In La Coruña wurde bei Sonnenschein zuerst der Herkulesturm bestiegen, der es auch auf die Liste der UNESCO-Weltkulturerben gebracht hat. Danach ging es weiter in die Altstadt der im äußerten Nordwesten Spaniens befindlichen Hafenstadt, ehe man sich entlang der Strandpromende auf den Weg zum direkt an der Atlantikküste befindlichen Estadio Muncipal de Riazor machte. Das Stadion, welches ebenfalls ein Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 1982 war, bietet ein an sich ein wunderschönes Panorama, wenn nicht gerade ein Wolkenbruch über die Stadt zieht. Aber dieser Regenschauer sollte der letzte des heutigen Tages gewesen sein, sodass schon vor Erreichen des Stadions die Sonne wieder zum Vorschein kam.
RC Deportivo de La Coruña – Deportivo Alavés 0:1 (0:0)
Bereits 15 Jahre ist es her, als der RC Deportivo La Coruña im Estadio Municipal de Riazor in der Champions League für Furore sorgte. Doch die Zeiten internationaler Erfolge sind lange vorbei. Mittlerweile war der Verein seit 2008 nicht mehr auf europäischer Ebene vertreten und spielte, öfters als ihm lieb war, gegen den Abstieg. So kämpft er auch in dieser Saison um einen Verbleib in Spaniens höchster Spielklasse. Gegen den Aufsteiger Deportivo Alavés, der aus der baskischen Hauptstadt Vitoria stammt, gab es für den der Großteil der 19.663 Besucher aber berechtigte Hoffnung auf Punktezuwachs. Auch wenn Alaves in der Tabelle ein wenig besser klassiert ist, war es das erwartete Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften versteckten sich nicht und kamen zu guten Chancen. Es ging zwar torlos in die Pause, aber den Zuschauern wurde ein tolles und kurzweiliges Offensivspektakel geboten.
Nach dem Seitenwechsel hatte Alavés etwas mehr vom Spiel und kam zu den besseren Möglichkeiten. Ein gerechtfertigter Elfmeter Mitte der zweiten Spielhälfte sollte zur verdienten 1:0-Führung der Basken führen. Der sicher verwandelte Strafstoß war schließlich auch das Tor des Tages. Auch wenn die Gastgeber noch eine Schlussoffensive starteten, wollte in dieser Partie kein weiterer Treffer mehr fallen. Nachdem die Alaves-Verteidigung in der Nachspielzeit mit vereinten Kräften die letzte Möglichkeit der Gastgeber von der Linie kratzte, war die Niederlage La Coruñas besiegelt. Die Galicier verpassten somit die dringend benötigten Punkte und befinden sich nun nur mehr einen Rang von den Abstiegsrängen entfernt. Deportivo Alaves sammelte hingegen weiterhin wichtige Punkte, um auch in der nächsten Saison wieder in der Primera División spielen zu können.
Coruxo FC – CD Izarra 2:1 (0:0)
Am Sonntag sollte es wieder zurück nach Vigo gehen. Genauer gesagt ging es in der Vorort Coruxo, der sich direkt an der Atlantikküste befindet. In unmittelbarer Nähe zum Strand liegt auch das kleine Stadion „O Vao“, in welchem der der Drittligist Coruxo FC seine Heimspiele austrägt. Von einem Stadion zu sprechen ist wohl etwas übertrieben, aber der Sportplatz hat mit seinen beiden eigenwilligen Tribünen und der etwas in Jahre gekommenen, aber zweckdienlichen Anzeigetafel samt Spieluhr sein eigenes Flair.
An diesem Sonntagvormittag kamen rund 300 Besucher zur Partie der ersten Gruppe (von insgesamt vier) der Segunda B División. Zu Gast war der CD Izarra aus der fernen Region Navarra. Die erste Spielhälfte verlief ohne große Höhepunkte. Die Gastgeber, die auch in der Tabelle vor Izarra liegen, hatten etwas mehr Spielanteile, doch es ging torlos in die Pause. Nach dem Seitenwechsel waren es die Gäste, die überraschend in Führung gingen. Doch Coruxo zeigte Moral und könnte das Spiel in der Schlussviertelstunde noch drehen. Izarra war zwar an einem Punktgewinn nahe dran, aber die drei Punkte blieben in Vigo.
Club Rápido de Bouzas – UD Barbadás 2:1 (0:1)
In Vigos Hafenviertel Bouzas befindet sich das Estadio Baltasar Pujales, die Heimstätte des Club Rápido de Bouzas. Das Stadion hat ein Kunstrasenfeld und eine erhöhte Tribüne, von der man auch einen guten Überblick auf einen Teil von Vigos Häusermeer hat. Der Verein kickt erfolgreich in der ersten Gruppe der viertklassigen Tercera División, wo man auch die Tabelle anführt. So waren die 150 Besucher etwas überrascht, dass der Mittelständler UD Barbadás zur Halbzeit dieses Spiels mit 1:0 in Führung lag.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Gastgeber den Druck, doch Barbadás verteidigte die Führung lange Zeit heroisch. In der 83.Minute konnte Bouzas aber den hochverdienten Ausgleich erzielen und ließ auch in der Schlussphase nicht nach. Also Lohn für diese Spielweise, gelang zwei Minuten vor dem Abpfiff der viel umjubelte Siegestreffer für den Favoriten.
Nach dieser nervenaufreibenden Schlussphase ging es auf die neben dem Stadion befindliche Strandpromende. Dank des ebenfalls in Bouzas abgehalten Marktes, konnte Grillhuhn erworben werden, sodass man sich bei Sonnenstrahlen am Strand stärken könnte. Nach dem Verzehr des „pollo en la playa“ (= Huhn am Strand) sollte es zur letzten Partie dieser Reise weitergehen.
SD Compostela – SD Dubra 2:1 (1:0)
Als letztes Spiel der Galicienreise stand die Partie von SD Compostela gegen SD Dubra in der Tercera División auf dem Programm. Das 1993 eröffnete Estadio Multiusos de San Lázaro ist jedenfalls nicht für viertklassigen Fußball ausgelegt, und wurde in einer Zeit errichtet, in der SD Compostela noch in der Primera División kickte. Doch die Zeiten, in denen man in Galiciens Hauptstadt zu den Topadressen des spanischen Fußballs zählte, sind lange vorbei. Seit dem Abstieg aus der höchsten Spielklasse Spaniens vor 19 Jahren vegetiert das 14.000 Zuschauer fassende Oval vor sich hin.
Nach einem kurzen Intermezzo in der Drittklassigkeit, ist man wieder in die Tercera Divisón abgestiegen. In dieser Saison wird Compostela wohl den Wiederaufstieg verpassen und daher ist die Auslösung einer Fußballeuphorie in Galiciens Hauptstadt in naher Zukunft eher unwahrscheinlich.
Rund 1.000 Besucher fanden sich zum Spiel gegen den Tabellennachzügler aus Dubra ein. Das Spiel ist eines der schwächeren, sodass die Besucher auf der Haupttribüne, die als einzige Tribüne geöffnet wurde, bald ungeduldig wurden. Doch bevor die Geduld zu sehr strapaziert wurde, gelang den Gastgebern vor der Pause noch der erste Treffer. Dies geschah auch sehr zur Freude der beiden kleinen Fangruppen Compostelas, die sich an den Enden der Haupttribüne positionierten.
Doch auch nach dem Seitenwechsel plätscherte das Spiel dahin, und so fiel Mitte der zweiten Halbzeit der überraschende Ausgleich zum 1:1. Compostela schaffte es aber in der Schlussphase noch mit Hängen und Würgen den Siegestreffer zu erzielen und beruhigte sohin erneut den gesamten Anhang auf der Tribüne. Die drei Punkte wurden glanzlos ins Trockene gebracht, aber eine Werbung für den Fußball sieht natürlich anders aus. Auch wenn das Spiel nicht sehr lange in Erinnerung bleiben wird, so werden es zumindest die Flutlichtmasten. Diese sind wahrlich gelungen und geben diesem Stadion einen eigenen Charakter.
Galicien wird ebenfalls in guter Erinnerung bleiben. Eine tolle und für viele auch eine unbekannte Region, die sowohl kulturell als auch sportlich einiges an Sehenswertem zu bieten hat, und die auf alle Fälle eine Reise wert ist.
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Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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