Die Fähre aus Dublin konnte doch noch rechtzeitig erreicht werden und so stand einer Ankunft in Großbritannien nichts mehr im Wege. Im walisischen Küstenort Holyhead hatten wir dann auch das Glück, dass wir den Mietwagen schon einige Stunden früher als vereinbart bekamen, sodass noch etwas Zeit für die kulturellen Schönheiten in Nordwales blieb. Neben dem längsten Ortsnamen Großbritanniens –Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch – und dem kleinsten Haus Großbritanniens in Conwy blieb auch noch Zeit um zwei Burgenzu besichtigen. Fußball sollte am Abend auch auf dem Programm stehen. Das zwischen Schneefall und Sonnenschein nahezu minütlich wechselnde Wetter ließ für den Abend nichts Gutes erwarten. Mit dieser Vorahnung im Gepäck war es wenig überraschend, dass das geplante Spiel in Buxton, aufgrund der geographischen Lage des Ortes (dort befindet sich nämlich der höchstgelegene Ground Englands) abgesagt wurde. Ein Alternativprogramm konnte jedoch schnell ausfindig gemacht werden, denn Ashton United verkündete gerade auf seiner Homepage, dass die Platzinspektion positiv verlaufen ist und das Spiel gegen Blyth heute um 19.45 Uhr angepfiffen wird.
Ashton United FC – Blyth Spartans FC 2:0 (0:0)
Durch diese Information hatten wir jedenfalls keinen Stress mehr, um nach Ashton-under-Lyme zu gelangen. Die Stadt befindet sich im Großraum Manchesters und war daher verkehrstechnisch sehr gut zu erreichen. So waren wir schon etwas früher im 4.500 Besucher fassenden Stadion, das den Namen „Hurst Cross“ trägt. Auf einer Längsseite befindet sich eine kleine, überdachte Sitzplatztribüne und auf der Gegenseite gibt es überdachte Stehplätze. Aber auch hinter den Toren und neben den Tribünen ist alles befestigt. Bedenkt man, dass man im Ligensystem bereits in der siebtklassigen Evostik League North – Premier Division angelangt ist, ist der Platz mehr als beeindruckend.
Auf alle Fälle nicht beeindruckend war die Zuschauerzahl bei diesem Nachtragsspiel. Gerade einmal 79 Besucher fanden den Weg in das Stadion. Warum dem so war, konnten wir in einem Gespräch mit den Platzbesuchern auch in Erfahrung bringen. Prinzipiell ziehen die Spiele unter der Woche weniger Leute an, als die am Wochenende. Außerdem war es an diesem Abend bitterkalt und die Schneeflocken verschafften dem Spielfeld sogar eine leicht weißliche Oberfläche. Kurz gesagt, die äußeren Bedingungen war so, dass man nicht einmal seinen eigenen Hund vor die Türe geschickt hätte.Bei besseren Wetterverhältnissen und Wochenendterminen sollten doch 300 bis 400 Besucher zu einem Spiel in Ashton kommen.
Die Spiele unter der Woche sind auch für die Spieler alles andere als optimal, zumal in dieser Spielklasse bestenfalls Halbprofis kicken und eine kurzfristige Absage wieder unnötige Urlaubstage bzw. Zeitausgleichsstunden kosten würde. Daher würde an diesem Tag auch schon um die Mittagszeit kommissioniert, denn Gegner Blyth hatte eine Anreise von etwas mehr als drei Stunden.
Spielerisch war es anfangs leider ebenso trostlos wie die Kulisse, wobei Blyth nur in den ersten 45 Minuten mithalten konnte. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Ashton das Tempo und kam zu vielen guten Möglichkeiten. Der eingewechselte Amadi sorgte mit zwei Treffern in der Schlussphase für den verdienten Sieg der Gastgeber. Da das Schneetreiben in den Schlussminuten immer dichter wurde, waren wir froh als wir uns zu unserem Hotel nach Sheffield aufmachen konnten. Der folgende Tag wurde auch zum Besichtigen der Stadt verwendet.
Nuneaton Town FC – Woking FC 0:0
Bevor es aber in die Stadt ging, wurden noch einmal die Ansetzungen durchgesehen. Das für den Abend geplante Spiel im nahegelegen Emley fiel den Witterungsbedingungen zum Opfer, sodass ein fußballloser Tag drohte. Doch diesmal profitierten wir von den Wetterkapriolen, denn in den Conference Premier mussten die drei am vorigen Wochenende abgesagten Spiele nachgeholt werden. So fiel unsere Wahl auf Nuneaton, das zwar 150 Kilometer von Sheffield entfernt war, aber im Vergleich du Braintree und Gateshead noch immer am nächsten zu erreichen war.
Wir legten die Strecke nach Nuneaton in etwa eineinhalb Stunden zurück und kamen beim Liberty Way Stadium an.Dieses wurde mittlerweile auf den klingenden Namen „Triton Showers Community Arena“ umbenannt. Mit dem Aufstieg in die Conference Premier adaptierte der Verein das Stadion ein wenig und begann auf der Haupttribünenseite mit dem Bau eines VIP-Bereiches. Dieser sollte bald fertiggestellt werden, womit auch die dort provisorisch errichteten Container wohl wieder weichen werden. Neben zweier überdachter Hintertortribünen ist es noch erwähnenswert, dass die überdachte Haupttribüne nicht auf Höhe der Mittellinie errichtet wurde, sondern auf der Hohe der Mitte einer Platzhälfte.
Der Ground ist aber an sich sehr nett und war mit 609 Besuchern auch nicht allzu schlecht besucht. Kalt war es an diesem Abend allerdings auch wieder und anhand der zahlreichen Schneehaufen entlang der Seitenauslinie konnte man noch sehr gut erkennen, warum das Spiel am Samstag dem Schlechtwetter zum Opfer gefallen ist.
Während Nuneaton noch dringend Punkte für den Klassenerhalt sammeln musste, konnte Woking die Sache schon etwas gemütlicher angehen lassen. Dies taten sie so gemütlich, dass erst nach dem Seitenwechsel etwas Spannung aufkam. Es kam zu Chancen auf beiden Seiten, wobei Nuneaton dem Siegestreffer sogar etwas näher war als Woking. Alles in allem war es dann doch ein unterhaltsames 0:0 und wir machten uns nach dem Schlusspfiff noch auf den Weg, um einige Einkäufe in einem Superstore bei Leicester zu erledigen. Das Navi lotste uns durch so klingende Ortsnamen wie Stoney Stanton, Earl Shilton, Kirby Muxloe und Kirkby Marllory. Diese Namen sorgten nicht nur für den einen oder anderen Lacher, sondern blieben zumindest für den Rest unseres Aufenthaltes auf der Insel in unserem Gedächtnis.
Glasshoughton Welfare AFC – Nostell Miners FC 2:0 (0:0)
Der Freitag begann mit einem unterklassigen Spiel, denn die Northern Counties East Leagues (neunte und zehnte Spielklasse) veranstalteten zu Ostern ein Groundhopping-Wochenende. So fanden von Donnerstag bis Sonntag zahlreiche Spiele in diesen beiden Ligen zeitversetzt statt, wodurch auch wir in der glücklichen Lage waren, zumindest zwei dieser Spiele zu besuchen. Den Anfang machte Glasshoughton, ein Teil der Stadt Castlefield bei Leeds. Zum 11.00Uhr-Spiel gegen die Nostel Miners fanden sich durch die Groundhoppingaktion immerhin 307 Zuschauer am dortigen Platz ein.
Auf dem tiefen Boden konnte, neben der fehlenden Klasse, kein richtiges Spiel zusammenkommen. Wenn auch das Spiel kein Leckerbissen war, so war es zumindest der Platz samt seiner unebenen Spielfläche. Aber auch hier hat man auf das Wohl der Zuschauer nicht vergessen, denn es gibt auch zwei – wenn auch kleine – überdachte Tribünen und ein nettes Pub, das in den Kabinentrakt integriert wurde. Spielerisch war Glasshoughton aber über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Schon in den ersten 45 Minuten hätte das eine oder andereTor fallen müssen. War der Gegner einmal umspielt, bewahrte der unebene Platz sie davor, dass sie in Rückstand geraten. Durch zwei Treffer in der zweiten Halbzeit gewann Glasshoughton dann doch noch verdient mit 2:0.
Während sich die britische Groundhoppingelite zum 13.45 Uhr-Spiel ins nur fünf Kilometer entfernte Pontefract begab, machten wir uns auf den Weg nach Bradford, wo um 15.00 Uhr das Spiel von Bradford City gegen Southend United auf dem Programm stand.
Bradford City AFC – Southend United FC 2:2 (0:2)
In rund 45 Minuten war das im Coral Windows Stadiumin Bradford erreicht und dank unserer frühen Ankunft gab es noch ausreichend Parkplätze in Stadionnähe. Auch wenn es sich bei diesem Spiel nur um eines der viertklassigen League 2 handelte, war eine frühe Anreise dennoch von Vorteil, zumal sich zu Spielbeginn immerhin 10.598 Zuschauer im Stadion einfanden. Diesmal war es auch von Vorteil, wenn man rechtzeitig ins Stadion gekommen ist, denn Gäste hatten einen Blitzstart. Bereits nach zehn Minuten lagen sie durch einen Doppelschlag mit 2:0 in Führung. Das hatte sich der ehemalige Premier LeagueVertreter unddiesjähriger Finalist des League Cups so nicht erwartet und war zumindest bis zum Seitenwechsel völlig von der Rolle.In Bradford wusste man, dass eine Niederlage wohl das Ende aller Aufstiegsträume bedeuten würde, zumal der Rückstand auf einen Play-Off-Platz zu groß geworden wäre.
Das Stadion Bradfords ist mit einem Fassungsvermögen vom 25.136 das größte der League 2 und hat die Haupttribüne und eine Hintertortribüne in einer L-Form verbunden. Die Tribüne auf der Gegenseite und gegenüberliegende Hintertortribüne weisen keine Verbindungselemente auf, wodurch das Stadion an drei Ecken offen ist. Dies führte dazu, dass gerade an diesem Tag ein eisiger Wind auf die im Schatten liegende Haupttribüne einfiel.
In der zweiten Halbzeit hätte Southend auf 3:0 erhöhen müssen. Dies wäre sicherlich die Entscheidung in diesem Spiel gewesen. Doch mit dieser vergebenen Möglichkeit kippte das Spiel, denn im Gegenzug gelang Bradford der Anschlusstreffer. Je länger das Spiel nun dauerte, desto stärker wurden die Gastgeber. Daher war es auch nicht unverdient, als Bradford vier Minuten vor dem Ende des Spiels noch einen weiteren Treffer zum 2:2-Ausgleich erzielte.
Nachdem wir im Zuge des diesjährigen Englandaufenthalts das erste Mal kein Non-League-Spiel sahen, kletterten wir am Abend noch zwei weitere Ligen rauf, denn um 19.45 Uhr empfing Derby County vor heimischer Kulisse Bristol City.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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