Dank des auf den Freitag fallenden Mai-Feiertages wurden in Österreich einige Spiele dieses Wochenendes bereits für den Donnerstag angesetzt. Da sich ein langes Wochenende immer für Reisen in den Süden oder Westen der Republik lohnt und trotz einiger Reisen nach Kärnten und Vorarlberg das Bundesland Tirol bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde, sollte sich dies nun ändern. Die Ansetzungen in der Tiroler Liga und den beiden darunterliegenden Landesligen waren ausgezeichnet und so musste man nur mehr hoffen, dass die Wetterprognosen, die bis auf vereinzelte Regenschauer ein trockenes Wetter vorher sagten, halten.
SV Kolsass/Weer – SK Hippach 1:1 (0:0)
Bei der Ankunft in Tirol am Donnerstagabend wurde man bei Sonnenschein bei frühlingshaften Temperaturen empfangen. Somit begann der Auftakt ins Wochenende bereits besser als erwartet und so ging es voller Motivation es auf dem Sportplatz in Kolsass, wo es zur Begegnung zweier ehemaliger Vertreter der Tiroler Liga kam. Sowohl der SV Kolsass/Weer (im Jahr 2013) als auch der SK Hippach (im Jahr 2014) mussten den Gang eine Liga tiefer antreten und so trafen sich beide Mannschaften in dieser Saison in der Landesliga Ost wieder. 200 Besucher verfolgten diese Partie im Niemandsland der unteren Tabellenhälfte, die anfangs auch ereignislos verlief. Das schöne Alpenpanorama entschädigte aber für so manchen Leerlauf und bot beim Sonnenuntergang in der ersten Halbzeit eine besondere Kulisse. Nach dem Seitenwechsel verlagerten sich dann zu recht wieder alle Blicke auf das Spielfeld, denn kurz nach dem Wiederbeginn gingen die Gastgeber in Führung. Doch die Gäste aus dem Zillertal gaben sich nicht auf und erzielten zwanzig Minuten vor Spielende den verdienten Ausgleich. So kam es bei der Auftaktpartie zu diesem Tiroler Wochenende zu einem leistungsgerechten Unentschieden.
FC Zirl – SV Hall 1:3 (0:2)
Der Tabellenletzte der Tiroler Liga, der FC Zirl, lud am ersten Mai zu einer Matinee gegen den SV Hall. Offiziell sollen 550 Besucher am Platz gewesen sein, jedoch trotzen bestenfalls 150 Wetterfeste dem um die Mittagszeit einsetzenden Nieselregen. Zirl haderte allerdings mit dem Schicksal, denn nach dem schnellen Rückstand konnten sie zwei Top-Chancen, darunter auch einen Lattenschuss, nicht verwerten. Auf der anderen Seite traf Hall kurz vor dem Seitenwechsel aus einem Gestocher ein zweites Mal. Nach einem erneuten Lattentreffer der Gastgeber entschied Hall mit dem dritten Treffer dieses Spiel. Da schlug die alte Fußballweisheit, dass man die Tore, die man nicht schießt, einfach bekommt, wieder eiskalt zu. Apropos alt. Der ehemalige Profi Armin Hobel schnürt mit seinen 38 Jahren noch die Schuhe für den FC Zirl. Ein Erfolgserlebnis war ihm heute auch nicht vergönnt und da er blass blieb, wurde er folgerichtig auch ausgewechselt. Danach war das Offensivspiel der Zirler wieder variabler, aber der Anschlusstreffer kam leider viel zu spät, um noch am Ausgang dieser Partie etwas ändern zu können. Mit dieser Niederlage ist der Abstieg des FC Zirl in die Landesliga wohl unausweichlich.
SC Münster – FC Aschau 3:1 (1:0)
Am Nachmittag ging es wieder das Inntal ostwärts nach Münster, das bereits im Bezirk Kufstein liegt. Dort hatte der SC Münster in einem Spiel der Tiroler 1. Klasse Ost den FC Aschau aus dem Zillertal zu Gast. Da vor dem Spiel noch etwas Zeit blieb, kam ich mit den beiden Kassiererinnen, die Mitglieder der Damenmannschaft des SC Münster sind, ins Gespräch. Sie zeigten sich sehr interessiert an meinen Reiseplänen und wollten auch mittels Foto in diesem Bericht verewigt werden. Ich kam dieser Bitte natürlich nach, doch ein Sportplatzbesucher wollte die Gelegenheit nutzen und versuchen sich ohne zu bezahlen auf die Tribüne zu begeben. Ein aufmerksamer Nachwuchskicker brachte den Herrn aber wieder umgehend zur Kassa zurück, woraufhin die Damen scherzhaft meinten, dass sie wohl die schlechtesten Kassiererinnen des Landes sein. Das habe ich natürlich nicht beurteilt und nur gemeint, dass sie auf jeden Fall die nettesten des Landes sind. Nach dieser kleinen Anekdote geht es wieder sportlich weiter. 150 Zuschauer versammelten sich zum Anpfiff auf dem modernen Sportplatz, dessen Zufahrtsstraße mittlerweile den Namen von Ski-Teamweltmeisterin Eva-Maria Brem, die ihrerseits aus Münster stammt, trägt. Die Gastgeber waren das gesamte Spiel überlegen und führten zur Pause verdient mit 1:0. Nach dem Seitenwechsel legte Münster noch zwei Treffer nach und selbst der zwischenzeitliche Anschlusstreffer des FC Aschau bedeutete keine Gefahr für die drei Punkte an diesem Nachmittag.
SV Absam – FG Schönwies/Mils 0:1 (0:0)
Der Abschluss dieses Fußballtages sollte in Absam, das sich nur unweit östlich der Landeshauptstadt Innsbruck befindet, stattfinden. Es ging ohne große Erwartungen zu diesem Spiel der Landesliga West, aber schon bei der Anreise musste man einige Höhenmeter zurücklegen, um den Sportplatz am Fuße der nördlichen Bergkette des Inntals zu erreichen. Auf dem Platz bot sich dann ein tolles Panorama mit Blick auf den Patscherkofel und ins Wipptal Richtung Brenner. Da war man in der ersten Halbzeit schon mehr mit den Fotos als mit dem Geschehen auf dem Rasen beschäftigt. Allerdings versäumte man in den ersten 45 Minuten der Partie des SV Absam gegen den Aufstiegsaspiranten FG Schönwies/Mils nicht wirklich etwas. Die vom ehemaligen Austria Wien-Spieler Christian Kellner trainierten Absamer kontrollierten vor 250 Besuchern zwar diese Partie, aber zwingende Torchancen sollten auch nach dem Seitenwechsel Mangelware bleiben. Erwähnenswert war es noch, dass sich eine Wiener Abordnung im VIP-Bereich auf der Tribüne einfand. Deren lustige Kommentare sorgten für eine allgemeine Erheiterung unter dem Tiroler Publikum und ab und zu wurden auch Austria Wien-Fangesänge auf den SV Absam umgedichtet, wobei die Gesangstalente allerdings bei der Textzeile „Wir sind die Jungs aus der Bundeshauptstadt“ an ihre Grenzen stießen.
Als alle Besucher bereits mit einem torlosen Remis rechneten, schlug die FG Schönwies/Mils kurz vor dem Spielende eiskalt zu und so musste Absam noch den spielentscheidenden Gegentreffer hinnehmen. Der ausgiebig feiernde Gästetrainer bekam noch einige Nettigkeiten vom Spielfeldrand zu hören, wobei „Bauern“ und sonstige Aufstiegsverwehrungswünsche noch die freundlicheren Meldungen waren. Ich erlaube mir als Schlussbemerkung zu diesem Spiel wieder eine alte Fußballweisheit: „Fußball ist manchmal ganz schön ungerecht.“
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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