Bei Kroatien denkt man sofort an Sommer, Sonne, Urlaub und Meer. Die Landesteile Dalmatien und Istrien, die Region um Rijeka sowie eine der zahlreichen... Groundhopper´s Diary: Slawonien – Der unbekannte Osten Kroatiens (2)

Bei Kroatien denkt man sofort an Sommer, Sonne, Urlaub und Meer. Die Landesteile Dalmatien und Istrien, die Region um Rijeka sowie eine der zahlreichen Inseln sind daher jedermann bekannt, wohl auch noch Hauptstadt Zagreb. Östlich davon erstreckt sich aber noch über 300 Kilometer der Landesteil Slawonien, der sehr landwirtschaftlich geprägt ist. Das fußballerische Aushängeschild dieser Region ist zweifelsfrei der NK Osijek, jedoch bietet auch das dortige Unterhaus, dem ich bislang wenig Beachtung schenkte, einiges und wartete mit positiven Überraschungen auf.

NK Bedem Ivankovo – NK Čepin 1:3 (0:1)

Mit dem Finden des Abendspiels in Grabovac war es klar, dass der ursprüngliche Plan, nämlich das Spiel von Aufsteiger Graničar Županja mit einem Abstecher zum Tanken und Einkaufen nach Bosnien zu verbinden, nicht mehr haltbar war. Auch das Drittligaspiel im nahe zu Slatina gelegenen Kutjevo ließ sich nicht mit der Abendpartie vereinbaren. So blieb nur mehr die Möglichkeit offen zu einem Viertligaspiel nach Ungarn zurück oder eben quer durch halb Slawonien nach Ivankovo zu fahren. Da sich letzteres auch zeitlich problemlos ausging und der Platz in Ivankovo auch über einen Ausbau verfügt, wurde schließlich diese Variante in Angriff genommen.

Zusammen mit dem Spielerbus des NK Čepin erreiche ich den Igralište Grac in Ivankovo, einer Stadt, die sich einige Kilometer westlich von Vinkovci befindet. Da bis zur Beginn der Partie noch etwas Zeit war, wird kurz die Umgebung um das Stadion des NK Bedem Ivankovo erkundet und danach die Sonne auf einer Parkbank genossen, ehe man sich auf die Tribüne begab. Vor dort wurde der Einlauf der Mannschaften beobachtet und danach die Fotorunde um den Platz gestartet.

Beide Teams gehören zu den besseren Teams der Liga und finden sich auch in der oberen Tabellenhälfte der III.HNL istok wieder. Dementsprechend ausgeglichen ist auch das Spielgeschehen auf dem Rasen. Es ist Bungić, der in der 38.Minute für den ersten Treffer der Gäste, die somit mit einer doch überraschenden Führung in die Pause gehen, sorgt. Dies geschieht sehr zur Freude des Čepiner Fanklubs „Siouxi“, der heute in Ivankovo mit einer Abordnung von rund zehn Mann vertreten ist.

Nach dem Seitenwechsel passiert lange Zeit nichts, ehe es ein Viertelstunde vor Schluss im Stadion plötzlich ganz still ist, denn von der Tribüne sah es so aus, als wäre bei einer Rettungstat eines Bedem-Verteidigers der Ball bereits hinter der Linie gewesen. Doch anstatt 2:0 für Čepin, fällt im Gegenzug der Ausgleich. Koledić versenkt einen Weitschuss eiskalt im Eck des Tores der Gäste.

Doch Fußball ist nicht immer ungerecht und so trifft Bungić in der 89.Minute zum 2:1 für Čepin. Während die Auswärtsfans in Feierlaune sind, verlassen bereits die ersten, der rund 200 heimischen Besucher das Stadion. Der Treffer zum 3:1 in der dritten Minute der Nachspielzeit wird weder von Heim- noch von Auswärtsfans so richtig wahrgenommen. Erwähnt sei aber, dass abermals Bungić der Torschütze war.

Die Mannschaft des NK Čepin feiert nach dem Schlusspfiff noch überschwänglich mit ihren Fans. Dies lasse ich mir natürlich nicht entgehen, jedoch komme ich dadurch schon in Zeitnot, denn von Ivankovo nach Grabovac berechnet mir der Routenplaner auch eine Fahrtzeit von einer Stunde.

HNK Grabovac – ŠNK Baranja Belje 3:0 (1:0)

Dank größtenteils bekannter Strecke konnte die Fahrt von Ivankovo in das in der Gemeinde Čeminac gelegene Grabovac in rund 50 Minuten zurückgelegt werden. Im beschaulichen Ort, der sich etwas mehr als zehn Kilometer nördlich von Osijek befindet, gibt es einen modernen Sportplatz mit einer Flutlichtanlage, wie man sie im kroatischen Unterhausfußball so gut wie gar nicht vorfindet.

Der HNK Grabovac ist in I. Županijska nogometna liga osječko-baranjska eingeteilt. Dies ist die fünfte Spielklasse in dieser Region, weil die Gespannschaften Osijek und Vinkovci eine medžupanijska nogometna liga als vierte Spielklasse haben, an der Vertreter aus beiden Gespannschaften teilnehmen.

Zum heutigen Spiel gegen den geografischen Nachbarn ŠNK Baranja Belje Beli Manastir kommen rund 200 Besucher in das Stadion Franjo Dušić – Tetek. Der heimische HNK Grabovac geht als klarer Favorit in dieses Derby, ist man doch der Tabellenführer der Liga, während Baranja Belje die rote Laterne von den 16 an dieser Spielklasse teilnehmenden Mannschaften innehat.

Doch auf dem Rasen ist dieser Klassenunterschied eigentlich nicht zu bemerken. Im Abendrot des Sonnenuntergangs halten die Gäste diese Begegnung offen und sind – wie vermutet – in keiner Weise völlig unterlegen. Allerdings führt ein vermeidbarer Gegentreffer aus einem Strafraumgestocher nach einem Eckball kurz vor dem Pausenpfiff zur Führung des HNK Grabovac. Đurković ist der Torschütze für die Gastgeber.

Jedwede Hoffnung auf einen Punktgewinn der Gäste macht in der 47.Minute Bilandžić mit dem Treffer zum 2:0 zu Nichte. Auch wenn eine ältere Dame mit einem „Ajmo Crveni“ die in rot spielende Elf aus Beli Manastir anfeuerte, waren sich wohl viele Besucher sicher, dass mit dem 2:0 nun zumindest die Vorentscheidung gefallen war.

Rund eine halbe Stunde vor dem Spielende sorgt Đurković aus einem zweiten Elfmeter mit seinem Treffer an diesem Tag für die endgültige Entscheidung. Grabovac musste in der letzten halben Stunde auch nichts mehr für das Spiel machen und Baranja Belje konnte dem Tabellenführer auch ebenso wenig entgegensetzen. Mit einem ziemlich unspektakulären Favoritensieg endet am Sonntagabend dieses Fußballwochenende in Slawonien.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.