Am Sonntag hatte der SSV Eggenfelden seinen Saisonauftakt in der sechstklassigen bayerischen Landesliga Südost, wobei es zu einem Heimspiel gegen den SV Bruckmühl kommen sollte.
SSV Eggenfelden – SV Bruckmühl 1:0 (0:0)
Ich glaubte, dass ich doch einigermaßen geographisch gebildet bin und sogar weiß, dass es ein Bruckmühl in Oberösterreich gibt, aber ohne die Hilfe einer Landkarte hätte ich absolut keine Ahnung, wo man diese beiden Orte finden würde. Dabei befindet sich Eggenfelden im Rottalkreis, der seinerseits an den Bezirk Braunau grenzt. Da ich deswegen auch mein Quartier im Bezirk Braunau aufgeschlagen habe, kann ich mir vor dem Spiel gemütlich sowohl die Stadt Burghausen und auch das 13.000 Einwohner zählende Eggenfelden anschauen.
Danach geht es aber ins Stadion an der Birkenallee, das 3.000 Besuchern Platz bietet und eine sehr imposante Haupttribüne hat. Zum Saisonauftakt finden sich mit 200 Zuschauern doch etwas mehr als erwartet ein, stammt der SV Bruckmühl doch aus Oberbayern und dort wiederum aus der Gegend zwischen Rosenheim und München, womit der in derselben Liga spielende TuS Holzkirchen der Lokalrivale der Bruckmühler ist.
Nach den beiden furiosen Partien gestern, kann diese Spiel heute bei Weitem nicht an Spannung und Unterhaltung mithalten. Es ist jedoch sehr heiß heute und daher ist es auch verständlich, dass die Besucher um die Mittagszeit nur einen Sommerkick geboten bekommen. Das Highlight ist in der ersten 45 Minuten eindeutige der Blick auf die Kirche, die man auch sehr schön mit der Tribüne in Szene setzen kann. Interessant war es ebenfalls noch, bei den Tourplanungen für Spiele unter der nächsten Woche von einer Gruppe älterer Hopper aus Baden-Württemberg, die hinter mir saß, zuzuhören, zumal dafür alle Spiele im Umkreis von 400 Kilometer durchforstete. Das ging von Mittersill, über den Cup in der Schweiz bis hin nach Frankreich und endete damit, dass wohl Verbandspokal im Württemberger Verband geschaut wird. Gut, dass torlos die Seiten gewechselt wurden, ist daher selbstredend.
Doch das Spiel sollte auch in der zweiten Spielhälfte nicht wirklich besser werden, aber nicht mehr torlos bleiben. Daffner nützt eine Unachtsamkeit in der 55 Minute und tankt sich von der rechten Seite durch. Er schließt die Aktion mit einem Flachschuss ins lange Eck ab. Der Platzsprecher erwähnt dabei auch gleich, die Fotografin vom Rottaler Anzeiger, die kurz vor dem Treffer auf den Platz kam und somit als Glückbringer auserkoren wurde.
Auch wenn Bruckmühl bemüht ist, nun das Heft in die Hand zu nehmen, muss man festhalten, dass es bei den Bemühungen geblieben ist. Die Eggenfeldener lassen keine wirklich gefährliche Chance zu und bringen daher das Ergebnis über die Zeit. Das ist für die Zuschauer zwar nicht besonders Sehenswert, aber effektiv und nach dem Schlusspfiff sind drei Punkte auf dem Konto. Dieses Punktekonto ist in der Abrechnung am Saisonschluss entscheidend und wie die Punkte im Juli 2022 gewonnen wurden, danach fragt im Mai 2023 sicher niemand mehr.
SpVgg GW Deggendorf 03 – TSV 1883 Bogen 1:1 (1:1)
Deggendorf, eigentlich eine ziemlich beschauliche Stadt in Niederbayern, die sowohl an der Donau als auch an der A3 bzw. A92 liegt. Fußballerisch ist man zumeist in der sechstklassigen Landesliga Mitte aktiv und seit 2003 gehen die SpVgg und Grün-Weiss Deggendorf als SpVgg GW Deggendorf 03, gemeinsame Wege, wobei die SpVgg Deggendorf der erfolgreichere der beiden Vereine gewesen ist.
Warum ein Spiel in Deggendorf etwas Besonders ist, liegt daran, dass das Donau-Wald-Stadion auf der „Bucket List“ von mmgroundhopping steht und daher auch eine private Anekdote bei diesem Spielbesuch nicht fehlen darf. Hopperkollege Martin und sein damaliger Mitfahrer Max sind eines Tages bei einer Fahrt von einem Auto mit Deggendorfer Kennzeichen überholt worden, als sie sich zuvor ausmachten, dorthin zu fahren, woher das nächste Auto kommt, das sie überholen würde. Nun wählte Martins einstiger Hopperkollege Max vor vielen Jahren den Freitod und Martin arbeitet nun diese „Bucket list“ alleine ab. Sein letzter fehlender Platz auf der Liste ist eben Deggendorf, sodass ich meinen heutigen Besuch natürlich auch Max widme.
Zu Gast im Donau-Wald-Stadion ist heute der TSV 1883 Bogen, den ich bereits vor acht Jahren in Sonthofen, damals noch in der Bayernliga Süd, gesehen habe. Heute hatten die aus der Gegend um Straubing stammenden Gäste aber einen bedeutend geringeren Anreiseweg als damals, wodurch auch 325 Besucher zu diesem Derby kommen. Doch zu spät hätte heute keiner kommen dürfen, denn bereits in der ersten Minute bricht der Deggendorfer Artemuk durch und wird mit einer Notbremse gestoppt. Doch anstatt Rot und Freistoß zu zeigen, gibt es Elfmeter für Deggendorf und Gelb gegen den Bogener Moosbauer. Artemuk ist es egal und er wandelt den Strafstoß sicher zum 1:0, wobei die Deggendorfer-Fans noch meinen: „Do hot da Bogena no Glick ghobt, doss a weidaspün konn!“
Sie sind gut in Fahrt, denn sie meinen: „Wia mia no gspüt hobn, hobn ma am Plotz ned so geschrian, weu wia hom de Luft no zum Renna braucht!“ und wundern sich über den Spielplan: „Wos übamoaagn miaß ma scho wieda im Derby bei Seeboch ron! Najo, i kumma owe, Du a?“ Doch auf eine Antwort wartet der Fan vergeblich, denn sein Nachbar hat sich mit den Worten: „wos, do sind drei Wiascht drin, in da Sommö?! Da muaß i ma glei oane hoin!“ bereits verabschiedet. Ich schlage übrigens auch bei der Wurstsemmel zu und stelle fest, dass sogar vier Nürnberger Rostbratwürste in diese gelegt werden.
Die Deggendorfer Glückseligkeit endet allerdings in der 35. Minute, als der Deggendorfer Schlussmann einen Abstoß in die Beine seines Vordermanns schießt. Somit kommt der Ball zu Bogen, wo Sabadus perfekt angeflankt wird und mühelos zum Ausgleich einschiebt. Durch diesen Bock des Tormanns reißt auch der Faden im Spiel der Deggendorfer, die erst wieder in der Schlussphase des Spiels Überhand bekommen und noch einen Lattentreffer erzielen können. Das motiviert den heimischen Anhang, der noch einmal die Mannschaft nach vorne peitscht. „Hauts eana no an eini!“ hört man es vom unteren Rang der Tribünenseite des Stadions.
Doch es sollte kein Treffer mehr fallen. Schiedsrichter Kohn entgleitet in der Schlussphase das Spiel etwas, sodass er sich weniger schmeichelhafte Worde von der Tribüne anhören muss. Dass er „der schlechteste Mann am Platz ist“ und „wieso der überhaupt Landesliga pfeifen darf“ sind noch am harmlosesten gewesen.
Doch auch mit der Leistung der Deggendorfer ist das Publikum nicht zufrieden. „Da muaß I ma des no überlegen, ob i fia so an schwochn Kick no amoi fünf Euro zoi“, gibt es älterer Kiebitz noch beim Abgang von sich. Ich kann Martin und allen anderen nur einen Besuch hier im Donau-Wald-Stadion empfehlen, am besten im Derby gegen Seebach. Ich werde in diese Region schon einmal wegen der Stadien in Bogen und Straubing zurückkehren. Aber auch das größte Stadion der Landesliga Mitte, dass sich an der Grenz zum Mühlviertel in Hauzenberg befindet, hat mein Interesse geweckt und deren Derby in Waldkirchen lockte unter der Woche immerhin satte 820 Zuschauer an. Der frühe Saisonbeginn in Bayern Mitte Juli sollte es jedenfalls wieder möglich machen, dass spätestens auch 2023 hier wieder das eine oder andere Spiel besucht werden kann.
Es folgen Impressionen, die sich per Klick vergrößern lassen:
Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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