Es ist Mitte Februar 2020 und daher auch höchste Zeit, in diesem Jahr mit den Pflichtspielen zu beginnen. Hierzu ausgewählt wurde ein Wochenende in... Italien 2020 – Zu Besuch in der Region Abruzzo (1)

Es ist Mitte Februar 2020 und daher auch höchste Zeit, in diesem Jahr mit den Pflichtspielen zu beginnen. Hierzu ausgewählt wurde ein Wochenende in Italien, wo wir uns zumeist in der Region Abruzzo aufhielten. Dies ist eine Region, die geografisch in Mittelitalien liegt, historisch aber die nördlichste Region Süditaliens darstellt. Sie ist sowohl bekannt für ihre sehenswerte Küstenregion an der Adria, als auch für ihre Bergwelt sowie ihre Nationalparks, die man sowohl an der Küste als auch in Bergen vorfindet.

Pescara Calcio 1936 – AS Cittadella 1:2 (1:1)

Die an der adriatischen Küste liegende Stadt Pescara ist mir rund 120.000 Einwohnern übrigens auch die größte Stadt in der Region, deren Hauptstadt allerdings das im Hinterland liegende L`Aquila ist. Fußballerisch befindet sich das Aushängeschild der Region in der größten Stadt dieser, denn es ist dies der in der Serie B spielende Verein Pescara Calcio 1936. Pescara schaffte 1977 erstmals den Aufstieg in die Serie A und ist bis heute der einzige Verein aus der Region Abruzzo, der jemals in der höchsten italienischen Spielklasse gespielt hat. Es sollten nach den zuvor ergehenden Abstiegen bis dato noch fünf weitere Aufstiege in die Serie A folgen, zuletzt 2016. Jedoch war man in der Folgesaison sportlich chancenlos, wodurch man 2017 wieder in die Serie B abstieg, in der man seither auch durchgehend spielt.

In dieser Saison liegt man im Mittelfeld der Tabelle und hat zum heutigen Abendspiel mit dem AS Cittadella einen Tabellennachbarn zu Gast. 5.162 Besucher wollen dieses im 20.476 Zuschauer fassenden Stadio Adriatico – Giovanni Cornacchia mitverfolgen. Das auch nach einem aus Pescara stammenden Leichtathleten benannte Stadion fungierte bei den Olympischen Spielen 1960 als Austragungsstätte und war Ersatzspielort bei der Fußballweltmeisterschaft 1990. Zuletzt wurde es für die Mittelmeerspiele 2009 renoviert.

Das heutige Spiel ist keine sechs Minuten alt, als Cittadellas Stürmer Diaw einen hohen Pass in den Strafraum perfekt annimmt und den Ball von seinem Gegenspieler so gut abdeckt, dass er alleine vor dem Tor steht. Mit einem satten Schuss unter die Latte lässt er die handvoll mitgereister Fans der Gäste das erste Mal jubeln. Pescara kommt nach dem Gegentreffer aber besser ins Spiel und so sollte Mitte der ersten Spielhälfte der Ausgleich fallen.

Cittadellas Hintermannschaft kann den Ball in der 22.Minute nicht entscheidend klären und so kommen die Gastgeber an der Strafraumgrenze wieder in Ballbesitz. Die folgende hohe Hereingabe verwertet der ungedeckte Zappa per Kopf zum Ausgleich für Pescara. Weitere nennenswerte Höhepunkte sollte es bis zum Seitenwechsel auch nicht mehr geben.

Nach der Pause ist das Spiel ebenfalls von Taktik geprägt und so sind Torchancen Mangelware. In der 74.Minute sollte es aber zur Spiel entscheidenden Szene kommen. Bei einem Zweikampf an der Strafraumgrenze hebt Cittadellas Proia ab und Schiedsrichter Illuzzi entscheidet sofort auf Strafstoß. Es folgen wütende Proteste der Mannschaft Pescaras, die hier eine Schwalbe vermuten. Für ist dieser Pfiff ganz klar ein „Witzelfer“, aber die Entscheidung des Unparteiischen bleibt unumstößlich. Iori lässt von diesem Trubel nicht beeinflussen und schickt den Tormann bei seinem Strafstoß ins falsche Eck. Cittadella geht somit in der 75.Minute erneut in Führung.

Die aus der Provinz Padua stammenden Gäste können in der Schlussphase das 2:1 problemlos über die Zeit spielen. Zwar vom Ergebnis enttäuscht, aber ohne Groll auf ihr Team, verlassen die Zuschauer das Stadion. Währenddessen feiert Cittadella mit den mitgereisten Fans die drei Punkte. Die Rückreise in die Region Venetien wird mit Sicherheit eine angenehme, zumal man nun mittendrin im Kampf um einen der begehrten Play-Off-Plätze ist.

Polisportiva DD Frondarola – ASD Atletico Giulianova 0:1 (0:0)

Am Samstagabend sahen wir in einem Regionalsender der Abruzzen, dass das sich neben Pescara befindliche Chieti in der Serie D gespielt hätte. Allerdings nicht im Heimstadion, sondern in Ortona, weshalb uns dies weniger schmerzte. Planmäßig ging es daher am Vormittag innerhalb der Region Abruzzo nach Teramo, wo nach der Stadtbesichtigung ein Spiel in Torricella Sicura stattfinden hätte sollen. Der in der sechstklassigen Promozione spielende Nachbarort Piano della Lente sollte laut Ansetzungen auf dem dortigen Sportplatz sein Spiel austragen, jedoch herrscht bei unserer Ankunft kurz vor Spielbeginn allerdings gähnende Leere. Nachdem wir bei unserer Rückkehr ins Hotel auf dem dort befindlichen Stadtplan gesehen haben, dass es Piano della Lente auch ein Platz gegeben hätte und das Spiel auch stattgefunden hat, wird dies wohl der Austragungsort der Begegnung gewesen sein.

Wir hatten allerdings noch eine weitere Option im Köcher und fuhren in das ebenfalls nur wenige Kilometer entfernte Frondarola weiter. Der Anpfiff wurde zwar um wenige Augenblicke verpasst, aber angesichts der Tatsache, dass hier überhaupt gespielt wurde, trat dies in den Hintergrund. Rund 50 Besucher verfolgten dort ein Spiel der Terza Categoria Abruzzo (Teramo), der neuntklassigen und somit letzten Liga im italienischen Ligensystem. Doch auch dies trat ins Hintertreffen, denn selbst wenn das Spielerische heute nicht überzeugen sollte, war dieser Platz den Besuch auf jeden Fall wert. Das Campo Sportivo Frondarola ist an sich ein Erdeplatz mit Stehplätzen an der Straßenseite. Auf dieser befinden sich auch noch kleine Stahlrohrtribüne und einige Bänke als Sitzgelegenheiten. Hinter einem Tor befindet sich ebenfalls eine kleine Stahlrohrtribüne, allerdings in ziemlich desolaten Zustand.

Atemberaubend ist hingegen der Ausblick auf beide Hintertorseiten. Richtung Norden sieht man nämlich den sich auf einem nahen Hügel befindlichen Ort Frondarola und Richtung Süden hat man einen herrlichen Blick auf das Gebirgsmassiv des Gran Sasso d`Italia, das zum abuzzischen Apennin gehört. Im Zuge des Knipsens von zahlreichen Bilder geht anfangs das Sportliche fast unter. Der Mittelständler Polisportiva DD Frondarola trifft heute auf den Tabellenführer ASD Atletico Giulianova. Beide Teams sind in den ersten 45 Minuten zwar motiviert und engagiert, allerdings gibt es kaum Torchancen, sodass es torlos in die Pause geht.

Nach dem Seitenwechsel wird die Partie hitziger. Giulianova hat die erste große Chance durch einen Stürmer, der Giacomo gerufen wird. Dieser fliegt nur wenige Minuten später nach einem Revanchefoul vom Platz, sodass die Gastgeber in nummerischer Überlegenheit sind. Sie haben fortan mehr vom Spiel und es scheint so, als wäre der Führungstreffer nur mehr eine Frage der Zeit. Doch auch Frondarola schafft es trotz Chancenplus ebenfalls nicht, denn Ball im Tor unterzubringen.

In der Schlussphase wird es dann noch einmal hitziger. Bei zahlreichen Fouls und Rudelbildungen hat es der Schiedsrichter heute extrem schwer. Aber Herr di Eigidio macht seine Sache an diesem Nachmittag dennoch sehr souverän. In der Schlussminute schickt er nach einer erneuten Rudelbildung nach einem Foul die zwei Streithähne vom Platz. Die dezimierten Teams suchen aber in der Nachspielzeit weiterhin die Entscheidung, wobei Giulianova das bessere Ende für sich haben sollte. Mazzaufo erzielt nach einem Konter das Goldtor an diesem Nachmittag, womit Atletico Giulianova seine Aufstiegsambitionen weiter festigen kann.

SS Teramo Calcio 1913 – SS Monopoli 1966 0:3 (0:3)

Von Frondarola waren es nur einige Kilometer zum Stadio Gaetano Bonolis, der 2008 eröffneten Heimstätte von Teramo Calcio, die sich rund sieben Kilometer östlich vom Stadtzentrum der rund 55.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt entfernt befindet. Zuvor spielte der Verein im Stadio Communale, das sich im innerstädtischen Bereich befindet und heute noch dem örtlichen Rugbyverein als Heimstätte dient.

Das Herzstück des neuen Stadions ist sicher die zweirängige Haupttribüne, aber auch die unüberdachte Gegengerade ist aufgrund des Schriftzuges „1913“ in der Bestuhlung gelungen. Für Heim- und Gästefans gibt es jeweils eine Stehplatztribüne hinter dem Tor, wobei die für die Heimfans ziemlich mächtig ausgefallen ist und oben den Schriftzug „A Sostegno del Diavolo“ trägt, das übersetzt „mit der Unterstützung des Teufels“ bedeutet.

Teramo kam in seiner Vereinsgeschichte noch nie über die Serie C hinaus. 2015 schaffte man sportlich den Aufstieg in die Serie B, jedoch wurden dem Verein Manipulationen am letzten Spieltag nachgewiesen, sodass der Nachbar aus Ascoli aufsteigen durfte. Während Teramo im Vorjahr noch in der drittklassigen Leistungsstufe in der Girone B eingeteilt war und somit ausschließlich in den Norden reisen musste, so spielt man heuer in der Girone C der Serie C, wodurch der Verein derzeit die süditalienische Stadienlandschaft besser kennenlernt.

Vor 2307 Zuschauern war heute der SS Monopoli 1966 zu Gast. Die südlich von Bari beheimateten Apulier spielen heuer eine ganz starke Saison und befinden sich derzeit auf dem dritten Tabellenplatz. Aber auch Teramo befindet sich in der oberen Tabellenhälfte, sodass die meisten Besucher heute ein ausgeglichenes Duell erwarten.

Dass es nicht soweit kommt, liegt an den Gästen oder besser gesagt an der inferioren Defensivleistung Teramos in der Anfangsphase. In der zehnten Minute kann Fella nach einem Eckball ungedeckt aus kurzer Distanz die Führung für Monopoli erzielen. Nur zwei Minuten später kann die Verteidigung der Gastgeber den durch die Reihen tänzelnden Jefferson nicht bändigen. Dieser bringt nach einer tollen Einzelleistung den Ball flach zur Mitte, wo Tazzer mühelos zum 2:0 für Monopoli einschiebt. Die knapp über hundert mitgereisten Tifosi sind, ob dieses Beginns, natürlich außer sich und zelebrieren diese Führung.

Teramo macht danach zwar das Spiel und kommt vermehrt zu Chancen, aber der nächste Treffer sollte zwei Minuten vor der Pause erneut für die Gäste aus Apulien fallen. Nach einem Eckball von rechts steigt Mercandante am höchsten und versenkt den Ball an diesem Abend ein drittes Mal für Monopoli im Gehäuse der Gastgeber.

Auch nach dem Seitenwechsel gibt Monopoli den Ton an. Es wird toll kombiniert, jedoch findet der Ball – abgesehen von einem Abseitstreffer – leider nicht mehr ins Tor. Auf der Gegenseite sind die Chancen Mangelware und bei weitem nicht so gefährlich wie die Monopolis. Es bleibt schließlich bei diesem auch der Höhe nach verdienten Auswärtssieg. Während die Elf Teramos mit der Fankurve die Aussprache sucht, feiern auf gegenüberliegen Seite die Fans zusammen mit der Mannschaft. Monopoli bleibt somit im Aufstiegsrennen und ist im anstehenden Play-Off wohl einer der unangenehmsten Gegner.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.