Da die Republik Irland bereits Ende Jänner verkündete, dass die Maßnahmen gegen COVID-19 abgeschafft werden, wurde einhergehend der Plan geschmiedet, wieder einmal Irland zu besuchen. Flüge konnten günstig erworben werden und so sollte es am ersten Märzwochenende tatsächlich zur ersten Flugreise seit über zwei Jahren gehen. Logischerweise wurde Dublin angeflogen und da die beiden irischen Profiligen zumeist am Freitag ihren Spieltag haben, sollte es auch kein Problem darstellen in der irischen Hauptstadt das passende Spiel zu finden. Während mein Mitfahrer es vorzog zum Derby zwischen dem St. Patrick´s FC und den Bohemians FC zu gehen, fiel meine Wahl auf das Spiel zwischen dem Shelbourne FC gegen dem Derry City FC.
Shelbourne FC – Derry City FC 0:1 (0:0)
Gespielt wurde im altehrwürdigen Tolka Park, dessen Namensgeber der sich südlich des Stadion befindliche Fluss ist. Das Stadion ist ein traditionell Britisches. Es ist ein Stückwerk an Tribünen, wie man diese zumeist auf der irischen Insel und in Großbritannien vorfindet. Jedoch sieht keine der vier Seiten auch nur annähernd der anderen ähnlich. Während mir beim Besuch dieses Stadions das Herz aufgeht, ist mir natürlich auch bewusst, dass solche Stadien nach und nach immer mehr verschwinden. Auch die Tage des Tolka Parks, der zu seiner Blüte fast 10.000 Besuchern Platz bot, sind gezählt. Mittlerweise sind zwei der vier Seiten nur mehr bedingt benutzbar und es gibt konkrete Pläne für den Abriss des Stadions, das nicht mehr aufgebaut werden soll. Anstatt dessen sollte die Heimstätte der Bohemians, der Dalymount Park, renoviert werden und dann auch als Spielort für Shelbourne dienen.
Doch an einen Abriss dieses Stadions möchte man gar nicht denken, schon gar nicht, wenn man in diesem ein Spiel sieht. Es stehen sich hier heute zwei Traditionsmannschaften der League of Ireland Premier Division, die offiziell SSE Airtricity League Premier Division genannt wird, gegenüber, die beide auf Fanunterstützung zurückgreifen können. Die aus Nordirland stammenden Gästen, die im Zuge der Kriegswirren im Jahre 1972 in die irische Liga wechselten, reisten mit einer durchaus guten Anzahl an Fans an. Ein kleiner Block von Supportwilligen zündete zu Spielbeginn noch einige Rauchbomben und bengalische Feuer. Rund 2.500 Besucher kommen heute zu dieser Begegnung, was für irische Verhältnisse keineswegs eine schlechte Kulisse ist.
Nicht so feurig wie auf den Rängen, geht es auf dem Rasen zu. Beide Mannschaften sind zwar bemüht, aber das Gebotene ist näher an einer Offenbarung dran, als an einem packenden Spiel. So ist es auch wenig verwunderlich, dass beim Spielstand von 0:0 die Seiten gewechselt werden. Wie auch schon in den ersten 45 Minuten sind es die Gäste aus Derry, die auch in der zweiten Spielhälfte etwas mehr vom Spiel haben. Sie sind auch etwas öfter vor dem Tor Shelbournes, doch eine wirklich gefährliche Aktion ist lange nicht dabei.
Dies sollte sich aber in 73.Minute ändern, als Mc Eleney zur Führung Derrys trifft. Er steht bei einem Eckball goldrichtig und kann aus kurzer Distanz abstauben. Zuvor konnte Shelbournes Tormann noch den direkt aus dem Eckball resultierenden Kopfball abwehren, ist aber gegen folgenden Schuss von Mc Eleney machtlos. Die mitgereisten Fans feiern den Führungstreffer jedenfalls euphorischen und zünden ein weiteres Mal zahlreiche bengalische Feuer.
Danach übernahm das Heimteam aus Dublin das Kommando auf dem Rasen und versucht in der Schlussviertelstunde noch den Ausgleich zu erzielen. Je länger das Spiel dauert, desto stärker wird Shelbourne. In der Nachspielzeit belagert man das Tor der Gäste, die sich aber tapfer verteidigen und die drei Punkte ins Trockene bringen. Dank dieses Auswärtssieges ist Derry City nun der Spitzenreiter der nach dem Kalenderjahr spielenden League of Ireland, wobei die Tabelle der Premier Division nach vier Runden wohl noch nicht völlig aussagekräftig ist.
Für mich geht es dann vom im Norden befindlichen Stadtteil Drumcondra per pedes wieder zurück zum Quartier ins Dubliner Zentrum. Dabei wird auch der mächtige Croke Park passiert. Er ist mit einem Fassungsvermögen von 82.300 Besuchern das größte Stadion des Landes, wird aber hauptsächlich für Gaelic Football verwendet. Dagegen wirkt der soeben besuchte Tolka Park eher winzig, aber es ist dafür auch ein Unikat. Dieses Unikat droht nun, leider für immer verloren zu gehen. Im Jahr 2022 kann man aber dort sicher noch ein Fußballspiel besuchen. Ich kann es jedem nur tatsächlich ans Herz legen.
UCD AFC Reserves – Swords Celtic FC 5:0 (1:0)
Der Samstag sollte eigentlich ganz unspektakulär beginnen, wenngleich das irische Frühstück im Hotel doch sehr zu überzeugen wusste und für den weiteren Tag laben sollte. Die Sightseeing-Runde durch Dublin wurde auch ohne Zwischenfälle abgespult und als man am Bahnhof die Zugtickets in Windeseile erwerben konnte, schien alles schon fast zu kitschig wie am Schnürchen zu laufen. Unsere Sorgen waren da eher beim Abend in Longford. Da quälten uns die Fragen, ob wir rechtzeitig das Stadion erreichen und wie wir dort die Zeit nach dem Spiel bis zum Bustransfer zum Flughafen verbringen. Also ging es sorgenfrei zur UCD Bowl, in der der Dubliner Universitätsverein UCD seine Heimspiele austrägt. Sowohl das Männer- als auch das Frauenteam des Vereins spielen in den jeweils höchsten Spielklassen Irlands.
Heute Nachmittag sollte das Frauenteam der UCD in der Women’s National League auf Trinity United aus Limerick treffen. Doch als wir um 13.30 Uhr, also rund eine halbe Stunde vor Spielbeginn, bei der UCD Bowl eintreffen, stellen wir fest, dass hier nichts nach einem Spiel um 14.00 Uhr aussieht. Nach kurzer Recherche müssen wir feststellen, dass die Begegnung um zwei Stunden nach hinten verschoben wurde, was natürlich nicht mehr mit dem Abendspiel in Longford kombinierbar ist. Zum Glück haben wir am Vortag noch die Ansetzung der Leinster Senior League durchstöbert, sodass wir uns gleich auf die Suche nach einem möglichen Ersatzspiel in der Umgebung machen. Als wir schon nahe dem Aufgeben sind, finden wir das die UCD um 14.00 Uhr in Belfield gegen Swords Celtic FC spielen soll. Gut, im Dubliner Ortsteil Belfield waren wir bereits und so galt es nun den genauen Spielort ausfindig zu machen.
Dieser sollte dann im zum UCD Sports Centre gehörigen Devlin Park gefunden werden. Dieser Teil des Universitätsgeländes ist eigentlich die Heimat der Gaelic footballer der UCD, jedoch befindet sich hier auch ein Fußballfeld, auf dem die beiden oben genannten Mannschaften bereits aufwärmten. Dass es dort weder Tribünen noch Auswechselbänke, sondern nur die benötigte Infrastruktur zur Durchführung eines Fußballspiels, also Tore, Linien und Eckfahnen, gab, war uns in diesem Augenblick gleich, denn wir waren froh, diese Begegnung überhaupt gefunden zu haben. Es ist ein Spiel der Leinster Major League Saturday. Welche Spielklasse dies im Ligenbau Irlands ist, konnten uns nicht einmal die Reservespieler des UCD-Teams sagen, zumal die Major League Sunday in eine A und B-Gruppe unterteilt ist und sie nicht wussten, wie unter diesen Gruppen der Aufstieg gehandhabt wird. Jedenfalls sollte es die fünfte oder sechste Spielklasse sein. Sie konnten uns aber mitteilen, dass sie die „Reserves“ der UCD, die in der Premier Division spielt, sind und die Spieler von der Saturday League auch in der Sunday League spielberechtigt sind.
Das Niveau des Spiels war ganz ordentlich und der Tabellennachzügler aus Swords konnte das Spiel überraschend lange offen halten. Allerdings konnte die UCD schon in der ersten Spielhälfte ihrer Favoritenrolle gerecht werden und mit einer Führung von 1:0 in die Pause gehen. Nach dem Seitenwechsel werden die rund 15 Besucher nahe dem Wasserturm jedoch Augenzeugen einer Machtdemonstration der Gastgeber, die nach Belieben und als allen Lagen treffen sollten. Jedenfalls ist deren Torhunger erst nach vier weiteren Tore gestillt. Swords Celtic muss daher mit einer empfindlichen Niederlage die Heimreise in den im Norden Dublins und gleich neben Flughafen befindlichen Ort antreten.
Wir passieren nach dem Schlusspfiff noch die UCD Bowl, wo die Ladies bereits ihr Aufwärmprogramm absolvieren. Jedoch wird dieser Ground wohl erst beim nächsten Dublinbesuch gemacht werden, denn das Abenteuer in Longford lassen wir uns natürlich nicht entgehen, zumal schon alle Verbindungen gebucht wurden und es dort zum Spitzenspiel der First Division gegen den Cork City FC kommen sollte. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die UCD Ladies ihr Spiel ebenfalls mit 5:0 gewinnen haben können.
Longford Town FC – Cork City FC 0:0
Mit dem Zug ging es von Dublin rund 150 Kilometer nach Longford in den Nordwesten Irlands, wo wir trotz einiger längerer Stationsaufenthalte pünktlich um 19.00 Uhr am Bahnhof eintrafen. Nun galt es noch das Problem zu lösen, das vier Kilometer außerhalb der Kleinstadt befindliche Stadion in den verbleibenden 30 Minuten zu erreichen. Ein Taxi wartete schon auf Fußballfans und wir wollten dieses Angebot gleich annehmen. Jedoch war dieses Taxi schon von einer anderen Gruppe vorreserviert, sodass wir wieder Platz machen mussten. Allerdings orderte der Taxifahrer gleich ein weiteres Gefährt an, sodass wir ohne große Probleme das Stadion des Longford Town FC erreichten. Dieses trägt den Namen „Bishopsgate“, doch dies ist jedoch kein originärer Name, sondern leider nur die Bezeichnung des gleichnamigen Sponsors.
Heute sollte es hier in der zweitklassigen First Division zum Aufeinandertreffen zweier ehemaliger Teilnehmer der Premier Division kommen, denn sowohl Longford Town als auch der Cork City FC spielten vor nicht allzu langer Zeit noch eine Spielklasse höher. Aufgrund dessen erwarten wir und hier ein gutes Spiel und vor allen Dingen ein hohes Zuschaueraufkommen. Von letzterem müssen wir uns aber sehr bald verabschieden, denn zu Spielbeginn ist das Stadion nur spärlich besucht. Offiziell sind 700 Zuschauer hier, womit rund 90% der Sitzplätze heute leer bleiben. Immerhin begleiten Cork auch rund 100 Supporter, von denen auch ein kleiner Block während des Spiels für Stimmung sorgt.
Im Laufe der ersten Spielhälfte wird auch klar, dass das Spiel nicht wesentlich besser ist, als die heutige Kulisse. Eine zwingende Torchance blieb jedenfalls in der ersten Spielhälfte nicht in unserer Erinnerung. Allerdings konnte man das Fazit ziehen, dass Longford etwas mehr vom Spiel hatte. Daran sollte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts ändern. Wenn es auf dem Rasen dann und wann einmal gefährlich wurde, dann spielte sich dies vor dem Tor Corks ab. Im Verlauf der zweiten 45 Minuten wurde Longford noch etwas stärker und hatte in Schlussphase auch die eine oder andere Möglichkeit dieses Spiel zu entscheiden. Verdient wäre ein Sieg der Gastgeber wohl gewesen, denn Cork hatte an diesem Abend so richtig gar nichts vorzuweisen. Allerdings stand am Ende eine Null auf beiden Seiten, sodass jedes Team einen Punkt in dieser noch jungen Saison mitnehmen konnte.
Nach dem doch eher unspektakulären Spiel, machten wir uns per pedes zurück auf den Weg in die Stadt. Da wir seit dem irischen Frühstück nichts mehr gegessen hatten, suchten wir noch eine amerikanische Fastfoodkette auf. Doch in dieser war um 23.00 Uhr Schicht im Schacht, sodass wir ohne Plan ins Stadtzentrum gingen, wo wir spontan in Andy Byrne`s Pub landeten und schließlich bis zur Abfahrt unseres Busses um 02.30 Uhr morgens verweilten. Neben ein paar Guiness entwickelten sich auf ein paar nette Gespräche mit den einheimischen Besuchern und wir wurden sogar von unserem Taxifahrer wiedererkannt, sodass der Ausflug nach Longford dann in der Gesamtbetrachtung doch noch das unerwartete Highlight wurde. Wir werden wohl dem Rat der Dame hinter der Schank folgen, die uns nicht nur über die irische Braukultur aufklärte, sondern auch meinte, dass Irland im Sommer aufgrund der tollen Landschaft auf jeden Fall eine Reise wert ist. Das lässt sich ja perfekt mit dem Fußball in Irland kombinieren, zumal dort in den beiden Profiligen nach dem Kalenderjahr gespielt wird.
Es folgen einige Impressionen, die sich per Klick vergrößern lassen:
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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