Mit den tollen Eindrücken der Kroatienreise der letzten Woche im Gepäck sollte es am folgenden Wochenende wieder ins jüngste Mitgliedsland der Europäischen Union gehen.... Groundhopper’s Diary | Komplettierung der kroatischen Liga in Pula

Kroatien FlaggeMit den tollen Eindrücken der Kroatienreise der letzten Woche im Gepäck sollte es am folgenden Wochenende wieder ins jüngste Mitgliedsland der Europäischen Union gehen. Einerseits fehlte mit dem NK Istra 1961 nur mehr ein Verein in der ersten Liga und andererseits hatte man auch noch eine gültige Vignette für die slowenische Autobahn. Dass Pula an der Küste Istriens liegt und das Wetter wieder ideal zum Baden war, war ein zusätzlicher Bonus bei dieser Reise. Bevor es aber nach Kroatien gehen sollte, wurde noch ein Zwischenstopp im Kärntner Völkermarkt gemacht.

VST Völkermarkt – SK Maria Saal 2:1 (1:0)

Die Kärntner Liga war bereits am letzten Juliwochenende aus ihrer Sommerpause zurückgekehrt und somit stand bereits die zweite Runde auf dem Programm. Der VST Völkermarkt hatte im ersten Heimspiel der Saison den SK Maria Saal zu Gast. Die Lilienberg-Arena wurde in den letzten Jahren um eine schmucke Tribüne erweitert und zum Auftaktspiel wurde auch die Sportplatzkantine wiedereröffnet. Es gab Gegrilltes nach Wahl mit Beilagen und ein 0,5l-Getränk für lediglich 5,- Euro. Dieses Angebot wurde auch noch von der feschen Wirtin Jana serviert. Anscheinend sprach sich dies in der Stadt nicht so richtig herum, denn es kamen offiziell nur 120 Besucher zu diesem Spiel.

Diese sahen aber eine gute Partie ihrer Mannschaft, die über weite Strecken Maria Saal dominierte. Zu Pause führte Völkermarkt verdient mit 1:0 und auch nach der Pause bot sich den Besuchern das aus Halbzeit eins gewohnte Bild. Aber erst fünf Minuten vor dem Ende des Spiels fiel die Entscheidung. Im Nachsetzen erzielten die Gastgeber ihren zweiten Treffer. Die Gäste aus Maria Saal trafen zwar noch in der Schlussminute, aber dieser Treffer war nur mehr Ergebniskosmetik, denn unmittelbar danach wurde das Spiel abgepfiffen. Völkermarkt hat nach zwei Runden das Punktemaximum auf dem Konto, während der SK Maria Saal noch ohne zählbaren Erfolg am Tabellenende liegt.

Über Slowenien ging es dann weiter nach Kroatien, wo nahe der istrischen Hauptstadt Pula das Quartier bezogen wurde. Zweieinhalb Tage konnten Sonne, Strand und Meer genossen werden, ehe es Montagabend zum Stadion Aldo Drosina ging.

NK Istra 1961 Pula – NK Lokomotiva Zagreb 1:2 (0:0)

Bei meinem ersten Besuch in Pula vor neun Jahren war das Stadion Aldo Drosina noch eine Ruine und Pula musste im Leichtathletikstadion im Stadtteil Veruda seine Spiele austragen. Mittlerweile ist das Stadion schon wieder seit ein paar Jahren fertig renoviert. Modern ist insbesondere die Haupttribüne samt Innenräumen. Diese kann man sogar auf internationalem Niveau ansiedeln.

Internationales Niveau hat auch der heutige Gegner des NK Istra 1961, nämlich der NK Lokomotiva Zagreb. Eigentlich war dieser Verein selbst innerhalb Kroatiens ziemlich unscheinbar, doch eine Kooperation mit dem NK Dinamo Zagreb hievte ihn in die MAXtv Prva liga. Als Farm-Team von Dinamo glaubten vor einigen Jahren die meisten, dass Lokomotiva nur ein kurzes Intermezzo in der obersten Spielklasse geben würde. Es kam jedoch anders, sodass der Verein mittlerweile zum Inventar der Liga zählt und sogar schon an der Qualifikation für die Europa League teilnahm.

Im Gegensatz zum NK Hrvatski dragovoljac verfügt der NK Lokomotiva Zagreb aber nicht einmal über ein für die kroatische Liga taugliches Stadion, sodass man gezwungen ist entweder im Stadion u Kranjčevićevoj oder Stadion Maksimir zu spielen.

Aufgrund der späten Beginnzeit und der Tatsache, dass auch vermehrt Urlauber im Stadion waren, gab es für ein Montagsspiel mit 3.500 Besuchern eine für kroatische Verhältnisse ordentliche Kulisse. Die Fangruppe Demoni unterstützte den NK Istra 1961 nicht nur lautstark, sondern machte auch mit Spruchbändern, Fahnen und einer Pyroshow auf sich aufmerksam. Gästefans sucht man an diesem Abend vergebens, aber ehrlicherweise hat auch niemand mit nur einem einzigen gerechnet.

An der Seitenlinie hatten diesmal beide Trainer einen Österreichbezug. Bei Pula gab natürlich wieder Igor Pamić lautstark seine Anweisungen, während bei Lokomotiva Zagreb Tomislav Ivković wesentlich ruhiger und besonnener agierte. Jüngeren Semestern, die Tomislav Ivković nicht mehr kennen, sei gesagt, dass er Ende der 80er-Jahre erfolgreich das Tor vom FC Swarovski Tirol und dem Wiener Sportclub hütete und er auch Stammtorwart Jugoslawiens bei der WM 1990 in Italien gewesen ist. Mit dieser ist er bis ins Viertelfinale eingezogen, wo man an Argentinien scheiterte.

Es schien so, als hätte Igor Pamić seine Mannschaft an diesem Abend gut eingestellt. Der NK Istra 1961 dominierte das Spiel über weite Strecken, jedoch fehlten in der ersten Halbzeit die Tore.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich nichts am Spielverlauf, aber Pula kam in der 64. Minute zum verdienten Führungstreffer. Selbst nach diesem Tor konnte sich Lokomotiva bei seinem Tormann bedanken, dass es erst 1:0 für Istra stand.

Aber ein Spiel dauert bekanntlich 90 Minuten und so bewahrheitete sich wieder einmal die alte Fußballweisheit, dass man die Tore, die man nicht schießt, selbst bekommt. Lokomotiva kam nämlich mit einer schön herausgespielten Kombination in der 86. Minute zum Ausgleich. Dass dieser unverdient war, bedarf wohl keiner Erwähnung, zumal es in diesem Spiel die erste nennenswerte Torchance der Gäste war. Pula verlor dadurch aber völlig den Faden. Da noch vier weitere Minuten zu spielen waren, machte Lokomotiva nun Dampf und setzte Istra unter Druck. Daraus resultierten weitere Chancen und schließlich auch der Siegestreffer in der 89.Minute.

Nach diesem glücklichen Sieg in Istrien, ist der NK Lokomotiva derzeit sogar  überraschender Tabellenführer, zumal alle vier Saisonspiele gewonnen wurden. Pula haderte ein wenig mit dem Schicksal, denn in den meisten Fällen gewinnt man auch eine Partie, in der man so überlegen ist. Mit diesem Ergebnis lag an diesem Abend auch ein Hauch vom Champions League-Finale 1999 in Barcelona über dem Stadion Aldo Drosina und die Spieler den NK Istra 1961 fühlten sich beim Gang in die Kabine wohl so, wie damals die Kicker des FC Bayern.

Mit dem Schlusspfiff war dann auch die kroatische erste Liga wieder komplettiert und es folgte sogleich die Nachfahrt zurück nach Wien, das um 04.00 Uhr morgens erreicht wurde. So ging ein lohnender Ausflug zu Ende. Wer im Sommer Badespaß mit Fußball kombinieren möchte, dem seien die kroatischen Vereine in Küstennähe ans Herz gelegt.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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