Von Pacsa ging es in die rund 30 Minuten in die Komitatshauptstadt Zalaegerszeg. Dort befindet sich der im Nordwesten der Stadt der Vorort Teskánd.... Groundhopping: Auf der Suche nach dem wahren Fußball (4)

Von Pacsa ging es in die rund 30 Minuten in die Komitatshauptstadt Zalaegerszeg. Dort befindet sich der im Nordwesten der Stadt der Vorort Teskánd. Ein beschaulicher Flecken Erde, doch man hat es hier geschafft, dass man als Meister der I.osztály im Komitat Zala in die Westgruppe der NB III aufgestiegen ist. Dort ist man zwar zur Saisonhälfte in der Abstiegszone, aber noch nicht dermaßen abgeschlagen, dass der Klassenerhalt nicht mehr im Bereich des Möglichen liegt. Der Teskánd KSE hat heute den Komárom VSE zu Gast. Gegen den Mittelständler, der an der Grenze zur Slowakei beheimatet ist, wären durchaus Punkte möglich, jedoch spricht die Form der letzten Wochen eindeutig für die Gastgeber.

Teskánd KSE – Komárom VSE 0:5 (0:2)

Der Sportplatz, der Teskándi Sportpálya, ist auch schon hergerichtet worden, zumal die dreireihige Tribüne auf der Längsseite mittlerweile überdacht würde. Die Kinder sind auch begeistert, denn es gibt neben dem Sportplatz einen Spielplatz. Wir erreichen rund fünf Minuten vor Spielbeginn den Eingang, wo uns mitgeteilt wird, dass der Spielplatz während des Spiels nicht benutzt werden darf, weil das eben so Vorschrift sei. Netterweise bietet man uns an, den nächsten Spielplatz, der eh nur sieben Kilometer von hier entfernt ist, aufzusuchen. Das hilft natürlich einen Dreijährigen nicht wirklich, der in Tränen ausbricht. Der Sechsjährige trägt es mit Fassung. Er darf mit seinem Ball den Sportplatz betreten. Fußballspielen am gleich neben dem Hauptfeld parallel anschließenden Nebenplatz ist erlaubt, aber die Benutzung des Spielplatzes, der sich versetzt vom Spielfeld und durch einen Radweg getrennt liegt, ist nicht gestattet. Man hat zwar einen Bauzaun aufgestellt, dass man von der Tribüne nur von einer Seite zum hinter dem Vereinshaus liegenden Buffet kommt, aber an die Verwendung eines Bauzauns zur Abgrenzung des Spielplatzes hat man nicht gedacht. Dafür stehen drei Ordner davor, die während des Spiels auch dafür sorgen, dass kein Kind diesen betritt. Da fragt man sich schon, ob die Herrn und Damen von Verband in Budapest eigentlich wissen, welche Regeln sie hier aufstellen oder ist man hier beim Verein so übergenau, dass selbst ein jeder Deutscher über diese Gründlichkeit vor Neid erblassen würde. Menschlichkeit ist zwar eine Tugend, hier aber ein Fremdwort.

Natürlich darf der Sechsjährige auch seine Trinkflasche nicht mitnehmen, denn das ist in der dritten Liga ebenso verboten. Er stellt sie beim Eingangsbereich ab und geht halt im Falle des Durstgefühls immer wieder zum Ordnerdienst beim Eingang. Wir sprechen hier von einer Liga, wo 95% der Spiele entweder auf einfachen Sportplatzen oder Nebenplätzen der Erst- und Zweitligavereine gespielt werden und das Zuchaueraufkommen meist unter 100 ist.

Auch heute ist die Zuschauerzahl zweistellig. Es sind rund 75 Zuschauer am Platz und beim Eingang muss man sich als Heim- oder Auswärtsfan deklarieren. Als Auswärtsfan muss man dann in den Gästekäfig. Dieser ist heute von fünf Leuten frequentiert. Neben dem Busfahrer sind noch vier Angehörige von Spielern dort aufhältig, aktive Fans, für die so ein Sektor gedacht wäre, sind natürlich – so wie bei wohl allen anderen Spielen hier auch – nicht da. Da mutet es schon etwas seltsam an, dass zwei Frauen, die offensichtlich keine Vereinsfunktion innehaben, mit Komárom-Pulllover und Komárom-Jacke seelenruhig im Heimbereich aufhältig sind.

Mich wundert hier gar nichts mehr. Immerhin liest Komárom den Gastgebern heute sportlich die Leviten. Tóth sorgt mit einem Doppelschlag in der 18. und in der 20.Minute für klare Verhältnisse. Bei ersten Gegentreffer verletzt sich zu allem Überdruss auch der Stammkeeper Teskánds und muss ausgewechselt werden.

Nach dem Seitenwechsel hat Teskánd seine beste Phase und kommt zu einigen guten Möglichkeiten, jedoch will der Anschlusstreffer nicht fallen. Komárom bleibt geduldig und wartet auf Kontermöglichkeiten. Diese ergeben sich auch und so stellen Nagy in der 65.Minute und Milos in der 68.Minute auf 4:0 für Komárom. Das Spiel ist somit entschieden. Dass Tóth in der 81.Minute noch das 5:0 erzielt, liegt daran, dass die Gastgeber bereits völlig demotiviert sind und in der Schlussphase kaum mehr Gegenwehr zeigen.

Komárom siegt verdient in Teskánd, das heute eindeutig unter Beweis gestellt hat, dass diese Liga für diesen Verein eine Nummer zu groß ist. Sportlich zeigt sich dies Tabelle, aber auch die Funktionäre und Ordner verdienen hier das Prädikat amateurhaft. Manchmal hat es auch etwas Gutes, wenn man einen Verein kein zweite Mal besuchen muss. Leider trübte das Verhalten der Vereinsoffiziellen in Teskánd das ansonsten doch gelungene Wochenende.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.