Mit dem Aufstieg Kisvárdas in Ungarns höchste Spielklasse begann für den Verein aus dem äußersten Nordosten Ungarns im Sommer 2018 nicht nur sportlich eine neue Zeitrechnung, denn mit Beginn dieser Saison wurde auch das neue Stadion fertiggestellt. Diese Veränderungen waren Grund genug, um Kisvárda einen Besuch abzustatten.
Kisvárda FC – Puskás Akadémia FC 1:0 (1:0)
Mehr als fünf Jahre vergingen seit meinem letzten Besuch in Kisvárda. Die Stadt ist mit rund 17.000 Einwohner die drittgrößte im Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg und liegt im äußersten Nordosten Ungarns. Vor hier ist die Ukraine nur mehr 22 Kilometer entfernt. In die Slowakei sind es noch deren 30 und selbst nach Rumänien sind es nur 80 Kilometer.
Vor fünf Jahren spielte Kisvárda noch in der zweiten Liga im Várkerti Sportpálya, einem besseren Sportplatz, der sich direkt im Burggarten befand. Mit dieser Idylle ist es spätestens seit diesem Sommer vorbei, denn in unmittelbarer Nähe zum alten Sportplatz wurde ein modernes Kleinstadion errichtet. Dieses fasst 2.993 Sitzplätze und wurde im August 2018 feierlich eröffnet. Einen offiziellen Namen hat diese Sportstätte noch nicht. Derzeit wird diese als Várkerti Stadion oder Új Kisvárdai Stadion (Neues Kisvárdaer Stadion) in den Medien geführt.
Nachdem Kisvárda nach der ersten Saison in Ungarns zweithöchster Spielklasse im Jahr 2014 gleich wieder absteigen musste, war der zweite Anlauf in der NB II (Nemzeti Bajnokság II) um einiges erfolgreicher. Seit dem Wiederaufstieg war man immer im Spitzenfeld der zweiten Liga und in der vergangenen Saison belegte man hinter MTK Budapest, aber mit Respektabstand zum drittplatzierten Békéscsaba, den zweiten Platz, der zum erstmaligen Aufstieg in die höchste Spielklasse des Landes führte.
Rechtzeitig zum Saisonauftakt war dann das schmucke Stadion auch betriebsbereit, sodass man auch in Bezug auf die Infrastruktur erstklassig war. Seit der letzten Stadioneröffnung in Szombathely haben die Erstligisten Diósgyőri VTK, Paksi FC und Videoton Székesfehérvár sowie der derzeitige Zweitligist Vasas Budapest ihre Totalumbauten an der Stelle des alten Stadions abgeschlossen, sodass nur mehr die Renovierung der Heimstätte vom Honvéd Budapest, dem Bozsik-Stadion in Kispest, offen ist. Nach diesem Umbau verfügen alle ungarischen Erstligavereine über moderne Arenen.
Das Stadion Kisvárda hat 3,5 Milliarden Forint gekostet, was ungefähr dem Gegenwert von 11 Millionen Euro entspricht. Es ist bei dauerhaftem Erfolg der Mannschaft auch auf eine Kapazität von 5.000 Plätzen erweiterbar. Die Zufahrt gestaltet sich noch ein wenig schwierig, muss man sich derzeit doch durch das Flutlicht leiten lassen. Es gibt weder Wegweiser noch eine adäquate Zufahrtsstraße zum Stadion. Die kleine Gasse, die zum Stadion führt endet im Nichts und dann darf man einige Meter Querfeldein fahren, bis man die asphaltierten Parkplätze um das Stadion erreicht. Die Tribünen des Stadions sind von der Dachkonstruktion ummantelt, sodass es von außen auch etwas größer wirkt und wodurch zusätzlich noch ein Gangbereich zwischen den Eingangstoren und dem Innenbereich entstanden ist.
Eine halbe Stunde vor Spielbeginn läuft hier alles beschaulich ab. Es hat -3°C in Kisvárda und der heute Gegner ist mit Puskás Akadémia FC wohl als nicht gerade attraktiv einzustufen. Einzig am VIP-Eingang herrscht ein Gedränge, während der Rest der Besucher erst wirklich kurz vor dem Spielbeginn erscheint.
Zum Anpfiff sind immerhin 1.090 Besucher im Stadion, das damit zu etwas mehr als einem Drittel gefüllt ist. Diese Zahl ist in dieser Runde der höchsten ungarischen Spielklasse auch der schlechteste Besuch aller sechs Spiele, wobei mit 4.700 in Székesfehérvár die höchste Zuschauerzahl erreicht wurde und alle anderen Begegnungen zwischen 2.200 und 1.200 Besucher hatten.
Auch wenn die äußeren Bedingungen und das Ausbleiben von Gästefans diese Zuschauerzahl verursacht haben, so ist dieses Spiel sportlich umso wichtiger für den Aufsteiger, zumal man nach 15 Runden erst magere neun Punkte auf dem Konto hat und sich daher an vorletzter Stelle in der Tabelle der NB I, und somit auf einem der beiden Abstiegsplätze, wiederfindet. Der in Felcsút beiheimatete Puskás Akadémia FC hast mit 17 Zählern bereits fast doppelt so viele wie Kisvárda und befindet sich auf Rang neun.
Die Akteure brauchen einige Zeit um auf Betriebstemperatur zu kommen, denn in den ersten 30 Minuten gibt es viel Leerlauf und keine zwingenden Torchancen. So bleibt auch etwas Zeit den illustren Kader der Gastgeber genauer unter die Lupe zu nehmen, denn Kisvárda hat heute gerade einmal drei ungarische Spieler auf dem Blankett stehen. Neben drei Ukrainern und drei Rumänen befinden sich noch drei Brasilianer, zwei Serben und ein Kroate und ein Grieche im Kader der Heimelf.
In der 35.Minute kommt Kisvárda das erste Mal gefährlich vor das Tor der Gäste, doch aus guter Schußposition wird der Ball dennoch in die Mitte abgelegt, wo ihn die Puskás-Verteidigung klären kann. Allerdings kommt der Ball postwendend wieder an die Strafraumgrenze, wo bereits Zoltán Horváth lauert. Dieser deckt den Ball gut ab und spielt ihn am herauseilenden Tormann Danilovic vorbei, sodass Kisvárda in Führung geht. Puskás kommt erst in der Nachspielzeit der ersten 45 Minuten nach Eckbällen zu zwei guten Möglichkeiten, die Tormann Felipe allerdings entschärfen kann.
Auch nach dem Seitenwechsel ist Tormann Felipe der am meisten beschäftigte Akteur auf dem Rasen, denn Puskás hat nun eindeutig mehr vom Spiel und so muss er einige Male in höchster Not für seine bereits ausgespielten Mitspieler klären. All seine Paraden sollten sich an diesem Abend aber auszahlen, denn er sollte bis zum Abpfiff nicht mehr überwunden werden. Die Freude über diesen Sieg ist bei den Spielern und dem Anhang riesengroß, sodass trotz der tiefen Temperaturen nach dem Schlusspfiff noch ein wenig gefeiert wird.
Kisvárda konnte sich Dank des Sieges zwar um keinen Rang verbessern, allerdings liegt man nun nur mehr einen Zähler hinter dem Diósgyőri VTK aus Miskolc. Für den Klassenerhalt benötigt man aber noch einige dieser Kraftakte, wie heute gegen den Puskás Akadémia FC, der sich wohl auch ziemlich bald nach dem Schlusspfiff westwärts begeben hat, um die 350 Kilometer lange Rückreise nach Felcsút – wohl erfolgreicher als dieses Spiel – hinter sich bringen zu können.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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