Die 26. und 27. Runde der tipp3 Bundesliga ließ zwar den einen oder anderen Fußballfan wieder hoffen, dennoch ist es noch ein langer Weg nach oben. Nachdem nun die Gründe für die aktuelle Talfahrt der Bundesliga größtenteils bekannt sind, bleibt die Frage, wie der Weg aus der Krise beschritten werden muss. Dabei gibt es viele Ansätze, die allesamt ihre Vor- und Nachteile haben. Fest steht allerdings, dass es Handlungsbedarf gibt.
Qualität in die Liga bringen – aber wie?
Im Grunde genommen befindet sich die Liga in einem Teufelskreis. Man benötigt technisch starke, kreative Spieler, um auch international wieder ein Wörtchen mitspielen zu können. Diese bekommt man aber nur, wenn man es schafft, die Attraktivität der Liga zu erhöhen. Auf eine Verstärkung der Liga von außen darf man also nicht hoffen. Lediglich Red Bull Salzburg verfügt über die Mittel, an gute Legionäre zu kommen. Wie man in den letzten Jahren gesehen hat, ist aber auch das keine Erfolgsgarantie, da viele Einkäufe einfach nicht halten was sie versprechen. An gute Spieler aus dem Ausland zu kommen ist also nur sehr bedingt möglich. An dieser Stelle sind auch einmal die Klubpräsidenten in Schutz zu nehmen. Wurde zu Beginn noch besonders Rudolf Edlinger, Präsident von Rapid Wien, harsch für die Erfolglosigkeit seines Klubs kritisiert, so stellte sich heraus, dass er nicht der einzige Präsident mit diesen Problemen ist. Die Vereine sind fast schon gezwungen, ihre Leistungsträger abzugeben, können diese aber dann einfach nicht mehr gleichwertig ersetzen.
Die Möglichkeiten der Klubs sind also beschränkt und man wird in naher Zukunft nicht an Topspieler kommen. Deshalb gilt es umso mehr, aus dem vorhandenen Spielermaterial das Beste zu machen. Bevor man überhaupt an Europapokal-Erfolge denkt, sollte man sich zu aller erst um die heimische Liga kümmern.
Die Spitzenteams müssen wieder an die Spitze
Oberste Prämisse hat die Wiederpositionierung der Topteams an der Spitze. Nur wenn die ehemaligen Top 4 ihrem Ruf wieder gerecht werden, können Fortschritte gemacht werden. Betrachtet man die Auslandsexporte der letzten Saisonen, so fällt auf, dass fast alle von ihnen als junge Spieler den Durchbruch bei einem der Top 4 Klubs geschafft haben. Momentan drängt sich keiner der Jungen so wirklich auf, was daran liegt, dass sich Talente am besten entwickeln, wenn sie Teil einer funktionierenden Mannschaft sind. Sei es ein Junuzovic oder ein Baumgartlinger, die in einer insgesamt sehr spielstarken Austria-Mannschaft herangereift sind, oder Korkmaz, Hoffer und Kavlak, die mit der Meistermannschaft Rapids von 2008 ihren großen Durchbruch erlebten. Alle sind sie in einer gefestigten Mannschaft aufgebaut worden und wurden erst nach hunderten von Bundesligaspielen zu Führungsspielern. Weder Salzburg, noch Rapid, die Austria oder Sturm funktionieren derzeit als Mannschaft, was dazu führt, dass auf vielen talentierten Spielern sehr viel Druck lastet. Das zeigt auch das kurze Kapitänsamt eines Martin Hintereggers, der mit nur 19 Jahren die Schleife bekam.
Taktische Fortschritte dringend nötig
Um die Topteams zumindest innerhalb der Liga wieder zu solchen zu machen, ist weniger nötig als man glaubt. Verglichen mit den restlichen Teams der Liga, besteht ja weiterhin ein Qualitätsunterschied, den es auszunützen gilt. Es mangelt einzig an der mannschaftstaktischen Umsetzung. Wenn sich Rapid mit einer suboptimalen Raumaufteilung das Leben selbst schwer macht, oder die Austria plötzlich keinen Offensivgeist mehr zeigt, ist zu hinterfragen, ob manche Trainer bei den richtigen Klubs arbeiten. Bei allem Respekt vor den Leistungen eines Vastic oder Schöttel als Spieler, aber es wäre definitiv besser, wenn die Großklubs von erfahreneren Trainern mit dem gewissen Know-How in Sachen Taktik und Spielerentwicklung trainiert werden würden. Generell ist der Weg der meisten Jungtrainer alles andere als nachvollziehbar. Über die Grenzen hinaus ist es normal, dass ehemalige Fußballprofis zuerst als Co-Trainer bei gestandenen, erfahrenen Trainern in die Lehre gehen, dann einen kleineren Klub als Cheftrainer übernehmen und erst danach bei entsprechendem Erfolg zu einem größeren Klub wechseln. In unserem Land hingegen geht alles viel schneller. Kurz nachdem ein ehemaliger Profi seine Trainerlizenz in der Tasche hat, geht es ab in die Bundesliga. Und das nicht als Co-Trainer um zu lernen und sich zu verbessern, sondern gleich als Cheftrainer. Klubs und Trainer sollten sich fragen, ob das wirklich sinnvoll ist.
Talente fördern
Sind die Großklubs dann wieder an der Spitze und funktionieren als Mannschaft, wäre der nächste Schritt, die Jugendmannschaften der Philosophie anzupassen. Der Schritt vom Amateur zum Profi muss für die Nachwuchsspieler so leicht wie möglich gemacht werden. Dies kann man erreichen, indem man den Amateurteams und später auch den Nachwuchsteams dieselbe Idee vom Fußball mitgibt und schon früh auf die Kampfmannschaft vorbereitet. Erforderlich dafür sind natürlich Nachwuchstrainer mit hoher taktischer Kompetenz und einer perfekten Absprache mit dem Cheftrainer der Kampfmannschaft. Wenn bereits die 16- bis 18-Jährigen die Laufwege und ihre genauen Aufgaben in der Mannschaft kennen, kann das nur von Vorteil sein. Spielintelligenz ist das, was die österreichische Liga und auch das Nationalteam braucht. Leider wird das in Österreich noch nicht so wirklich erkannt. Immer noch stehen die körperliche Verfassung der Nachwuchsspieler im Vordergrund und viele schmächtigere, technisch starke Spieler bekommen gar nicht die Chance sich zu beweisen.
Fazit: Jetzt handeln um langfristig erfolgreich zu sein
Mit einer funktionierenden Kampfmannschaft und Amateur-, sowie Nachwuchsteams, sollte es in Zukunft leichter sein, selbst gute Spieler auszubilden und zu Führungspersönlichkeiten zu machen. Das Ziel der tipp3 Bundesliga muss es sein, eine ordentliche Ausbildungsliga zu werden. Junge Spieler sollen das Ziel haben, in der heimischen Bundesliga zu spielen und nicht schon frühzeitig nach Italien, England oder Deutschland zu wechseln. Schließlich werden in Österreich keine schlechteren Kicker geboren, als in Deutschland, Spanien oder Holland. Alles was zählt, ist die Ausbildung der Talente. Und da sind uns viele Nationen voraus.
Andreas Himmelbauer, abseits.at
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Andreas Himmelbauer
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