Der ein oder andere von euch denkt wahrscheinlich nur eins, wenn er auf eine mögliche Fusion der Wiener Großklubs angesprochen wird: „Keine Macht den... Satire | Rapstria Wien United – oder wie die Welt mit EINEM Wiener Großklub aussehen würde…

Wiener Derby - Rapid vs AustriaDer ein oder andere von euch denkt wahrscheinlich nur eins, wenn er auf eine mögliche Fusion der Wiener Großklubs angesprochen wird: „Keine Macht den Drogen!“ Keine Sorge, niemand hat die Absicht die beiden Wiener Großklubs miteinander zu verbinden. Ehe das passiert, heiratet der Papst.

Im Folgenden versuchen wir uns aber an der Kunst der Satire und wollen das Gedankenexperiment einer möglichen Fusion der beiden Erzrivalen durchkauen. Tatsächlich bestand diese skurrile Idee Anfang der 90er-Jahre.  

René Alfons Haiden, einst Generaldirektor der Bank Austria, schlug das gewagte Projekt vor. Wahrscheinlich dachte er, wenn eine Bank AUSTRIA der Hauptsponsor des SK RAPID sein kann, muss der gleichnamige Fußballklub auch irgendwie dazu passen. „Realitätsfern“, nannte ein Journalist das Vorhaben. Die Gründe hinter dieser Überlegung waren aber wohl eher wirtschaftlicher Natur: Rapid stand nach dem persönlichen „Börsencrash“ (dem Flop der Rapid-Aktie) 1993 kurz vor dem Konkurs, die Bank Austria stieg ein und wollte die Grün-Weißen durch ein Insolvenzverfahren sanieren. Das Geldinstitut überlegte, wie es mit den Hütteldorfern nun weitergehen sollte: Zur Auswahl standen die Fortführung des SCR als Halbprofiverein oder die Fusion mit den Veilchen. Naturgemäß stießen beide Vorhaben auf heftigen Widerstand bei den Anhängern und die Bank finanzierte zähneknirschend den grün-weißen Ausgleich.

Menschen aus der Wirtschaft oder Politik sehen vieles einfach pragmatisch. Ur-Mutter dieser Vorgehensweise ist wahrscheinlich Marie Antoinette mit ihrem Kommentar zu den protestierenden Armen vor Schloss Versailles: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen.“

Schon klar, diese wahrhaft weltfremde Aussage kann nicht mit Haidens Vorschlag verglichen werden. Der Bank-Boss musste jedoch lernen, dass nicht alles in der Fußballwelt ökonomisch bewertbar ist. Die Anhängerschaft als Rücken und Stützapparat des Vereines reagiert in gewissen monetären Angelegenheiten äußerst empfindlich. Vielleicht ist das aus gesellschaftlicher Sicht auch nicht ganz so falsch.

Die Rivalität zwischen den beiden Wiener Fußballvereinen ist heute einen unüberwindbaren Graben für eine mögliche Kooperation. 307 Mal standen sich Violett und Grün-Weiß im Wiener Derby gegenüber, die Konkurrenz zum anderen ist längst bestimmender Teil der eigenen Klubidentität geworden: Der Austria-Fan definiert sich als Rapid-Gegner, ebenso wie sich der Rapid-Anhänger auch immer als Anti-Austrianer sieht.

Was also wäre mit „VIENNA UNITED“- einer Synthese aus Grün und Violett, geschmiedet am Laaer Berg und gestählt von ehrlichen Hütteldorfern? Der Traum, ein Leben. Theoretisch ist aber alles möglich. Wie würde dieses Szenario aussehen?

1. Tradition: Beide Klubs schmücken sich unabhängig voneinander mit dem Prädikat „Traditionsverein“.  Nach Adam Riese müsste ein Zusammenschluss diese klassische Komponente also verdoppeln. Man stelle sich vor: RAPSTRIA UNITED – Der Verein für eh alle(s)!

Hier wird zusammengefügt, was zusammen gehört: Kampfkraft und Technik. Laaerberg und Wienerwald. Proletariat und Kapital. Ogris und Kühbauer. Masse und Macht. Hanappi und Sindelar. Rapid-Geist und Viola-Ballzauber. Walter und Schönecker.

Der Nachwelt kann eine rührselige Geschichte von einer „Feindschaft“, die in eine unsterbliche Union mündet erzählt werden. Cap und Capper, nur halt umgekehrt. Alle Legenden, mythische Spiele, einstige Heimstätten werden nun ein historischer Teil des neuen Klubs.

Gleichzeitig nimmt man das Beste und mischt es zusammen. Es wird nur äußert schwer und teuer werden, Spieler zu finden, die Austria- und Rapid-Tugenden besitzen und nach Österreich wechseln wollen. Mit den Wirtschaftskontakten der Favoritner sollte man aber einige finanziell-potente Sponsoren an Land ziehen können. Außerdem muss sich die Stadt Wien auch nur mehr um einen Bundesligaklub kümmern.

2. Vereinsfarben: Grün-Violett gestreift, kariert, gefleckt – egal. Diese beiden Farben ergeben jedenfalls eine besonders stimulierende Kombination. Violett wirkt ausgleichend und regenerierend, steht aber auch für Selbstbezogenheit, Mystik und Würde. Grün fördert die Konzentration und wird mit Wachstum, Hoffnung und Durchsetzungsvermögen assoziiert. Nach dem Motto: Milka goes ecological. Prophetischer kann man sagen, dass die Veilchen endlich auf Rasen sprießen dürfen.

Grün und violett zu einer neuen Farbe zusammenzumischen, ist aber nicht empfehlenswert. Das Ergebnis wäre nämlich Braun. Fäkalienähnliches Braun, wie nach übermäßigem Orangengenuss. Mehr Nacktschnecke als St. Pauli und dieses Tier ist wahrscheinlich als Wappentier für einen Fußballverein nicht ganz geeignet.

3. Präsident: Einer allein vermag es nicht zu machen. Zwecks dem erhöhten Traditionsprinzip, kann es eigentlich nur ein kongeniales Duo, das die jüngste Vergangenheit der beiden Vereine geprägt hat, geben: Herbert „Schneckerl“ Prohaska und Johann „Hanseee“ Krankl. „Der grüne Hans“ spielt als Präsident seine Abschlussqualitäten aus und „Viola-Herbert“ analysiert Ziel und Wirkung.

Ganz Österreich weiß seit wenigen Tagen, dass nur zwei Eigenschaften für einen Außenminister der Republik wirklich bedeutsam sind: „Kontaktfreudigkeit und rasche Auffassungsgabe“, benennt der Ex-Generalsekretär des Amts diese. Und was für den Minister eines Staates gilt, muss ja im erhöhten Maße für den „Chef“ eines Fußballvereines feststehen. Fehlende Erfahrung muss durch Funktionäre weggemacht werden, für den Rest hat RAPSTRIA die Gallionsfiguren Hans und „Schneckerl“.

4. Heimstätte: Neuer Verein, neues Stadion. Und da der neue Klub, ein Klub für alle Wiener Fußballfans sein soll, wäre ein Neubau gleich hinter‘m „Steffl“ ideal! Wegen dem göttlichen Segen und der Stadtmitte warat‘s. Eine Art neues Kolosseum eingebettet zwischen Singerstraße und Wollzeile, geschmückt von 22 Dachstatuen, die wie 22 Apostel einer neuen Bewegung über RAPSTRIA UNITED wachen. Konsel-Happel-Weber-Schöttel-Panenka-Herzog-Hanappi-Kühbauer-Uridil-Krankl-Binder und Koncilia-Sara-Stotz-Obermayer-Nausch-Prohaska-Ocwirk-Stojaspal-Nemec-Sindelar-Polster, die Jahrhundertelfen in grün und violett sollen von der großen Geschichte RAPSTRIAs zeugen.

Szenario-Neubau:

Ein Stadionsponsor wird von Prohaska und Krankl fieberhaft gesucht, bis der „Goleador“ endlich die zündende Idee hat. Doch vorher muss er „Schneckerl“ überzeugen, denn der hat mit dem Wunschkandidaten und Ersatzteilgreissler nicht so gute Erfahrungen gemacht.

Gemeinsam wird jener Milliardär schließlich von den Vereinspräsidenten überzeugt, sein Stroh in RAPSTRIA zu buttern. „Franzl, hurch zua, mir brauchen di. Wir brauchen ein ausrangiertes Hängeschild für in‘ neuen Verein.“Grundsätzlich, können wir mit den Geld, das was du uns gibt, einen neuen Platz bauen. Spaß bei der Seite, es soll schon ein reproduziertes, äh, repräsentatives Stadion sein. Mir nennen dem Platz vor den RAPSTRIA-Platz auch „Ballhausplatz“, dann bist dort a amal da Chef.“ „Wer das Geld macht, nicht, macht die Regeln, nicht.“ „Das tuen wir, das machen wir. Minimum: 50.000 Sitzplätze. Pflicht: 75.000“

Wenn Wien schon nicht die Hauptstadt von Frank-Reich geworden ist, kann wenigstens die „Frank-Arena“ eröffnet werden.

Stadionkost kommt von einem berühmten Wiener Rindfleischlokal, immerhin, soll der „RAPSTRIA-Platz“ auch ein Magnet für die zahlreichen Wien-Touristen werden. Die bekehrenden Dienste der nahen Stephanskirche können ebenso in Anspruch genommen werden, um die in Wien nur (noch) vereinzelt vorkommenden Spezies „Vienna-Anhänger“ und „Sportklub-Fan“ von der Großartigkeit der RAPSTRIA zu überzeugen.

5. Fans: Die Hütteldorfer Fans haben sich beim letzten Wiener Derby eh schon beschwert, dass sie keinen wirklichen „Kurven-Gegner“ haben. In brüderlicher Umarmung können nun auch die Ziele hoch gesteckt werden: VIENNA UNITED und zwar auch INTERNATIONAL. Auch hierbei soll die nötige Mischung gefunden werden: Die Rapid-Fans nehmen ihre Stimmbandln mit, die Austria-Fans lassen ihre rechtsextremen Anhänger daheim.

Egal wie der vereinte Wiener Fußballklub nun heißt, RAPSTRIA oder AUSPID oder –neutraler- VIENNA UNITED bzw. Eisern Wien. Na gut, so nun auch wieder nicht. Ab jetzt wird Seite an Seite für die Donaumetropole gefochten. Denn eines vereint die Austria- und Rapid-Fans schon seit jeher: „Wir sind eure Hauptstadt, ihr Bauern!“.

Beliebte (Hass-)Gesänge lassen sich ob der einfachen Struktur des Reimes auch leicht abändern: „Wien ist komplett, grün-violett!“ oder „Wir sind die Jungs aus Wien, violett-grün ist unser Team!“

Die Austria könnte ihren Frust bezüglicher der leidigen Rekordmeisterdiskussion endlich zur Seite legen: 24 violette und 32 grün-weiße Titel würden die totale nationale Dominanz bedeuten. Auch 41 „gemeinsame“ Cupsiege darf man dazuzählen.

Bei aller Kritik an der Westtribüne und all den Kontroversen, für die diese ab und an sorgt, immerhin sammeln die Ultras Rapid Jahr für Jahr für den karitativen Zweck: 25.000€ kamen heuer an Spenden zusammen.

Als Vereinskooperation würde sich die Unterstützung von Aktionen rund um Bildungsangelegenheiten anbieten, z.B. „Rettet dem Dativ!“ unter Schirmherrschaft von „Präse“ Herbert Prohaska. Passend wie das Ohr zum Schmalz.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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