Nach einem Vierligaspiel am Nachmittag in Čepin werden die rund zehn Kilometer zurück nach Osijek in wenigen Minuten zurückgelegt. Das Ziel in Slawoniens Hauptstadt ist die im Sommer dieses Jahres eröffnete Opus Arena, die direkt neben einer Einfallstraße und dem Drauufer nordöstlich des Stadtzentrums errichtet wurde. Bereits im Frühjahr 2018 wurde verlautbart, dass im Gebiet Pampas ein neues Stadion für den NK Osijek errichtet und bereits im Jahr 2020 bespielt werden sollte. Der Kostenpunkt wäre bei € 35 Millionen Euro gelegen. Nun ja, Zeitplan und Kosten wurden nicht wirklich eingehalten, aber im Frühjahr 2023 gab es die langersehnte Nutzungserlaubnis für die 13.005 Sitzplätze fassende Arena. Schließlich beliefen sich die Kosten für das Stadionprojekt, dem auch sieben Trainingsplätze angeschlossen sind, auf € 65 Millionen.
NK Osijek – NK Istra 1961 3:1 (0:0)
Die Außenfassade mutet ein wenig an das in Bordeaux befindliche Stade Matmut-Atlantique an, aber die Stadien sehen schon unterschiedlich aus und außerdem wäre man wohl nur der kleine Bruder des Stadions in Bordeaux, weist man hier doch nur ein Drittel der Kapazität des Stadions in Frankreich auf. Im Stadion wird kurz vor Spielbeginn durchgegeben, dass hier im besten Stadion Kroatiens gespielt wird, und dies ist keine Unterreibung, sind die großen Stadien von Dinamo (Stadion Maksimir) und Hajduk (Stadion Poljud) doch schon in die Jahre gekommen und gibt es im Land nur noch einen weiteren Neubau in Rijeka (Stadion Rujevica), der aber doch bedeutend kleiner ausgefallen ist, als die Opus Arena in Osijek. Zu verdanken hat man diese Arena dem Ungarn Lőrinc Mészáros. Er ist der Eigentümer des NK Osijek und nebenbei auch der reichste Ungar. Kein Wunder, dass er auch ein enger Vertrauter Viktor Orbáns ist. Beide kennen sich seit ihrer Schulzeit, sodass er seitens der ungarischen Opposition wenig schmeichelhaft als Oligarch und Strohmann bezeichnet wird.
Dass das Stadion nach der ungarischen Holding „Opus Global“ benannt ist, ist daher mehr als naheliegend. Auch die kroatische Nationalmannschaft war in der Opus Arena bereits einmal zu Gast. Am 12.10.2023 fand das Qualifikationsspiel der Gruppe D zur Fußball-Europameisterschaft 2024 gegen die Türkei in Osijek statt. Dieses ging allerdings mit 0:1 verloren.
Eine Niederlage des NK Osijek sollte heute nicht erwartet werden, trifft man doch auf den NK Istra 1961, dem Tabellennachzügler aus Pula. Selbst liegt man in der 1. HNL, der SuperSport Hrvatska Nogometna Liga, an fünfter Stelle, wo man bei einem Sieg gegen Istra auf Rang vier vorstoßen könnte, zumal die derzeit vierplatzierte Mannschaft aus Gorica in Rijeka kaum punkten wird. 6.928 Zuschauer finden sich zu Spielbeginn im Stadion ein, das somit zu etwas mehr als der Hälfte gefüllt ist. Die mittlerweile obligate Lichtershow ist zwar nicht jedermanns Sache, aber durch das Verdunkeln des Innenraums des Stadions kommt immerhin der im Osten aufgehende Vollmond bei Einbruch der Dunkelheit sehr gut zur Geltung.
Auf der Hintertorseite im Süden sorgt die Kohorta Osijek im Mittelblock für Stimmung. Der Support ist mehr als ordentlich, doch heute gibt es weder eine Choreo noch Pyrotechnik. Die mit gereisten Fans aus Pula sind im Auswärtsblock im Nordosten des Stadions untergebracht. Angesichts der weiten Anreise war die Blockgröße mehr als in Ordnung, aber akustisch wahrnehmen konnte man sie im Stadion dennoch nicht.
Das Spiel entwickelt sich der Papierform entsprechend. Osijek macht das Spiel und Istra verteidigt. Dass es torlos in die Pause geht, ist auch ein Verdienst von Dario Marešić, der in der Innenverteidigung Pulas fehlerfrei spielt. Den ehemaligen Sturm- und LASK-Spieler habe ich zuletzt im November 2019 bei einem Match gesehen, damals organisierte er im Trainingszentrum von Stade Reims die Innenverteidigung der zweiten Mannschaft im Ligaspiel gegen Hagenau.
Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel kann jedoch auch er den Führungstreffer durch Vedran Jugović nicht verhindern. Der NK Osijek geht nun viel konzentrierter zu Werke und nutzt seine Chancen konsequent. Einem weiteren Treffer Osijeks wird nach VAR-Studium die Anerkennung verwehrt, aber Jugović ist in der 68.Minute per Elfmeter erneut zur Stelle und sorgt mit dem 2:0 für die Vorentscheidung in diesem Spiel.
Durch zahlreiche Wechsel und die VAR-Unterbrechung gibt es noch sieben Minuten Nachspielzeit. In dieser trifft Jugović in der vierten Minute ein weiteres Mal. Mit seinem Hattrick ist Osijeks Stürmer zweifelsfrei der Mann des Spiels. Einen Schönheitsfehler gibt es aber eine Minute später, denn die Hintermannschaft Osijeks ist bereits mit den Gedanken in der Kabine und dies nützt der Franzose Filet, um den Ehrentreffer seiner Elf zu erzielen.
Der NK Osijek gewinnt jedoch verdient sein Heimspiel gegen Pula und rückt dank der Niederlage Goricas in Rijeka unter die Top 4 der Tabelle der ersten kroatischen Liga. Der NK Istra 1961 bleibt mit acht Punkten an neunter und vorletzter Stelle der Tabelle. Auf Slaven Belupo fehlen bereits fünf Punkte, aber immerhin hat man fünf Punkte Vorsprung auf das Schlusslicht NK Rudeš.
Alles in allem ist die Opus Arena schon ein gelungener Neubau, der die Stadionlandschaft in Kroatien enorm aufwertet. Der NK Osijek hat eine wirklich tolle Heimstätte mit einer passenden Kapazität für seine nationalen und internationalen Heimspiele. Für die Nationalmannschaft ist das Stadion für richtig große Spiele wohl etwas zu klein, wobei man gegen kleinere Nationen sicher öfters in Osijek spielen wird.
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Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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