Liebe Sky-Regie, Ich kann mich noch erinnern als ich vor einigen Jahrzehnten jeden Samstag um 18:30 Uhr gebannt vor dem Fernseher saß und auf... Offener Brief an die Sky-Regie

Liebe Sky-Regie,

Ich kann mich noch erinnern als ich vor einigen Jahrzehnten jeden Samstag um 18:30 Uhr gebannt vor dem Fernseher saß und auf die ORF-Zusammenfassung der Bundesliga-Runde wartete. Die wenigen Minuten, die man von seiner Lieblingsmannschaft sah, waren das Highlight des Tages und es war immer ein innerer Kampf nicht vorweg die Teletext-Sportseiten anzusteuern, damit der Spielausgang eine Überraschung blieb.

Die Zeiten haben sich geändert. Das Pay-TV zog ins Land und Premiere übertrug zunächst ein Einzelspiel der Runde in voller Länge. Die Fans fühlten sich oftmals ungerecht behandelt, wenn die Partie ihrer Lieblingsmannschaft ein weiteres Mal nicht als Einzelspiel ausgestrahlt wurde und im Austrian Soccer Board fertigten die User Statistiken an, um das Ungleichgewicht mit Zahlen zu belegen.

Das ist heute zum Glück nicht mehr notwendig, denn aus Premiere wurde Sky und per Sky-Sport-Paket werden alle Spiele der österreichischen Bundesliga übertragen. Spiele im Free-TV wären zwar eine wünschenswerte Sache, doch der moderne Fußball ist teuer geworden. Sowohl für die TV-Konsumenten, die auf Pay-TV-Sender angewiesen sind als auch für die Rechteerwerber. Laut einem Standard-Artikel aus dem Jahr 2017 ist euch die Übertragung der österreichischen Bundesliga pro Saison rund 34 Millionen Euro wert. Ab 2022/23 soll die Option auf weitere vier Spielzeiten sogar 41 Millionen jährlich betragen. Das Gesamtpaket war demnach rund 300 Millionen Euro schwer, was für die österreichische Bundesliga schon eine beachtenswerte Summe darstellt und sicherlich auch den Vereinen hilft.

Worauf ich aber hinaus will. Wenn ihr schon so viel für die Rechte bezahlt und wir Konsumenten ebenfalls nicht wenig für das Sky-Abo abdrücken, dann ZEIGT DOCH BITTE, BITTE, BITTE, BITTE, BITTE DAS GESAMTE SPIEL.

Wenn es einen Outeinwurf gibt, ist es keine gute Idee zehn Sekunden lang einen Ersatzspieler zu zeigen, der auf der Bank sitzt und in seiner Nase bohrt – so geschehen etwa beim jüngsten Rapid-Spiel gegen den Wolfsberger AC, wo die Kamera ewig lange WAC-Neuzugang Gustav Henriksson filmte, während das Spiel schon längst fortgesetzt wurde. Genausowenig muss man nach einem Foulpfiff einen Spieler in Großaufnahme zeigen, wenn die Partie schon wieder am Laufen ist. Eine Tormöglichkeit muss man nicht dreimal in der Wiederholung zeigen, wenn das Spiel inzwischen fortgesetzt wird. Dafür ist auch in der Halbzeitanalyse oder nach dem Schlusspfiff Zeit. Ihr dürft euch da ausnahmsweise ruhig eure Kollegen aus Deutschland als Vorbild nehmen.

Ich spreche vielen Fußballfans aus der Seele, wenn ich euch bitte, wirklich das GESAMTE Spiel zu zeigen und nicht bei jeder kleinen Unterbrechung die Trainer und Ersatzspieler einzublenden. Wir wollen ganz genau wissen weshalb plötzlich die andere Mannschaft im Ballbesitz ist und wie die Torchance entstand. Ist das kleinlich, vielleicht, aber so ticken wir nun einmal, wir sind eben Fußballverrückte, sonst würden wir nicht eine unwesentliche Geldsumme für eure Übertragungen bezahlen. Wir zahlen das Geld nicht um eure Experten zu sehen – außer vielleicht Alfred Tatar. Wir zahlen, weil ihr alle Spiele in der gesamten Länge sendet und nichts verpassen wollen. Am besten keine einzige Sekunde.

Die Regieführung ist sicher kein einfacher Job und bei überraschenden Aktionen muss man blitzschnell reagieren, um das Geschehen im Blick zu haben – man denke nur an den 60-Meter-Ivanov-Freistoß aus dem Jahr 1996 im Spiel zwischen dem SK Rapid und dem SK Sturm, der blitzschnell ausgeführt wurde und den TV-Zuseher nie in seiner vollen Pracht erleben konnten. Solche Ausnahme-Situationen sind immer zu entschuldigen. Dass aber kategorisch bei jeder kurzen Unterbrechung versucht wird mit „Seitenblicken“ Spannung zu erzeugen ist kontraproduktiv und verärgert eure Kunden.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger