Nachdem das Wochenende mit einem Spiel in Slowenien und zwei Spielen in Bosnien zu Ende ging, sollte am Montag die dalmatinische Küste angesteuert werden.... Groundhopper’s Diary: Eine sommerliche Reise mit Mee(h)rwert (Teil 2)

Nachdem das Wochenende mit einem Spiel in Slowenien und zwei Spielen in Bosnien zu Ende ging, sollte am Montag die dalmatinische Küste angesteuert werden. Doch allzu lange blieb ich zumindest nicht dort, gab es dich am Dienstag gleich wieder ein Nachholspiel in Bosnien.

HNK Rama – HNK Neum 3:0 (1:0)

Wenn der HNK Rama sein Spiel in der 2.Liga jug Federacije BiH gegen den HNK Neum anstatt am vergangenen Wochenende am Dienstag um 17.00 Uhr ansetzt, dann ist das natürlich ein Grund, wieder nach Bosnien zurückzukommen. So geht es erneut die altbekannte Strecke in den Kanton 10 hinauf, wo bei Kamensko die Grenze überquert wird. Diesmal geht es aber südlich am Buško jezero vorbei und weiter in Richtung Tomislavgrad. Nachdem man die Stadt passiert hat, biegt man für die letzten 40 Kilometer in Richtung Osten ab. Die ersten 20 Kilometer fährt man durch eine atemberaubende Landschaft auf einem Plateau, ehe man nach der Grenze in den Kanton Herzegowina-Neretva in die Gemeinde Prozor-Rama kommt. Bis Prozor geht es nun der Rama entlang bergab, wobei man mit dem Ramsko jezero, einen weiteren Stausee, passiert.

Mehr als zeitgerecht komme ich in Rama an und begebe mich auf eine Ortsrunde. Hier scheint alles etwas ruhiger abzulaufen, wobei es auch auffällig ist, dass es auch eine große Abwanderung der Bevölkerung gegeben hat, stehen doch viele Geschäfte leer. Apropos leer. Ein Gewitter entleert sich auch rund eine Stunde vor Spielbeginn über der Region. Die Wolken sollten zwar auch während der Begegnung ein stätiger Begleiter bleiben, jedoch sollte es weder zu Regen noch zu Blitzentladungen kommen, sodass das Spiel planmäßig über die Bühne gehen kann.

Rund 50 Zuschauer kommen in das Stadion Luka, das über unüberdachte Tribüne auf einer Längsseite verfügt. In der Mitte dieser Tribüne sind blaue Schalensitze montiert. Vor dem Klubhaus, das sich auf einer Seite hinter dem Tor befindet, gibt es auch noch Stehplatzbereiche. Eintritt wird übrigens heute keiner verlangt und mit Laura Dugandžić gibt es eine Premiere für mich, denn erstmals sehe ich in Bosnien eine Frau an der Linie.

Das Spiel verläuft in den ersten 45 Minuten ausgeglichen, doch Babić bringt den HNK Rama in der 32.Minute in Führung, sodass Neum einem Rückstand hinterherlaufen muss. Nach dem Seitenwechsel versucht das Team von der Küste, den Ausgleich zu erzielen und ist bemüht, doch Erfolg will sich keiner einstellen. Auf der Gegenseite ist man hingegen kaltschnäuziger, denn Budimir erhöht in der 70.Minute auf 2:0 für die Mannschaft aus Prozor.

Das Spiel ist nun entschieden und so verlassen die ersten Besucher bereits fünf Minuten vor dem Schlusspfiff das Stadion. Sie versäumen dadurch noch das 3:0 durch Ivić in der 88.Minute. Da Schiedsrichter Blažević auch keinen Grund für eine lange Nachspielzeit sieht, wird diese Begegnung ziemlich pünktlich abgepfiffen und so komme ich noch bei Tageslicht nach Tomislavgrad, wo ich noch einen Einkaufsstopp einlege. Danach geht die Sonne im Kanton 10 unter und bevor der Grenze wird noch einmal, um umgerechnet € 1,25/L vollgetankt, ehe es wieder zurück ans Meer geht.

NK Hrvatski Vitez Posedarje – NK Slavonija Požega 1:2 (0:1)

Schon traditionell sind die Cupspiele in Kroatien in der Mitte der letzten Augustwoche. Zu diesem Zeitpunkt findet immer die Vorrunde im Pokalbewerb statt. Bei dieser nehmen die Erstligisten noch nicht teil, jedoch erfreut sich die Runde bei den unterklassigen Vereinen großer Beliebtheit, kann man doch mit einem Weiterkommen das große Los ziehen und es kommen Dinamo, Hajduk, Rijeka oder Osijek auf die eigene Anlage.

Für mich geht es an diesem Mittwoch in Richtung Norden, wo in der Gespanschaft Zadar der in Posedarje beheimatete NK Hrvatski Vitez auf den NK Slavonija Požega trifft. Wir es der Vereinsname der Gäste schon verrät, stammen diese aus Slawonien und haben doch einen weiteren Weg nach Dalmatien zurückzulegen. Deren Glück ist es aber, dass mit Posedarje wohl den nördlichsten Vertreter Dalmatiens gezogen zu haben.

Ich erreiche Posedarje etwas mehr als eine Stunde vor Spielbeginn und mache mich gleich auf den Weg den Ort zu erkunden und spaziere entlang der Strandpromenade. Leider ziehen von Süden her Gewitterwolken auf, die ich schon auf der Autobahn gekreuzt habe. Daher hoffe ich auch sehr, dass diese Wolken Posedarje nicht erreichen. Ich habe Glück, denn je näher es zu Spielbeginn geht, lösen sich die Wolken nach und nach auf.

Ins Stadion Gordan Demo kommen heute achtbare 350 Zuschauer zu einem Duell zweier Viertligisten. Während Posedarje in der 3. Nogometna Liga jug spielt, ist der NK Slavonija Požega in Ostgruppe der viertklassigen 3.NL aktiv. Einige Fans auch Požega sind auch hier. Dies wird in in der 15 Minute ersichtlich, denn plötzlich jubelt eine Gruppe direkt neben mir und der Grund ist, dass Janković alleine auf das Tor der Gastgeber läuft und das 1:0 erzielt.

Auffälliger als die Fans der Gäste ist eine Gruppe deutscher Urlauber, die man nicht nur durch ihre Fußball- und Handballdressen ausmachen kann, sondern auch am Bierstand, weil sie sich – im Gegensatz zu den Einheimischen – abmühen die bestellten Getränke zurück zum Platz zu bringen. Das Spiel ist danach weniger auffällig. Der NK Hrvatski Vitez hat zwar mehr vom Spiel, aber die Defensive der Gäste steht felsenfest und lässt keine Chancen zu.

Nach dem Seitenwechsel ist Posedarje eindeutig besser und drängt auf den Ausgleich. Allerdings kommt der NK Slavonija Požega gut durch diese Drangperiode und es scheint Mitte der zweiten Spielhälfte so, als würden die Gäste dieses Spiel auch über die Zeit bringen können. Doch die 72.Minute bringt die Wende in diesem Spiel. Ein Innenverteidiger Slavonijas wird bei einem Angriff der Gastgeber im Bereich der Hüfte im Strafraum angeschossen und geht doch etwas theatralisch zu Boden. Der Schiedsrichter lässt weiterspielen und so hat Vukadinović keine Mühe die Flanke ungehindert ins Tor zu köpfeln, weil sein Gegenspieler noch immer am Boden liegt, anstatt einzugreifen.

Nun machen sich die Fans der Gastgeber bemerkbar und feuern ihr Team an. Die deutschen Zuschauer stimmen, völlig unpassend, „Oh, wie ist das schön!“ an. Das Wort „fremdschämen“ war noch nie treffender, als in diesem Augenblick. Aber nun wieder zurück zum Spielgeschehen, wo die Spieler wissen, dass es nach 90 Minuten ein Elfmeterschießen gibt und diese daher nicht mehr zwingend die Entscheidung in der regulären Spielzeit suchen. Posedarje hat wieder mehr Spielanteile, aber der NK Slavonija Požega das Spielglück auf seiner Seite. Einer der seltenen Entlastungsangriffe der Gäste führt in der 88.Minute zum Führungstreffer durch Matoš.

In der Nachspielzeit wird es unübersichtlich, weil ein Spieler der Gastgeber, den Tormann Požegas attackiert, nachdem dieser den Ball hat. Es kommt zu einer Rudelbildung und Tätlichkeiten, aber Schiedsrichter Marić verteilt bloß einige gelbe Karten. Blöd, dass ausschließlich Požegas Božić vorbelastet war und die Gäste nur mehr zehnt sind. Aber sie haben in den letzten Minuten dann auch das Glück des Tüchtigen und bringen den knappen Vorsprung über die Zeit. Doch das Glück scheint damit aufgebraucht zu sein, denn bei der Auslosung zur ersten Cuprunde bekam der NK Slavonija Požega mit dem NK Oriolik bloß einen ehemaligen Ligakonkurrenten und kein Topteam zugelost.

NK Jadran Luka Ploče – NK Uljanik Pula 4:0 (3:0)

Es gab durchaus nähere Spiele in der der 3.Nogometna Liga jug und man hätte auch nach Bosnien fahren können, um ein Zweitligaspiel in Tomislavgrad zu besuchen, doch man hatte den Besuch beim NK Jadran Luka Ploče in den letzten zehn Jahren immer auf die lange Bank geschoben und da die Hafenstädter an der Mündung der Neretva mittlerweile in die drittklassige kroatische Druga Nogometna Liga aufgestiegen sind, mache ich mich die etwas mehr als 100 Kilometer entlang der Jadranska Magistrale auf den Weg in Richtung Süden. Landschaftlich ist die Küstenstraßen entlang der Makarska Riviera einfach traumhaft. Über die Autobahn würde man die Strecke zwar eine halbe Stunde schneller schaffen, aber bei Weitem weniger zu sehen bekommen.

Ich erreiche das bereits in der Gespanschaft Dubrovnik-Nerteva befindliche Ploče rund eine halbe Stunde vor Spielbeginn und ich blicke etwas wehmütig in Richtung Süden, denn von hier wären es nur mehr rund 100 Kilometer nach Dubrovnik, wo heute auch gespielt wurde. Allerdings freut es mich auch wieder, dass ich in eine mit vertraute Gegend komme, habe ich doch vor rund zehn Jahren in Neum drei Sommerurlaube verbracht.

Das mittlerweile renovierte Gradski Stadion Jadranovo ist jetzt kein San Siro und wohl auch für die kroatische dritte Liga ein eher einfacherer und kleiner Ground. Falls man in die zweite Liga aufsteigen würde, könnte man hier mit Sicherheit keine Spiele austragen, zumal man sich gerade einmal auf einer Längsseite im Tribünenbereich aufhalten kann. Da man sich im Vorjahr in der Spitzengruppe der Liga befunden hat und auch das Auftaktspiel klar gewonnen hat, ist es sportlich nicht so abwägig, das Ploče in die Prva Liga aufsteigen könnte.

Der heutige Gast, der NK Uljanik Pula, dessen Stadion ich übrigens schon besucht habe, weil es dem NK Istra eine Zeit lang als Spielstätte gedient hat, hat sein Auftaktspiel ebenfalls gewonnen. Somit reist der Aufsteiger aus Istrien mit breiter Brust nach Dalmatien und möchte seinen Erfolgslauf prolongieren. Da man es vom äußerten Zipfel Istriens am Landweg nicht viel weiter nach Ploče hat, als aus dem hintersten Slawonien, ist die Besucherzahl von 350 mehr als ordentlich. Auch sind überdurchschnittlich viele Besucher aus dem weniger als 20 Kilometer entfernten Bosnien hier.

Auf dem Rasen zeigt der NK Jadran Luka Ploče in den ersten 45 Minuten, wer hier der Herr im Haus ist. Krešimir Luetić ist es vorbehalten, mit Toren in der 18., 24. (per Elfmeter) und 41.Minute einen lupenreinen Hattrick zu erzielen. Da die Vereinshymne nicht nur vor und nach dem Spiel sowie in der Pause, sondern auch bei jedem Tor gespielt wird, läuft diese heute im Air Play.

Nach dem Seitenwechsel geht es Ploče gemütlicher an. Pula kann dem NK Jadran Luka heute nicht wirklich etwas entgegensetzen und so können die Gastgeber bei Temperaturen um die 35°C Kräfte schonen, zumal dieses Spiel entschieden ist. Immerhin gelingt Čepo in der 70.Minute ein weiterer Treffer für Ploče. Mit dem Endstand von 4:0 ist deutlich, dass der NK Uljanik Pula heute kein Gradmesser für die Gastgeber war, die wie die beiden Teams aus Bjelovar nach zwei Runden mit dem Punktemaximum dastehen.

Ich genieße am Heimweg den Sonnenuntergang auf der Küstenstraße und hoffe, dass ich im kommenden Sommer dann auch der 3.NL jug wieder einen Besuch abstatten kann.

NK Jalžabet – NK Trnje Trnovec 1:1 (1:0)

Der Schulbeginn am Montag veranlasste uns dazu, dass wir am Sonntag die Zelte in Dalmatien abbrechen und wieder gegen Norden ziehen mussten. Es wäre ein schöner Kreisschluss gewesen, wenn man diese Zeit am Balkan auch wieder mit einem Spiel in Slowenien beenden hätte können. Dies war anfangs der Plan, denn das bei Murska Sobota liegende Martjanci hätte um 17.00 Uhr in der 3.Liga Ost Korotan Prevalje empfangen.

Da man Slowenien aber von Wien aus einfacher erreichen kann, als Kroatien und man durch ein 17.00 Uhr-Spiel in Kroatien noch den Vormittag am Meer verbringen konnte, wurde ein Spiel der fünftklassigen Elitna ŽNL Varaždin (Županjska Nogometna Liga) angefahren. Irgendwie ist auch dieses Spiel ein Kreisschluss, war doch das Cupspiel in Jalžabet im August 2023 eine Option am Heimweg aus Dalmatien.

Abgesehen davon ist das Sportski Centar Jalžabet ein wirklich schöner Ground, der eine mächtige Tribüne hat und ein Fassungsvermögen von 3.000 Besucher aufweist. Also nichts wie ab nach Jalžabet, das sich mehr als 600 Kilometer von Ploče entfernt befindet, wo vor 24 Stunden noch ein Spiel geschaut wurde.

In Jalžabet finden sich heute passable 200 Zuschauer zu einem Derby ein. Während der NK Jalžabet die ersten beiden Spiele in dieser Saison gewonnen hat, ist der heutige Gegner, der NK Trnje, aus dem nahen Trnovec noch punktelos. Auf dem Rasen scheint sich die Papierform auch zu bestätigen, denn Štriga bringt Jalžabet in der 18.Minute in Führung und bis zur Pause sind die Gastgeber weiterhin tonangebend.

Nach dem Seitenwechsel kommt der NK Trnje aber besser ins Spiel und bekommt immer mehr die Oberhand. Zwar hat Jalžabet auch noch einige Chancen, aber als Vrbanić in der 77.Minute zum Ausgleich für Trnovec trifft, ist dieser alles andere als unverdient. Die Gäste sind auch in der Schlussphase das aktivere Team. Die große Chance auf die Führung der Gäste wehrt Jalžabets Keeper im Stile von Martinez im WM-Finale 2022 ab und als der NK Trnje in der Nachspielzeit aus einem Weitschuss noch die Stange trifft, kann sich Jalžabet glücklich schätzen, heute noch ein Unentschieden erreicht zu haben.

Nachdem Schiedsrichter Jertec die Begegnung abpfeift, feiern die mitgereisten Fans ihre Mannschaft, während die heimischen Zuschauer mit dem heutigen Spiel eher weniger zufrieden sind. Ich war mit dem Spiel in Jalžabet mehr als zufrieden und somit geht dieser Balkanurlaub zu Ende und nach etwas mehr als drei Stunden erreicht man über Lendava und Szombathely wieder die altgewohnte Umgebung.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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