Trotz einiger Verzögerungen beim Umbau des Estadio Olímpico de Madrid sollte dieses im Jahr 2016 fertiggestellt sein. Da Atlético Madrid mit der Stadt ein... Groundhopper’s Diary | Supersonntag in Madrid

Spanien - FlaggeTrotz einiger Verzögerungen beim Umbau des Estadio Olímpico de Madrid sollte dieses im Jahr 2016 fertiggestellt sein. Da Atlético Madrid mit der Stadt ein Abkommen unterzeichnet hat, dass der Verein dieses Stadion auch nach der nicht erfolgreichen Olympiabewerbung als Heimstätte nützt, sind die Tage des Estadio Vicente Calderón unweigerlich gezählt. Um dieses außergewöhnliche Stadion vor seinem Abriss noch einmal besuchen zu können, führte mich die erste Reise im Jahr 2015 in die spanische Hauptstadt Madrid.

Aufgrund des am Donnerstag im Zuge des Rückspiels des Cupachtelfinales stattgefundenen Madrider Stadtderbys, spielten beide Großklubs der Hauptstadt am Sonntag. Dabei kam es mir aber noch zu Gute, dass Real Madrid sein Auswärtsspiel im Getafe quasi knapp vor der eigenen Haustüre bestreiten konnte.

Abgerundet wurden diese idealen Ansetzungen noch durch die Zweitligapartie AD Alcorcón gegen SD Ponferradina. Dieses Spiel sollte zu einer für Sonntag ungewöhnlichen Uhrzeit von 21.00 Uhr angepfiffen werden. Aber bevor es nach Alcorcón gehen sollte, führte der Weg zuerst ins nur wenige Kilometer entfernte Getafe.

Getafe CF – Real Madrid CF 0:3 (0:0)

Seit nunmehr bereits zwölf Jahren spielt der Getafe CF in der spanischen Primera Divisón. In dieser Zeit hat sich der Verein von einem belächelten Vorstadtklub der Hauptstadt Madrid, den es in dieser Form erst seit 1983 gibt, zum Inventar der höchsten Spielklasse Spaniens etabliert. In der Gunst der Besucher steht der Verein leider am Tabellenende. Aufgrund des Überangebotes an guten Fußballklubs im Großraum Madrids und den teuren Eintrittspreisen, hatte Getafe als einziger Verein in der Vorsaison der Primera Divisón lediglich einen Zuschauerschnitt im vierstelligen Bereich.

So war das Coliseum Alfonso Pérez auch gegen dem amtierenden Champions League Sieger Real Madrid CF mit 11.500 Besuchern nur zu etwas mehr als zwei Drittel gefüllt. Die doch kühlen Temperaturen und die Ticketpreise (die billigste Karte kostete € 60,-) verhinderten eine bessere Kulisse. Die gekommenen Zuschauer sahen aber eine Gastmannschaft, die nahezu in Bestbesetzung antreten konnte. In der Startelf standen klingende Namen wie Casillas, Sergio Ramos, Marcelo, Varane, Benzema, der amtierende Weltmeister Kroos, James Rodriguez, Bale und der frischgebackene Weltfußballer des Jahres Cristiano Ronaldo. Diese Aufstellung hielt auch, was sie versprach und so wurde an diesem Tag in Getafe gepflegter Fußball geboten. Die Gastgeber ließen aber aufgrund einer sehr defensiven Ausrichtung in den ersten 45 Minuten kaum Chancen zu und somit ging es torlos in die Pause.

Erwähnenswert blieb noch, dass sicher der vom Real Fansektor abgetrennte Block der rechtsradikalen „Ultras sur“ einige Male bemerkbar machen wollten, jedoch wurde jeder Versuch durch kollektive Buh-Rufe des gesamten Stadion erfolgreich zu Nichte gemacht.

Mitte der zweiten Halbzeit war dann aber die Torsperre bei den Königlichen beendet. Dem ersten Treffer durch Cristiano Ronaldo ging eine tolle Einzelleistung von Karim Benzema voraus, bei der der Franzose drei Verteidiger auf engstem Raum an der Torauslinie überspielte. Nur wenige Minuten später erfolgte Reals zweiter Streich. Diesmal trug sich der Waliser Gareth Bale in die Schützenliste ein, nachdem er einen Pass in die Tiefe leichtfüßig und überlegt im Tor unterbrachte.

Für den Endstand sorgte dann erneut Cristiano Ronaldo, der per Kopf seinen zweiten Treffer an diesem Tag erzielte und diesen auch mit seiner gewohnten Jubelpose feierte.

Getafe steckte allerdings nicht auf und hätte in der Schlussphase noch den Ehrentreffer erzielen können. Aber die Stange verhinderte einen zählbaren Erfolg. Alles in allem setzte sich Real Madrid in diesem Spiel verdient durch, wobei es wahrlich eine Augenweide war, dem weißen Ballett auf die Füße schauen zu können.

Club Atlético de Madrid – Granada CF 2:0 (1:0)

Mit der Metro ging es ohne Zeitdruck wieder zurück ins Stadtzentrum. Das Ziel der Fahrt sollte das Estadio Vicente Calerdón sein, wo an diesem Nachmittag der Club Atlético de Madrid das Tabellenschlusslicht, den Granada CF, empfangen sollte. Das 1966 eröffnete Stadion beeindruckt durch seine Architektur, wobei insbesondere das steile und unüberdachte Halbrund sehr an Stadien in Südamerika erinnert. Aber auch die über 18.000 Zuschauern Platz bietende Haupttribüne weist einige Besonderheiten auf. So ist diese nicht mit dem übrigen Zuschauerbereich verbunden und untertunnelt die Stadtautobahn.

So beindruckend dieses Bauwerk auch ist, merkt man beim Betreten des Stadions sehr bald, warum es in eineinhalb Jahren zu einer Parkanlage gemacht werden wird. Die Sitzbereiche sind ziemlich eng und an der baulichen Struktur erkennt man, dass in den 1960er-Jahren noch andere Sicherheitsauflagen gegolten haben als heute. Nichtsdestotrotz ist ein Besuch dieses Austragsortes der Fußballweltmeisterschaft 1982 mehr als zu empfehlen, zumal wieder ein markanter Fußballtempel von der Landkarte verschwindet, der durch eine moderne Arena am Stadtrand ersetzt werden wird.

Vor rund 42.000 Besucher begann Granada an diesem Nachmittag erfrischend offensiv. Die Andalusier erspielten sich in den ersten 20 Minuten sogar einige Tormöglichkeiten, ehe Atlético das Tempo erhöhte. Fortan war Granada nur mehr in der Defensive und kam kaum mehr über die Mittellinie. In dieser Drangperiode fiel auch der erste Treffer für die Gastgeber. Diesen besorgte Mandžukić per Elfmeter. Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie zusehends. Atlético verwaltete mit geringstem Aufwand den Vorsprung, zumal Granada völlig harmlos war.

Trotz der einseitigen Partie unterstützen die Fans ihre Mannschaft lautstark und sorgten für eine gute Atmosphäre. Nachdem Fernando Torres und Mario Mandžukić bereits ausgewechselt waren, wollte der Ersatzmann Raúl García seinem Trainer Simeone noch zeigen, dass er eigentlich in die Startelf gehört. So erzielte er zwei Minuten vor dem Ende und vier Minuten nach seiner Einwechslung den zweiten Treffer dieses Spiels, der zugleich den Endstand von 2:0 bedeutete.

AD Alcorcón – SD Ponferradina 1:1 (1:1)

Nach dem Atlético-Spiel sollte es wieder in Agglomeration im Südwesten Madrids gehen. Diesmal nach Alcorcón, das über eine erfolgreiche Zweitligamannschaft verfügt. Am heutigen Spieltag hatte der AD Alcorcón den SD Ponferradina im Estadio Santo Domingo zu Gast. Verfolgt man die Segunda Divisón – die sich mittlerweile Liga Adelante nennt – nicht so genau, würde man es nicht für möglich halten, dass sich beide Teams im oberen Tabellendrittel befinden und sie eine gute Chance haben, das Aufstiegsplay-off für die Primera División zu erreichen.

Das Stadion ist für spanische Verhältnisse klein, aber für das Zuschauerinteresse des Vereins mehr als ausreichend. Hierbei gilt für Alcorcón in Bezug auf die Zuschauerproblematik genau dasselbe wie es bereits oben für Getafe ausgeführt wurde. Andererseits wäre man hierzulande froh, wenn manche Bundesligisten – wie etwa Wiener Neustadt – solch ein Stadion hätten.

1.320 Besucher trotzten an diesem Abend dem einsetzenden Regen. Sie sollten ihr Kommen aber nicht bereuen, denn sie sahen eine gute, aber auch hart geführte Zweitligapartie. Bereits in der sechsten Minute gab es die erste gelbe Karte gegen Alcorcóns Innenverteidiger Verdés. Beachtlich, dass dies übrigens bereits seine 14. Verwarnung in dieser Saison – bei 21 gespielten Runden – war.

In der 13. Minute gingen die Gäste durch eine Konter in Führung, doch Alcorcón konnte in der 41. Minute durch einen sehenswerten Kopfballtreffer ausgleichen. Danach hatte Ponferradina Glück, dass es noch vollzählig in die Pause ging, denn eine Tätlichkeit von Kapitän Ruiz wurde nur mit Gelb geahndet. Kurz nach dem Seitenwechsel war Ponferradina nach einer Notbremse des Innenverteidigers Domínguez tatsächlich nur mehr zu zehnt. Mit der nummerischen Überlegenheit auf dem Platz, versuchte Alcorcón dieses Spiel für sich zu entscheiden. Allerdings verteidigten die Gäste bravourös, sodass sie verdient einen Punkt nach Ponferrada mitnahmen.

Kurz vor 23.00 Uhr war dann der fußballerische Supersonntag in Spaniens Hauptstadt beendet. Da die Metro noch bis 02.00 Uhr verkehrt, ist ein Heimkommen auch um diese Uhrzeit kein Problem.

 

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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