Am Ostersonntag ging unser Programm natürlich weiter. Auch nach den strapaziösen Tagen davor blieb selbst in Falkirk kaum Zeit, um sich richtig auszuschlafen. Denn... Groundhopper’s Diary | Kult und Tradition in Schottland und England

Am Ostersonntag ging unser Programm natürlich weiter. Auch nach den strapaziösen Tagen davor blieb selbst in Falkirk kaum Zeit, um sich richtig auszuschlafen. Denn unser Spiel in Edinburgh war bereits für 12.30 Uhr angesetzt. Nachdem am Vortag in Schottland der 50. Länderpunkt eingefahren wurde, folgte mit dem Heimspiel der Hibernians nun die Kür und sogleich der 1000.Ground auf meiner Liste! Selbst wenn die Distanzen in diesem Bereich Schottlands nicht besonders groß sind, waren wir zeitgerecht beim Easter Road Stadium, zumal wir uns auch noch die Eintrittskarten besorgen mussten. Dass dies kein großes Hindernis darstellen sollte, war uns zwar im Vorfeld bewusst, aber wir wollten es nach den zeitlich dicht gedrängten Kombinationen der letzten Tage diesmal stressfrei angehen.

Das Easter Road Stadium fasst knapp 20.000 Besucher und für die Eintrittskarten wird ein Einheitspreis verlangt. So konnten wird uns sogar die besten Plätze auf der Höhe des Mittelkreises sichern. Meine im Vorfeld des Spiels angedachte Zuschauerzahl von 2.500 schien sich dadurch zu bestätigen. Gegner Motherwell belegt derzeit zwar einen internationalen Startplatz, ist aber nicht als Zuschauermagnet bekannt und die Hibs spielen selbst eine katastrophale Saison. Sie liegen nämlich nur auf Platz neun in der schottischen Premier League, die wie die österreichische Bundesliga, eine Zehnerliga ist. Dass die Hibernians dennoch nicht wirklich in Abstiegsgefahr sind, liegt am Tabellenletzten Dunfermline, das seinerseits punktemäßig immer einen Respektabstand zum rettenden Ufer hat. Kurz gesagt sind sie in dieser Saison in derselben Situation wie der Kapfenberger SV und haben daher eine verlängerte Abschiedstour durch die Stadien der SPL.

Immerhin waren zu Spielbeginn 7.110 Besucher im Stadion, sodass dieses nicht allzu leer wirkte. Es war noch interessant, dass der Fanblock der Hibs in der oberen Ecke der Gegengerade beheimatet ist und nicht hinter dem Tor. Der Liebling der Fans wurde auf dem Platz schnell auserkoren. Es handelte sich hierbei um den in Österreich nicht unbekannten Außenverteidiger Pa Saikou Kujabi. Der Gambier, der in Österreich bereits für den GAK und die SV Ried gespielt hat, wurde von den Hibernians im Februar reaktiviert und ist seitdem nicht nur Publikumsliebling, sondern auch unumstrittener Stammspieler. Wenn man von unseren Plätzen nicht ein wenig von der Skyline Edinburghs hätte sehen können, dann wäre kein Unterschied zu einem Spiel der österreichischen Bundesliga erkennbar gewesen. Einerseits dominierten Fehlpässe und mangelnder Spielwitz das Geschehen und andererseits war auch nicht wirklich auszumachen, welches Team gegen den Abstieg und welches um einen internationalen Startplatz spielt. Einziger Höhepunkt in der ersten Halbzeit war in der 30. Minute der Treffer für die Hibernians. Dieser war natürlich nicht herausgespielt, sondern fiel durch eine Standardsituation. Hierbei muss man aber lobend erwähnen, dass O´Connor den Ball aus 20 Metern direkt ins Kreuzeck hämmerte! Chapeau, mein Herr! Sonstige Höhepunkte waren dennoch Fehlanzeige. Der aufkommende Platzregen und ein Freistoß von Kujabi, der an der Eckfahne vorbei ins Seitenaus ging, waren tatsächlich erwähnenswerter als sonstige Vorkommnisse im Stadion. So kam es völlig überraschend, dass Motherwell neun Minuten vor dem Spielende durch einen sehenswerten Weitschuss den Ausgleich erzielte. Es sollte auch wirklich die einzig gefährliche Aktion der Gäste im gesamten Spiel bleiben. So gesehen hatte Motherwell heute eine hocheffiziente Chancenverwertung von 100%. Nicht mehr ins Gewicht fiel ein Platzverweis gegen die Gäste in der Schlussminute.

Fußballerisch war dieser Tag für uns beendet. Wir hatten die Gewissheit, dass Schottland ohne die beiden Glasgower Topklubs keinesfalls über das Niveau der österreichischen Bundesliga zu stellen ist. Bei der anschließenden Stadtbesichtigung der schottischen Hauptstadt zeigte sich der Wettergott gnädig und verzichtete auf weitere Regengüsse. Am Abend hieß es aber dann dennoch von Schottland Abschied nehmen. Selbst wenn dort kein hochklassiger Fußball geboten wird, so wissen immerhin Land, Leute und die Stadien zu überzeugen. Ein erneuter Besuch des Landes wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.

Wir fuhren nun wieder weiter gegen Süden, wo wir in der Nähe von Sheffield unser Quartier aufschlugen. Dort angelangt, entdeckten wir – während im TV in der Sendung „Match of the Day“ Andi Weimanns Traumtor gegen Stoke zu sehen war – bei der Durchsicht der Spielpläne, dass am Ostermontag ein unterklassiges Abendspiel angesetzt war. Natürlich hat uns dies sofort zu einer Planänderung veranlasst. Übrigens wird Andi Weimanns Nachname auf der Insel als „Waymen“ ausgesprochen. Im Vergleich zum Deutschen Robert Huth, der an diesem Abend ebenfalls traf und der als „Huss“ bezeichnet wird, ist dies wohl noch vertretbar.

Am nächsten Vormittag ging es schon wieder weiter zu unserem nächsten Spiel, denn kurz nach Mittag wurde im Hillsborough Stadium das Heimspiel von Sheffield Wednesday gegen Oldham Athletic angepfiffen. Vor der für die League One mit 22.232 Besuchern hervorragenden Kulisse ging es für Wednesday um drei Punkte für den Direktaufstieg in die Championship. Wie es das Schicksal so will, ist es gerade der verhasste Stadtrivale United, der den Owls diesen Platz noch streitig machen kann. In der ersten Halbzeit beeindruckte uns aber neben der Kulisse auch das alt ehrwürdige Stadion. Auf dem Rasen war das Dargebotene allerdings weniger eindrucksvoll, obgleich es auf beiden Seiten einige gute Tormöglichkeiten gab. Nicht ganz unverdient ging Wednesday kurz vor der Pause durch eine schön herausgespielte Aktion in Führung. Oldham hielt auch in der zweiten Halbzeit brav den Schritt mit, jedoch fielen die Tore nur auf der anderen Strafraumseite. Wednesday traf in der 67. und 80. Minute, wodurch der Widerstand der Gäste endgültig gebrochen war. Alles in allem war der Sieg der Eulen verdient, wenngleich er wohl um ein Tor zu hoch ausgefallen ist. Dies war den Fans aber sicher egal, denn für sie zählte, dass man wieder vor Sheffield United und somit auch auf dem Direktaufstiegsplatz lag.

Für uns ging es sofort weiter, denn bereits um 15.00 Uhr spielte Chesterfield gegen Wycombe. Dies war zwar ebenfalls ein Spiel der drittklassigen League One, aber im Vergleich zu Sheffield dann doch eine andere Liga. Im Spiel der beiden Aufsteiger ging es für Chesterfield bereits darum, dass sie an diesem Tag mit einem Sieg den Fixabstieg abwenden mussten. Die Gäste aus der Umgebung Londons brauchten ebenfalls dringend Punkte, um sich ebenfalls Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Auch Wycombe liegt auf einem der vier Abstiegsplätze. Bei strömendem Regen fanden sich immerhin 5.087 im 2010 neueröffneten b2net-Stadium ein. Schon der Name des Stadion verhieß nichts Gutes und im Endeffekt wurden diese Befürchtungen dann auch bestätigt. Es ist ein steriler Neubau, der keinerlei Charme versprüht. Trotz der Modernität seines Innenraumes war uns sofort klar, dass dies wohl der erste und letzte Besuch in Chesterfield bleiben wird. So verfolgten wir ziemlich enttäuscht die erste Halbzeit. Den Führungstreffer Chesterfields nahmen wir ebenso gelassen hin, wie es die Fans der Wanderers taten. Auch die verhöhnenden Fangesänge der Chesterfielder Fans, dass Wycombe sie in die League Two begleiten wird, stießen noch auf taube Ohren. Doch nach dem genauen Weitschuss Chesterfields ins Eck (47. Min.), waren die Wanderers völlig konstatiert und deren Fans gingen auch erstmals auf die Provokationen des gegnerischen Fanlagers ein. Nachdem Chesterfield fünf Minuten später auf 3:0 erhöhte, waren die Fans völlig aus dem Häuschen. Niemand rechnet mit dem zwar theoretisch noch möglichen Klassenerhalt, sodass ausschließlich der mögliche Mitabstieg Wycombes gefeiert wurde. Die Gästefans beruhigten sich aber, ob der nunmehr aussichtlosen Lage in diesem Spiel und nahmen die Provokationen mit Humor. Dass in der 79. Minute noch ein vierter Treffer für Chesterfield fiel, beeinflusste die Stimmung auf den Rängen nicht mehr. Vielleicht ist der Kantersieg Chesterfields doch noch eine Initialzündung, um im Abstiegskampf das Unmögliche zu schaffen. Wycombe bewies mit dieser Leistung eindrucksvoll, dass die League One heuer wohl doch eine ordentliche Nummer zu groß gewesen ist.

Trotz des Dopplers war unser Fußballhunger an diesem Tag noch nicht gestillt. Rund 100 Kilometer mussten wir zurücklegen, um über den Peak-District-Nationalpark und Macclesfield (hätte mir nicht gedacht, dass es so schnell ein Wiedersehen mit dieser Stadt gibt) nach Northwich zu gelangen. Eventuell ist Fußballkennern der Verein Northwich Victoria noch ein Begriff, zumal es der Verein vor gar nicht allzu langer Zeit sogar kurzfristig in die Conference geschafft hatte. Aber bei Witton Albion, dem zweiten Verein aus der Stadt Nothwich, werden wohl selbst passionierte Fußballexperten passen müssen. Deren größter sportlicher Erfolg war es, dass sie 1992 immerhin im Finale der FA-Trophy gegen Colchester im Wembley Stadion spielen durften. Derzeit spielt man in der achtklassigen evostick-League, Division One North, hat aber noch Chancen sich über das Play-off den Aufstieg zu sichern. An diesem Abend war Warrington Town zu Gast. Da dieses Spiel ein Derby war, fanden sich immerhin 413 Besucher im Wincham Park ein. Dieser ist ein absolut kultiger Ground, der an allen Seiten voll ausgebaut ist und nahezu 5.000 Zuschauern Platz bietet. Selbst auf die Fans, die hinter dem Tor stehen und in der Pause immer mit ihrer Mannschaft die Seite wechseln, wurde nicht vergessen. Liebenswerterweise hat man ihnen auch die Hintertorbereiche überdacht. Warrington war an diesem Abend auch kein Gegner für Witton und wurde mit 5:0 heimgeschickt. Bereits zur Pause stand es 2:0. Apropos Pause. In dieser wollten wir uns noch mit den günstigen Köstlichkeiten (Anm.: Pies und Burger) des Stadionbuffets eindecken. Dieses war jedoch nicht auf solchen Zuschaueransturm vorbereitet, denn bereits ab Mitte der ersten Halbzeit gab es dort nur mehr Restbestände zu kaufen. Abschließend muss noch erwähnt werden, dass es am Ground auch einen Fanshop gab, der mit einem Museum erweitert wurde. Natürlich haben wir es Mitte der zweiten Halbzeit besucht, auch weil das Spiel bereits entschieden war.

Die Zeit auf der Insel verging wirklich rasant und so war mit dem Dienstag bereits der letzte volle Tag angebrochen. Da wir bei unserer Recherche feststellen mussten, dass für das von uns geplante Spiel in Rochdale (gegen Sheffield United) – aus Sicherheitsgründen – am Abend keine Tickets verkauft wurden, gab es eine kurze Krisensitzung. Wir entschieden uns, Rochdale bereits am Nachmittag anzufahren. Falls es dort keine Tickets mehr geben sollte, würden wir eben weiter nach Fleetwod fahren, wo am Abend der designierte Meister der Conference ebenfalls ein Heimspiel gehabt hätte. Durch das frühe Anfahren von Rochdale ließen wir die Möglichkeit aus, uns am Nachmittag noch ein Spiel eines Premier League Reserveteams in Liverpool oder Wigan anzuschauen. Immerhin klappte es in Rochdale problemlos, die Karten zu besorgen und da wir noch genügend Zeit bis zum Anpfiff hatten, besuchten wir das in der Nähe liegende Städtchen Todmorden. Dieses war wirklich idyllisch und nicht nur aufgrund seines skurrilen Namens einen Besuch wert. Die Stadt Rochdale an sich hat genau nichts zu bieten – auffällig war nur, dass viele Migranten aus Afghanistan, Pakistan oder Indien haben dort ihre neue Heimat gefunden haben. Vor dem Spiel gingen wir noch bei herrlichstem Sonnenschein auf Fish & Chips. Da der Laden neben dem Stadion so ziemlich die einzige Verpflegungsstelle in der Umgebung war, dauerte es auch schon eine halbe Stunde, bis man seinen Leckerbissen in den Händen halten konnte. Pünktlich zu Spielbeginn zog es zu und es setzte ein Platzregen ein. Glücklicherweise waren da die meisten der 5.309 Zuschauer schon auf ihren Sitzplätzen. Dies war nicht nur aufgrund des Regens empfehlenswert. Rochdale musste –  ebenso wie Chesterfield – den sicheren Abstieg verhindern und ging bereits in der dritten Minute in Führung. Sheffield United zeigte sich davon in keiner Weise geschockt und erzielte postwendend den Ausgleich. In der 22. und 25. Minute legten die Blades aus Sheffield mit einem Doppelschlag nach und als kurz vor der Pause der vierte Treffer für United fiel, war die Gegengerade, die vollbesetzt mit Fans der Gäste war, auch nicht mehr zu halten. Die Fans der Blades skandierten nach dem 5:1 in der 57. Minute lautstark: „We want ten!“ Ihre Mannschaft wollte  diesen Wunsch aber nicht erfüllen und schaltete zwei Gänge zurück, sodass Rochdale in der 68. Minute noch ein weiterer Ehrentreffer gelang. Rochdale ist durch dieses Ergebnis in der nächsten Saison sicher viertklassig und Sheffield United untermauerte damit eindeutig seine Aufstiegsambitionen. Ob es für den Direktaufstieg in die Championship reichen wird, hängt aber noch davon ab, wie der Stadtrivale Wednesday den Rest der Saison spielen wird. Nach diesem Abend war durch die drei Punkte in Rochdale der Vorteil wieder bei United.

Wir fuhren dann gemütlich die Nacht über nach London, von wo aus wir für bereits sechs Uhr den Rückflug in die Heimat gebucht haben. Dass sich dieser frühe Termin auch als perfekt erweisen sollte, wurde uns erst bewusst, als wir sahen, dass um 11.00 Uhr Österreichs U19 in Lindabrunn auf die Alterskollegen aus Italien treffen sollte. So statteten wir gleich nach unserer Ankunft in Wien Manfred Zsak und seinen Jungs einen Besuch ab. Wir Groundhopper sind eben doch ein wenig verrückt.

Heffridge, abseits.at

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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