Ein gewisses Maß an Spontaneität schadet nie und etwas davon bekamen wir eben Anfang März ab. Da unsere geplante Fahrt nach Polen durch eine... Groundhopper’s Diary | Unterwegs in Belgien und in Deutschlands Unterhaus

Ein gewisses Maß an Spontaneität schadet nie und etwas davon bekamen wir eben Anfang März ab. Da unsere geplante Fahrt nach Polen durch eine Viruserkrankung des Organisators einen Tag vor der Abreise abgesagt werden musste, wurde eifrig nach einem Alternativprogramm recherchiert. Der Urlaubstag war bereits fixiert und einfach so zu Hause bleiben? Das wollten wir auch nicht.

Als idealste Kombimöglichkeit war mit insgesamt vier Spielen – in Deutschland und Belgien – eigentlich ziemlich rasch gefunden. Die einzige Verzögerung bei der Fixierung des Planes war die Auswahl des Freitagsspieles. Dieses sollte schließlich VfL Bochum II gegen Rot-Weiss Essen sein. Nun werden sich einige fragen, warum wir uns gerade dieses Spiel ausgesucht haben? Diese Frage kann schnell beantwortet werden: Die Amateure des VfL Bochum tragen ihre Heimspiele im altehrwürdigen Lorheidestadion in Wattenscheid aus! Älteren Semester ist sicher noch die SG Wattenscheid 09 ein Begriff, die Anfang der Neunziger Jahre in diesem Stadion ihre Bundesligaspiele austrug. Mittlerweile spielt Wattenscheid nur mehr sechstklassig und die Amateure des VfL Bochum sind immerhin zwei Spielklassen darüber – in der Regionalliga West – zu finden.

Zum Revierderby gegen Rot-Weiss Essen kamen immerhin 1350 Zuschauer, von denen ganze 1300 für Rot-Weiss die Daumen drückten! Die Bochumer blieben diesem Spiel allerdings nur fern, weil die erste Mannschaft nahezu zeitgleich in Paderborn spielte. Da die Essener jedoch einen guten Block auf der Haupttribüne hatten, gingen die fehlenden Fans aus Bochum auch nicht wirklich ab. Der Spielverlauf war jedenfalls für die Fans der Gäste maßgeschneidert. Rot-Weiss führte zu Pause mit 2:1 und nach einem Doppelschlag eine halbe Stunde vor Spielende erhöhten die Gäste den Zwischenstand auch noch auf 4:1. Der zweite Treffer der Bochumer fiel in der Schlussminute und war nur mehr Ergebniskosmetik. Abschließend zu diesem Spiel gibt es noch einen Gastronomie-Tipp für das Lorheidestadion: Die dortigen Currywürste sind nicht nur preiswert, sondern zählen geschmacklich nach wie vor zur Elite der Deutschen Stadionverpflegung.

Nach dem Spiel bezogen wir Quartier in Bochum und machten uns am nächsten Vormittag auf nach Münster. Dort hatte der SC Preußen Münster am führen Nachmittag sein Heimspiel gegen Darmstadt und wie es das Schicksal will, konnte ich dabei im März des Jahres die dritte Liga in Deutschland sogar komplettieren. Fairerweise gestehe ich ein, dass ich den Nebenplatz des Weserstadions, wo Werder Bremen II seine Heimspiele austrägt, noch nicht mal gemacht habe. Allerdings zähle ich Trainingsplätze aus Prinzip nicht. Um dies aber nochmals zu Verkomplizieren, ist ein Nebenplatz mit Tribüne – so wie es Platz 11 des Weserstadions ist – wohl schon wieder ein Streitfall und wahrscheinlich für den Großteil auch ein zählbarer Platz. Es ist auf alle Fälle ein Grenzfall, sodass es  auch sein könnte, dass – für den Fall, es verschlägt mich wieder einmal die Bremer Region und ich würde am Platz 11 ein Spiel sehen – ich diesen dann wahrscheinlich auch zählen würde. Nun aber wieder zurück nach Münster, wo sich an diesem Nachmittag zwei diesjährige Aufsteiger gegenüberstanden. Darmstadt brachte zwar eine stattliche Anzahl an Fans in den Norden Westfalens, jedoch waren die Fans des SC Preußen viel skurriler. In der Kurve gibt es nämlich zwei Ultra-Fanblöcke, die sich nach den politischen Lagern getrennt haben und eben noch die restlichen Stehplatzbesucher. Diese sind sichtlich genervt von diesem Kurvenstreit und skandierten mehrmals „Ultras raus“. Ebenso wie die Stehplatzbesucher ist auch der Vorstand des Vereins nicht erfreut über diese Situation und möchte am liebsten gar keine Ultras in der Kurve sehen. Die Fronten sind in diesem Streit aber mittlerweile schon dermaßen verhärtet, dass selbst die beiden verfeindeten Ultrablöcke gemeinsam gegen den Vorstand singen!

Sportlich geht es für beide Teams gegen den Abstieg aus der 3. Liga – selbst wenn sich keines der Teams in akuter Abstiegsgefahr befindet. Der SC Preußen übernahm im vor drei Jahren renovierten Preußenstadion die Kontrolle über das Spiel und ging folgerichtig auch in Führung. Nach der Pause egalisierte der Ex-Kapfenberger Preston Zimmerman für Darmstadt diesen Spielstand und als alle der 5512 Zuschauer mit einer Punkteteilung rechneten, trafen die Lilien aus Darmstadt völlig überraschend und kurz vor dem Spielende zum 2:1. Durch die Heimniederlage gegen eines der auswärtsschwächsten Teams der Liga ist der Abstiegskampf in Münster wohl endgültig zur bitteren Realität geworden. Die Hessen vergoldeten hingegen diese drei Punkte durch einen Heimsieg gegen Aufstiegsaspiranten Heidenheim in der kommenden Woche und verließen vorerst die Abstiegszone. Wir eilten zum Parkplatz und machten uns bei Nieselregen auf den Weg nach Belgien, denn die Zeit war knapp, um das Spiel in Charleroi um 20.00 Uhr zeitgerecht zu erreichen. Da Belgien nur mit dem letzten Tropfen Sprit erreicht wurde, mussten wir in Eupen ein Tankstopp einlegen, der glücklicherweise nicht allzu viel Zeit in Anspruch nahm. Da wir in Charleroi auch einen Parkplatz in der näheren Umgebung des Stadions gefunden haben und beim Kartenkauf keine Warteschlange vor uns hatten, waren wir pünktlich auf der Tribüne. Eine spätere Ankunft wäre diesmal ein echtes Malheur gewesen, denn Charleroi begann im Spiel gegen Standaard Wetteren fulminant und führte bereits nach 20 Minuten mit 3:0. Charleroi? Wetteren? Nun werden es einige nicht für möglich halten, aber Charleroi ist tatsächlich in die zweite Liga abgestiegen und müht sich nun größtenteils gegen Dorfvereine ab, um den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. „Mühen“ ist dabei aber sicher übertrieben, denn man ist Tabellenführer und da auch der einzige Mitkonkurrent um den Meistertitel, der ebenfalls abgestiegene AS Eupen, bereits mit 3:0 besiegt wurde, ist Tabellenplatz eins wohl nur mehr eine Formsache. Warum gerade Charleroi als Abendspiel in Belgien ausgesucht wurde? Die erste Liga pausierte und ich habe mit diesem Stadion endlich in allen Spielstätten der EURO 2000 ein Spiel gesehen. Eigentlich ist es trist, wenn man sieht, wie sich alles in Charleroi nicht einmal zwölf Jahre nach der EURO entwickelt hat. Das Stadion ist bereits ziemlich heruntergekommen und mit 3500 Besuchern kamen am heutigen Abend nicht besonders viele Besucher, bedenkt man, dass die Tabellenführung und der nahende Wiederaufstieg, eventuell ein paar Zuseher mehr anlocken könnte. Leider war das Stadion aber, bis auf den Fanblock, wirklich nur sehr spärlich besetzt. Anscheinend hat man in Wallonien andere Probleme im Kopf und wenn man einmal wirklich guten Fußball sehen will, dann gönnt man sich wohl ein Spiel in Lüttich, wo die Nummer eins der Region, der FC Standard, um einiges erfolgreicher spielt. Auf dem Platz tat sich nach dem 3:0 auch nicht mehr viel. Charleroi sparte sich die Kräfte und dem Tabellenschlusslicht Wetteren mangelte es einfach an spielerischer Klasse, um daraus in irgendeiner Form Kapital zu schlagen. So war der Höhepunkt der zweiten Spielhälfte das Maskottchen, das durch einen Mann im Zebrakostüm dargestellt wurde. Es begab sich auch auf die Tribünen und posierte mit zahlreichen Fans für ein Foto. Da es auf dem Rasen wirklich keine erwähnenswerten Vorkommnisse gab, kann ich hier noch anführen, dass der Spitzname von Sporting Charleroi ebenfalls „die Zebras“ ist und der Verein auch seine Spieler immer in Trikots mit schwarz-weißem Zebralook spielen lässt.

Nach dem Spielende wurde wieder einmal Luxemburg angefahren. Diesmal lag das Großherzogtum sogar direkt auf dem Weg und da lässt man sich die günstigen Spritpreise natürlich nicht entgehen. Fußball wurde dort allerdings wieder nicht geschaut, denn wir gaben dem Spiel der deutschen Regionalliga Süd, Wormatia Worms gegen TSG 1899 Hoffenheim II den Vorzug. Die Kleinstadt Worms ist auf alle Fälle eine Reise wert, denn sie beherbergt einen wirklich sehenswerten, historischen Dom. Dieser wurde natürlich besichtigt ehe es zum Wormatia-Stadion ging, das nun offiziell als EWR-Arena bezeichnet wird. Das Stadion wurde ebenfalls für die Regionalliga adaptiert. Darunter litt allerdings das Fassungsvermögen, weil die Stehplätze in den Kurven nicht renoviert wurden und nur mehr die beiden Längsseiten und der Gästeblock benützt werden dürfen. Da die Wormatia nicht wirklich als Zuschauermagnet bekannt ist, reicht die nunmehrige Kapazität von 5700 Plätzen jedenfalls völlig aus. Zum Spiel gegen Hoffenheim II kamen immerhin 1435 Zuschauer, von denen sich die meisten wohl die Prolongierung des Erfolgslaufes der Wormatia erhofft haben. Worms wurde den Erwartungen des Publikums mehr als gerecht und führte nach 48 Minuten durch zwei Treffer von Gollasch bereits mit 2:0. Spannung kam jedoch noch auf, nachdem der Hoffenheimer Herdling in der 54. Minute auf 2:1 verkürzte. Allerdings war es auch Herdling, der dieses Spiel zu Gunsten der Wormatia entschied, denn in der 70. Minute flog er nämlich wegen Nachtretens mit Rot vom Platz. Worms bleibt durch diesen Sieg weiterhin in der Spitzengruppe der Regionalliga Süd, wobei jedoch der Rückstand auf den Tabellenführer – die Stuttgarter Kickers – wohl schon ein wenig zu groß ist, um noch ernsthaft in den Aufstiegskampf um einen Platz in der 3. Liga eingreifen zu können. Wir fuhren nach dem Schlusspfiff gemütlich in Richtung Heimat und hatten nun auch die Gewissheit, dass selbst spontane Entscheidungen auch die richtigen Entscheidungen sein können.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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