Nach dem Spiel in Ljubuški war bereits die Hälfte der Spiele absolviert, doch – um es positiv zu sehen – begann die zweite Wochenhälfte... Groundhopper’s Diary | Fußball in Dalmatien und der Herzegowina (2)

Bosnien - FlaggeNach dem Spiel in Ljubuški war bereits die Hälfte der Spiele absolviert, doch – um es positiv zu sehen – begann die zweite Wochenhälfte mit vier weiteren Spielen, die sich gerecht auf Kroatien und Bosnien aufteilen sollten. Wie auch schon im ersten Teil dieses Berichts macht wieder Kroatien den Auftakt und abermals mit einem Leckerbissen, denn am Donnerstag ging es nach Dugopolje. Der unscheinbare Ort ist vor allem dafür bekannt, dass dessen Grundstücke sehr begehrt sind. Aufgrund der Nähe zu Split und dem direkten Autobahnanschluss gab es in den letzten Jahren einen rasanten Ausbau eines Industrieparks. Mitten in diesem Industriegebiet befindet sich das für rund sieben Millionen Euro erbaute und 2009 eröffnete Stadion Hrvatski vitezovi, das normalerweise dem Zweitligisten NK Dugopolje als Heimstätte dient.

RNK Split – FC Torino 0:0

Vorab muss ich mich noch bei ASB-User „Brucki“ bedanken, denn er gab mir den Hinweis, dass der RNK Split für sein Heimspiel im Play-Off zur Europa League gegen den FC Torino ins Stadion Hrvatskih vitezovi ausweichen musste, zumal deren eigentliche Heimstätte, das Stadion Park Mladeži, alles andere als UEFA-tauglich ist.

Im Vergleich zum Stadtrivalen Hajduk, ist das Interesse am RNK Split in Kroatien ziemlich überschaubar. Dies ist wirklich Schade, denn der Verein leistet kontinuierlich gute Arbeit. Nach der Etablierung in der ersten Liga folgen nun bereits die Abenteuer auf europäischer Ebene, die den Verein – wie bereits erwähnt – bis in das Play-Off zur Gruppenphase der Europa League brachten.

Der gute Gegner und die moderaten Eintrittspreise von umgerechnet sieben Euro pro Karte sorgten dafür, dass 4.500 Zuschauer diesem Spiel beiwohnten. Da das Stadion somit nahezu voll war, herrschte auch eine tolle Atmosphäre. Hierbei gilt es insbesondere noch zu erwähnen, dass die italienischen Tifosi stimmungsmäßig ein Traum waren und diese einen nicht ganz unwesentlichen Anteil daran hatten.

Torino zeigte von Beginn an technisch starken Fußball, haderte aber mit der Abschlussschwäche. Der RNK Split spielte gefällig mit und verteidigte gegen die italienischen Angriffe mehr als ordentlich. Ab und an kamen die Gastgeber auch in der Offensive zu einigen guten Möglichkeiten, wobei hier meistens die Gefahr durch den Ex-Rapidler Mate Bilić ausging.

Leider endete das Spiel nach 90 Minuten 0:0, wobei es aber sehr kurzweilig und auf überraschend hohem Niveau war. Zusammen mit den weiteren Rahmenerscheinungen, wie dem Stadion und den Fans, war es für alle beteiligten ein gelungener Fußballabend.

FK Igman Konjic – HNK Branitelj Mostar 1:1 (0:0)

Am Samstag hatte man bei der Suche nach der passenden Begegnung wieder die Qual der Wahl. Nach kurzen Überlegungen sollte es in die Kleinstadt Konjic gehen, wo der FK Igman Konjic, der in der Prva liga Federacije BiH (= 2. Liga) spielt. Die Frage, warum es uns gerade nach Konjic zog, ist natürlich berechtigt und hatte zwei Gründe. Der Hauptgrund war – neben dem Abendspiel in Sarajevo –, dass wir bereits eine Woche zuvor durch das Tal der Neretva gefahren sind und uns dort die zahlreichen Grillrestaurants in dieser landschaftlich wunderschönen Gegend zwischen Jablancia und Konjic aufgefallen sind. So war das Einkehren vor dem Spiel natürlich Pflicht und falls es irgendwann jemanden einmal in diese Gegend verschlagen sollte, kann ich nur raten, dort einen Zwischenstopp einzulegen.

So ging es gut gestärkt weiter ins Gradski Stadion nach Konijc, in dem der FK Igman diesmal den HNK Branitelj Mostar zu Gast hatte. Vor rund 500 Besuchern –

unter ihnen für bosnische Zweitligaverhältnisse auch eine beachtliche Fangruppe –

entwickelte sich eine Partie, in der die Gäste aus Mostar tonangebend waren. Ein ums andere Mal verhinderte jedoch das Aluminium die verdiente Führung. 15 Minuten vor dem Ende schien dann der erlösende Treffer für Branitelj gefallen zu sein. Dass dieser allerdings nicht zum Sieg gereicht hat, ist war dann ziemlich bitter für Mostar. Igman Konjic schaffte nämlich wenige Minuten vor Schluss – durch eine Einzelaktion – noch den schmeichelhaften Ausgleichstreffer. Den Fans war dies reichlich egal, denn sie bejubelten – inklusive Rauchbomben und bengalischer Feuer – den Treffer und somit auch den Punktgewinn, wie einen Sieg.

FK Željezničar Sarajevo – HŠK Zrinjski Mostar 0:2 (0:0)

Da Konjic nur mehr rund 50 Kilometer von der bosnischen Hauptstadt entfernt war und das Spiel vom FK Željezničar Sarajevo gegen den HŠK Zrinjski Mostar erst um 21.00 Uhr angepfiffen wurde, wurde auch diese Strecke noch in Angriff genommen. Aufmerksamen Lesern fällt sofort auf, dass die Herzegowina verlassen wurde und es in den Kanton Sarajevo ging, wodurch das Spiel eigentlich nicht mehr unter der Berichttitel fällt, aber es sei mir verziehen, wenn ich dennoch davon berichte, zumal zwei bosnischer Spitzenvereine aufeinandertrafen.

Wenige Augenblicke vor dem Eingang zum Stadion Grbavica und rund 45 Minuten vor Spielbeginn setzte ein starkes Gewitter ein und schreckte sicher noch einige Besucher vom Matchbesuch ab. So kamen nur 2.000 Zuschauer zum Spiel des Eisenbahnerklubs aus Sarajevo gegen den amtierenden Meister aus Mostar. Aufgrund des tiefen Terrains war das Spiel in der ersten Halbzeit arm an Höhepunkten. Nennenswert waren nur die Provokationen unter den Fangruppen ab der 30. Minute. Zu diesem Zeitpunkt betraten die Fans aus Mostar, die zuvor von der Polizei natürlich wieder akribisch kontrolliert wurden, das Stadion. Da es den Fans Željezničar aufgrund des starken Regens erlaubt wurde unter die überdachte Tribüne zu kommen, waren ab diesem Zeitpunkt die Fanblöcke quasi nebeneinander und wir mit einem etwas mulmigen Gefühl mittendrin. Ein Wiener Ehepaar, das unweit von uns in Rapid-Outfit das Spiel mitverfolgte, zeigte davon hingegen nicht wirklich beeindruckt. Ich würde dieses Verhalten aber mehr als „naiv gelassen“ einstufen.

Nach dem Seitenwechsel würde Zrinjski stärker und zeigte Željezničar seine Grenzen auf. Zwei Tore, die Mitte der zweiten Halbzeit fielen, sicherten dem Meister einen ungefährdeten Sieg.

Da das Spiel entschieden war, entschlossen wir uns kurz vor dem Abpfiff zu gehen, um nicht in den Abreiseverkehr zu kommen. Doch zusammen mit zahlreichen anderen Besuchern standen wir vor geschlossenen Toren. Ein Besucher aus Sarajevo kam mit uns mit den Worten „Welcome to the country of hooligans“ ins Gespräch. Da das Verbot der Auswärtsfahrten gerade erst wieder aufgehoben wurde, kam es zwischen den Vereinen zu einem Kompromiss, dass die Stadiontore für die Besucher erst geöffnet werden, nachdem alle Auswärtsfans wieder im Bus sitzen. Der oben angesprochene Fan verglich noch die Zustände in seinem Land mit dem England der 70er-Jahre, wobei er zumindest hofft, dass in 40 Jahren ein Stadionbesuch in Bosnien dann auch so friedlich abläuft, wie heute auf der Insel.

NK Neretvanac Opuzen – HNK Val Kaštel Stari 2:1 (1:1)

Da man von Sarajevo irgendwann zwischen spät in der Nacht und zeitig in der Früh ankam, kam am folgenden Nachmittag der Saisonstart der 3.HNL jug (= 3. Liga Süd) im 20 Kilometer entfernten Opzuen sehr gelegen. Rund 300 Zuschauer fanden sich zum Anpfiff der Partie NK Neretvanac Opuzen gegen HNK Val Kaštel Stari im Stadion Podvornica ein. Das Stadion besteht aus zwei längsseitigen Tribünen, die mit drei Sitzreihen aufwarten können. Obwohl es keine Überdachung gibt, sind die blauen Plastiksitze in einem tadellosen Zustand, wobei einige von ihnen noch unmittelbar vor Spielbeginn von Vereinsseite gründlich geputzt wurden.

Opuzen ging bereits in der neunten Minute in Führung, doch die Gäste vom HNK Val Kaštel Stari konnten diese in der 32. Minute ausgleichen. Neretvanac war in diesem Spiel zweier ebenbürtiger Mannschaften etwas aktiver und erzielte in der 73. Minute per Weitschuss den verdienten Siegestreffer.

Mit dem Schlusspfiff dieser Partie endete auch der Aufenthalt an der dalmatinischen Küste. Mit tollen Eindrücken von den Spielen diverser Leistungsstufen in dieser Region im Gepäck ging es wieder zurück nach Hause. Land (eigentlich: Länder) und Leute haben auf jedenfalls überzeugt und werden wohl wieder besucht werden.

 

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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