Nach den beiden Samstagsspielen in Barcelona sollte auch der Sonntag ganz im Zeichen des Fußballs stehen. Auf ein Spiel in der Segunda División musste... Groundhopper’s Diary | Fußball in Barcelona – Kataloniens Hauptstadt abseits von Messi und Co. (2)

Fußball in Spanien - Der Torrero und der Stier_abseits.atNach den beiden Samstagsspielen in Barcelona sollte auch der Sonntag ganz im Zeichen des Fußballs stehen. Auf ein Spiel in der Segunda División musste aufgrund der eher kurzfristigen Verlegung des Espanyol-Spiels auf den Samstag zwar verzichtet werden, dafür war es aber möglich, dass am Sonntagabend in der drittklassigen Segunda B das katalanische Derby zwischen CE Sabadell und UE Conrellà besucht werden konnte. Bis zu diesem Schlusspunkt gab es aber noch ein sehenswertes Potpourri an Stadien an diversen Plätzen in Barcelona.

Der fußballerische Vormittag

Bereits um 09.00 Uhr sollte das erste Spiel im Estadio Municipal Júpiter angepfiffen werden. Diese Sportanlage befindet sich ebenfalls im Nordosten Barcelonas und bietet 5.500 Besuchern Platz. Der Heimverein ist der CE Júpiter, der in der viertklassigen Tercera División in der Gruppe 5 spielt (in Spanien hat jede einzelne Regionen eine eigene Tercera División, wobei diese Gruppen nicht nach den Regionen benannt, sondern diesen lediglich Nummern – bei Katalonien eben die Nummer 5 – zugewiesen wurden).

Bevor zur Mittagszeit die erste Mannschaft gegen UE Sant Andreu spielte, durfte davor noch die „Infantil“ des CE Júpiter ran. Das Team der Altersklasse der 14- und 15-Jährigen hatte ein Spiel gegen Stoitchkov CF. Dies ist eine Mannschaft aus der Akademie des bulgarischen Ex-Internationalen Christo Stoitchkow, der während seiner aktiven Zeit erfolgreich beim FC Barcelona spielte. Mittlerweile hat er sich in Barcelona niedergelassen und bekleidet hier auch seit 2011 das Amt eines bulgarischen Honorarkonsuls. Die Burschen von Júpiter waren an diesem Morgen klar überlegen und führten schnell mit 1:0. Es schien so, als hätte Júpiter bei Christo Stoitchkow persönlich einige Trainingseinheiten gehabt, denn nach dem Seitenwechsel konnten die Offensivbemühungen in weitere Treffer umgesetzt werden, sodass man ungefährdet mit 3:0 gewinnen konnte. Auf den Rängen gab es mit rund 50 Besuchern auch zahlreichen Familienanhang, der vor allem die Gastmannschaft lautstark unterstützte.

Vom Platz des CE Jupiter benötigt man nur zwei Stationen mit der Metro, um das Ciutat Esportiva des RCD Espanyol – Dani Jarque, das Trainingszentrum von Espanyol Barcelona zu erreichen. Dort gibt es unter anderem auch einen Rasenplatz mit einer schönen Tribüne, der eigentlich der ideale Austragungsort für das große Stadtderby der U19-Mannschaften in der Lliga Nacional Juvenil gewesen wäre. Die Vereinsverantwortlichen entschieden sich aber anders und so wurde vor rund 150 Zuschauern auf dem Nebenplatz auf Kunstrasen gespielt. Da dieser noch die Maße eines Rugbyfeldes hatte, war man noch weiter vom Spielgeschehen entfernt. Somit war das wohl die Enttäuschung des Wochenendes auch wenn beide Teams einen guten Fußball boten. Der FC Barcelona ging in Führung, doch dank zweier Treffer nach dem Seitenwechsel, konnte Espanyol die Partie, bei der leider keine Stimmung aufkommen wollte – noch drehen.

CE Europa – CD Morell 3:0 (1:0)

Zu Mittag wurde im Camp Nou Sardenya das Spiel der viertklassigen Tercera División – Grupo 5 zwischen dem CE Europa und CD Morell angepfiffen. Beeindruckend war hier insbesondere das Stadion, das in einen Hang gebaut wurde und mittlerweile an alle Seiten von hohen Häusern umgeben ist. Hier kann nur das Prädikat „absolut empfehlenswert“ vergeben werden. Eine Unterhausperle, die nur wartet darauf entdeckt zu werden und auf der jede Sekunde in vollsten Zügen genossen werden kann. Erwähnenswert ist auch, dass Europa über zwei kleine Fanszenen verfügt. Ein Fanclub wechselt zur Pause die Seite und ist daher immer hinter dem Tor, auf das Europa gerade spielt. Der zweite Fanclub ist politisch links beheimatet und unterstützt den Verein auch lautstark. Auch wenn eine St.Pauli-Fahne am Zaun hing, fühlte man sich eher an die Friedhofstribüne erinnert. Zwar hat der Wiener Sportklub einen zahlenmäßig größeren Anhang als der CE Europa, aber ansonsten waren die Parallelen zwischen diesen Fangruppen offensichtlich. Sportlich war Europa vor 400 Zuschauern klar überlegen und gewann verdient mit 3:0 gegen den Tabellennachzügler. Also wer sowohl zeitlich als auch örtlich gesehen bei der nächsten Barcelona-Reise zwischen dem Parc Güell und der Sagrada Família sich auch ein wenig mit der Fußballkultur der katalanischen Hauptstadt auseinandersetzen möchte, der muss unbedingt dem CE Europa einen Besuch abstatten.

Der Pausenfüller

Auf halber Strecke zwischen dem Stadion des CE Europa und der S-Bahnstation nach Sabadell befindet sich der Platz des FC Martinenc, der in der Primera Catalana (der fünften spanischen Leistungsstufe) spielt. Bei unserer Ankunft am Camp Guinardo wurde gerade ein Nachwuchsspiel der Cadet Segona Divisió angepfiffen. Rund 40 Zuschauer verfolgten diesen Kick gegen AE La Salut Pere Gól, bei dem der FC Martinenc nach nur wenigen Minuten bereits in Führung ging. Auch nach dem Seitenwechsel konnten die Gäste nichts Zählbares erreichen, während Martinenc noch zweimal traf und dieses Spiel verdient gewann. Wie gesagt, wer diesen Platz nicht gesehen hat, der hat auch nicht wirklich etwas versäumt. Es gibt eine unüberdachte Tribüne auf der Längsseite über der sich auch eine Terrasse befindet. Von dieser kann man auch einen Blick auf die Sagrada Família erhaschen, aber die Terrasse und dieser Ausblick sind schon die einzigen Besonderheiten, die dieser kleine Stadtplatz zu bieten hat. Aber wenn dieser schon so auf dem Präsentierteller angeboten wird, dann sagt man natürlich auch nicht „Nein“, wenn dort gekickt wird.

CE Sabadell – UE Cornellà 0:1 (0:0)

Den fußballerischen Abschluss dieses Wochenendes sollte das Katalonien-Derby der drittklassigen Segunda B (Grup III) zwischen dem CE Sabadell und dem UE Cornellà im Estadi de la Nova Creu Alta machen. Eigentlich war dieses Spiel gar nicht auf unserem Plan und selbst nach der Verschiebung auf Sonntag wurde dieses erst nach langem Zögern angefahren, zumal im wenige Kilometer entfernten Terrassa ebenfalls zeitgleich gekickt wurde. Im Endeffekt entschieden wir uns dann für die höhere Liga und für den ehemaligen Zweitligisten aus Sabadell, dem wir bereits vor zwei Jahren beim Auswärtsspiel in Jaén auf die Beine schauen konnten. Die Entscheidung für Sabedell sollte sich aber als goldrichtig erweisen. 2.648 Besucher – unter ihnen auch die Präsidentin des katalanischen Parlaments – kamen zu diesem Spiel, das auch im katalanischen Fernsehen live übertragen wurde. Daran merkte man zugleich die Wichtigkeit dieses Duells, zumal nur der Sieger bleibt im Rennen um die Play-Off-Plätze für einen möglichen Aufstieg in die Segunda División bleib. An diesem Abend hatten in einem ausgeglichenen Spiel die Gäste aus Cornellà das bessere Ende für sich, zumal sie durch einen Treffer in der 68. Minute dieses Spiel mit 1:0 gewinnen konnten.

Für Sabedell ist damit der Zug Richtung Zweitklassigkeit wohl endgültig abgefahren, während Cornellà – dessen Stadion sich in unmittelbare zum Espanyol-Stadion befindet – weiterhin vom Aufstieg träumen darf. Schwer wird es allemal, zumal es aus der Segunda B selbst für die vier Meister ihrer Gruppen keinen Direktaufstieg gibt. Aber nun wieder zurück zum Zug. Der brachte uns in 30 Minuten wieder zurück nach Barcelona. Das Fußballprogramm war zwar für diesen Aufenthalt beendet, aber es gibt in Katalonien auch abseits des FC Barcelona nach diesem Wochenende noch zahlreiche Stadien, die es lohnt besucht zu werden.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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