Es lag schon wieder eine längere Zeit zurück, dass eine ausgiebige Tour in unser nördliches Nachbarland, die Tschechischen Republik, angestanden ist. So musste es... Groundhopper’s Diary | Vier Ligen in zwei Tagen – Paradiesische Voraussetzungen in Tschechien

Es lag schon wieder eine längere Zeit zurück, dass eine ausgiebige Tour in unser nördliches Nachbarland, die Tschechischen Republik, angestanden ist. So musste es bereits November werden, um das erste Mal in der laufenden Saison in das Land zu fahren, das bezüglich seiner Spielansetzungen und seiner Verpflegungsmöglichkeiten durch die Kantinen der diversen Fußballplätze nahezu jedes Hopperherz höher schlagen lässt. Die Vorhersagen für das Wetter waren für ein Wochenende Anfang November eigentlich optimal und da der Spielplan ein buntes Pot-Puri durch die ersten vier tschechischen Ligen anbot, zögerten wir nicht lange, um diese Fahrt zu fixieren. Eine kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit wurde schnell ausfindig gemacht und der Wecker war am Samstag für fünf Uhr in der Früh gestellt.

Druha Liga: FK Pardubice – 1.HFK Olomouc 0:1 (0:0)

Über Znojmo und Jihlava erreichten wird etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn um 10.15 Uhr die Stadt Pardubice, die sich ziemlich zentral im Landesinneren befindet. Der FK Pardubice bescherte der Stadt in dieser Saison endlich wieder Zweitligafußball. Nachdem der FK AS Pardubice im Jahre 2006 aus der zweiten Liga zwangsrelegiert wurde und seither nur mehr im Regionalfußball beheimatet ist, schaffte es der TJ Tesla Pardubice kontinuierlich nach oben. Mittlerweile hat sich der Verein in FK Pardubice umbenannt und sein Stadion (Pod Vinicí – Fassungsvermögen: 3.000) auch auf Zweitliganiveau gebracht. Das Stadion war überhaupt der Grund, warum Pardubice als Zweiter der Regionalliga ČFL (Česká fotbalová liga – Anm.: 3. Liga West) überhaupt ein Zweitligist wurde, zumal dem Vorjahresmeister AFK Chrudim der Aufstieg verwehrt wurde, weil dessen Stadion eben nicht zweitligatauglich gewesen ist. 579 Besucher waren beim Anstoß im Stadion. Die meisten bevorzugten einen Sitzplatz unter dem Dach, denn kurz vor dem Spielbeginn setzte ein heftiger Regenschauer ein, der glücklicherweise nur 30 Minuten dauerte. Zu Gast war an diesem Samstagvormittag der 1. HFK Olomouc, der seinerseits ebenfalls in die zweite Liga aufgestiegen ist, allerdings von der MSFL (Moravskoslezská fotbalová liga), der Regionalliga der Vereine aus der östlichen Landeshälfte. Olomouc begann sehr aggressiv und so musste Pardubice bereits in der ersten Halbzeit  zweimal verletzungsbedingt wechseln. Kurz vor der Pause wurde auch der Grillstand getestet. Die landestypische Grillwurst „Klobasa“ gab es zusammen mit einem Bier um etwas mehr als zwei Euro. Bei diesen Preisen schmeckt das ohnehin köstliche Menü, gleich noch einmal besser. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel gingen die Gäste in Führung und verwalteten diese auch bis zum Ende souverän. Pardubice war zwar bemüht, aber am Ende waren es die Gäste aus Olomouc, die den Kontakt zur Tabellenspitze aufrecht halten konnten.

Divize C: FK Dobrovice – RMSK Nový Bydžov 5:0 (2:0)

Zwar gab es in der Gegend um Pardubice noch einige Spiele der viertklassigen Divize, jedoch machten wir uns auf den Weg nach Westen, genauer gesagt in das Dorf Dobrovice, das unweit von Mladá Boleslav entfernt liegt, wo am Abend ja das Erstligaspiel gegen Sparta Prag stattfinden sollte. Die Divize ist ihrerseits in fünf Gruppen unterteilt, wobei jede Gruppe jeweils einen Buchstaben von A – E als Nomenklatur hat. Daher ist es auch naheliegend, dass wir uns ein Spiel der Gruppe C der Divize ansahen, zumal wir uns in der Mitte des Landes befanden. Der FK Dobrovice ist übrigens einer der diesjährigen Aufsteiger und hat einen kleinen, aber netten Sportplatz, der 1.500 Besuchern Platz bietet. Auch wenn es in Dobrovice ein nicht unhübsches Zentrum gibt, so fallen einem dort sofort die rauchenden Schlote und die pompösen Industrieanlagen auf. Hier befindet sich nämlich die größte Zuckerfabrik in Mittel- und Osteuropa. Diese verarbeitet pro Tag eine Kapazität von 14.000 Tonnen Zuckerrüben. Auch auf dem Platz wird man ständig an diese erinnert, denn von der Tribüne aus blickt man auf die Zufahrtsstraße zur Fabrik, auf der eigentlich dauernd mit Zuckerrüben beladene LKWs vorbeibrausen. Nun sind wir aber nicht wegen der Zuckerfabrik nach Dobrovice gekommen. Wer heute gegen Nový Bydžov zu spät auf den Platz kam, verpasste gleich die spielentscheidenden Szenen. Nach drei Minuten gab es einen Elfmeter für die Gäste, den der Tormann parieren konnte und im Gegenzug erzielte der ghanaische Legionär Musa Ansuma das 1:0 für Dobrovice. Dies feierte er vor den 180 Zuschauern mit einer akrobatischen Tanzeinlage. Den Hausherren gelang vor der Pause durch einen sehenswerten Heber auch noch ein zweiter Treffer. Nach der Pause ging es in derselben Tonart weiter, sodass es am Ende 5:0 für Dobrovice stand. Ansuma zeigte auch nach seinem zweiten Tor (dem 4:0) eine Showeinlage und so ging ein wirklich unterhaltsamer Nachmittag in der tschechischen Rübenmetrople zu Ende.

Gambrinus Liga: FK Mladá Boleslav – AC Sparta Praha 1:1 (0:0)

Nach einem kurzen Stopp beim Supermarkt ging es weiter zum Městský stadion in Mladá Boleslav. Dort empfing der FK Mladá Boleslav im Abendspiel der Gambrinus Liga, der ersten tschechischen Liga, den AC Sparta Praha. 4.348 Besucher kamen diesmal ins 5.000 Besucher fassende Kleinstadion und sorgten für eine gute Kulisse. Die Gäste aus Prag brachten ebenfalls eine stattliche Anzahl an Auswärtsfans mit, sodass im Stadion auch eine gute Stimmung herrschte. Auf dem Platz wurde in den ersten 45 Minuten eher magere Kost geboten. Alles andere als magere Kost war die Pausenklobasa. Diese war sehr geschmackvoll und dementsprechend auch nicht kalorienarm. Auf jeden Fall verdient dies eine positive Erwähnung, denn gerade in vielen Erstligastadien wurde mittlerweile schon auf das handelsübliche und meist geschmacklose Fastfood umgestellt. Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel ansehnlicher und Mladá Boleslav ging überraschend in Führung. Dies sahen die Fans von Sparta gar nicht gerne. Sie kletterten auf den Zaun, zündeten im Sektor Rauchbomben und warfen zahlreiche pyrotechnische Gegenstände auf das Spielfeld. Da die Durchsagen des Stadionsprechers zur Beendigung dieses Verhaltens allesamt ignoriert wurden, griff die Feuerwehr zu Selbstjustiz. Neben dem Löschen des brennenden Materials wurde der Feuerwehrschlauch auch gezielt eingesetzt, um einigen der aufgebrachten Personen im Gästesektor eine Abkühlung zu verschaffen. Wirklich beruhigt hat sich die Lage erst wieder eine Viertelstunde vor dem Spielende. Torschütze Mareš attackierte im Strafraum zu ungestüm, woraufhin der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigte und er Mareš mit der gelb-roten Karte vom Platz stellte. Den Strafstoß verwandelte Hušbauer sicher zum 1:1. Wer sich danach einen Sturmlauf der Prager erwartet hatte, wurde aber enttäuscht. In der Schlussphase hatten sogar die Gastgeber aus einigen Kontermöglichkeiten noch die Chance auf den Siegestreffer gehabt. So blieb es beim Unentschieden und wir machten uns auf den Weg nach Prag, wo wir ein günstiges Hotel für die Übernachtung gebucht hatten. Auf diesem Teilstück gab es wieder einmal eine animalische Schrecksekunde. Diesmal überquerte eine Wildschweinherde die Straße. In Dunkelheit sind die Tiere wirklich erst spät erkennbar gewesen, doch durch eine Vollbremsung und dem Einsatz der Hupe kamen weder Mensch noch Tier noch Material zu Schaden.

ČFL: AC Sparta Praha B – SK Kladno 1:0 (0:0)

Gut ausgeschlafen – bei der Übertragung der Begegnung Tschechien gegen Kuwait im Rahmen der Futsal-WM schlief man nämlich sofort ein – ging es am nächsten Morgen zum Trainingszentrum des AC Sparta Praha. Dieses befindet sich im alten Strahov-Stadion, das seinerzeit der Austragungsort der Spartakiaden und anderer Großveranstaltungen war. Mit einem Fassungsvermögen von 220.000 Zuschauern gilt es bis heute als das größte Stadion der Welt. Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga in die drittklassige ČFL spielt nun die zweite Mannschaft des AC Sparta Praha ihre Heimspiele wieder im Trainingszentrum des Vereins. Dieses umfasst neben einer Geschäftsstelle acht Fußballfelder, wobei die Meisterschaftsspiele von Sparta B auf dem hřiště č. 1, also dem Platz Nummer eins, ausgetragen werden. Zu diesem Vormittagsspiel gegen den SK Kladno kamen immerhin 180 Zuschauer. Auch wenn kein Eintritt gezahlt werden musste, war das Spiel gegen den ehemaligen Erstligisten, ziemlich arm an Höhepunkten. Der SK Kladno hatte seine Hochblüte in den Jahren von 2006 bis 2010, als der Verein vier Saisonen lang in der Gambrinus Liga mitkickte. Danach folgte der sofortige Durchmarsch in die Drittklassigkeit, wobei zumindest die dritte Liga im Vorjahr gehalten werden konnte. An der Qualität des Spiels änderte sich aber leider währende der gesamten Spielzeit nichts. Eigentlich war es das typische 0:0, wenn nicht Juliš auf Seiten Spartas eingewechselt worden wäre. Der Joker stach nur drei Minuten nach seiner Einwechslung und erzielte in der 81. Minute den einzigen Treffer dieses Spiels.

ČFL: SK Strakonice 1908 – Loko Vltavín 0:1 (0:1)

Den Abschluss an diesem Wochenende machte eine weitere Partie der ČFL. Etwa 120 Kilometer südlich von Prag traf der SK Strakonice auf Loko Vltavín. Bei schönstem Sonnenschein und milden Novembertemperaturen waren wir wirklich überrascht, dass sich zu Spielbeginn kaum einmal 100 Leute im Stadion „Na Křemelce“ einfanden. Immerhin war das Stadion an beiden Längsseiten ausgebaut und das Heimteam konnte bislang als Aufsteiger erfolgreich in der höheren Liga mithalten. Mit Loko Vlatvín aus Prag kam an diesem Nachmittag eine Mannschaft aus der oberen Tabellenregion nach Strakonice. Die Gäste dominierten dieses Spiel auch und gingen gegen Ende der ersten Halbzeit verdient in Führung. In der Pause merkte man auch die angenehme Seite der Zuschauerzahl, denn man musste sich beim Grill nicht anstellen und bekam sein Mittagessen unmittelbar. Neben dem Wetter war die Pausenverpflegung noch das Beste an diesem Nachmittag. Die zweite Halbzeit verlief ziemlich ereignislos, wobei Loko Vltavín, unter anderem durch einen Lattentreffer, einem weiteren Treffer näher war, als das Team von Strakonice dem Ausgleich.

Zusammenfassend gesehen entschädigten aber die drei unterhaltsamen Partien am Samstag für die eher dürftigen Sonntagsspiele in der ČFL. Tschechien ist aber jedenfalls eine Traumdestination für alle Fußballreisenden, die sich in der Nähe gerne mehrere Fußballspiele über den Tag verteilt sehen wollen. Auch bezüglich der Verpflegung muss man sich keine Sorgen machen, denn vor allen Dingen die Freunde des gepflegten Grillens werden auf den tschechischen Plätzen bestens versorgt.

Heffridge, abseits.at

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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