Am Feiertag war sowohl in der 2.Klasse Weinviertel Süd als auch in der 2. Klasse Triestingtal ein „Großkampftag“ und wenn man beide Ligen kombiniert hätte, dann hätte man sogar vier Spiele besuchen können. Da aber auch noch das Museumsdorf in Niedersulz besichtigt wurde, bleib man den ganzen Tag im Weinviertel und konzentrierte sich auf die Begegnungen in dieser Region.
An dieser Stelle muss aber auch der Drösinger SC erwähnt werden, der ebenfalls in der 2.Klasse Weinviertel Süd engagiert ist und dessen ersten zwei Saisonspiele ich bereits Anfang August besucht habe. Da die Spiele sehr unterhaltsam waren und die Resonanz über meine Spielberichte überwältigend war, kann ich nicht leugnen, dass mich dort das Weinviertel-Süd-Virus gepackt hat. Aber auch ohne Drösinger Beteiligung sorgten alle drei Begegnungen der 2.Klasse Weinviertel Süd an diesem Tag für beste Unterhaltung.
USV Sulz im Weinviertel – FC Kreuzstetten 2:1 (2:1)
Zur ungewohnten Beginnzeit von 10.00 Uhr wurde das Spiel zwischen dem USV Sulz und dem FC Kreuzstetten angepfiffen. Vor 70 Besuchern kommen die Gastgeber besser in diese Partie und gehen bereits in der 12.Minute mit 1:0 in Führung. Danach lassen die spielerischen Elemente beider Mannschaften etwas zu wünschen übrig und es kommt vermehrt zu Härteeinlagen. Den mitgereisten Kreuzstettener fällt dabei insbesondere die Nummer 4 des USV auf, sodass sie nach einem weiteren Foul der Sulzer erst nach ihren Schimpftiraden gegen diesen Spieler merken, dass diesmal die Nummer 5 der Übeltäter war.
Kurz vor dem Seitenwechsel geht der USV Sulz mit 2:0 in Führung und ist danach mit den Gedanken schon in der Kabine. Dies nützen die Kreuzstettner eiskalt aus und erzielen noch vor dem Seitenwechsel den Anschlusstreffer. Ein Sulzer Spieler ist ob dieser Unkonzentriertheit verärgert und fordert seine Mitspieler auf: „Jetzt nehm ma die Eia in d`Hond und spün wieda Fuaßboi!“
In der Pause mach ich einige Bilder von der schön renovierten Kantine des USV und werde ich, als ich den Schriftzug USV Sulz fotografiere, mit den Worten „damit`s da`s a meakst, wo es gespüt hobts“ angesprochen. Dies bringt mich natürlich zum Schmunzeln.
Allerdings nähert sich die Mittagszeit in Riesenschritten und so wird der Grillstand getestet. Die Kotlettsemmel um faire € 3,- kann hier vollends überzeugen. Unweit des Grillmeisters unterhält sich auch eine ältere Riege über den eigenen Kader. -„Wer is denn da 14er? -„Des is unsa neicha Toajäga!“ -„Wos?! A Toajäga is des? Des is bestenfois a Kommajäga!“
Und wahrlich sind die Angriffsbemühungen der Sulzer in den zweiten 45 Minuten sehr selten geworden. Kreuzstetten ist zwar am Drücker, bekommt aber den Ball einfach nicht über die Linie.
Als es in der Nachspielzeit noch einen Freistoß für Kreuzstetten gibt, meint ein Zuschauer trocken zum Schiedsrichter: „Pfeif o, de Reserv wü a no spün!“ Dieser Wunsch wird anscheinend erhört, weil die Partie nach der Ausführung dieses Standards tatsächlich abgepfiffen wird. Die Punkte blieben somit in Sulz, das mit einem Auftaktsieg in die neue Saison geht.
SCU Obersdorf/P. – SC Dürnkrut 2:2 (0:0)
Der SCU Obersdorf/Pillichsdorf ist zusammen mit dem SV Großebersdorf aus der 2.Klasse Marchfeld in die 2.Klasse Weinviertel Süd eingeteilt worden. Dort gilt es nun, sich gegen neue Gegner zu profilieren, wie eben heute gegen den SC Dürnkrut.
Das erste Highlight gibt es schon 15 Minuten vor der Begegnung. Aus den Lautsprechern dröhnt Kronehit-Musik und dies gefällt den älteren Semestern der Besucher gar nicht: -„A so a Drecksmusi!“ -„Jo, und des geht jetzt bis hoiba so weida!“ -„Na don hoff i, dass eana da Ton boid ausfoit!“
Mit dem Einlauf der Teams wird auch die „SCOPYs Fancard“ beworben. Um € 100,- kommt man nicht nur gratis zu allen Heimspielen, sondern dazu noch ein Getränk, ein Essen und drei Tombolalose. Ein Fancardbesitzer ist aber völlig perplex, weil das sonntägige Spiel gegen den SV Ringelsdorf aufgrund dessen Mannschaftszurückziehung nicht mehr stattfindet. So muss dieser statt einem Getränk, einem Essen und drei Tombolalosen jetzt notgedrungen ein Ersatzprogramm aufstellen.
Die ersten 45 Minuten enden torlos, aber Obersdorf/Pillichsdorf hat mehr vom Spiel und die besseren Chancen. In der 55.Minute verpassen Freund und Feind eine Hereingabe in den Strafraum der Gäste. Kölbl ist in dieser Situation völlig überrascht, aber irgendwie prallt der Ball von seinem Bein so ab, dass er zur verdienten Führung der Gastgeber über die Linie kullert.
Fünf Minuten später hat Obersdorf einen Eckball und aus dem Publikum hört man schon: „Des wiad`s 2:0!“ Und tatsächlich kommt der Corner butterweich auf Müller, der per Kopf die Führung ausbauen kann. Der „Prophet“ freut sich natürlich am allermeisten und jubelt mit den Worten: „Und I hob des no ongsogt!“
Man könnte meinen, dass diese Partie nun entschieden ist, aber nur sechs Minuten später erzielt Pustajic den überraschenden Anschlusstreffer. Obersdorf verliert dadurch die Kontrolle über das Spiel und so erzielt Pustajic nach einem Gestocher im 5-Meter-Raum in der 76. Minute den Ausgleich.
Mit dieser Punkteteilung sind beide Teams aber zufrieden und so vergeht die Schlussphase ereignislos. Ein enttäuschter Obersdorf-Fan meint mit dem Schlusspfiff: „Noch dem 2:0 hobn unsare oba schlecht gespüt und des is a des Ende dea Duachsoge!“
SG Ulrichskirchen – SV Jedenspeigen 1:2 (0:1)
Ende April 2017 kam es in der 1.Klasse Nord zuletzt zu dieser Begegnung. Ein bereits abgestiegener SV Jedenspeigen kam bei der SG Ulrichskirchen mit 7:2 unter die Räder. Da der heutige Gastgeber aber nur eine Saison später den Jedenspeignern in die 2.Klasse Weinviertel Süd folgte, kam wieder zu einem Aufeinandertreffen dieser beiden Teams.
110 Zuschauer sind vor Ort und sie sehen eine dominierende Elf der Gastgeber, die trotz des Sieges gegen Ringelsdorf noch ohne Punkte dasteht, denn dieses Spiel wurde aufgrund des überraschenden Rückzuges der Ringelsdorfer zu Beginn der Woche annulliert.
Ein Ulrichskirchner-Fan meint dazu nur: „Das ist unser Rezept zum Aufstieg! Alle Vereine lösen sich auf, bis nur mehr wir übrigbleiben!“ Sein Nachbar ist da etwas skeptisch und meint: „Des is oba a sehr gewagte Theorie!“
Nach zahlreichen guten Möglichkeiten für Ulrichskirchen haben die Gäste in der 44. Minute einen Freistoß, der durch die Mauer geht und so zum Torerfolg führt. Das heimische Publikum ist fassungslos. 2:0 müsste man führen, aber man ist 0:1 hinten, lautet der einhellige Tenor.
Ein Elfmeter bringt in der 56.Minute den verdienten Ausgleich für Ulrichskirchen. Nun wird Jedenspeigens Trainer nervös und beginnt einen Disput mit dem Schiedsrichter. „So wos nutz weda do no in da Champions League wos!“, meint ein besonnener Jedenspiegen-Fan über den Trainer seiner Mannschaft.
Ob eines 4:0-Sieges gegen Großschweinbarth ist eine Delegation von Spielern des SV Großebersdorf gut gelaunt. Sie besingen oftmals ihren Verein mit tiefer Inbrunst, doch als Jedenspeigen per Traumtor aus einem Weitschuss in Führung geht wird auch „Jedenspeigen, Jedenspeigen, hey, hey!“ lautstark angestimmt.
In der Schlussphase probiert Ulrichskirchen alles, um die drohende Niederlage noch abzuwenden, aber mehr als ein Stangenschuss und ein tolle Möglichkeit durch Torhüter Paulhart schauen am Ende nicht mehr raus.
Die Ulrichskirchner Fangemeinde ist danach mehr als gezeichnet: „Der anzige der Emontionen zagt ist der Traina!“ oder „in so ana Eadopföliga mit an Schiri, hätte ma friahra den 8a (Anm.: Jedenspeigens Stürmer) scho noch 20 Minutn ane mitgebn und ausgschoitn gehobt!“ waren noch die freundlichsten Kommentare über die Darbietung ihrer SGU.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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