Pay-TV. Viele Sportfans zucken bei diesem Wort zusammen. Aber warum eigentlich? Weil es im deutschen Sprachraum bis zuletzt üblich war, hochklassige Sportevents frei Haus... Kommentar: Pay-TV ist kein Monster mehr

_Fernsehen TV-ÜbersichtPay-TV. Viele Sportfans zucken bei diesem Wort zusammen. Aber warum eigentlich? Weil es im deutschen Sprachraum bis zuletzt üblich war, hochklassige Sportevents frei Haus geliefert zu bekommen (dass für öffentlich-rechtliche Sender ebenfalls ein Entgelt, das allerdings nicht freiwillig gezahlt werden kann, zu entrichten ist, fällt dabei zumeist unter den Tisch).

Spätestens mit der exklusiven Vergabe der Champions-League-Rechte durch die UEFA an Sky und DAZN ist es nun damit aber vorbei – wer ab 2018/19 die Königsklasse sehen will, muss dafür bezahlen. Doch ist das wirklich so schlimm, oder wird nicht bald vielmehr ein Gewöhnungseffekt eintreten?

Viel spricht für letztere Option, denn Pay-TV ist schon lange kein Monster mehr, vor dem wie vor einigen Jahren noch zurückgeschreckt wird, sukzessive haben sich Bezahl-Inhalte in fast aller Leben etabliert. Wer kennt heutzutage noch jemanden, der nicht zumindest ein Abo abgeschlossen hat, sei es bei Sky, DAZN, Netflix, Amazon Prime oder Spotify? Die Abstinenzler dürften bereits jetzt in der Unterzahl sein, und die Marktdurchdringung wird weiter steigen.

Der Rückzug der Champions League ins Pay-TV ist keinesfalls der Untergang des Fußballs, den nun manche Kommentatoren herbeischreiben. Durch das simple Abo-Modell von DAZN mit monatlicher Kündigungsfrist – es ist nicht davon auszugehen, dass sich daran Grundlegendes ändern wird – haben künftig sogar mehr Menschen die Chance, mehr Champions League als bisher zu sehen. Nämlich jene, die bis dato Sky ablehnten.

Und sieht man sich einmal genauer an, welche Rechte der ORF eigentlich verloren hat, so wird deutlich, dass sich der Verlust für die Zuschauer ohnehin in Grenzen hält. Durch diverse Vertragsklauseln war der öffentlich-rechtliche Sender darauf beschränkt, ausschließlich Spiele am Mittwoch zu zeigen, was sowohl an den letzten Gruppenspieltagen als auch bei KO-Rückspielen regelmäßig dazu führte, dass bereits entschiedene Partien ohne Spannung über den Bildschirm flimmerten.

Champions League als Vorbild für die Bundesliga

Die Entscheidung in Sachen Champions-League-Rechte könnte ein weiterer Wegbereiter für die komplette Abwanderung der österreichischen Bundesliga ins Pay-TV sein. Im Herbst sollen die ab der Saison 2018/19 geltenden Medienrechte vergeben werden, und die Verantwortlichen machen kein Hehl daraus, sich eine deutliche Steigerung der Lizenzsumme zu erwarten, die bisher im Bereich von rund 20 Millionen Euro pro Saison lag.

Der Schlüssel dazu ist Exklusivität für das Pay-TV, wie sie mittlerweile in nahezu allen europäischen Ligen üblich ist. In Norwegen, einem Land mit weniger Einwohnern als Österreich und einer fraglos schwächeren Liga (aktuelles UEFA-Ranking 15 vs. 28) sicherte sich jüngst die Discovery Gruppe die TV-Rechte für sechs Jahre um 260 Millionen Euro. Summen, von denen man in Österreich bislang nur träumen konnte.

Norwegen ist dabei nicht das einzige Beispiel, das zuletzt bei den TV-Erlösen massiv zulegte, selbiges gilt auch für Belgien, Dänemark, Israel und die Schweiz. Nun ist klar, dass jeder Fernsehmarkt seine eigenen Gesetze hat, doch angesichts dieser Zahlen liegt es auf der Hand, weshalb die Bereitschaft der österreichischen Funktionäre, Live-Spiele der Bundesliga aus dem Free-TV zu verbannen, so hoch wie noch nie ist.

Dass dem so ist, geht aus diversen Stellungnahmen deutlich hervor, seien sie von Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer oder Austria-Finanz-Chef Markus Kraetschmer. Und auch bei Rapid wurde unter der neuen Führung ein deutlicher Paradigmenwechsel vollzogen. Pochte Präsident Edlinger einst noch auf das wöchentliche Live-Spiel im ORF und brachte damit einen lukrativen Deal mit Servus TV zu Fall, kalkulieren Michael Krammer und Christoph Peschek mittlerweile knallhart.

Am Ende dieser Kalkulation kann eigentlich nur stehen, dem Pay-TV – wer auch immer am Ende der Lizenznehmer sein wird; Sky, DAZN oder ein ganz anderer Player – volle Exklusivität in puncto Live-Fußball einzuräumen. Dafür wird erfahrungsgemäß tief in die Tasche gegriffen – erst recht, wenn das Produkt ein attraktives ist, worauf in Anbetracht der bevorstehenden Ligareform und der damit zusätzlich geschaffenen Spannung viel hindeutet.

Was das Free-TV betrifft, sollte es vorrangig darum gehen, eine gute Abdeckung mit Zusammenfassungen zu gewährleisten. Diesbezüglich gibt es viel Luft nach oben, sowohl was die Qualität als auch den Zeitpunkt der Ausstrahlung betrifft. Das derzeitige Format am frühen Sonntagabend im ORF ist gewiss nicht der Weisheit letzter Schluss.

Läuft alles nach Plan, gehen im Herbst die Bundesliga-Rechte für vermutlich drei Spielzeiten über den Tisch. Die jüngste Wahl der UEFA hat es den Verantwortlichen jedenfalls noch einmal einfacher gemacht, die logische Entscheidung pro Pay-TV zu treffen.

OoK_PS, abseits.at

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