Samstage im Juni sind meistens mit der Qual der Wahl verbunden, welches Schmankerl man sich aussuchen soll. Dies war auch am ersten Samstag im... Groundhopper’s Diary: In Bratislavas Unterhaus knallen die Sektkorken

Samstage im Juni sind meistens mit der Qual der Wahl verbunden, welches Schmankerl man sich aussuchen soll. Dies war auch am ersten Samstag im Juni wieder der Fall, denn neben der selten bespielten Rennbahn in St. Veit an der Glan wäre in Oberösterreich noch der Doppler mit Hohenzell und dem Ladies Cup-Finale in Dorf/Pram oder das Abstiegskracherderby zwischen Kollerschlag und Peilstein möglich gewesen. Da sich für diese Optionen jedoch keine Mitfahrer gefunden haben, sollte es nicht so weit in die Ferne gehen, sondern bloß über March, wo in der VII. Liga Bratislava Vidiek heute die Entscheidung in der diesjährigen Meisterschaft fallen sollte.

ŠK Gajary – FK Malé Leváre 0:2 (0:2)

Der ŠK Gajary und der FK Malé Leváre sind vor dem letzten Spieltag punktegleich. Obgleich diese Konstellation an sich schon sehr gut ist, kommt es noch hinzu, dass diese Ortschaften gerade einmal fünf Kilometer von einander entfernt liegen.

Die Zeit bis zum Spiel wird für einen Tagesausflug ins Schloss Hof genützt, ehe rund eine Stunde vor Spielbeginn das Stadion erreicht wird. Dort ist schon eine Menge los. Es wird gegrillt, getrunken und auch Programm für die Kinder geboten, die zusätzlich noch an diversen Ständen alle Arten von Süßigkeiten und Popcorn erwerben können. Zu Spielbeginn sollen sich dann 500 Besucher im Stadion einfinden und sich auch die Tribüne gut füllen, aber sie wird nicht zur Gänze besetzt. Das liegt daran, dass diese direkt in der Sonne liegt, sodass viele Besucher beim Verschlag neben der Tribüne aufhalten, wo sich sowohl die Ausschank, als auch der Bierstand und die Grillecke befinden. Mehr als verständlich, würde ich meinen. Ich genieße auch das kulinarische Angebot und genehmige mit zur köstlichen Ciganská auch ein nicht minder köstliches Radegast 10°, das frisch gezapft doch noch besser mundet als sonst.

Auf dem Rasen hat Gajary zwar die ersten Chancen, aber es ist das Team des FK Malé Leváre, das doch das Spiel kontrolliert. In der 26.Minute sollte dann auch der erste Treffer für die Gäste fallen. Ein Freistoß aus aussichtsreicher Distanz geht in die Mauer, prallt aber von dort wieder zu Salay, der Maß nimmt und den Ball genau ins linke Eck versenkt. Nur fünf Minuten später gibt es erneut Freistoß für Malé Leváre, aus ähnlicher Distanz wie zuvor, und diesmal ist Bartoš zur Stelle und trifft aus Standardsituation direkt ins Tor. Dieser Doppelschlag ist nun mehr als die halbe Miete für FK Malé Leváre. Auch gelingt dem ŠK Gajary vor der Pause kein Anschlusstor, sodass es in der zweiten Spielhälfte wohl ein mittleres Wunder braucht, dass Gajary noch den Titel holt.

Das Wunder sollte heute ausbleiben. Der FK Malé Leváre ist zu abgeklärt, um noch etwas Anbrennen zu lassen. Mit der 2:0-Führung im Rücken werden gekonnt die letzten 45 Minuten in der diesjährigen Meisterschaft abgespult und das Ergebnis verwaltet. Dafür ist die Freude nach dem Schlusspfiff bei den Gästen umso größer, denn sie werden mit dem Titel in der VII. Liga Bratislava Vidiek belohnt.

Die Pokalübergabe ist dann zwar etwas herzlos, denn es wird einfach ein kleiner Pokal, unter ein paar spärlichen Dankesworten, in die Hand gedrückt, sodass es Vielzahl der Besuche diese gar nicht mitbekommt. Dem FK Malé Leváre ist es aber einerlei, denn der die Trophäe muss nicht unbedingt groß sein, um groß zu feiern. Schon am Rasen lassen die Spieler ihren Gefühlen freien Lauf und sie werden sich am Abend wohl noch das eine oder andere Bier genehmigen. Die Saison ist ja vorbei und bis zum Saisonbeginn sind wohl alle Nachwehen der Meisterfeier wieder beseitigt. Der FK Malé Leváre wird in der Saison 2023/24 jedenfalls in der VII. Liga Bratislava Vidiek spielen, wo es dann zum Derby mit dem unmittelbaren Nachbarn, dem TJ Veľké Leváre, kommen wird.

ŠK Igram – ŠK Kaplna 5:1 (1:0)

Da es sich in der vergangenen Woche schon bewährte, dass der Besuch eines Marchfeldschlosses mit einer Meisterfeier in der Region Bratislava kombiniert werden konnte, wurde dieser Plan auch an diesem Sonntag in die Tat umgesetzt. Nach einem Besuch des Schlosses Eckartsau, wo heute noch dazu das Schlossfest war, ging es nach Igram, das sich hinter Senec schon nahe der Grenze zum Trnavský kraj befindet. In der VI. Liga des ObFZ Bratislava-Mesto hatte der ŠK Igram heute in der letzten Runde die Möglichkeit gegen den Nachbarverein ŠK Kaplna auf der heimischen Anlage, dem Stadion SK 932 Igram, den Meistertitel unter Dach und Fach zu bringen. Einzige Voraussetzung hierfür war es, dass man das Spiel gegen Kaplna nicht verlieren durfte. Dies sollte allerdings nur eine Pflichtaufgabe darstellen, ist der ŠK Kaplna doch abgeschlagen Tabellenletzter und bereits abgestiegen.

Da alles für die Meisterfeier hier angerichtet ist, kommen auch 290 Besucher zu diesem Spiel. Doch Pflichtsiege sind bekanntlich nicht immer leicht einzufahren und man merkt es den Gastgebern an, dass sie sichtlich nervös sind. Kaplna hält gut dagegen und verteidigt den eigenen Strafraum sehr gut. Als Igram Mitte der ersten Spielhälfte auch noch einen Elfmeter vergibt, beginnt hier bereits das große Nervenflattern.

Doch Moravec erlöst in der 42.Minuten das Heimpublikum und wohl auch seine Mitspieler, nachdem er einen Eckball per Kopf im Tor der Gäste unterbringt. Somit kann Igram mit einer Führung in die Pause gehen und ist nur mehr 45 Minuten von der Meisterschaft entfernt.

Nach dem Seitenwechsel ist diese Meisterschaft wohl wirklich nur mehr Formsache, denn Slaný trifft in der 53.Minute zum 2:0 für Igram. Dass Soós in der 58.Minute noch einmal den Anschlusstreffer erzielen kann, ist zwar verdient, ändert jedoch nichts mehr daran, dass Igram nun konditionell eindeutig stärker ist und dies auch in Tore umsetzen kann.

Bielčík stellt in der 62.Minute wieder den alten Zwei-Tore-Abstand her und Kročka bringt den heutigen Sieg, der gleichbedeutend mit dem Gewinn der Meisterschaft ist, mit seinem Treffer zum 4:1 in der 75. Minute unter Dach und Fach. Als Bielčík in der 86. Minute noch ein weiteres Mal trifft, warten die Zuschauer bereits sehnsüchtig auf den Schlusspfiff.

Dieser sollte dann pünktlich erfolgen und danach kannte der Jubel in Igram keine Grenzen mehr. Nach einer Pyroshow und Feuerwerk hinter dem Tor wurde der Meisterpokal übergeben und dieser mit Sekt befüllt. Die Mannschaft verabschiedete sich dann noch von den Fans, ehe sie stilecht mit Pokal und bengalischen Feuern für das Meisterfoto posierte. Ich kann mich den Gratulationen nur anschließen und wünsche dem Verein viel Erfolg in der V. Liga.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.