Rezept um Kazans Defensivriegel zu knacken. So war der logische Halbzeitstand 0:0.
In der Pause machte dann das Spartak-Maskottchen, ein Gladiator, seine Runde, doch die meisten Blicke der Zuschauer richteten sich auf die leichtbekleideten und fahnenschwingenden Damen.
Da sich aber auch in der zweiten Spielhälfte nichts am Spielverlauf änderte, wandten sich meine Gedanken ab und zwar ziemlich genau acht Jahre zurück. Damals sicherte Jozef Valachovič mit seinem Kopfballtreffer in diesem Stadion Rapid Wien den Einzug in die Champions League. Ein Lattenschuss von Spartaks Jurado ließ mich in 65. Minute aber wieder aufs Spiel konzentrieren.
Da Kazan mit acht Leuten verteidigte, wollte Spartaks Trainer Valerj Karpin diesem Treiben nicht mehr tatenlos zusehen und verstärkte mit der Einwechslung von Lucas Barrios noch einmal die Offensive. Doch dieser Spielertausch brachte nicht die erhoffte Durchschlagskraft. Vielmehr verlegte sich Kazan nun aufs Kontern und brachte eine müde werdende Moskauer Mannschaft noch einmal in Bedrängnis.
Kurz vor dem Schlusspfiff hätte Rubin sogar noch als Sieger vom Platz gehen können. Eine Flanke vom Venezolaner Rondón köpfelte der Spanier Marcano auf die Beine des brasilianischen Spartak-Verteidigers Rafael Carioca. Es blieb somit bei einem torlosen Unentschieden und der Erkenntnis, dass bei fast allen Vereinen in der russischen Premjer Liga mittlerweile auch zahlreiche internationale Stars spielen.
Sowohl die Stadt Moskau als auch die Atmosphäre in den Stadien waren weit besser als erwartet. Meinen Eindrücken nach, kann ich einen Besuch der russischen Hauptstadt sowie eines Spiels der russischen Premjer Liga nur empfehlen.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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