Es sind rund 50 Kilometer, die man von Derry/Londonderry zurücklegen muss, um nach Coleraine zu gelangen. Die Stadt nahe der Causeway Coast ist an sich unscheinbar, dient aber als Ausgangspunkt zu den schönsten touristischen Zielen an der pittoresken nordirischen Nordküste. Ebenso unscheinbar wie die Stadt ist auch der Coleraine FC. Zwar wurde man 1974 sogar nordirischer Meister, holte zahlreiche Cuptitel und war zuletzt auch vermehrt im Europacup engagiert, dennoch ist der Verein nur ausgewiesenen Fußballexperten ein Begriff.
Coleraine FC – Glentoran FC 1:1 (0:1)
Zum heutigen Ligaduell gegen den Glentoran FC aus Belfast kommen 1.800 Besucher in das Stadion, dass den klingenden Namen „The Showgrounds“ trägt. Einen klingenden Namen hat auch der heutige Gast, der 24-mal Meister und 22-mal Cupsieger wurde, jedenfalls, doch in der aktuellen Tabelle ist Glentoran nur auf Rang sieben, mit bereits sechs Punkte Rückstand auf Platz sechs, auf dem derzeit Coleraine steht. Platz sechs ist in Nordirland allerdings sehr wichtig, denn auch hier wird – wie in Österreich – die 12er-Liga nach einem Grunddurchgang in ein oberes und ein unteres Play-Off geteilt.
Das Stadion, das ein britisches „old-school“-Stückwerk ist, hat eine überdachte Haupttribüne mit Sitzplätzen und eine unüberdachte Stehplatzgegengerade. Wie in alten britischen Stadien es üblich ist, sind die Stehplätze hinter dem Tor für Heim- und Gästefans überdacht. Dies war aufgrund der rauen und windigen Wetterbedingungen auch gut so und so wie das Wetter, war anfangs auch das Spiel. Es gab nämlich den klassischen nordirischen Fußball, der kaum mit spielerischen Elementen aufwartet, dafür aber mit umso mehr Einsatz und Härte.
Es waren die Gäste aus Belfast, die sehr zu Freude der zahlreich mitgereisten Fans, in der 28.Minute durch McDaid in Führung gingen. Als beim Abgang in die Kabinen Coleraine-Spieler Bradley vom Schiedsrichter – wohl wegen Kritik – mit glatt Rot vom Feld gestellt wird, sieht es so aus, als würde Glentoran heute wohl drei wichtige Punkte gegen den direkten Konkurrenten um die Play-Off-Teilnahme einfahren können. Doch nach dem Seitenwechsel belagert Coleraine das Tor der Gäste aus Belfast und so fällt in der 52.Minute der verdiente Ausgleich durch McCauley.
Nach diesem Gegentreffer gelingt es Glentoran die Defensive zu stabilisieren und weitere Chancen der Gastgeber zu unterbinden. Allerdings können die Gäste aus der Überzahl überhaupt kein Kapital schlagen, sodass das Spiel einfach so vor sich hinplätschert. Die wetterfesten Coleraine-Fans auf der Haupttribüne haben in Schiedsrichter Boyce schon den Übeltäter für das Verhindern eines möglichen Sieges gefunden. Oftmals wird „Yellow bastard“ und „f*cking cunt!“ in seine Richtung skandiert, aber er zeigt sich ob dieser Beschimpfungen völlig unbeeindruckt und beendet, ohne weitere besondere Vorkommnisse, das Spiel beim Stande von 1:1 nach 90 Minuten.
Nach diesem ereignisreichen Tag lassen wir dem Abend in einem Pub in Coleraine ausklingen, wobei wir bei den Gesprächen mit den Einheimischen nähere Infos über den Coleraine FC und die gesamtirische Rugbynationalmannschaft erhalten, ehe sich schließlich doch alles wieder um das morgige Spiel im Windsor Park dreht.
Nordirland – Österreich 1:2 (0:0)
Nachdem der Sonntag noch an Küste verbracht wurde und unter anderem der Giant´s Causeway besichtigt wurde, ging es am frühen Nachmittag nach Belfast, wo direkt der Windsor Park angefahren wurde. Das Heimstadion des Linfield FC wurde 1903 errichtet und dient auch Spielstätte für die nordirische Nationalmannschaft. Mit der Modernisierung des in die Jahre gekommenen Stadions wurde die Kapazität auf 18.434 Sitzplätze festgesetzt. Während für Linfields Ligaspiele meist nur die Haupttribüne geöffnet wird, sind die Spiele der Nationalmannschaft immer gut besucht und so ist auch die heutige Begegnung gegen das ÖFB-Team mit 17.895 beinahe ausverkauft. Das Kontingent an Auswärtskarten wurde seitens des ÖFB zur Gänze ausgeschöpft und so sind rund 900 Besucher aus Österreich im Stadion, die zu Beginn des Spiels mit einer Fahnenchreographie in den Nationalfarben auf sich aufmerksam machen.
Auf dem Rasen sind es die Nordiren, die vorerst die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In der siebenten Minute wird ein Schuss von Corry Evans unglücklich abgefälscht, sodass Heinz Lindner im ÖFB-Tor mit aller Mühe einen frühen Rückstand gegen die in der Nations League punktelosen und daher schon vor dieser Partie abgestiegenen Nordiren zu verhindern. Österreich findet in der ersten Spielhälfte überhaupt nicht ins Spiel. So bleibt ein Freistoß von Alaba in der 14.Minute auch die gefährlichste Aktion. Nordirland hat zwar mehr Spielanteile, ist aber in der Offensive auch völlig harmlos, sodass es nach 45 Minuten auch 0:0.
In der Pause wechselt Teamchef Franco Foda das erste Mal und schickt statt des angeschlagenen Illsanker den offensiveren Peter Zulj aufs Feld. Diese Umstellung bringt auch den erhofften Umschwung im Spiel der Österreicher, denn es ist der Grazer Zulj, der auf der linken Seite einen Pass zur Mitte spielt, den Alaba passieren lässt und der in weiterer Folge beim am Strafraum lauernden Schlager ankommt. Dieser zieht ab und versenkt den Ball mit einem platzierten Flachschuss in rechte Ecke zur Führung für das ÖFB-Team.
Doch Schlagers Premierentreffer bringt keine Sicherheit ins Spiel der Nationalmannschaft. Ganz im Gegenteil ist die Defensive ist auf einmal unkoordiniert und unkonzentriert. So spielt Lainer, nachdem er anfangs ein wenig in Bedrängnis gebracht wurde, einen Ball mit der Ferse unmotiviert ins Seitenaus, dann verliert Baumgartlinger im Mittelfeld leichtfertig den Ball, Dragovic ist in der Innenverteidigung indisponiert und dann wird Corry Evans Schuss von Martin Hinteregger noch so unglücklich abgefälscht, dass sich der Ball hinter dem völlig chancenlosen Lindner zum 1:1 ins Tor senkt.
Glücklicherweise konnten die kampfbetont spielenden Nordiren nach diesem Treffer nicht wirklich nachlegen und so brachte Teamchef Franco Foda in der Schlussphase noch den leicht angeschlagenen Arnautovic, um dank seiner Kreativität doch noch drei Punkte aus Belfast mitnehmen zu können. In einer hektischen Schlussphase ließ Arnautovic auch einige Male seine Klasse aufblitzen, aber ein Treffer will ihm nicht gelingen.
Als alles schon nach einem Remis aussieht und die angezeigte Nachspielzeit bereits abgelaufen ist, bedient Marko Arnautovic den an der Strafraumgrenze lauernden Lazaro, der – nachdem er in dieser Situation anfangs Schwierigkeiten hatte das Spielgerät unter Kontrolle zu bringen – im richtigen Moment auf das Tor der Nordiren schießt und sich dieser Ball genau ins Kreuzeck senkt. Wenige Augenblicke später beendet der belgische Schiedsrichter Lardot dieses Spiel.
Österreich gewinnt somit in letzter Sekunde das erste Mal in Belfast und bewies auf nach dem verpassten Aufstieg in die A-Gruppe Moral. Spielerisch fehlt aber noch einiges auf die A-Gruppe. Dies wurde in dieser Begegnung wieder einmal mehr als deutlich und darüber sollte das gute Resultat heute nicht hinwegtäuschen.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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