Der Schiedsrichter stellt im Fußballsport eine zentrale Figur dar, ohne die unser Lieblingssport nicht möglich wäre. Ob seine Leistung jetzt gut oder schlecht war,... Kuriose Szenen: Schiedsrichter im Fokus

Der Schiedsrichter stellt im Fußballsport eine zentrale Figur dar, ohne die unser Lieblingssport nicht möglich wäre. Ob seine Leistung jetzt gut oder schlecht war, ob die Entscheidungen knapp oder eindeutig waren – über seine Performance wird immer diskutiert werden. Ein Fall aus Frankreich sorgte für gehörigen Gesprächsstoff und wird ein Nachspiel haben. Im folgenden Bericht sehen wir uns einige kuriose Szenen und Fehlentscheidungen etwas genauer an.

„Was hat ihn da bloß geritten?!“

Ein Fußballschiedsrichter hat es bekanntlich nicht immer leicht und ist mit allerlei Anfeindungen von sämtlichen Seiten konfrontiert. Fehler passieren, irren ist menschlich. Aber was gestern Abend in Frankreich passiert ist, das übersteigt wohl die Vorstellungskraft des geneigten Fußballzuschauers.

Beim Spiel zwischen Nantes und der millionenschweren Truppe aus Paris, welches PSG übrigens mit 1:0 für sich entschied, kam es in der Nachspielzeit der zweiten Spielhälfte zum Eklat. Der ansonsten umsichtig agierende und in Frankreich angesehene Unparteiische Tony Chapron kreuzte den Laufweg von Nantes-Verteidiger Diego Carlos, woraufhin es zu einem unbeabsichtigten Kontakt kam und der Schiedsrichter stürzte. Im Fallen versuchte Chapron nun seinen „Gegner“ bewusst zu treten, verfehlte ihn aber. Zum Erstaunen aller wurde Carlos daraufhin vom Schiedsrichter vom Platz gestellt – der Skandal war somit amtlich.

Wütende Proteste und ein aufgebrachter Nantes-Präsident Kita änderten nichts mehr an der Situation. Der Präsident versuchte nämlich, nach dem Spiel mit dem Schiri Kontakt aufzunehmen, dieser verweigerte aber selbigen, da er sich müde fühlte und sich massieren ließ. Am Montagmittag wurde Chapron vom Verband vorerst suspendiert, eine Verhandlung wird folgen. Welche Strafe, Sperre oder sonstiges auf den Referee zukommen wird, das wird die Zukunft zeigen, aber milde dürfte das Urteil wohl nicht ausfallen.

Der gewalttätige Schiri?

Der Fall Carlos gegen Chapron stellt in gewisser Weise einen Einzelfall dar, wie eine nähere Betrachtung mit Schiedsrichtern und ihren Geschichten zeigt. Allgemein ist zu sagen, dass Gewalt gegen Spieler nicht häufig ist, aber durchaus vorkommen kann. In den Niederungen des deutschen Vereinsfußballs etwa, wurde der Schiedsrichter Hans-Herbert Hundt mehrmals wegen Handgreiflichkeiten gegenüber Fußballern gesperrt. Dennoch, diese Fälle sind rar gesät und stellen eine Ausnahme der ansonsten vernünftig agierenden Schiedsrichter dar.

Fehler passieren und sind Teil des Sports

Wie eingangs erwähnt ist auch der Fußballschiedsrichter nicht von Fehlern ausgenommen und Fehler passieren nun einmal. Mittlerweile stehen den Unparteiischen unterschiedlichste Hilfsmittel zur Verfügung. Neben den klassischen Linienrichtern kann man in Spielen auf europäischen Niveau auch Torrichter bestaunen, in Deutschland und Italien gibt es schon den Videoschiedsrichter und die Torlinientechnik, die es z.B. in England gibt, ist ebenfalls eine große Unterstützung. Dennoch geschehen immer wieder Missgeschicke. So war das erste Tor von Hannover an diesem Wochenende gegen Mainz irregulär, da der Ball nicht im Viertelkreis lag, als ein Corner ausgeführt wurde. Der Videoschiedsrichter intervenierte nicht beim Hauptschiri und so war das Tor bestätigt. Der späte Ausgleich von Watford gegen Southamtopn war ein klares Handspiel von Doucoure, wurde aber nicht gesehen und so zählte das Tor. Ja, das sind normale Fehler, die passieren können und über die diskutiert wird, aber mehr auch nicht.

Bestechungen im Fußball

Der Fußball ist leider auch nicht ausgenommen von Bestechungen und Verschiebungen der Spielergebnisse. Bestes Beispiel aus Österreich sind Sanel Kuljic und Dominique Taboga, aus Deutschland etwa die Saison 1970/71 der Bundesliga oder die Einzelperson Rene Schnitzler. Auch die Schiedsrichter sind von solchen Versuchen nicht immer gefeit. So bot 1996 der Schweizer Unparteiische Kurt Röthlisberger, der in den Jahren zuvor mehrmals Schiedsrichter des Jahres in der Schweiz wurde und auch das CL-Finale 1993 pfiff, dem Manager der Grashoppers Zürich an, dass das Spiel für 100.000 Franken nicht verloren gehen würde. Auch Deutschland wurde im Jahr 2005 von einem Schiedsrichter-Skandal erschüttert, in dessen Zuge Robert Hoyzer mehrere Spiele verpfiff, um Sportwetten richtig zu platzieren. Bestechungen sind im Spitzensport leider omnipräsent und so finden sie auch im Schiedsrichterwesen Eingang.

Kurioses Fehlverhalten

An vielen Orten passieren ungewöhnliche Dinge mit Referees, wobei man nicht immer von einem Skandal sprechen muss. So wurde Wolf-Dieter Ahlenfelder zum Kultschiedsrichter, als dieser im Jahr 1975 bereits nach 30 Minuten zur Halbzeit pfiff, dann nach längeren Interventionen doch weiterspielen ließ und die Spielzeit so ungefähr einhielt. Der Grund war schnell gefunden, denn Ahlenfelder selbst widersprach nicht, als man ihm nach dem Match einen leichten Schwips zusprach, was der Grund für seine Fehleinschätzung der Spielzeit war. Was in unteren Ligen leider immer mal wieder vorkommt, war bis dato in der deutschen Bundesliga einmalig.

Ebenso einmalig ist der Stinkefinger in Richtung Fanlager vom Schweizer Schiri Massimo Busacca. Der international anerkannte Referee streckte 2009 den Fans der YB Bern seinen Mittelfinger entgegen und wurde dafür drei Spiele gesperrt. Ebenfalls gesperrt wurde der Schiri Pascal Erlachner, der den Zürich-Spieler Salatic als „Arschloch“ bezeichnet hatte. Der Karriere des Unparteiischen tat dies keinen Abbruch. Der sich erst kürzlich als homosexuell geoutete Erlachner pfeifft weiterhin in der höchsten Schweizer Liga und kam auch schon zu drei Einsätzen in der heimischen Liga. Einige kuriose Fälle gibt es auch aus Brasilien und Rumänien zu vermelden, denn dort zückten Schiedsrichter bereits mehrmals ihre Pistolen am Spielfeld und verschafften sich somit Respekt. Über etwaige Sperren der Beteiligten ist nichts bekannt.

Was Schiedsrichter erdulden müssen…

Eine elefantendicke Haut müssen sich die Schiris im Laufe ihrer Karriere schon zulegen, um nicht gefressen zu werden. Erst vor zwei Monaten bekam der heimische Schiri Dieter Muckenhammer Morddrohungen und in unteren Ligen kann es immer wieder vorkommen, dass die Schiedsrichter nach dem Schlusspfiff schnell das Weite suchen müssen, um von aufgebrachten Fans oder Spielern nicht verprügelt zu werden. Besonders kreativ hingegen zeigten sich die Fans von Lazio Rom, die das Restaurant eines Schiedsrichters auf diversen Internet-Plattformen schlecht bewerteten. Ganz durchdacht war diese Aktion aber nicht, denn das Lokal gehört dem besagten Unparteiischen nicht mehr.

Schockierend war der Fall von Babak Rafati, der den Druck als Bundesligaschiedsrichter in Deutschland nicht mehr Stand hielt und sich versucht hatte, das Leben zu nehmen. Wobei es hier nicht um den Druck aufgrund der Spieler oder Fans geht, sondern um den Führungsstil seiner Vorgesetzten, die ihn aufgrund einiger Fehler stark kritisierten. Man sieht somit, dass Schiedsrichter mehreren negativen Einflussfaktoren (Fans, Medien, Spieler, Vorgesetzte, etc.) ausgeliefert sind und unter erheblichen Druck stehen.

Conclusio

Ein Schiedsrichter ist und bleibt ein Teil des Spieles und ist enorm wichtig. Im Prinzip sollte man froh sein, dass es trotz der vielen negativen Aspekte des Schiedsrichterwesen immer genügend Leute gibt, die diesen Beruf, oder besser gesagt diese Berufung, ausüben und uns somit das Spiel tragen. Fehlerhafte Leistungen der Schiedsrichter werden permanent evaluiert und sie befinden sich genau so wie die Spieler selbst im Training, um Leistungen auf dem höchsten Niveau abzurufen. Nichtsdestotrotz ist eine Aktion wie jene in Frankreich untragbar und gehört entsprechend sanktioniert. Die Geschichte zeigt zugleich aber auch, wie sehr ein Schiedsrichter im Mittelpunkt steht und welche Erwartungshaltung man an ihn richtet. Hätte etwa der Beteiligte Carlos einen Spieler von PSG ohne Ball versucht zu treten, wäre er voraussichtlich gesperrt worden, aber das Medienecho wäre bei weitem nicht so hoch und die Situation wäre spätestens nach der Verhandlung vergessen.

Thomas Schützenhöfer, abseits.at

Thomas Schützenhöfer

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