Die Wiener Austria beendete mit einer großen Gala in der Wiener Stadthalle ihre Feierlichkeiten zum 100- jährigen Bestehen des Vereins. Neben Auftritten bekannter (violetter)... Kommentar | 100 Jahre Austria Wien – Ein Rückblick auf das Jubiläumsjahr der Veilchen

Die Wiener Austria beendete mit einer großen Gala in der Wiener Stadthalle ihre Feierlichkeiten zum 100- jährigen Bestehen des Vereins. Neben Auftritten bekannter (violetter) Künstler wurden auch die Jahrhundertmannschaft (inkl. Trainer) das Jahrhunderttor und der Jahrhundertspieler gekürt. Neben einem Rückblick auf die Gala soll auch das abgelaufene Jahr betrachtet werden.

Die Gala, die von Elisabeth Auer und Erwin Gruber charmant und souverän moderiert wurde, bot ein reichhaltiges Showprogramm. Nach einem Auftritt des Kabarettisten Alfred Dorfer, der die Frage warum er Austria-Fan sei mit einem „Wos sunst?!“ beantwortete, und einem Auftritt einer Kindergruppe mit den Austria Maskottchen Leo Veilchen und Super Leo (Programm für die ganze Austria Familie ;-)), verkündete Burgschauspieler Peter Simonischek die Austria-Elf des Jahrhunderts, die im Vorfeld von den Fans gewählt wurde.

Die Mannschaftsaufstellung kommt ohne Überraschungen aus und besteht aus folgenden Spielern: Franz Wohlfahrt, Robert Sara, Erich Obermayer, Anton „Rambo“ Pfeffer, Felix Gasselich, Ernst Baumeister, Ernst Ocwirk, Herbert Prohaska, Andreas Ogris, Matthias Sindelar und Anton Polster.

Bemerkenswert, neben der offensiven Ausrichtung mit einem 3-4-3, ist die Tatsache, dass dieses Team in Summe über 5000 Pflichtspiele für die Austria absolviert hat.

Als Trainer des Jahrhunderts wurde Hermann Stessl, der die Veilchen in ihrer Glanzzeit Ende der 70er Jahre in ein Europacupfinale (Cup der Cupsieger 1978) sowie ins Halbfinale des Meistercups geführt hat, ausgezeichnet.

Den negativen Höhepunkt des Abends bildete der Auftritt von Wolfgang Ambros, der ein eigens für die Austria umgetextetes Lied trotz Teleprompter nicht singen konnte, und auch sonst deutliche Verschleißerscheinungen erkennen ließ. Wie im Sport, so ist es scheinbar auch in der Musik nicht immer einfach, den passenden Moment für das Karriereende zu finden…

Nach weiteren Showacts (Drumatical, Wiener Wahnsinn) und einem Kurzauftritt der derzeitigen Kampfmannschaft wurde das Jahrhunderttor ausgezeichnet.

Aufgrund der technischen Brillanz die all die zur Wahl stehenden Tore auszeichnet folgen hier die ersten 3 Plätze:

Platz 3: Andreas Ogris, 3. November 1993 gegen den FC Barcelona

 

Platz 2: Zlatko Junuzovic, 25. April 2010 gegen den SV Mattersburg

 

Platz 1 und somit völlig berechtigt das Jahrhunderttor der Austria:

Felix Gasselich, 20.Oktober 1982 gegen Galatasaray Istanbul

 

Nach einem sehenswerten Auftritt der Gruppe Maschek (Mitschnitt auf YouTube) wurde schließlich der Jahrhundertspieler geehrt: Zum großen Erstaunen des gesamten Publikums ging diese Auszeichnung völlig unerwartet an Herbert Prohaska, der sich in seiner Dankesrede tief berührt zeigte.

Die Austria bot den Fans somit neben dem Jubiläumsspiel gegen die Luis Figo Allstars ein weiteres Festhighlight in diesem Jahr. Es ist den Veranstaltern gelungen, die eigene Vergangenheit zu zelebrieren, ohne in einen selbstbeweihräuchernden Kitsch zu verfallen. Chapeau et Merci!

Das abgelaufene Jahr in violett

Das große Ziel, den Teller zum 100. Geburtstag nach Favoriten zu holen scheiterte nicht zuletzt an einem desolaten April. Fünf Punkte aus Spielen gegen Kapfenberg (zwei Spiele, vier Punkte), Mattersburg (0:1-Niederlage in Wien) und Ried (1:1 auswärts) sollten letztlich zu wenig sein. Zu allem Überdruss verabschiedete man sich mit einer 0:4-Packung vor eigenem Publikum gegen den späteren Finalisten Austria Lustenau auch aus dem violetten Paradewettbewerb, dem ÖFB-Cup. Somit beendete man die abgelaufene Saison auf Tabellenrang 3 und ohne Titel.

In der heurigen Saison präsentieren sich die Veilchen launenhaft, ganz im Traditionsbewusstsein des Vereins wechseln sich sehr gute mit schwachen Leistungen ab. Dafür spielt man, nach einem Jahr Pause, wieder in der Europa League Gruppenphase, wo man nach vier Spielen noch aus eigener Kraft den Aufstieg schaffen kann.

In der Meisterschaft wird man spätestens nach dem 3:0 gegen den Tabellenführer Admira als Titelkandidat gehandelt. Auch weil violette Funktionäre in den letzten Wochen den Titel als Ziel ausgegeben haben, geschieht dies zu Recht. Die Austria muss nur aufpassen, sich nicht schon wieder in den Jubelmeldungen über ihren Stil zu verlieren.

Auch wenn die Zuschauerzahlen stetig steigen, so dürfen einige Warnsignale nicht übersehen werden. Wenn weder ein Derby, noch die Europa League Kracher ausverkauft sind, sollte man die eingeschlagene Ticketpolitik zumindest hinterfragen, dass dies leider nicht geschieht, beweist ein Interview mit Präsident Katzian mit dem Fanportal 1911aktuell.at. Besonders die Begründung, dass es keine ermäßigten Karten auf der Osttribüne gibt, weil der Verein durch Fans betrogen worden wäre, stößt in Anbetracht einer ID-Karte, auf der man wohl auch das Geburtsdatum vermerken könnte, bzw. der technischen Möglichkeiten (z.B. Drehkreuz zeigt Ermäßigung an) auf Unverständnis vonseiten einiger Fans.

Auch wenn noch Verbindlichkeiten aufgrund der Investitionen in die Infrastruktur des Vereins (Osttribüne, Akademie, etc) offen sind, so bilanziert die Austria durchwegs positiv, steht der Verein auf finanziell sicheren Füßen, ein Umstand, der nach dem Ausstieg Frank Stronachs vor einigen Jahren nicht hoch genug einzuschätzen ist. An dieser Stelle gehört diesbezüglich auch ein Dankeschön an die Verantwortlichen um AG Vorstand Markus Kraetschmer ausgesprochen.

Auf eine Analyse der Fanpolitik wird an dieser Stelle bewusst verzichtet. Zum einen wurde diese erst vor kurzem reformiert, sodass es für eine Beurteilung zu früh ist, zum anderen wurde diesem Thema in anderen Artikeln schon viel Beachtung geschenkt.

Fazit

Die Austria darf auf ein gelungenes Jubiläumsjahr zurückblicken, weil die sportliche Entwicklung, trotz einiger Rückfälle, weiterhin vorangetrieben wurde und weil die Feierlichkeiten einem Großklub wie der Austria durchwegs würdig waren. In diesem Sinne bleibt den Veilchen eine ähnlich glorreiche Zukunft zu wünschen, die an die großen Erfolge der Vergangenheit anschließt.

Patrick Redl, abseits.at

Patrick Redl

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